Definition: Was ist Multitasking?
Multitasking ist der Versuch, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen oder schnell zwischen ihnen hin und her zu wechseln, um Zeit zu sparen. Der Begriff stammt ursprünglich aus der IT und beschreibt die Fähigkeit von Betriebssystemen, mehrere Aufträge (= tasks) parallel auszuführen.
Multitasking Beispiele
Typische Beispiele für Multitasking (Deutsch: Mehrfachaufgabenperformanz) im Alltag sind das Beantworten von E-Mails während eines Telefongesprächs oder das Schreiben von SMS oder Whatsapp beim Autofahren… extrem gefährlich!
Doch der Mensch ist kein Computer. Das Gehirn ist nicht in der Lage, mehrere komplexe Aufgaben gleichzeitig abzuwickeln. Studien zeigen: Multitasking steigert Fehler und reduziert die Produktivität – der IQ sinkt dabei auf das Niveau eines 8-Jährigen.
Was ist das Gegenteil von Multitasking?
Das Gegenteil von Multitasking ist Singletasking (auch: Monotasking). Dabei wird exakt eine Aufgabe nach der anderen erledigt. Betroffene konzentrieren sich nur auf einen Job. Erst wenn dieses erledigt ist, beginnen Sie die nächste Aufgabe.
Sind Menschen multitaskingfähig?
Bis zu einem gewissen Grad sind Menschen multitaskingfähig und können mehrere Dinge parallel erledigen. Zum Beispiel singen und dabei duschen oder uns unterhalten, während wir Auto fahren. Das betrifft aber vor allem eingeübte und ritualisierte Prozesse, die automatisch und teils unbewusst ablaufen.
Geht es um komplexe Aufgaben, wird es schwierig. Gerade in der Arbeitswelt: Mit dem Kunden telefonieren und nebenbei E-Mails beantworten? Das versuchen zwar viele – funktioniert aber nicht! Erst recht nicht, wenn wir dabei schwierige Entscheidungen treffen oder abwägen sollen.
Gehirn wird beim Multitasken langsamer
Schwedische Studien bestätigen: Je komplexer eine Aufgabe, desto langsamer reagiert das Gehirn auf unterschiedliche Reize. Mit allen Sinnen gleichzeitig volle Leistung schaffen? Das gelingt nicht. Muss das Gehirn zwischen mehreren Tasks hin und her wechseln, arbeitet es langsamer.
„Jede Unterbrechung kostet Zeit“, sagt die Arbeits- und Organisationspsychologin Fritzi Wiessmann. Wer sich für nur 3 Minuten ablenken lasse, brauche danach 2 Minuten, um zur alten Aufgabe zurückzukehren. Über den Tag verteilt und zusammenaddiert könne das bis zu 40 Prozent der Arbeitszeit kosten. Selbst überzeugte Multitasker multitasken gar nicht wirklich – sie können sich nur schneller abwechselnd auf eine Aufgabe konzentrieren. Das aber ermüdet schneller und macht fehleranfälliger.
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Multitasking Mythos: Weder Frauen noch Männer können es
Multitasking ist ein Mythos. Insbesondere der Glaube, dass Frauen multitaskingfähig sind und Männer nicht. Das Gehirn beider Geschlechter ist dazu mehr oder weniger unfähig. Unterschiede gibt es laut der Wirtschaftspsychologin Vera Starker maximal zwischen einzelnen Menschen – unabhängig vom Geschlecht. Zudem falle es Kindern und Älteren schwerer, schnell zwischen Aufgaben hin und her zu wechseln.
Ist Multitasking schädlich?
Auf lange Sicht ist Multitasking schädlich und ungesund. Es sorgt für zusätzlichen Stress, der das Immunsystem schwächt. Bei vielen Menschen führt der Versuch zum Gefühl der Überforderung und schnellen Erschöpfung.
Mehr noch: Multitasking schwächt das Gedächtnis. Das belegt eine Studie um Melina R. Uncapher: Jugendliche, die häufig und gleichzeitig das Smartphone und den Fernseher nutzen („Medien-Multitasking“), haben anschließend mehr Probleme sich auf eine Sache zu konzentrieren oder sich Dinge zu merken.
Nachteile: Die negativen Folgen des Multitaskings
Vor allem auf die Gehirnleistung hat Multitasking hat mehrere negative Auswirkungen:
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Verringerte Konzentration
Studien zeigen, dass die Leistungsfähigkeit durch multitasken teils um mindestens 40 Prozent sinkt.
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Erhöhte Fehleranfälligkeit
Wer viele Dinge gleichzeitig macht, macht deutlich mehr Flüchtigkeitsfehler.
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Langsamere Denkprozesse
Das ständige Umschalten zwischen Aufgaben verlangsamt sämtliche kognitiven Fähigkeiten.
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Verringerte Aufmerksamkeit
Die Fähigkeit zur selektiven Aufmerksamkeit sinkt. Effekt: Es wird schwieriger, relevante von irrelevanten Informationen zu unterscheiden.
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Reduzierte Problemlösung
Das Gedächtnis wird geschwächt, die Fähigkeit zum Lösen von Problemen beeinträchtigt, der IQ sinkt um bis zu 10 Punkte.
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Schnellere Erschöpfung
Multitasking setzt das Stresshormons Cortisol frei, was negative Auswirkungen auf die geistige Leistungsfähigkeit hat und langfristig zu Erschöpfung oder gar Burnout führt.
Es gilt inzwischen als erwiesen, dass Multitasking entgegen der weit verbreiteten Annahme nicht zu einer Steigerung der Effizienz führt, sondern das Gegenteil bewirkt und die Gehirnleistung in vielfältiger Weise beeinträchtigt sowie gesundheitliche Risiken birgt.
Wie kann ich Multitasking vermeiden?
Obwohl Multitasking schadet, ist es durch die Digitalisierung in vielen Jobs eher noch präsenter. Umfragen kommen zum Ergebnis, dass rund 72 Prozent der Arbeitnehmer versuchen, im Beruf zu multitasken.
Wollen Sie sich wieder mehr konzentrieren und das Multitasking verhindern, empfehlen wir folgende Schritte und Strategien dagegen:
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Chef ansprechen
Offenheit und klare Worte helfen, wenn der Chef mehrere Aufgaben auf dem Schreibtisch ablädt. Sagen Sie ihm, dass Sie das gerne übernehmen – aber eins nach dem anderen, damit die Qualität der Arbeit erhalten bleibt. Und fragen Sie gleich, was Vorrang hat (siehe nächster Punkt).
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Prioritäten setzen
Geben Sie Ihren Aufgaben Prioritäten: Machen Sie z.B. eine ToDo-Liste für den Tag und sortieren Sie die Aufgaben nach Wichtigkeit und Dringlichkeit (siehe Eisenhower-Prinzip). Wenn Sie sich an diese Ordnung halten, werden Sie alles schneller erledigen.
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Arbeitsweise anpassen
Gehören Sie zu den Menschen, die mehrere Tabs auf dem Computer offen und das Smartphone stets in Sichtweite haben? Schlechte Angewohnheit! Klüger ist, sich nur auf eine Sache zu konzentrieren und Störquellen sowie Ablenkungen auszuschalten. Zur Not mit einem „Bitte nicht stören„-Schild an der Tür.
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Timeboxing nutzen
Timeboxing ist eine effektive Methode aus dem Zeitmanagement. Dabei geben Sie bestimmten Aufgaben-Gruppen festgelegte Zeitfenster – zum Beispiel: E-Mails bearbeiten nur zwischen 9-10 und 16-17 Uhr. Das kann bis zu 43 Prozent produktiver machen. Eine ähnliche Methode ist die Pomodoro-Technik.
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Batching verwenden
Eine weitere erfolgreiche Methode, um die Produktivität zu erhöhen, ist das sogenannte Batching. Hierbei werden Aufgaben, die thematisch zusammen gehören, zusammengefasst und in einem Rutsch erledigt.
Entscheidend ist, dass Sie sich und Ihre Arbeitsweise immer wieder beobachten und sich bewusst zu machen, dass Multitasking keine Zeit spart, sondern nur Zeit kostet.
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