Bewerben in Spanien? Ohne Spanisch keinen Job
Um es deutlich zu sagen: Die Englischkenntnisse der Spanier sind eher schlecht. Man spricht Spanisch – und das wird auch von Bewerbern erwartet. Zumindest sollten Kandidaten so gut Spanisch sprechen, um sich im Alltag zu verständigen. Auch der Bewerbungsprozess findet – bis auf wenige Ausnahmen – komplett auf Spanisch statt. In Katalonien sollte man zudem Katalonisch können.
Neben guten Sprachkenntnissen gehören zu einer erfolgreichen Bewerbung auf Spanisch ebenso Kontakte: Vieles läuft hier über Beziehungen und Referenzen. Jobs finden Bewerber in Spanien über das Spanische Handelsbüro im Generalkonsulat in Düsseldorf oder über private Stellenvermittlungen. Die meisten Stellenangebote gibt es in Zeitungen wie „El País“ (Raum Madrid), „El Mundo, „La Vanguardia“ (Raum Barcelona) oder „Actualidad Económica“.
Was muss ich bei der Bewerbung auf spanisch beachten?
Die spanische Bewerbung unterscheidet sich deutlich von der deutschen. Die Bewerbungsunterlagen haben nicht die Bedeutung wie in Deutschland und eher den Charakter einer Kurzbewerbung. Sie bestehen nur aus zwei Dokumenten:
- Anschreiben
In Spanien heißt es „Carta de presentación“, „Carta de Candidatura“ oder „Carta de Solicitud“. - Lebenslauf
Er wird in der Bewerbung lateinisch „Curriculum Vitae“ oder spanisch: „Hoja de vida“ genannt.
Die Initiativbewerbung funktioniert in Spanien auch und heißt hier „Autocandidatura“.
Bewerbung auf spanisch: Anschreiben (Carta de Candidatura)
Das Anschreiben sollte so kurz wie möglich sein. Eine DIN A4 Seite reicht. Im Fokus stehen die wichtigsten Kenntnisse und Fähigkeiten des Bewerbers.
Anrede
In weniger formellen, dafür persönlicheren Kulturen wie Spanien besitzt die Anrede besonderes Gewicht. Idealerweise kennen Sie den Namen Ihres Ansprechpartners oder haben ihn vorher recherchiert. Die korrekte Anrede lautet:
- „Estimado Sr. Fernandez“
- „Estimada Sra. Rodriguez“
Ist der Ansprechpartner unbekannt ist schreibt man „Estimados señores y señoras“.
Grußformel
Auch eine passende Grußformel gehört zu einem perfekten spanischen Anschreiben. Beispiele:
- „Les saluda atentamente y espera sus prontas noticias“
- „Reciba un cordial saludo“
- „Un cordinal saludo de“
Unterschrift
Wie im Deutschen wird das Bewerbungsschreiben im Spanischen unterschrieben. Das ist aber eine letzte Gemeinsamkeit. In Spanien ist es unüblich, der Bewerbung noch Anlagen oder Arbeitszeugnisse sowie Zertifikate beizufügen. Diese kommen nur zur Bewerbung, wenn Sie in der Stellenanzeige ausdrücklich verlangt wurden.
Referenzen
Wichtiger für den Erfolg der spanischen Bewerbung sind (übersetzte!) Referenzen. Deutliche Pluspunkte sammelt, wer schon einmal während eines Praktikums oder Auslandssemesters Kontakte zu spanischen Unternehmen knüpfen konnte und dort Fürsprecher namentlich nennen kann.
Bewerbung auf spanisch: Lebenslauf (Curriculum Vitae)
Der spanische Lebenslauf sollte ebenfalls kurz bleiben. Faustregel: Nicht mehr als eine DIN-A4-Seite schreiben und darin nur die wichtigsten Stationen und Erfahrungen auflisten. Zeitliche Lücken sind im spanischen CV kein Problem.
Aufbau
Der Lebenslauf wird in Spanien chronologisch aufgebaut – also nicht umgekehrt chronologisch wie bei uns. Entscheidend ist, dass der tabellarische Lebenslauf alle folgenden Daten enthält:
- Persönlichen Daten (Datos personales)
Dazu gehören: Vor- und Nachname, Adresse, Telefonnummer, Geburtsdatum, Geburtsort, Familienstand (und Kinderzahl), Ausweisnummer und DNI (nationale und steuerliche Identifikationsnummer) - Berufsziel
- Beruflichen Erfahrungen (Experienca)
- Ausbildung (Estudios oder Formación)
- Praktische Erfahrungen (Experiencia laboral)
- Sprachkenntnisse (Idiomas)
- Computerkenntnisse (Informática)
Sprach- und Computerkenntnisse sollten unbedingt genannt werden. Ebenso das entsprechende Niveau: sehr gut (muy bien), gut (bien) oder mittelmäßig (regular). Auf die Angabe von Hobbys können Sie dagegen verzichten. Auch die Ausbildung spielt in Spanien keine Rolle. Praktischen Erfahrungen sind hier wesentlich wichtiger, sodass Aussagen zu Studium oder Ausbildung auf das Wesentliche reduziert werden sollten.
Bewerbungsfoto
Das Bewerbungsfoto ist bei der Bewerbung auf Spanisch nicht zwingend notwendig, aber willkommen. Immer noch. Ob der Lebenslauf unterschrieben wird, ist dagegen eine Frage der Berufserfahrung: Berufseinsteiger können darauf verzichten, Fach- und Führungskräfte sollten mit Füller unterschreiben.
Der Eingang von Bewerbungsunterlagen wird in Spanien übrigens nur selten bestätigt. Auf Antworten müssen Kandidaten mitunter lange warten und sollten daher Geduld mitbringen.
Lebenslauf Checkliste: Spanien
Ein kostenloses Muster für einen spanischen Lebenslauf können Sie sich zudem hier als PDF herunterladen.
Lebenslauf auf Spanisch (Muster, PDF)
Bewerben in Spanien: Vorstellungsgespräch
Wer es schafft, von seinem Wunscharbeitgeber kontaktiert zu werden, hat die erste Hürde gemeistert. Aber nicht die wichtigste: Da die Bewerbungsunterlagen hier knapp ausfallen, ist das Vorstellungsgespräch in Spanien das eigentliche Auswahlinstrument. Es erwarten Sie hierbei gleich mehrere strukturierte Interviews. Dabei kommen Bewerber mit der Personalabteilung ebenso in Kontakt wie mit der jeweiligen Fachabteilung.
Wer zum Bewerbungsgespräch eingeladen wird, sollte Folgendes beachten:
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Kleidung
Sympathie und der erste Eindruck spielen in Spanien eine ausschlaggebende Rolle. Ein souveränes und gepflegtes Äußeres sowie hochwertige, modische Kleidung werden erwartet. Sparen Sie bitte nie daran! In Spanien herrscht ein ausgeprägtes Modebewusstsein wie in Italien. Die Krawatte ist bei Männern absolutes Muss. Gerade von einem Deutschen wird zudem Pünktlichkeit erwartet.
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Smalltalk
Es ist üblich, das Bewerbungsgespräch mit Smalltalk zu beginnen. Spanier fragen zum Beispiel: Haben Sie gut zu uns gefunden? Wo wohnen Sie? Was treibt Sie nach Spanien? – Das lockere Plaudern soll das Eis brechen. Darin steckt zugleich eine Falle: Es wird nicht erwartet, dass Sie Ihr Herz ausschütten. Bleiben Sie zu jedem Zeitpunkt professionell distanziert und formal, nur nicht unterkühlt. Der Smalltalk dient nur der Einstimmung.
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Empathie
Spanier sind nicht direkt und schätzen diese Direktheit auch nicht. Deutsche wirken hierbei leider schnell harsch. Umschreiben Sie also kritische Punkte und stellen Sie keine fordernden Rückfragen. Um zu punkten, sollten Sie Ihr Gegenüber genau beobachten. Bei der Bewerbung auf Spanisch zählt nicht allein das gesprochene Wort: Spanier muss man interpretieren. Beweisen Sie im Bewerbungsgespräch also unbedingt Taktgefühl, Freundlichkeit und Höflichkeit. Diese drei Kardinaltugenden gehören fest zur spanischen Kultur.
Ein Muss vor der Einstellung eines Bewerbers ist in Spanien übrigens noch ein medizinisches Gutachten. Die meisten Unternehmen verlangen hierbei ein ärztliches Attest, dass Sie rundum gesund und leistungsfähig sind.
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