Macht Geld glücklich? Nur bis 100.000 Euro!

Macht Geld glücklich? – Die Frage stellt sich wohl jeder. Klar ist: Ein hohes Einkommen hilft dabei, ein gutes Leben zu finanzieren. Un bei fairer Bezahlung macht auch die Arbeit mehr Spaß. Aber macht mehr Geld darüber hinaus glücklicher? Studien kommen zu überraschenden und teils gegensätzlichen Ergebnissen…

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Macht Geld glücklich?

„Geld macht nicht glücklich, aber es beruhigt ungemein“, sagt ein Sprichwort. Finanzielle Freiheit oder finanzielle Absicherung sind eine Erleichterung für die Psyche. So soll Marcel Reich-Ranicki gesagt haben: „Geld allein macht nicht glücklich, aber es ist besser, in einem Taxi zu weinen als in der Straßenbahn.“

Geld ist oft ein wichtiger Faktor für unsere Zufriedenheit. Das sogenannte Easterlin-Paradox kommt jedoch zu dem Ergebnis: Mehr Reichtum führt nicht automatisch zu mehr Lebenszufriedenheit! Sind grundlegende Bedürfnisse befriedigt (siehe: Maslow-Pyramiede), macht mehr Geld nicht glücklicher.

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Geld macht glücklich – bis rund 100.000 Euro

Mehr Geld macht vor allem jene Menschen glücklich, die wenig davon haben. Entsprechend streben viele Menschen nach einer regelmäßigen Gehaltserhöhung, um ihre finanziellen Sorgen zu mindern und sich mehr leisten zu können.

Aber werden Sie dadurch glücklicher? Bereits 2010 haben die beiden Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahneman und Angus Deaton die Aussagen von mehr als 450.000 Befragten im sogenannten „Well-Being-Index“ ausgewertet. Ergebnis: Bis 75.000 Dollar – damals umgerechnet rund 64.000 Euro – Haushaltseinkommen macht Geld glücklich.

Auf heutige Verhältnisse inklusive Inflation umgerechnet, entspricht das einem Jahreseinkommen von rund 102.000 Euro. Danach steigert mehr Geld zwar die Kaufkraft, aber glücklicher macht es nicht mehr. Ökonomen sprechen hierbei auch vom „abnehmenden Grenznutzen“.

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Zeit ist Geld

Was bei steigendem Einkommen vor allem glücklich macht, ist die gewonnene Zeit. Viel Geld bedeutet auch mehr Freizeit. Mit einem hohen Einkommen können sich Betroffene Reinigungshilfen, Einkaufshilfen oder Gärtner leisten. Mit entsprechender Wirkung: Bei Studien der Universität von British Columbia kam heraus, dass das „Kaufen von Zeit“ einen enormen Effekt auf das empfundene Lebensglück hat.

Mehr Freizeit ist jedoch nicht für alle Generationen gleich wichtig. So zeigen Umfragen zum Beispiel einen deutlichen Unterschied zwischen „Boomern“ und der „Generation Z„: Während von den Älteren nur 27 Prozent großen Wert auf viel Freizeit legen, sind es bei den Jüngeren rund doppelt so viele (53 Prozent).

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Gibt es einen linearen Zusammenhang?

Der Psychologe Matthew Killingsworth von der Universität von Pennsylvania widerspricht jedoch einem linearen Zusammenhang zwischen mehr Geld und Glück. Die Zufriedenheit steige auch mit größerem Gehalt weiter an. Eine finanzielle Grenze von 100.000 Euro oder einer anderen Summe könne er nicht entdecken.

Bei seiner Analyse mit mehr als 33.000 Teilnehmern kam heraus, dass das emotionale Wohlbefinden mit jedem zusätzlichen US-Dollar stieg. Und das auch noch bis zu einem Jahreseinkommens weit über 200.000 Dollar.

Allerdings gibt auch er zu: Bei den bekannten Studien handelt es sich stets um eine Korrelation, keine Kausalität! Bedeutet: Mehr Geld KANN glücklicher machen, muss es aber nicht. Oder anders formuliert: Mehr Geld macht weniger unzufrieden, aber nicht zwangsläufig glücklicher. Eine feste Ursache-Wirkung-Beziehung besteht jedenfalls nicht.

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10 spannende Erkenntnisse über Geld und Glück

Die Frage „Macht Geld glücklich?“ hat bereits unzählige Wissenschaftler beschäftigt. Neben den genannten Studien gibt es viele weitere über den Zusammenhang von Geld und Glück. Wir haben die 10 spannendsten Erkenntnisse zusammengefasst:

1. Gehaltsplus motiviert erst ab 7 Prozent

Eine Gehaltserhöhung vom Chef steigert die Motivation? Nicht unbedingt! Erst ab einem Plus von 7-8 Prozent wirkt sich die Erhöhung positiv auf die Motivation aus, so ein Ergebnis des Management-Professors Atul Mitra. Bei kleineren Erhöhungen fühlen sich Mitarbeiter nicht ausreichend gewürdigt. Umgekehrt zeigte Mitra Ein Gehaltsminus von 5 Prozent reicht aus, damit Mitarbeiter verärgert reagieren und weniger hart arbeiten.

2. Geld motiviert nur die Überdurchschnittlichen

Produktive Mitarbeiter sind besonders glücklich über eine leistungsgerechte Bezahlung. Forscher um Uwe Jirjahn zeigten, dass eine leistungsabhängige Vergütung bei Leistungsträgern und überdurchschnittlichen Arbeitnehmern den größten Effekt hat. Ihr Tipp: Arbeitgeber sollten bei Bezahlungsmodellen selektieren. Für besonders produktive Mitarbeiter sei eine Leistungsentlohnung das beste Instrument.

3. Geld verändert Beziehungen

Ob Geld einen Menschen verändert, wird viel diskutiert. Wissenschaftlich belegt ist: Es verändert die Beziehungen! Hat jemand vor allem finanzielle Ziele, sucht Ruhm und Reichtum, verändert das seine Perspektive. Er stuft Arbeit und Erfolg höher, persönliche Beziehungen aber niedriger ein. Für die Geldstreber waren andere Menschen oft nur Mittel zum Zweck – das zeigten etwa Studien von Richard Ryan an der Universität von Rochester in New York.

4. Mehr Einkommen motiviert nur 4 Jahre

Eine bessere Bezahlung motiviert – aber nur für 4 Jahre. Spätestens dann verpufft der Effekt laut Wissenschaftlern der Universität Basel. Grund ist der Gewöhnungseffekt: Das Plus auf dem Konto wird zur Normalität, gleichzeitig steigen Ansprüche und Wünsche weiter…

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Weitere Erklärung: Das Gehalt ist relativ. Mitarbeiter messen ihr Einkommen nicht nur in absoluten Zahlen, sondern vergleichen es mit Kollegen, Freunden, Nachbarn. Der Gewöhnungseffekt wirkt daher besonders schnell, wenn das Gehalt anderer das eigene übersteigt.

5. Geld macht einsam

Besonders spannend: Es muss sich nicht einmal um echtes Geld handeln. Schon die Nähe zu Geld-Symbolen reichte in einer Experimentalreihe von Kathleen Vohs aus: Teilnehmer, die unter einem Geldscheinposter saßen, widmeten sich lieber alleine einem Buch, statt mit Freunden ins Café zu gehen. Und wer beim Monopoly gewann und abkassierte, half anschließend nicht beim Einsammeln von Bleistiften, die der Versuchsleiter „zufällig“ fallen gelassen hat. Er verhielt sich weniger sozial als andere.

6. Wer nur an Geld denkt, hat kaum noch Zeit

Wer in seiner Freizeit ausschließlich über Geld und Geldverdienen nachdenkt, hat deutlich mehr Stress! Ein Experiment von Cassie Mogilner Holmes zeigte: Probanden, die in Ihrer Kaffeepause durch einen Fragebogen an finanzielle Themen dachten, beeilten sich danach mehr. Beschäftigte sich der Fragebogen mit dem Faktor Zeit, waren die Teilnehmer hernach viel gelassener, glücklicher und pflegten soziale Kontakte in der Pause.

7. Wer an Geld denkt, dem wird kalt

Wenn Sie an Geld denken, wird Ihnen kalt. In einer Gemeinschaftsstudie der Universitäten Basel und Salzburg schätzen Probanden die Temperatur im Raum durchschnittlich kälter ein, wenn ihr Fokus auf Geldsorgen lag. Auch die Temperatur von einem Eimer Wasser fühlte sich für sie deutlich kälter an.

8. Geld entwertet Ziele

Sobald wir Geld für etwas bekommen, sinken das freiwillige Engagement, die Motivation und der Wert des Zieles. Bei der Studie von Theresa Amabile erstellten die Teilnehmer Gedichte. Wurden sie dafür bezahlt, schrieben sie weniger und weniger gut als jene, die einfach mit Worten spielen und sich selbst ausdrücken sollten.

9. Geld verschiebt Prioritäten

Weiteres Problem bei finanzieller Entlohnung: Sie verändert die Prioritäten und sorgt dafür, dass das eigentliche Ziel aus dem Blick gerät. Harvard-Ökonom Roland G. Fryer bot seinen Studenten Geld, falls diese einen besonders guten Abschluss schaffen. Ab dem Zeitpunkt drehte sich die gesamte Motivation nur noch um eine möglichst hohe Prämie. Der gute Abschluss war nur noch Nebensache und Mittel zum Zweck.

Dahinter steckt der Korrumpierungseffekt: Wird die intrinsische Motivation durch extrinsische Anreize ersetzt, sinkt die Erfolgsquote und der anfängliche Spaß an der Sache geht flöten.

10. Geld macht unglücklich

Geld kann auch unglücklich machen. Entscheidend hierfür ist der Unterschied zwischen Haben und Habenwollen. Wer finanzielle Ziele anstrebt, macht sein Glück wieder von extrinsischen Faktoren abhängig. Werden diese jedoch stets gesteigert, wird Zufriedenheit unerreichbar. Folge: Wir werden unglücklicher.

Besonders drastisch ist die Studie von Philip Brinckman: Er verglich Lottomillionäre; Menschen, die nach einem Unfall schwerbehindert waren und eine Kontrollgruppe. Ergebnis: Millionäre sind nicht mal glücklicher als Unfallopfer oder alle anderen. Nobelpreisträger Daniel Kahnemann zeigte sogar: Arme wie Reiche fallen – auch mit neuem Reichtum – in alte Rollenmuster. Der Zufriedene bleibt zufrieden, der Jammerer jammert.

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Verdirbt Geld den Charakter?

Ein häufiges Klischee: Geld verdirbt den Charakter – und Reiche sind egoistisch, kaltherzig, geizig. Falsch! Studien zeigen: Reichtum verdirbt den Charakter nicht – es verstärkt allenfalls vorhandene Charakterzüge. Was wirklich passiert: Geld verändert die Identifikation mit sozialen Schichten. Bedeutet: Reiche tun sich leichter damit, kulturellen Institutionen, Hochschulen, Universitäten oder Krankenhäusern Geld zu spenden. Ärmere Menschen erkennen sich hingegen in ebenfalls armen Menschen und helfen hier. Dramatisch daran: Je stärker dieser Effekt wirkt, desto größer wird die Kluft zwischen arm und reich in einer Gesellschaft.

Geld ist eben nicht alles. Auch nicht im Job. Timothy Ferriss, Autor der „4-Stunden-Woche“ stellte dazu die kluge rhetorische Frage: Welche Belohnung rechtfertigt es, dass wir die kostbarsten Jahre unseres Lebens dem Geldverdienen opfern und dabei hoffen, die letzten Jahre glücklich zu sein?

Was Mitarbeiter tatsächlich motiviert

Geld spielt im Job eine große Rolle, ist aber nicht so wichtig, wie viele meinen. Motivation ist nicht käuflich. Einfach das Gehalt erhöhen, schon leisten alle Mitarbeiter mehr? Das funktioniert nicht! Der Verdienst muss für die Arbeit mindestens fair sein und von Mitarbeitern auch als solcher empfunden werden – darüber hinaus sind es andere Faktoren, die motivieren:

  • Eine sinnvolle Arbeit

    Das Gefühl, nur ein unbedeutendes Rädchen im Getriebe zu sein, lähmt auf Dauer jeden Arbeitseifer. Jeder Mensch will wissen, dass seine Arbeit Mehrwert schafft, dass sie wichtig und unverzichtbar ist. Wer seinen Mitarbeitern genau das vermittelt, weckt ihren Elan aufs Neue.

  • Teamarbeit

    Menschen sind soziale Wesen. Wir wollen uns zugehörig fühlen – das gilt privat wie beruflich. Unternehmen und Teams müssen ein Wir-Gefühl schaffen, einen echten Teamgeist durch gegenseitige Ermutigung und Unterstützung. Das spornt mehr an als rein finanzielle Anreize.

  • Fairness

    Unfaire oder scheinbar willkürliche Behandlung? Ein absoluter Motivationskiller! Egal, ob Gehalt, Prämien oder Lob: Sind Gratifikationen nicht nachvollziehbar und transparent, macht sich das im Betriebsklima und der Leistung der Mitarbeiter bemerkbar. Niemand mag Bevorzugung und Vetternwirtschaft.

  • Anerkennung

    Anerkennung und echte Wertschätzung für die eigene Arbeit sind für viele ein entscheidender Faktor. Kaum etwas dämpft die Motivation so stark wie das Gefühl, dass die eigenen Leistungen als selbstverständlich erachtet werden.

  • Wachstum

    Jahrelang auf der Stelle treten? Das reicht kaum jemandem! Menschen wollen sich entwickeln, im Job wachsen, mehr Verantwortung übernehmen, neue Fähigkeiten erwerben und andere Projekte betreuen. Nur wo sie das können, gedeiht Leidenschaft.

  • Autonomie

    Nicht nur Selbstständige, auch Angestellte wollen unabhängig arbeiten können. Sie wünschen sich größere Freiräume in Entscheidungen und ihrer Arbeitsgestaltung. Diese Freiheit und Selbstbestimmung ist eine große Antriebskraft.

Geld und Motivation: Theorie X und Y

Der US-Sozialpsychologe Douglas McGregor entwickelte Mitte der Fünfzigerjahre zwei Modelle – Theorie X und Theorie Y. Diese basieren auf jeweils unterschiedlichen Menschenbildern, die zu verschiedenen Reaktionen von Führungskräften führen:

  1. Theorie X geht davon aus, dass Mitarbeiter faul und unreif sind, Verantwortung scheuen, Routinearbeit bevorzugen und deshalb nur durch extrinsische Maßnahmen (Status, Einkommen, Lob) zu motivieren sind. Manager, die dieses Menschenbild bevorzugen, neigen zu einem autoritären Führungsstil, zu Zuckerbrot und Peitsche.
  2. Theorie Y nimmt an, dass Arbeit für die Menschen per se einen hohen Stellenwert hat, sie sind von sich aus leistungsbereit und ehrgeizig. Arbeitserfolge vermitteln ihnen tiefe Befriedigung. Manager, die so führen, bevorzugen einen kooperativen Führungsstil: Sie delegieren und setzen auf Eigeninitiative und Selbstkontrolle.

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