Warum ist es so schwer, sich selbst zu hinterfragen?
„Durch ein paar Fragen soll man besser werden?“ – Bei einigen ruft die Vorstellung womöglich gerade Skepsis und Zweifel hervor. Mit Verbesserung verbinden sie harte Arbeit und viel Übung, die nötig ist, um Fortschritte zu erzielen. Natürlich ist das auch ein richtiger Weg, aber er setzt voraus, dass Sie wissen, woran Sie arbeiten, wozu und wofür. Es gibt dazu ein schönes Bonmot:
Es wäre unklug die Karriereleiter empor zu klettern, nur um oben festzustellen, dass man sie an der falschen Wand angelehnt hat.
Sogenannte Reflexionsfragen übernehmen dabei die Funktion von Leitplanken. Sie geben uns Orientierung, führen uns auf unserem Weg (oder auf diesen zurück) und dienen zugleich als Gradmesser, wie viel wir schon erreicht und an Strecke zurückgelegt haben. Also eigentlich ganz einfach. Ist es aber dann leider doch nicht…
Selbstreflexion erfordert Mühe und Ehrlichkeit
Selbstreflexion kann Anstöße zur Verbesserung und Selbstoptimierung geben. Sie kostet aber eben oft auch Aufwand und Überwindung. Schon allein die Zeit, die man sich dafür (und mit sich alleine) nehmen muss, schreckt so manchen ab. Hinzu kommt ein weiterer Punkt: Ehrlichkeit. Wer sich regelmäßig hinterfragt, sollte sich nichts vormachen, sonst kann man sich die Mühe auch getrost sparen.
Wer bei seinen Selbstgesprächen nur hören will, wie großartig er oder sie ist, kann sich auch von Dauerapplaus aus dem Internet beschallen lassen. Nutzen: Null. Und auch das macht es so schwer, sich selbst zu hinterfragen:
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Es fühlt sich unangenehm an
Kaum jemand ist es gewohnt, selbstkritisch die eigene Situation zu hinterfragen. Es fühlt sich einfach komisch an, sich selbst schonungslose Fragen zu stellen, denen man sich womöglich im ganzen Leben noch nie so bewusst stellen musste.
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Viele haben Angst vor der Antwort
Die Antworten auf manche Fragen sind schlichtweg unbequem und oft versuchen wir, solche Erkenntnisse möglichst lange zu verleugnen oder zu verdrängen. Reflexionsfragen schüren immer auch Angst, Dinge über sich zu erfahren, die man vielleicht gar nicht wissen will.
Trotzdem sollten Sie sich den Herausforderungen stellen – es lohnt sich. Eine ernsthafte und vor allem ehrliche Auseinandersetzung mit unserem Leben, unserem Job, unseren Zielen führt IMMER zu persönlichem Wachstum. Und Sie werden besser – zwangsläufig. Versprochen.
Diese Fragen sollten Sie sich jede Woche stellen, um besser zu werden
Dabei gilt es, sich immer wieder (selbstkritisch) mit der aktuellen Situation, mit (vermeintlichen) Erfolgen oder Misserfolgen sowie den eigenen Zielen auseinanderzusetzen – und dann danach zu handeln. Die folgenden Orientierungsfragen sollten Sie sich daher nicht nur heute stellen, um sich zu verbessern, sondern idealerweise jede Woche.
1. Was möchte ich verbessern?
Das ist die erste Frage, die Sie sich stellen sollten. Denn erst wenn Sie wissen, woran Sie tatsächlich arbeiten wollen, können Sie etwas daran ändern und einen Prozess in Gang setzen. Damit dieser erfolgreich verläuft und Sie sich auch wirklich verbessern, gibt es aber noch weitere Fragen, denen Sie sich idealerweise wöchentlich stellen. So erfahren Sie nicht nur eine Menge über Ihre aktuelle berufliche Lage, sondern erfahren auch, an welchen Punkten und in welchen Bereichen noch Potenzial steckt. Entsprechend können Ihnen die weiteren sieben Fragen helfen, besser zu werden:
2. Was möchte ich diese Woche erreichen?
Wer besser werden will, braucht ein klares Ziel. Fragen Sie sich jede Woche erneut, was Sie erreichen wollen. Nur so können Sie am Ende tatsächlich rekapitulieren, ob Sie Ihre Ziele erreicht und sich verbessert haben. Ohne diese Kontrollfunktion geht auch die Motivation bereits nach kurzer Zeit verloren, weiter an einer Verbesserung zu arbeiten.
3. Welche Probleme konnte ich lösen?
Nicht jeder verfügt über das nötige Selbstbewusstsein, das es braucht, um besser zu werden. Mit diesen Selbstzweifeln steht sich mancher selbst im Weg – insbesondere, wer nicht daran glaubt, überhaupt etwas schaffen zu können. Sich daran zu erinnern, welche Schwierigkeiten man schon gelöst hat und auch künftig meistern kann, gibt einen kräftigen Schub nach vorn. Und einem selbst wieder das Steuer in die Hand.
4. Womit habe ich Zeit verschwendet?
Zugegeben, keine angenehme Frage – vor allem für chronische Prokrastinierer. Allerdings ist der Punkt und die Erkenntnis rückblickend wichtig, um in Zukunft anders handeln zu können und seine Zeit besser zu nutzen. Zu verstehen, wann und warum Sie dazu neigen, Zeit zu verschwenden, wird dazu beitragen, dass Sie Ihr Selbstmanagement verbessern.
5. Worüber habe ich mich am meisten geärgert?
Ein Kunde, ein Kollege oder vielleicht sogar über sich selbst? Um besser zu werden, kann es wichtig sein, die eigenen Emotionen zu hinterfragen: Welche Situation hat Sie aufgeregt – und vor allem: Warum? So lernen Sie, besser mit unangenehmen Erfahrungen und Erlebnissen umzugehen und negative Emotionen besser zu verarbeiten – auch Rückschläge, Fehler und Niederlagen.
6. Was hat mir die meiste Freude bereitet?
Was für Wut, Frustration und Ärger gilt, hat auch für positive Emotionen seine Gültigkeit: Zu identifizieren, was einem Spaß und Freude bereitet, hebt nicht nur die Stimmung und steigert die Motivation. Es hilft Ihnen ebenso, besser zu werden, weil Sie Ihre Leidenschaften und Talente darin erkennen können. Und vielleicht sollten Sie sich genau in den Bereichen verbessern, die Ihnen ohnehin Freude bringen.
7. Welche Schwierigkeiten könnten auftreten?
Je besser Sie auf die Hürden vorbereitet sind, die Ihnen auf dem Weg begegnen können, desto leichter lassen sich diese überwinden. Hier ist ein wenig Weitsicht gefragt, damit Sie auch tatsächlich besser werden. Überlegen Sie sich, welche Steine Ihnen in den Weg gelegt werden könnten. So vermeiden Sie böse Überraschungen und können sich auf den Fortschritt konzentrieren.
8. Was möchte ich ändern?
Eine besonders schwierige Frage, da viele Veränderungen mit teils unbequemen Konsequenzen und Einbußen einhergehen. Ein Jobwechsel führt vielleicht erst einmal in eine finanzielle Durststrecke; um Konflikte zu lösen, muss man mit den Betroffenen Auge in Auge sprechen… Wie heißt es so schön: „Es muss erst schlechter werden, bevor es besser werden kann.“ Manchmal führt aber kein Weg daran vorbei, Dinge zu verändern, um Verbesserungen überhaupt zu ermöglichen. Bleiben Sie also ehrlich zu sich selbst und fragen Sie sich, was Sie ändern würden – unabhängig davon, wie angenehm das ist. Danach gilt es, das Risiko abzuschätzen und den nötigen Schritt zu wagen.
Wir wünschen viel Erfolg bei der Reflexionsübung und Ihrer persönlichen Entwicklungsreise.
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