Was ist ein Beurteilungsschreiben?
Das Beurteilungsschreiben wird häufig auch als Referenz, Referenzschreiben oder Empfehlungsschreiben bezeichnet. Die Funktion ist in allen drei Fällen dieselbe: Arbeitnehmer und Bewerber brauchen einen Nachweis über ihre beruflichen Tätigkeiten und erworbenen Kenntnisse, ein Arbeitszeugnis kommt jedoch aus verschiedenen Gründen nicht infrage.
Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn noch kein Anspruch auf ein qualifiziertes Arbeitszeugnis besteht, weil das Arbeitsverhältnis keine 6 Wochen dauerte. Oder aber Sie waren zuvor selbstständig – etwa als Freiberufler. Auch dann existiert kein Zeugnisanspruch, weil es keinen Arbeitgeber gibt.
Beurteilungsschreiben oder Empfehlungsschreiben: Unterschied?
Auch wenn die Begriffe häufig synonym verwendet werden, gibt es feine Unterschiede zwischen Empfehlungsschreiben einerseits und Beurteilungsschreiben oder Referenzschreiben andererseits:
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Empfehlungsschreiben
In diesem Dokument geht es um eine gezielte Empfehlung für einen Mitarbeiter. Das Empfehlungsschreiben ist immer direkt an einen konkreten Arbeitgeber adressiert und damit nur einmal verwendbar. Das Schreiben ist zudem auf die Zukunft ausgerichtet – es empfiehlt den Mitarbeiter für die künftigen Aufgaben.
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Beurteilungsschreiben
Das Beurteilungsscheiben ist dagegen allgemein verfasst. Es listet – rückblickend – auf, welche Tätigkeiten der Mitarbeiter ausgeübt und welche Qualifikationen und Kenntnisse er oder sie erworben hat. Dies ist für einen potenziellen Arbeitgeber umso interessanter, je näher die Skills am Anforderungsprofil der neuen Stelle sind.
Sinn und Zweck einer Beurteilung
In Deutschland umfasst die klassische Bewerbung folgende Unterlagen und Dokumente (in dieser Reihenfolge):
- Anschreiben
- Deckblatt (optional)
- Lebenslauf (mit Bewerbungsfoto)
- Anlagen (Ausbildungszeugnis, Arbeitszeugnisse, Referenzen oder Beurteilungsschreiben)
- Nachweise über Fortbildungen (optional, nur relevante)
Das Beurteilungsschreiben zählt nicht zu den Pflichtangaben. Auch nicht bei „vollständigen“ Bewerbungsunterlagen. Es ist ein rein freiwilliger Zusatz in der Bewerbung. Es gewinnt aber an Bedeutung, wenn ein Arbeitszeugnis aus genannten Gründen fehlt. In jüngster Zeit kommen die Beurteilungsschreiben zunehmend in Mode und zum Einsatz.
Warum interessieren Personaler Beurteilungsschreiben?
Das wachsende Interesse an Beurteilungsschreiben liegt zum Einen am Einfluss des angloamerikanischen Arbeitsmarkts, wo Arbeitszeugnisse gänzlich unbekannt sind. Hier haben Referenzen und Referenzlisten eine große Bedeutung bei der Bewerbung und werden fast immer erwartet. Damit eignen sich Beurteilungsschreiben besonders für jene, die sich im Ausland bewerben möchten.
Der zweite Grund: Die Beschäftigungsverhältnisse in Deutschland ändern sich seit Jahren. Freelancer und Arbeitnehmer in Projektarbeit nehmen immer weiter zu. Die aber haben im Gegensatz zu festangestellten Arbeitnehmern keinen gesetzlichen Anspruch auf ein Arbeitszeugnis.
Wie bekomme ich ein Beurteilungsschreiben?
Um Fähigkeiten und Berufserfahrungen zu dokumentieren, eignet sich das Beurteilungsschreiben für unterschiedlicher Berufs- und Bewerbergruppen. Damit wechseln zugleich die potenziellen Aussteller des Referenzschreibens:
- Berufseinsteiger (Ausbilder, Dozenten, Doktorvater)
- Praktikanten (Betreuer)
- Trainees (Mentor, Vorgesetzte)
- Studenten (Dozenten)
- Stipendiaten (Professor, Förderer)
- Azubis (Ausbilder)
- Schüler (Lehrer)
- Ehrenamtler (Verein, Stiftung)
In den meisten Fällen ist es nicht der aktuelle oder ehemalige Arbeitgeber, der das Beurteilungsschreiben ausstellt, sondern vielmehr berufliche Weggefährten, Ausbilder oder Mentoren. Grundsätzlich kann das Dokument von jeder Person geschrieben werden, mit der Sie schon zusammengearbeitet haben und die sich lobend und wohlwollend für Sie verbürgt. Idealerweise besitzt der Aussteller allerdings hohes Ansehen und Renommee in Fachkreisen oder in der Branche. Das verleiht dem Schreiben mehr Gewicht und Seriosität.
Tipp: Schätzungen zufolge enthält erst jede vierte Bewerbung ein Beurteilungsschreiben. Daraus ergibt sich eine enorme Chance, um sich positiv von anderen Bewerbungen abzuheben.
Beurteilung schreiben: Formulierungen + Besonderheiten
Weil es keine rechtliche Verpflichtung für ein Beurteilungsschreiben gibt und der Verfasser dieses freiwillig ausstellt, müssen Sie als Empfänger im Gegensatz zur Zeugnissprache keine versteckten Codes oder Botschaften fürchten. Das Beurteilungsschreiben fällt immer positiv aus. Ansonsten würden Sie es auch kaum zur Bewerbung packen.
Gleichzeitig sind Sie beim Verfassen und bei den Formulierungen sowie bei Form und Inhalt deutlich freier. Romane will aber auch keiner lesen. In der Kürze liegt die Würze – das gilt auch für das Beurteilungsschreiben. Länger als eine DIN-A4-Seite sollte es nicht sein.
Aufbau und Inhalt
Worauf der inhaltliche Schwerpunkt liegt, bleibt dem Beurteilenden überlassen. Üblicherweise wird mit wenigen pointierten Sätzen die Tätigkeit, Funktion oder Arbeitsleistung des Beurteilten geschildert. Floskeln sind dabei zu vermeiden, sonst wirkt es weniger authentisch. Das Beurteilungsschreiben endet mit dem Hinweis auf die Kontaktdaten des Ausstellers und der Bereitschaft, weitere persönliche Auskünfte zu geben. Ansonsten sollte das Schreiben immer folgende Bausteine enthalten:
- Briefkopf (Name und Kontaktdaten des Ausstellers, Unternehmen)
- Datum (möglichst aktuell)
- Betreffzeile mit Namen des Beurteilten
- Beschreibung des Unternehmens und der Stelle
- Zeitangabe der Zusammenarbeit
- Beschreibung der Aufgaben und angewendeten Fähigkeiten
- Qualitative Beurteilung der Arbeitsleistung
- Beurteilung des Sozialverhaltens, Kollegialität, Soft Skills
- Zukunftswünsche
- Unterschrift
Beispiel und Muster für ein Beurteilungsschreiben
Die folgende Beurteilungsschreiben Vorlage können Sie gleich hier online im Browser editieren und umschreiben. Dazu einfach auf den Kasten klicken, anschließend kopieren und ausdrucken.
Name Beurteilungsschreiber
Anschrift
PLZ Wohnort
Telefonnummer
Beurteilungsschreiben für ____
Unser Unternehmen arbeitet mit Herrn/Frau ____ seit vielen Jahren als freie(n) Mitarbeiter/in zusammen. Herr/Frau ____ war in dieser Zeit für unterschiedliche Projekte tätig.
In der Zeit von TT.MM.JJJJ bis TT.MM.JJJJ hat Herr/Frau ____ uns beispielsweise in der Funktion als ____ unterstützt und dabei seine/ihre Aufgaben stets zu meiner vollsten Zufriedenheit und mit großer Begeisterung und viel Engagement bewältigt.
Ich habe ihn/sie als selbstständig denkende(n) und verantwortungsvolle(n) und immer zuverlässige(n) Kollegen/in kennen und schätzen gelernt, der/die selbst in stressigen Situationen immer freundlich bleibt und einen kühlen Kopf bewahrt.
Herr/Frau ____ genießt bis heute einen hervorragenden Ruf bei seinen/ihren Kollegen und Kunden – nicht zuletzt wegen seiner/ihrer zahlreichen konstruktiven Vorschläge zur Lösung damaliger Probleme.
Neben der einwandfreien fachlichen Qualifikation zeichnet sich Herr/Frau ____ durch Optimismus, Freundlichkeit und hohe Teamfähigkeit aus. Ich halte ihn/sie etwa für eine Position als ____ für bestens geeignet und empfehle ihn/sie jederzeit für eine Beschäftigung in diesem Bereich.
Sowohl beruflich als auch privat wünsche ich Herrn/Frau ____ weiterhin viel Erfolg und alles Gute. Falls Sie hierzu noch Fragen haben, stehe ich Ihnen gerne für telefonische Rückfragen zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
UNTERSCHRIFT
Das obige Beurteilungsschreiben Muster können Sie sich gerne zusätzlich kostenlos als Vorlage in Word oder als PDF herunterladen.