Angst vor Entscheidung: Wie entsteht sie?
Die meisten Entscheidungen treffen wir ohne Probleme und frei von Angst. Es sind die kleinen und alltäglichen Dinge, die unbewusst gewählt werden. Dann gibt es aber die schwerwiegenden Entscheidungen mit großer Tragweite.
Sie verursachen uns nicht selten Bauchschmerzen und regelrechte Angst vor Entscheidung. Hier ist es nicht leicht, sich festzulegen. Hinter der Wahl stehen zahlreiche Faktoren, Fragen, Zweifel, Ängste, Hoffnungen und Erwartungen. Sie alle machen die Entscheidungen schwerer und komplizierter. Denn…
- Jede Entscheidung FÜR etwas ist eine GEGEN zig Alternativen.
- Manchmal sind damit sogar Wertekonflikte verbunden.
- Und die Folgen sind alles andere als gewiss.
- Oder führen zu großen Lebensveränderungen.
Die Angst vor Entscheidungen plagt uns vor allem dann, wenn wir unsicher sind. Sowohl was das Ergebnis unserer Wahl angeht als auch über die eigenen Prioritäten. Kurz gesagt: Je weitreichender die möglichen Konsequenzen und desto weniger abschätzbar diese sind, desto größer die Angst vor Entscheidung.
Darum müssen Sie Angst vor Veränderung überwinden
So nachvollziehbar die Angst und die damit verbundene Unentschlossenheit ist: Sie ist ein Problem für den Erfolg und die persönliche Entwicklung. Wer im Job ständig zögert und zaudert, verliert mit der Zeit den Respekt der anderen und auch vor sich selbst. Sie werden gleich zweifach den Ansprüchen nicht gerecht – denen ihres Umfelds und den eigenen.
Sie dürfen aus Angst vor Entscheidung nicht in Schockstarre verfallen. Nicht zu entscheiden, ist oft die schlechteste Option. Damit geben Sie die Verantwortung ab und andere entscheiden für Sie. Zwar mag es bequem sein, aus Angst vor Entscheidung erst einmal abzuwarten und zu schauen, wie sich die Dinge entwickeln. Wird das Verhalten jedoch chronisch, werden Sie zur fremdgesteuerten Marionette. Sie sind nicht mehr Akteur, sondern Mitläufer.
Decidophobie: Die Angst vor Entscheidungen
Neben der fast allen Menschen bekannten und häufig anzutreffenden Angst vor Entscheidung gibt es auch eine Angststörung, die mit Entscheidungen zusammenhängt: die Decidophobie. Die Betroffenen haben vor Entscheidungen nicht nur Bauchschmerzen, sondern können auch viel stärkere körperliche Symptome wie Zittern, Herzrasen, oder Kreislaufprobleme zeigen. Diese Symptome treten – wenn es sich um diese Angststörung handelt – nicht nur bei schwerwiegenden, sondern bereits bei kleinen und unwichtigen Entscheidungen auf.
Von Decidophobie betroffene Menschen können bereits bei einem Einkauf im Supermarkt angesichts der anstehenden Entscheidungen und Wahlmöglichkeiten überfordert sein und in Panik geraten. Sollten Sie oder eine Person in Ihrem Umfeld mutmaßlich unter Decidophobie leiden, empfehlen wir unbedingt, einen spezialisierten Therapeuten aufzusuchen. Unsere Tipps im Artikel können, dürfen und sollen keine medizinische Beratung ersetzten und sind bei einer Angststörung auch nicht wirksam.
Angst vor Entscheidung überwinden: 7 Schritte und Fragen
Gegen erste Unentschlossenheit und Zögern hilft es, den eigenen Anspruch zu senken. Sie müssen nicht jedes Mal eine perfekte Entscheidung treffen. Gut und durchdacht reicht völlig aus. Insbesondere, wenn sich die gewählte Option für Sie gut anfühlt.
Angst vor Entscheidung überwinden Sie zudem durch eine Zerlegung des Problems. Ein Bergsteiger erklimmt einen hohen Berg auch nicht auf einmal, sondern Etappe für Etappe. Sonst würde er davor stehen und denken „Oh Gott, ist dieser Berg riesig!“ Genauso kann eine sehr große Entscheidung überfordern und eben Angst machen. Damit Ihnen das nicht passiert, nehmen Sie den Gipfeldruck heraus und gehen Sie Schritt für Schritt vor.
In der Praxis haben sich 7 Fragen bewährt, die in einem klar strukturiertem Prozess aufeinander aufbauen. So verlieren selbst komplexe Entscheidungen ihren Schrecken. Leicht ist es trotzdem nicht: Manche Fragen zwingen Sie zur Selbstreflexion und können Antworten notwendig machen, die Ihnen nicht unbedingt gefallen:
1. Worüber entscheiden Sie?
Wissen Sie exakt, welche Entscheidung Sie treffen sollen oder wollen? Ist Ihnen klar, worüber Sie genau entscheiden? Oft verhalten wir uns so, als handle es sich um eine Frage von Leben und Tod, obwohl nur zur Debatte steht, ob unser nächstes Auto schwarz oder doch blau metallic sein soll. Allzu schnell hat man sich in einer Sache verrannt und das Wesentliche aus den Augen verloren.
Machen Sie sich bewusst, worum es bei der Entscheidung wirklich geht. Wenn Sie den Gegenstand der Entscheidung jetzt spontan benennen und erklären können, ist alles in Ordnung. Wenn Sie aber nicht konkret wissen, welche Entscheidung da eigentlich ansteht, sollten Sie zuerst klären. Vielleicht rührt Ihre Angst vor der Entscheidung auch nur aus der Ungewissheit her. Wird die Entscheidung klar, können Sie die Angst vielleicht problemlos überwinden.
2. Welche Konsequenzen können folgen?
Entscheidungen fallen schwer, weil Sie die damit verbundenen Konsequenzen fürchten. Es ist nicht die Entscheidung selbst, sondern das, was diese möglicherweise mit sich bringt, was Angst macht. Aber wissen Sie überhaupt, wie die Auswirkungen der Entscheidung ausfallen werden? Hundertprozentige Sicherheit kann es nicht geben und ein Restrisiko bleibt immer. Machen Sie sich ehrliche Gedanken darüber, was nach der Entscheidung passieren kann – positiv wie negativ. Je mehr Klarheit Sie hier schaffen, desto leichter überwinden Sie die Angst vor Entscheidung.
3. Wie wichtig ist die Entscheidung?
Jede akut anstehende Entscheidung fühlt sich erst einmal enorm wichtig an. Das ist normal – aber auch oft falsch. Selbst wenn eine Entscheidung dringend und im konkreten Moment wichtig erscheint, bedeutet das nicht, dass sie perspektivisch von Bedeutung ist. Um die Bedeutung der Entscheidung einzuordnen, hilft häufig die 10-10-10-Methode. Diese rückt viele Entscheidungen in Relation und lässt die Angst verschwinden:
4. Wofür entscheiden Sie sich?
Wissen Sie, wofür Sie sich entscheiden können? Kennen Sie wirklich alle verfügbaren Optionen und Wahlmöglichkeiten? Wer die Auswahl kennt, kann in der Regel nicht nur besser entscheiden, sondern die Optionen auch besser bewerten. Informationssuche und gründliche Analyse senkt die Entscheidungsangst. Sie fühlen sich sicherer in Ihrer Wahl, das ungute Gefühl verschwindet und Sie können sich überzeugt entscheiden.
5. Wogegen entscheiden Sie sich?
Wenn Sie schon darüber sinnieren, wofür Sie sich entscheiden können (und werden), sollten sich natürlich auch mit den anderen Optionen befassen. Gar nicht so selten sind es Verlustängste, die uns blockieren. Wer dagegen sieht, dass der Verlust gar kein so großer ist und dass wir nichts Wichtiges verpassen, reduziert automatisch seine (unnötige) Angst.
6. Wovor haben Sie Angst?
Hinterfragen Sie, was genau Ihre Angst ausmacht. Fürchten Sie finanzielle Verluste? Oder haben Sie Angst, Kollegen, Familie oder Freunde zu enttäuschen? Oft spielt auch Angst vor den sozialen Folgen eine Rolle. Niemand möchte als Verlierer gelten und die Reaktion des Umfelds erleben. Je genauer Sie Ihre eigene Angst vor der Entscheidung identifizieren können, desto leichter können Sie sich dieser stellen.
7. Was passiert, wenn Sie die Entscheidung nicht treffen?
Unentschlossenheit ist etwas anderes, als eine bewusste Nichtwahl. Deshalb kommt diese Frage zum Schluss. Was würde denn passieren, wenn Sie nicht wählen? Bereits dieses Wissen kann Ihnen die Entscheidung erleichtern und die Angst nehmen. Dazu gehört auch die Frage: Ändert sich überhaupt etwas, wenn Sie selbst keine Entscheidung treffen? In vielen Fällen übernimmt das dann einfach jemand anderes, die Konsequenzen für Sie bleiben aber möglicherweise gleich.
Eine Nacht darüber schlafen: Bringt das was?
Kaum jemand, der den Rat in seinem Leben noch nicht gehört hat: „Schlaf mal eine Nacht drüber! Am nächsten Morgen sieht die Welt schon ganz anders aus!“ Zugegeben, der Tipp kann auch nerven. Da erhofft man sich mentale Unterstützung und Rat – und bekommt eine Schlaftablette. Na, danke für die Hilfe!
Tatsächlich tun wir der Empfehlung damit aber Unrecht. Es mag zwar eine Floskel sein, sie stimmt aber: Im Schlaf lernt unser Gehirn nicht nur, verarbeitet eine Menge Informationen und bringt den Müll raus. Es hat vor allem keinen Druck. Der Stress hinter dem Gedanken „Ich muss jetzt eine Antwort finden“ bewirkt in schöner Regelmäßigkeit das genaue Gegenteil: Blackout und Stillstand im Kopf.
Die besten Ideen und Lösungen fallen uns umso öfter ein, wenn wir gerade nichts tun, nichts denken – oder eben schlafen. „Default Mode“ heißt dieser Zustand unter Wissenschaftlern. Gemeint ist der Leerlauf des Gehirns, in dem Gelerntes und Erlebtes besonders gut verarbeitet und neu verknüpft werden – die perfekte Voraussetzung, um die Lösung zu einem Entscheidungsdilemma auf dem Silbertablett präsentiert zu bekommen.
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