Was ist eine Fernbeziehung?
Eine Fernbeziehung führen Paare, die nicht am gleichen Ort leben, sondern regelmäßig und über längere Zeiträume voneinander getrennt sind. Die häufigste Form sind Wochenendbeziehungen, bei denen die Partner sich nur samstags und sonntags sehen, während sie die restliche Woche in unterschiedlichen Städten wohnen. Manchmal ist ein Treffen aber auch nur alle paar Wochen oder gar Monate möglich, wenn die Distanz besonders groß ist.
Grund für eine Fernbeziehung ist meist der Beruf. Schon beim Kennenlernen liegen die Jobs möglicherweise weit auseinander. Oder ein Partner bekommt die Chance auf den Traumjob oder einen großen beruflichen Schritt – muss dafür aber in eine andere Stadt ziehen.
Probleme in einer Fernbeziehung
Ob nah oder fern: In jeder Beziehung kommt es zu Problemen, Streitigkeiten und Meinungsverschiedenheiten. Manche Herausforderungen sind aber typisch für Fernbeziehungen – bei Liebe auf Distanz müssen Sie sich diesen irgendwann stellen und darauf reagieren:
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Eifersucht
Es lässt sich nicht schönreden: Eifersucht ist eine Belastungsprobe für jede Fernbeziehung. Je seltener man sich sieht, desto schneller spielt das Gedankenkarussell verrückt. Was macht der oder die andere gerade? Denkt er an mich? Passiert etwas, das ich nicht mitbekomme? Hat die Eifersucht Sie erst einmal im Griff, ist es oft schwer, davon wieder loszukommen.
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Sehnsucht
Es klingt romantisch und ist ein Zeichen der Liebe, doch wird die Sehnsucht zu stark, ist sie ein Problem für die Beziehung. Nicht jeder ist stark genug, eine geliebte Person ständig zu vermissen, sondern wird von seiner Sehnsucht aufgezehrt.
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Auseinanderleben
Die Distanz kann ein Vorteil sein und für Abwechslung sorgen, in einer Fernbeziehung können sich Paare aber auch fremder werden. Es fehlt der direkte Bezug zum Leben des anderen. Sie sind nie dabei, wenn Ihr Partner wichtige Dinge erlebt. Es zu erzählen, ist nicht das Gleiche, als eine Emotion und Erfahrung gemeinsam zu teilen.
Fernbeziehungen sind nicht brüchiger als Nahbeziehungen
Fernbeziehungen können nicht funktionieren? Falsch! Der US-Psychologe Gregory Guldner untersuchte verschiedene Beziehungen und kam zu dem Ergebnis: Nahbeziehungen halten nicht automatisch länger und besser als Fernbeziehungen. Er verglich Paare, die 500 Kilometer auseinander lebten mit Nahbeziehungen.
40 Prozent der Beziehungen wurden nach spätestens 3 Jahren beendet – allerdings in beiden Gruppen. Fernbeziehungen trennten sich nicht schneller oder häufiger. Scheitelpunkt für die Liebe auf Distanz war das dritte Jahr. Danach zogen die Paare entweder zusammen oder trennten sich. Fernbeziehungspaare gehen sogar seltener fremd. Durch die räumliche Trennung nimmt man den anderen nicht für selbstverständlich und beim Sex tritt kein Gewohnheitseffekt ein.
Voraussetzungen für eine glückliche Fernbeziehung
Fernbeziehungen können funktionieren, wenn die Voraussetzungen stimmen und beide Partner gemeinsam daran arbeiten. Paarforscher nennen einige Grundvoraussetzungen, die für erfolgreiche und langfristige Beziehungen mit räumlicher Distanz wichtig sind:
Einstellung
Beide müssen positive an die Fernbeziehung herangehen und festen Willens sein, die Partnerschaft zu erhalten. Mit der Einstellung „Das kann doch nicht funktionieren…“, wird es auch nicht klappen (siehe: selbsterfüllende Prophezeiung). Finden Sie Ihre eigene Definition einer perfekten Liebe auf Distanz und vergegenwärtigen Sie sich die möglichen Vorteile.
Vertrauen
Jede funktionierende Beziehung braucht gegenseitiges Vertrauen, doch in einer Fernbeziehung ist es besonders essenziell. Durch die Distanz entstehen leichter Verdacht, Zweifel und Eifersucht. Wird daraus eine Kontroll-Obsession (Was machst du? Mit wem? Wo bist du gerade? Warum meldest du dich nicht?) ist das meist der Anfang vom Ende.
Fernbeziehungen leben auch von den Freiheiten, die sich unter der Woche ergeben. Jeder kann sich selbst verwirklichen. Das zuzugestehen und zu vertrauen, festigt eine Beziehung mehr als lückenlose Überwachung.
Kommunikation
Wenn die Nähe fehlt, müssen Sie umso mehr kommunizieren. Es fehlen die kleinen nonverbalen Signale und Liebesgesten im Alltag. Um die Vertrautheit zu erhalten und das Gefühl von Nähe zu schaffen, müssen Sie anderen Kontakt schaffen – Textnachrichten, Telefonate, Videoanrufe… Unterhalten Sie sich nicht nur oberflächlich, sondern teilen Sie Gedanken und Gefühle.
Tägliche Gesprächszeiten sind ideal, um sich nicht auseinanderzuleben. Ausnahmen müssen aber möglich sein, sonst wirkt es wie ein Kontrollmechanismus. Entscheidend ist, dass Sie viel miteinander reden.
Aussprache
Wer sich nur selten sieht, will diese Gelegenheiten bestmöglich nutzen. Schlecht, wenn sich Frust aus der vergangenen Woche aufgestaut hat und die Stimmung versaut. Fernbeziehungspaare sollten Probleme sofort ansprechen und klären. Warten Sie nicht erst bis zum nächsten Treffen, weil die wenige gemeinsame Zeit dadurch belastet wird.
Erwartungen
Auch in einer Fernbeziehung haben Partner unterschiedliche Erwartungen. Wie oft ist ein Treffen möglich – aus beruflichen, zeitlichen oder finanziellen Gründen? Wie viel Nähe benötigen Sie? Und wie stellen sich beide Seiten die gemeinsame Zeit vor? Wollen Sie möglichst viel zusammen erleben, ihr Partner aber lieber gemütliche Zeit zuhause verbringen, gibt es Klärungsbedarf.
Zeitlimit
Eine Fernbeziehung sollte eine Übergangslösung, kein Dauerzustand sein. Zu wissen, dass die Liebe auf Distanz nur für einen überschaubaren Zeitraum notwendig ist, stimmt positiv und macht die Situation erträglicher. Es schafft ein gemeinsames Ziel, an dem beide zusammenleben und mehr Zeit verbringen können. Überlegen Sie schon zu Beginn, wie lange Sie die Wochenendbeziehung pflegen wollen, bis eine neue Beziehungsphase möglich ist.
Körperliche Nähe und Sex in der Fernbeziehung
Wer sich nur selten sieht, hat entsprechend wenig Zeit und Gelegenheit für Intimität. Erfüllende Sexualität ist keine Frage der Quantität, sondern der Qualität und Vertrautheit. Trotzdem kann das Thema in Fernbeziehungen zum Problem werden. Manche Menschen benötigen mehr körperliche Nähe – nicht nur Sex, sondern Küssen, Kuscheln, Umarmungen, Händchenhalten, gemeinsam Einschlafen…
Auf Distanz bleiben solche Bedürfnisse unerfüllt. Hier braucht es offene Kommunikation mit dem Partner über die eigenen Wünsche und auch Sorgen. Manche Paare fremdeln sogar, wenn sie sich lange nicht gesehen und berührt haben.
Fernbeziehung: 8 Tipps für eine erfüllende Partnerschaft
Heute hier, morgen fort… Regelmäßige räumliche Trennungen und eine Distanz im Alltag sind Herausforderungen für die Beziehung. Was können Sie tun, damit es funktioniert? Hier sind Tipps und Tricks für die Long-Distance-Beziehung, damit diese von beiden als glücklich, stressfrei und erfüllend wahrgenommen wird:
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Vermeiden Sie zu hohen Erwartungen
In der gemeinsamen Zeit soll nachgeholt werden, was unter der Woche fehlt. Ausflüge, Restaurants, Freunde, Erlebnisse, Pläne… Jeder hat genaue Vorstellungen, nur leider eine eigene. Die hohen Erwartungen führen zu Enttäuschung und Streit. Senken Sie die Erwartungshaltung. Nicht jedes Wiedersehen muss bilderbuch-romantisch und leidenschaftlich sein.
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Haben Sie Geduld
Gerade am Anfang ist eine Fernbeziehung schwierig. Beide müssen sich an die Situation gewöhnen und lernen, trotz räumlicher Entfernung eine Liebesbeziehung zu führen. Sprechen Sie gemeinsam über Schwierigkeiten und finden Sie Lösungen. Haben Sie Geduld und geben Sie auch dem anderen die nötige Zeit.
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Stärken Sie das Vertrauen
Je weniger Grund es für Zweifel gibt, desto stärker das Vertrauen. Zeigen Sie Ihrem Partner immer wieder, dass Sie keine Geheimnisse haben und Sie zu 100 Prozent hinter der Beziehung stehen. Wenn Sie schon in der Kennenlernphase an einer vertrauensvollen Bindung arbeiten, kommt das Thema Eifersucht später kaum noch auf.
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Sprechen Sie über Gefühle
Typisch für Fernbeziehung sind Stimmungsschwankungen. Vor dem Wochenende kommt die Euphorie, am Sonntag sackt die Laune vor der Abreise in den Keller. Unausgesprochene Emotionen verstärken sich und belasten die Fernbeziehung. Ersticken Sie Störgefühle gleich im Keim: Sagen Sie ganz offen, dass Sie traurig sind und warum. Das stärkt die Beziehung und schafft ein echtes Wir-Gefühl, wenn Probleme gemeinsam gelöst werden.
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Sehen Sie das Gute
In einer Fernbeziehung hören Sie oft Zweifel von außen: „Klappt das überhaupt?“, „Bist du sicher?“ oder „Für mich wäre das ja nichts…“ Lassen Sie sich nicht entmutigen, sondern gehen Sie positiv mit der Situation um. Sehen Sie die Chancen und Freiheiten, die beide Partner haben und freuen Sie sich umso mehr auf die Wiedersehen, anstatt sich vor dem Abschied zu fürchten. Mit einer positiven und optimistischen Grundeinstellung funktioniert eine Fernbeziehung gleich besser.
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Schlafen Sie nicht über einem Streit ein
Klären Sie jeden Konflikt sofort und geben Sie ihm keine Zeit zu schwelen. Konflikte und Streitpunkte gibt es immer, lassen Sie Lappalien keine Chance zu einer Riesensache zu werden. Je länger der Frust dauert, desto größer wird der Ärger. Spätestens vor dem Einschlafen sollten die Wogen geglättet sein. Oder: Nie (am Abschiedstag) im Streit trennen sowie lange Abschiedsszenen vermeiden. Besser schon mit einem Ziel und Termin auseinander gehen, auf den sich beide freuen.
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Planen Sie gemeinsame Ziele
Vorfreude ist die schönste Freude und gemeinsame Ziele verbinden. Planen Sie im Verlauf des Jahres nicht nur die jeweiligen Wochenend-Wiedersehen, sondern auch längere Treffen und größere Events: Kurzurlaube, Konzerte, vielleicht auf lange Sicht schon eine gemeinsame Wohnung oder gar die Hochzeit. Schon das Planen der Träume schweißt zusammen und sorgt für Glücksmomente.
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Sprechen Sie über Geld
Über Geld spricht man nicht? Gerade in einer Fernbeziehung sollten Sie es tun. Diese Form der Beziehung kostet nüchtern betrachtet Geld. Wer besucht wen? Wie teuer ist die Reise? Wer lädt ein? Wer zahlt wann? Finanzen sind kein romantisches Thema, müssen in einer ernsthaften und erwachsenen Partnerschaft aber besprochen werden. So fühlt sich niemand unfair behandelt oder übervorteilt.
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Pflegen Sie Rituale
Gemeinsame Rituale schaffen eine Art gemeinsamen Alltag und sorgen für mehr Verbundenheit. Auch den Abschied kann ein festes Ritual erleichtern: Ein kleines Geschenk, das an das schöne Wochenende erinnert, handschriftliche Abschiedsworte oder ein gemeinsames Lied, dass Sie vor der vorübergehenden Trennung hören. Finden Sie Momente, die Sie emotional verbinden, halten Sie diese fest und pflegen Sie die Gewohnheit jedes Mal aufs Neue.
Fernbeziehung: Geschenke für Männer und Frauen
Ob zum Geburtstag, Weihnachten oder als Überraschung zwischendurch: Geschenke in einer Fernbeziehung sollen dem anderen eine Freude machen. Dabei können Sie mit Ihrem Geschenk vor allem zwei Ziele verfolgen: Sie verschenken gemeinsame Zeit – oder Sie verschenken etwas, das den anderen an Sie erinnert.
Gerade bei begrenzten Treffen ist gemeinsame Zeit das Wertvollste, das Sie geben können. Planen Sie Ausflüge oder Aktivitäten, die Ihrem Partner gefallen. Das schafft gemeinsame Erinnerungen.
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