Macht Geld glücklich? Bis 60.000 Euro – aber nicht lange

Ein hohes Gehalt ist für viele Menschen wichtig. Aber macht Geld glücklich? Klar, es braucht ein entsprechendes Einkommen, um das eigene Leben zu finanzieren und nur bei fairer Bezahlung macht die Arbeit dauerhaft Spaß. Fraglich bleibt, ob Geld darüber hinaus glücklich macht und motiviert. Wissenschaftler kommen bei der Frage zu überraschenden – und teilweise gegensätzlichen – Ergebnissen…

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Macht Geld glücklich: Gibt es einen Zusammenhang?

Eine Redewendung besagt: „Geld macht nicht glücklich, aber es beruhigt ungemein.“ Finanzielle Freiheit oder zumindest finanzielle Absicherung ist eine große Erleichterung für die Psyche. So soll Marcel Reich-Ranicki gesagt haben: „Geld allein macht nicht glücklich, aber es ist besser, in einem Taxi zu weinen als in der Straßenbahn.“ Geld ist unbestreitbar ein wichtiger Faktor, aber beeinflusst es auch unsere Zufriedenheit?

Das sogenannte Easterlin-Paradox kommt zu dem Ergebnis: Mehr Reichtum in einer Gesellschaft führt nicht automatisch zu mehr Lebenszufriedenheit. Sind grundlegende Bedürfnisse befriedigt, macht mehr Geld nicht glücklicher. In Studien zeigte Easterlin seinerzeit, dass Länder mit einem deutlich geringeren Pro-Kopf-Einkommen eine vergleichbare Lebenszufriedenheit erreichten wie reiche Länder.

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Geld macht glücklich: Bis zu welcher Summe?

Mehr Geld macht vor allem jene Menschen glücklich, die wenig haben und damit auskommen müssen. Mehr Geld hat hier einen größeren Nutzen als für Reiche, die sich schon viel Geld besitzen und sich darübe keine Gedanken machen müssen. Entsprechend streben viele Berufstätige regelmäßig nach einer Gehaltserhöhung, um finanzielle Sorgen zu mindern und sich mehr leisten zu können. Aber werden Sie dadurch auch glücklicher? Oder anders gefragt: Bis zu welcher Summe funktioniert das? Auch das haben Studien inzwischen ermittelt…

Bei einem Jahreseinkommen von 60.000 Euro (75.000 Dollar) erreicht das Lebensglück ein Maximum. So das Ergebnis von Nobelpreisträger Daniel Kahnemann und Wirtschaftsprofessor Angus Deaton. Ab 80.000 oder gar 100.000 Euro im Jahr erweitert sich zwar der finanzielle Spielraum. Der aber macht kaum glücklicher. Ökonomen sprechen hierbei auch vom „abnehmenden Grenznutzen“.

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Gibt es einen linearen Zusammenhang?

Der Psychologe Matthew Killingsworth wiederum widerspricht diesen Ergebnissen. Er sagt: „Es gibt einen linearen Zusammenhang zwischen Geld und Glück.“ Die Zufriedenheit steige auch mit größerem Gehalt weiter an. Eine finanzielle Grenze von 60.000 Euro (oder einer anderen Summe) könne er nicht entdecken.

Wichtig zu beachten: In beiden Studien handelt es sich um eine Korrelation, keine Kausalität. Bedeutet: Mehr Geld KANN glücklicher machen, muss es aber nicht. Eine feste Ursache-Wirkung-Beziehung besteht nicht.

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10 spannende Erkenntnisse über Geld und Glück

Die Frage „Macht Geld glücklich?“ hat bereits unzählige Wissenschaftler beschäftigt. Neben den oben genannten gibt es viele weitere Studien über den Zusammenhang von Geld und Glück. Wir haben die 10 spannendsten Erkenntnisse für Sie zusammengefasst:

1. Gehaltsplus motiviert erst ab 7 Prozent

Eine Gehaltserhöhung vom Chef steigert die Motivation? Nicht unbedingt! Erst ab einem Plus von sieben bis acht Prozent wirkt sich die Erhöhung tatsächlich positiv auf die Motivation aus, so ein Ergebnis des Management-Professors Atul Mitra. Bei kleineren Erhöhungen fühlen Mitarbeiter sich nicht ausreichend gewürdigt, um zukünftig die Anstrengungen zu erhöhen.

Umgekehrt zeigte Mitra: Ein Gehaltsminus von fünf Prozent reicht aus, damit Mitarbeiter verärgert reagieren und weniger hart arbeiten. Unternehmen sollten deshalb genau überlegen, wenn Gehälter angepasst werden.

2. Geld motiviert nur die Überdurchschnittlichen

Sehr produktive und gute Mitarbeiter sind besonders glücklich über eine leistungsgerechte Bezahlung. Uwe Jirjahn, Thomas Cornelissen und John Heywood zeigten, dass eine leistungsabhängige Vergütung bei Leistungsträgern und überdurchschnittlichen Arbeitnehmern den größten Effekt hat. Grund: Diese profitieren durch ohnehin gute Leistungen am meisten von dem Modell.

Arbeitgeber sollten daher bei Bezahlungsmodellen genauer selektieren. Für besonders produktive Mitarbeiter ist eine Leistungsentlohnung das beste Instrument, um sie zu rekrutieren, zu motivieren und zu binden.

3. Geld verändert Beziehungen

Ob Geld einen Menschen verändert, wird viel diskutiert. Wissenschaftlich belegt ist: Es verändert die Beziehungen untereinander. Hat jemand vor allem finanzielle Ziele, sucht Ruhm und Reichtum, verändert das seine Perspektive. Er stuft Arbeit und Erfolg höher, persönliche Beziehungen viel niedriger ein. Probanden schilderten deutlich negativere Beziehungen zu Freunden und auch Familie als weniger geld-fixierte in der Kontrollgruppe.

Für Geldstreber waren andere Menschen oft nur Mittel zum Zweck – das zeigten Studien von Richard Ryan an der Universität von Rochester in New York.

4. Mehr Einkommen motiviert für maximal 4 Jahre

Eine bessere Bezahlung motiviert nur für einen Zeitraum von maximal vier Jahren. Spätestens dann verpufft der Effekt laut Wissenschaftlern der Universität Basel. Grund ist der Gewohnheitseffekt. Anfangs ist es ein Plus auf dem Konto, doch mit der Zeit wird es Normalität. Zusätzlich verändern sich Ansprüche und Wünsche.

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Weitere Erklärung: Alles ist relativ – erst recht das Gehalt. Mitarbeiter messen ihr Einkommen nicht nur in absoluten Zahlen, sondern im Vergleich zu den Kollegen. Der kurzfristige Effekt ist besonders groß, wenn das Gehalt (gefühlt) das anderer Mitarbeiter übersteigt.

5. Wer nur an Geld denkt, hat kaum noch Zeit

Wer in seiner Freizeit ausschließlich über Geld und Geldverdienen nachdenkt, nimmt sich keine Zeit und ist im Stress. Ein Experiment von Cassie Mogilner Holmes zeigte: Probanden, die in Ihrer Kaffeepause durch einen Fragebogen nur an finanzielle Themen dachten, beeilten sich und gingen sofort wieder arbeiten. Beschäftigte sich der Fragebogen mit dem Faktor Zeit, waren die Teilnehmer gelassener, glücklicher und pflegten soziale Kontakte in der Pause.

6. Wer an Geld denkt, dem wird kalt

Weitere Erkenntnis zu Gedanken an Geld: Schon wenn Sie nur daran denken, wird Ihnen kalt. In einer Gemeinschaftsstudie der Universitäten Basel und Salzburg schätzen Probanden die Temperatur im Raum durchschnittlich kälter ein, wenn ihr Fokus gleichzeitig auf Geldnoten lag – im Vergleich zur Kontrollgruppe, bei denen es sich nicht um Geld, sondern um Briefumschläge handelte. Auch die Temperatur von einem Eimer Wasser fühlte sich für sie deutlich kälter an.

7. Geld entwertet Ziele

Wird vorherige Freiwilligkeit durch eine Bezahlung ersetzt, sinken Engagement, Motivation und der Wert des Zieles. In einer Studie von Theresa Amabile erstellten die Teilnehmer Gedichte: Wurden sie monetär entlohnt, schrieben sie weniger und weniger gut als jene, die einfach mit Worten spielen und sich selbst ausdrücken sollten.

8. Geld verschiebt Prioritäten

Weiteres Problem bei finanzieller Entlohnung: Sie verändert die Prioritäten und sorgt dafür, dass das eigentliche Ziel aus dem Blick gerät. Harvard-Ökonom Roland G. Fryer bot seinen Studenten Geld, falls diese einen besonders guten Abschluss schaffen. Ab dem Zeitpunkt drehte sich die gesamte Motivation nur noch um eine möglichst hohe Prämie. Der gute Abschluss war nur noch Nebensache und Mittel zum Zweck.

9. Geld macht einsam

Besonders spannend: Es muss sich nicht einmal um echtes Geld handeln. Schon die Nähe zu Geld-Symbolen reichte in einer Experimentalreihe von Kathleen Vohs aus: Teilnehmer, die unter einem Geldscheinposter saßen, widmeten sich lieber alleine einem Buch, statt mit Freunden ins Café zu gehen. Und wer beim Monopoly gewann und abkassierte, half anschließend nicht beim Einsammeln von Bleistiften, die der Versuchsleiter „zufällig“ fallen gelassen hat. Er verhielt sich weniger sozial als andere.

10. Geld macht unglücklich

Geld allerdings auch unglücklich machen. Entscheidend hierfür ist der Unterschied zwischen Haben und Habenwollen. Wer vor allem finanzielle Ziele anstrebt, macht sein Glück von extrinsischen Faktoren abhängig. Werden diese immer weiter gesteigert, wird Zufriedenheit nie erreicht. Folge: Wir werden unglücklicher. Marsha Richins wiederum zeigte: Reiche sind oft unsicherer, wie echt ihre Freundschaften sind. Lieben die Menschen sie selbst – oder nur die Nähe zum Geld?

Besonders drastisch die Studie von Philip Brinckman: Er verglich Lottomillionäre; Menschen, die nach einem Unfall schwerbehindert waren und eine Kontrollgruppe. Ergebnis: Millionäre sind nicht mal glücklicher als Unfallopfer oder alle anderen. Nobelpreisträger Daniel Kahnemann zeigte sogar: Arme wie Reiche fallen – auch mit neuem Reichtum – in alte Rollenmuster. Der Zufriedene bleibt zufrieden, der Jammerer jammert.

Verdirbt Geld den Charakter?

Ein häufiges Klischee: Geld verdirbt den Charakter – und Reiche sind egoistisch, kaltherzig, geizig. Falsch! Studien zeigen: Reichtum verdirbt den Charakter nicht – es verstärkt allenfalls vorhandene Charakterzüge. Was aber passiert: Geld verändert die Indentifikation mit sozialen Schichten. Heißt: Reiche tun sich leichter damit, kulturellen Institutionen, Hochschulen, Universitäten oder Krankenhäusern Geld zu spenden. Ärmere Menschen erkennen sich hingegen in ebenfalls armen Menschen und helfen hier. Dramatisch daran: Je stärker dieser Effekt wirkt, desto größer wird die Kluft zwischen arm und reich.


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Was Mitarbeiter tatsächlich motiviert

Geld spielt im Job eine große Rolle, ist aber nicht so wichtig, wie viele meinen. Motivation ist nicht käuflich. Einfach das Gehalt erhöhen, schon leisten alle Mitarbeiter mehr? Das funktioniert nicht! Der Verdienst muss für die Arbeit mindestens fair sein und von Mitarbeitern auch als solcher empfunden werden – darüber hinaus sind es andere Faktoren, die motivieren:

  • Eine sinnvolle Arbeit
    Das Gefühl, nur ein unbedeutendes Rädchen im Getriebe zu sein, lähmt auf Dauer jeden Arbeitseifer. Jeder Mensch will wissen, dass seine Arbeit Mehrwert schafft, dass sie wichtig und unverzichtbar ist. Wer seinen Mitarbeitern genau das vermittelt, weckt ihren Elan aufs Neue.
  • Teamarbeit
    Menschen sind soziale Wesen. Wir wollen uns zugehörig fühlen – das gilt privat wie beruflich. Unternehmen und Teams müssen ein Wir-Gefühl schaffen, einen echten Teamgeist durch gegenseitige Ermutigung und Unterstützung. Das spornt mehr an als rein finanzielle Anreize.
  • Fairness
    Unfaire oder scheinbar willkürliche Behandlung? Ein absoluter Motivationskiller! Egal, ob Gehalt, Prämien oder Lob: Sind Gratifikationen nicht nachvollziehbar und transparent, macht sich das im Betriebsklima und der Leistung der Mitarbeiter bemerkbar. Niemand mag Bevorzugung und Vetternwirtschaft.
  • Anerkennung
    Anerkennung und echte Wertschätzung für die eigene Arbeit sind für viele ein entscheidender Faktor. Kaum etwas dämpft die Motivation so stark wie das Gefühl, dass die eigenen Leistungen als selbstverständlich erachtet werden.
  • Wachstum
    Jahrelang auf der Stelle treten? Das reicht kaum jemandem! Menschen wollen sich entwickeln, im Job wachsen, mehr Verantwortung übernehmen, neue Fähigkeiten erwerben und andere Projekte betreuen. Nur wo sie das können, gedeiht Leidenschaft.
  • Autonomie
    Nicht nur Selbstständige, auch Angestellte wollen unabhängig arbeiten können. Sie wünschen sich größere Freiräume in Entscheidungen und ihrer Arbeitsgestaltung. Diese Freiheit und Selbstbestimmung ist eine große Antriebskraft.

Geld ist eben nicht alles. Auch nicht im Job. Timothy Ferriss, Autor der „4-Stunden-Woche“ stellte dazu die kluge rhetorische Frage: Welche Belohnung rechtfertigt es, dass wir die kostbarsten Jahre unseres Lebens dem Geldverdienen opfern und dabei hoffen, die letzten Jahre glücklich zu sein?

Korrumpierungseffekt: Belohnungen demotivieren

Belohnungen – insbesondere monetäre – wirken zerstörerisch auf die Motivation. Das haben die Psychologen Mark Lepper und David Greene mit dem sogenannten Korrumpierungseffekt wissenschaftlich belegt. Sie beobachteten Vorschulkinder, die besonders gerne Bilder malten. Sie alle hatten intrinsische Motivation.

Einigen Kindern wurde ein Zertifikat und eine Auszeichnung versprochen. Das ähnelt einem festen Lohn für die Arbeit. Andere Kinder bekamen nichts und erhielten auch keine Versprechungen. Eindeutiges Ergebnis: Die Malfreude der Kinder, denen bereits fest ein Zertifikat versprochen wurde, sank dramatisch. Sie investierten nur noch die Hälfte ihrer Zeit ins Malen – deutlich weniger als alle anderen.

Andere Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen (beispielsweise bei Rauchern, die aufhören wollen). Die Erfolgsquote sinkt deutlich, wenn die Probanden für das Erreichen der Ziele belohnt werden. Der Grund: Die intrinsische Motivation wird durch einen extrinsischen Anreiz ersetzt. Es geht nur noch um die Belohnung, nicht mehr um den anfänglichen Spaß an der Sache oder den Grund, weshalb man etwas tut.

Geld und Motivation: Theorie X und Y

Der US-Sozialpsychologe Douglas McGregor entwickelte Mitte der Fünfzigerjahre zwei Modelle – Theorie X und Theorie Y. Diese basieren auf jeweils unterschiedlichen Menschenbildern, die zu verschiedenen Reaktionen von Führungskräften führen:

  1. Theorie X geht davon aus, dass Mitarbeiter faul und unreif sind, Verantwortung scheuen, Routinearbeit bevorzugen und deshalb nur durch extrinsische Maßnahmen (Status, Einkommen, Lob) zu motivieren sind. Manager, die dieses Menschenbild bevorzugen, neigen zu einem autoritären Führungsstil, zu Zuckerbrot und Peitsche.
  2. Theorie Y nimmt an, dass Arbeit für die Menschen per se einen hohen Stellenwert hat, sie sind von sich aus leistungsbereit und ehrgeizig. Arbeitserfolge vermitteln ihnen tiefe Befriedigung. Manager, die so führen, bevorzugen einen kooperativen Führungsstil: Sie delegieren und setzen auf Eigeninitiative und Selbstkontrolle.

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