Was sind kognitive Fähigkeiten?
Kognitive Fähigkeiten sind alle geistigen Prozesse, mit denen wir unsere Umwelt wahrnehmen, Informationen aufnehmen und verarbeiten, abspeichern oder anwenden. Sie bilden die Grundlage für die Intelligenz bzw. kognitive Leistungsfähigkeit eines Menschen (synonym: kognitive Intelligenz).
Kognitive Fähigkeiten Beispiele
Die geistigen Fähigkeiten bilden das intellektuelle Gerüst eines Menschen. Zu den wichtigsten kognitiven Fähigkeiten gehören:
Kognitive Fähigkeit | Erklärung |
Wahrnehmung | Umweltreize erkennen, einordnen und deuten |
Argumentation | Begründungen liefern und widerlegen |
Aufmerksamkeit | Wahrnehmung auf bestimmte Reize fokussieren |
Fantasie | Vorstellungskraft von nicht-realen Dingen |
Gedächtnis | Informationen kurz-/langfristig speichern und abrufen |
Konzentration | Geistige Kräfte über einen längeren Zeitraum bündeln |
Koordination | Augen, Arme, Beine, Körper gezielt und willentlich steuern |
Kreatives Denken | Neuartige und originelle Ideen entwickeln |
Lernen | Wissen aneignen, verstehen und Gelerntes anwenden |
Logisches Denken | Zusammenhänge erkennen und Schlussfolgerungen ziehen |
Planung | Vorausschauend denken und strategische Schritte überlegen |
Problemlösung | Lösungen für potenzielle Herausforderungen entwickeln |
Räumliches Denken | Räumliche Beziehungen erkennen und sich orientieren |
Selbstreflexion | Wahrnehmung eigener Denk- und Handelsweisen |
Sprachverarbeitung | Geschriebene / gesprochene Sprache verstehen und nutzen |
Generell prägen die mentalen Kompetenzen, wie wir unsere Welt wahrnehmen, verstehen und darauf reagieren. Damit sind sie essenziell für den Erfolg – beruflich wie privat.
Definition: Was bedeutet kognitiv?
Der Begriff „kognitiv“ stammt vom Lateinischen „cognoscere“ und bedeutet „wissen“ oder „erkennen“. Kognitiv bzw. Kognition bezeichnet alle Funktionen des Gehirns, die der „Denkapparat“ zum Wahrnehmen, Denken oder Lernen nutzt.
Kognitive Fähigkeiten bei Kindern
Die Entwicklung kognitiver Kompetenzen ist vergleichbar mit einem Reifungsprozess: Er beginnt mit der Geburt und ist ein wichtiger Bestandteil frühkindlicher Entwicklung. Zwischen 25 und 30 Jahren erreichen wir unseren kognitiven Höhepunkt. Leider nehmen die Fähigkeiten mit zunehmendem Alter ab. Den Prozess können wir aber durch gezieltes Gehirn- und Gedächtnistraining verlangsamen.
Kognitive Fähigkeiten entwickeln sich bereits in der frühen Kindheit. Kinder lernen spielerisch – durch Vorbilder und Nachahmung. Für die kognitive Entwicklung von Kindern ist enorm wichtig, dass sie gefördert werden. In dieser Zeit wird das „kognitive Gerüst“ für die weitere Zukunft gelegt.
Stufenmodell nach Piaget
Der Biologe und Vorreiter der kognitiven Entwicklungspsychologie Jean Piaget entwickelte ein Stufenmodell zur kognitiven Entwicklung bei Kindern. Laut diesem Modell durchlaufen Kinder von der Geburt bis ins Erwachsenenalter vier Phasen:
-
0-2 Jahre: Sensomotorische Phase
Säuglinge und kleine Kinder entwickeln erste Wahrnehmung. Anfangs bestimmen Reflexe das Handeln, mit der Zeit entstehen zielgerichtete Aktionen. Mit etwa 8 Monaten folgt die Entwicklung der Objektpermanenz: Kinder verstehen, dass Objekte und Personen außerhalb ihres direkten Wahrnehmungsfelder weiter existieren.
-
2-7 Jahre: Präoperationale Phase
Wichtigste kognitive Fähigkeit in dieser Phase ist die Sprachentwicklung. Zudem entwickeln Kinder eine große Fantasie und trennen nicht immer zwischen Vorstellung und Wirklichkeit. Zentral dabei sind Rollenspiele. Bei logischen Zusammenhängen werden noch häufig Fehler gemacht.
-
7-11 Jahre: Konkret-operationale Phase
In dieser Phase entwickelt sich das logische Denken weiter. Kinder können sich gedanklich mit Situationen oder Objekten beschäftigen, die ihnen bereits bekannt sind. Es entsteht ein besseres Verständnis von Zahlen und Mengen. Wichtiges Konzept ist Invarianz – manche Eigenschaften von Objekten sind konstant. Beispiel: Füllt man Wasser in ein anderes Glas, ändert sich die Menge nicht.
-
Ab 12 Jahren: Formal-operationale Phase
Abschließend werden alle kognitiven Fähigkeiten erlernt und geübt. Kinder entwickeln zunehmend abstraktes Denken und analysieren auch hypothetische Situationen oder theoretische Probleme. Zur kognitiven Entwicklung gehört das Durchspielen von Alternativen und die Ableitung logischer Schlussfolgerungen durch systematisches Analysieren.
Der Einfluss von Bezugspersonen
Bei der kognitiven Entwicklung spielen Bezugspersonen wie Eltern, Großeltern, Lehrer oder Freunde eine zentrale Rolle. Sie sollten ebenfalls intelligent, neugierig und inspirierend sein, um die kognitiven Fähigkeiten der Kinder oder Jugendlichen zu stimulieren. Kinder und Jugendliche verbessern ihre kognitiven Kompetenz massiv durch Interaktion.
Kognitive Fähigkeiten im Alter
Ab rund 25 Jahren lässt die Mechanik des Geistes und Lernfähigkeit nach – siehe Grafik:
Ab 50 Jahren wird das Kurzzeitgedächtnis schlechter. Alte Menschen werden zum Beispiel vergesslich oder bekommen Wortfindungsstörungen. Dafür nimmt die sogenannte Pragmatik des Geistes zu – also Wissen und Erfahrung kombinieren zu können (siehe: fluide und kristalline Intelligenz).
Studien zeigen, dass Menschen im Alter zwischen 30 und 40 Jahren das beste Kurzzeitgedächtnis sowie Zahlengedächtnis haben, während mit 60 Jahren das Sprachverständnis sein höchstes Niveau erreicht.
Kognitive Fähigkeiten Test
Sie wollen Ihre kognitiven Fähigkeiten testen? Bei uns finden Sie zahlreiche kostenlose Tests mit Lösung, darunter auch einen IQ-Test sowie den Stroop-Test.
Kognitive Fähigkeiten verbessern: Tipps
Die nachlassende Kognition ist ein langsamer Prozess, der sich durch gezielte Übungen noch weiter verlangsamen lässt. Entsprechend können Sie Ihre kognitiven Fähigkeiten sowie das Gedächtnis verbessern – durch regelmäßiges kognitives Training oder sogenanntes Gehirnjogging.
Allerdings gibt es dabei keine Transfereffekte. Bedeutet: Wenn Sie logisches Denken trainieren, verbessern Sie nicht gleichzeitig das Erinnerungsvermögen. Um geistig fit zu bleiben und die kognitiven Fähigkeiten (die „Neuroplastizität des Gehirns“) zu erhalten, helfen folgende Tipps:
-
Kognitive Übungen
Kognitive Fähigkeiten Übungen gibt es viele. Entscheidend ist, dass sie damit alle mentalen Bereiche trainieren und für Abwechslung sorgen: Mal lösen Sie Sudokus oder Kreuzworträtsel, mal machen Sie Yoga oder knacken Brainteaser.
-
Gesunde Ernährung
Das Gehirn funktioniert nur, wenn es ausreichend versorgt ist. Eine ausgewogene, gesunde Ernährung ist eine wichtige Grundlage für mentale Fitness und kognitive Leistungsfähigkeit. Besonders wirksam ist sogenanntes Brainfood und viel Wasser zu trinken – empfohlen: 2 Liter pro Tag.
-
Regelmäßige Bewegung
Durch Sport und regelmäßige Bewegung stärken Sie nicht nur die körperliche Gesundheit: Sie verbessern ebenso die Durchblutung und damit die Versorgung des Gehirns mit Nährstoffen.
-
Gelebte Achtsamkeit
Durch regelmäßiges Meditieren oder Achtsamkeitsübungen – das bewusste Leben im Hier und Jetzt – reduzieren Sie Stress und verbessern Ihre Konzentration.
-
Sozialer Austausch
Auch der regelmäßige Austausch mit Freunden oder Kollegen fördert die kognitiven Fähigkeiten. Vor allem Diskussionen schulen den Geist und bringen neue Perspektiven und Gedanken, die wiederum Kreativität und Problemlösungsfähigkeiten verbessern.
-
Ausreichender Schlaf
Immer nur funktionieren, funktioniert nicht. Unser Gehirn braucht ausreichenden und gesunden Schlaf zur Regeneration der kognitiven Leistungen. Empfohlen sind 7-9 Stunden täglich. Schlafmangel wiederum beeinträchtigt das Gedächtnis.
-
Neues lernen
Ihre kognitiven Fähigkeiten brauchen Übung und wollen herausgefordert werden. Lernen Sie eine neue Sprache oder ein Instrument, probieren Sie ein neues Hobby aus oder lesen Sie sich in ein bisher völlig unbekanntes Thema ein. Wenn Sie etwas Neues lernen, trainieren Sie Ihren Denkapparat und erweitern neuronale Verbindungen.
2-3 Mal im Jahr ein bisschen Gehirnjogging? Das reicht nicht! Um Ihre kognitiven Fähigkeiten zu verbessern und zu erhalten, müssen Sie die Übungen regelmäßig absolvieren und das Training in den Alltag integrieren. Machen Sie es sich zur Gewohnheit, die mentalen Fähigkeiten zu stärken.
Kognitive Fähigkeiten verbessern: Konkrete Übungen
Es gibt unzählige Möglichkeiten und Übungen, mit denen Sie Ihre kognitiven Fähigkeiten verbessern und trainieren. Hier sind einige Übungen und Beispiele, die leicht und jederzeit umsetzbar sind:
-
Zahlen merken
Prägen Sie sich für 15 Sekunden eine zufällige Reihenfolge von 10 Zahlen ein. Diese können Sie zum Beispiel über ChatGPT erstellen. Warten Sie dann 60 Sekunden und wiederholen Sie die Zahlen in der korrekten Reihenfolge. Sie können die Zahlen aufsagen oder auf einen Zettel schreiben. Das verbessert Ihr Kurzzeitgedächtnis und die Merkfähigkeit.
-
Perspektive wechseln
Nehmen Sie ein schwieriges Thema, das Sie gut kennen. Erklären Sie es jemandem, der bisher noch gar nichts davon versteht. Versetzen Sie sich dabei in die Situation Ihres Gegenübers, um seine Perspektive und Fragen zu verstehen. Sie schulen Ihr Sprachverständnis und die Kreativität.
-
Memory spielen
Ein Klassiker, der gut funktioniert: Spielen Sie Memory oder nutzen Sie Online-Spiele zum Gedächtnistraining. Die Kombination verschiedener Spielmodelle verbessert das Training. Wenn Sie regelmäßig Memory spielen, trainieren Sie Ihre Merkfähigkeit und die Aufmerksamkeit.
-
Dual-Tasking üben
Machen Sie nicht gleich fünf Dinge auf einmal, sondern probieren Sie Dual-Tasking – machen Sie also zwei Aufgaben gleichzeitig. Sie können zum Beispiel ein Bild malen und dabei Kopfrechenaufgaben lösen. Das trainiert verschiedene kognitive Fähigkeiten und kann beliebig kombiniert werden.
-
Wörter rückwärts sprechen
Überlegen Sie sich alltägliche Begriffe und sagen Sie diese Wörter rückwärts auf. Beginnen Sie mit kurzen und einfachen Begriffen, bevor Sie sich an lange und komplizierte Wörter wagen. Wichtiger als eine schnelle Aussprache ist die korrekte Abfolge der Buchstaben von hinten nach vorne. So trainieren Sie Ihre Konzentration und das Arbeitsgedächtnis.
Was sind kognitive Störungen?
Kognitive Störungen bezeichnen alle Probleme bei der geistigen Aufnahme und Verarbeitung von Informationen. Das passiert häufiger, als vielen bewusst ist: Nach einem langen und anstrengenden Arbeitstag sind wir vollkommen ausgelaugt. Müdigkeit und Erschöpfung führen zu kognitiven Störungen – wir können uns kaum noch konzentrieren oder klar denken.
Auch das Umfeld kann zu kognitiven Störungen beitragen. In einem Großraumbüro mit viel Lärm sinkt die geistige Leistungsfähigkeit nachweislich. Ebenso können kognitive Störungen eine Folge von ernsthaften Krankheiten sein: Infekte (z.B. Corona, Borreliose), Schlaganfall, Parkinson, Demenz, Drogenkonsum oder Unfälle, die das Gehirn schädigen, beeinträchtigen die Kognition nachhaltig.
Häufige Fragen zu kognitiven Fähigkeiten
Kognitive Fähigkeiten umfassen alle Prozesse, die dem Gehirn helfen Informationen aufzunehmen, zu verarbeiten und zu speichern – vornehmlich das Wahrnehmen, Denken, Lernen, Einordnen und Wiedergeben.
Mit zunehmendem Alter nehmen einige kognitive Funktionen wieder ab. Den geistigen Höhepunkt erreichen wir schon zwischen 25-30 Jahren. Danach verschlechtern sich Lernfähigkeit und Kurzzeitgedächtnis.
Die Abnahme einzelner mentaler Fähigkeiten lässt sich nicht stoppen, aber verlangsamen – durch regelmäßiges mentales Training, körperliche Bewegung und eine ausgewogene Ernährung sowie ausreichend Schlaf. Zusammen helfen die Maßnahmen, einige kognitive Fähigkeiten zu erhalten.
Was andere dazu gelesen haben