Sehr geehrte Damen und Herren: Richtige Schreibweise
Die häufigste Anredeformeln in Briefen oder Mails ist nach wie vor: „Sehr geehrte Damen und Herren“. Ein formeller Klassiker, mit dem Sie nichts falsch machen. Erst recht bei namentlich unbekanntem Ansprechpartner. Trotzdem lauern ein paar Fallstricke im Detail. Daher starten wir mit der korrekten Rechtschreibung.
Wie schreibt man sehr geehrte Damen und Herren?
Generell werden die Damen vor den Herren genannt. Ausnahme: Im Geschäftsleben hat die Hierarchie Vorrang. Schreiben Sie beispielsweise namentlich einen Chef und dessen Assistentin an, wird zuerst der Herr genannt. Gleichzeitig wird „Herren“ immer mit „en“ ausgeschrieben. Die Schreibweise „Herrn“ ist falsch.
Ansonsten gilt nach der DIN 5008 für Geschäftsbriefe: Zwischen Betreffzeile und Anrede liegen genau zwei Leerzeilen. Zwischen Anrede und Einleitungssatz liegt nur eine Leerzeile. Der Vorname fällt bei der förmlichen Anrede grundsätzlich weg, es sei denn, das Anschreiben ist in Du-Form verfasst. Dann verwenden Sie nur den Vornamen und der Nachname entfällt.
Sehr geehrte Damen und Herren: Komma?
Auf die Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ folgt immer ein Satzzeichen, idealerweise ein Komma. Danach machen viele den Fehler, groß weiterzuschreiben. Die richtige Schreibweise ist aber die Kleinschreibung. Ausnahme: Das erste Wort im folgenden Satz ist ein Substantiv oder Name – die werden immer groß geschrieben.
Alternativ zum Komma sind auch Punkt und Ausrufezeichen erlaubt – aber selten. In dem Fall schreiben Sie danach groß weiter. In offiziellen Geschäftsbriefen sind diese Satzzeichen aber unüblich. Das Komma bleibt Standard.
Ist sehr geehrte Damen und Herren zeitgemäß?
Manche finden die Anrede sei veraltet und nicht mehr zeitgemäß. Stimmt nicht. „Sehr geehrte Damen und Herren“ ist förmlich, ja. Wer den oder die Empfänger aber nicht namentlich kennt, dem bleibt nur diese Formel und Formulierung. Allerdings – das stimmt – wirkt die förmliche Briefanrede distanziert und allgemein; sie erzeugt keine Nähe zum Leser und im Fall einer Bewerbung unterstellt man den Kandidaten, er oder sie habe sich keine Mühe gegeben.
Sehr geehrte Damen und Herren gendern: Wie?
Wer heute eine gendergerechte Anrede nutzen möchte, kann in E-Mails und Briefen „Sehr geehrte Lesende und Zuhörende“ schreiben. Vorteil: Die Formulierung schließt Taube und Blinde mit ein. Alternativ geht auch „Sehr geehrte Gesprächspartner“. Den neutralen Plural werten manche aber als „zu männliche Form“.
Wer sich sicher ist, dass die Empfänger oder Anwesenden keine binäre Geschlechtsidentität besitzen, divers sind oder eine gendersensible Sprache bevorzugen, kann die Anrede im Plural wählen: „Liebe / sehr geehrte Interessierte.“ Statt „Interessierte“ können Sie auch „Anwesende“ oder „Beschäftigte“ schreiben. Ebenso eignet sich die Formulierung „Liebes / sehr geehrtes Team“ beziehungsweise „Liebes / sehr geehrtes Kollegium“.
Sehr geehrte Damen und Herren: (lockere) Alternativen?
In vielen E-Mails und Briefen ist der Ton heute lockerer. Auch in Unternehmen. Dort haben sich neben „Sehr geehrte Damen und Herren“ inzwischen alternative Anredeformeln etabliert:
- „Guten Tag, Herr Beispiel,“
- „Guten Tag, Frau Muster,“
- „Hallo Herr Beispiel,“
- „Hallo, liebe Frau Muster,“
- „Lieber Herr Beispiel,“
Die veralteten Formeln „Werter Herr Müller“ oder „Verehrte Frau Muster“ sollten Sie streichen. Oder Sie nutzen die Anrede bewusst und ironisch. Im Subtext bedeutet sie dann eher: „Du kannst mich mal!“ Die Anrede mit „Liebe/Lieber“ am Anfang ist hingegen sehr vertraulich und sollte guten Freunden, befreundeten Kollegen oder langjährigen Kunden vorbehalten bleiben. Für die Bewerbung ist sie tabu.
Gleiches gilt für Abkürzungen und Netzjargon. Auch wenn die Kürzel längst Einzug in die Umgangssprache gehalten haben: Anrede- oder Grußformeln vom Typ „4U“ (for you, für dich), FYI (for your information, zu Ihrer Information), BTW (by the way, übrigens), MFG (Mit freundlichen Grüßen) sind in jedem Anschreiben ein absolutes No-go!
Die richtige Anrede in der Bewerbung: immer persönlich!
Vor allem im Bewerbungsschreiben kommt es auf die richtige Anrede an. Die Begrüßungsformel sagt immer etwas über die Beziehung zum Empfänger und stellt einen persönlichen Bezug her. Daher sollten Sie in der Bewerbung beziehungsweise im Anschreiben versuchen, einen Ansprechpartner zu recherchieren und diesen namentlich in der Anrede zu nennen. Beispiele:
- „Sehr geehrte Frau Muster,“
- „Sehr geehrter Herr Personaler,“
- „Sehr geehrte Frau Recruiter, sehr geehrter Herr Muster,“
Falls Sie in der Stellenanzeige keinen Ansprechpartner finden, ermitteln Sie diesen mit einem kurzen Anruf in der Personalabteilung. Das lohnt sich doppelt: Einmal, weil Sie so mit Personalern direkt in Kontakt kommen. Zweitens, weil Sie sich mit einem persönlichen Ansprechpartner positiv von der Masse abheben. Schließlich schreibt die Mehrheit immer noch: „Sehr geehrte Damen und Herren“!
Reihenfolge: Was tun bei mehreren Ansprechpartnern?
Bei bis zu zwei Ansprechpartnern dürfen Sie die Empfänger nebeneinander in einer Zeile oder nacheinander in zwei Zeilen ansprechen. Beispiele:
- „Sehr geehrte Frau Müller, sehr geehrter Herr Schmitz,“
- „Sehr geehrte Frau Müller,
sehr geehrter Herr Schmitz,“
Gibt es mehr als zwei Empfänger, empfehlen wir die Anordnung untereinander. Bei den Aufzählungen wird das zweite „sehr“ sowie jedes weitere wegen des Kommas klein geschrieben! Und bei männlichen wie weiblichen Empfängern werden die Damen zuerst genannt. Es sei denn, Sie wählen bewusst eine alphabetische Reihenfolge, oder es gibt ein deutliches Hierarchie-Gefälle.
Passende Anrede bei formeller Hierarchie
Im geschäftlichen Schriftverkehr werden allgemeine Höflichkeitsregeln außer Kraft gesetzt. Hier zählt allein die Hierarchie. Bedeutet: Ob Anrede oder Begrüßung: Der oder die Ranghöchste kommt immer zuerst! In diesem Fall schreiben Sie die Empfänger sogar besser untereinander. Das verdeutlicht die Hierarchie noch mehr. Beispiel:
- „Sehr geehrter Herr Direktor Muster,
sehr geehrte Frau Beispiel,“
Ist die Chefin oder Ranghöchste eine Frau, gibt es keinen Unterschied zu den üblichen Knigge-Regeln. Die Hierarchieform entspricht der Höflichkeitsform: Die Dame zuerst.
Förmliche Anrede: Was tun bei Titeln?
Trägt der Empfänger Ihrer Mail oder des Briefs einen akademischen Titel im Namen, müssen Sie diesen in der Anrede erwähnen. Er ist Namensbestandteil. Ihn wegzulassen, wäre eine Missachtung und Herabwürdigung. Bei akademischen Titeln werden in der Anrede aber nur genannt:
- Professor (immer ausgeschrieben, nie „Prof.“)
- Doktor (er darf mit „Dr.“ abgekürzt werden)
Geringere Grade wie „Diplom“, „Master“ oder „Bachelor“ entfallen in der Anrede. Beispiele: „Sehr geehrter Frau Professorin Muster,“ Oder: „Sehr geehrter Herr Dr. Beispiel,“. Trägt der Empfänger mehrere Titel, nennen Sie laut Knigge nur den höchsten Grad. Auch bei mehreren Doktortiteln. Ausnahme: Auf dem Briefumschlag oder Adresszeile werden ALLE Titel aufgezählt.
Was gilt bei Adelstiteln?
Bei Adelstiteln fallen bei der Anrede das „Herr“ und „Frau“ sowie „von“ weg. Freiherren und -frauen wiederum werden zu „Herr“ beziehungsweise „Frau“. Beispiele:
- „Sehr geehrter Graf Musterstein,
Sehr geehrte Baronin Muster-Beispiel,“
In Kombination mit einem akademischen Grad lautet die Anrede korrekt: „Sehr geehrter Professor Graf Musterstein“.
Sehr geehrte Damen und Herren auf Englisch
Bei der Anrede auf Englisch haben Sie mehrere Alternativen zur Auswahl. Die korrekte Anrede hängt davon ab, in welchem persönlichen Verhältnis Sie zum Empfänger stehen:
- „Dear Mr / Dear Ms“
Der Standard für englische Briefe oder Mails entspricht unserem „Lieber Herr, liebe Frau“ und gilt als formell korrekte Anrede. Gleichzeitig wird kein Unterschied mehr zwischen verheirateten oder unverheirateten Frauen gemacht. Das Englische „Miss“ ist veraltet. - „Dear Gary / Dear Andrea“
Die englische Anrede „Dear“ (danach nur Vorname) ist persönlich bis vertraulich. Sie bleibt Personen vorbehalten, mit denen Sie mindestens gut bekannt sind. Gegenüber Kollegen oder Geschäftspartnern nutzen Sie „Dear“ nur, wenn es schon ein persönliches Treffen gab. - „Dear Sir or Madam“
Diese englische Anrede ist eine Notlösung, falls kein Name ermittelt werden kann. Eine noch formellere Variante ist: „To whom it may concern“, auf Deutsch: „An wen es betrifft“.
Unterschiede zwischen Großbritannien und USA
Wollen Sie eine informelle Mail an mehrere englische Empfänger schreiben, sagen Sie in Großbritannien „Dear people“ oder „Dear all“. In den USA hingegen „Hi there,“ oder „Hi all,“. An den Schreibweisen erkennen Sie noch einen weiteren Unterschied: In Großbritannien ist das Komma nach der Anrede optional. Setzen Sie eines, müssen Sie nach der Grußformel am Schluss ebenfalls eines setzen. In den USA dagegen ist ein Satzzeichen Pflicht. Allerdings haben Sie die Wahl zwischen Komma oder Doppelpunkt. In beiden Ländern wird im Haupttext danach groß weitergeschrieben.
Sehr geehrte Damen und Herren in anderen Sprachen
Wer internationale Geschäftskontakte pflegt, zeigt Respekt und setzt ein freundliches Signal, indem die Anrede in der Landessprache formuliert wird. Die häufigsten Varianten gefragter Sprachen lauten:
- Türkisch
„Sayın ilgili – Wen es angeht
Sayın Yetkili – Sehr geehrte(r) Herr/Frau“ - Französisch
„Mesdames et Messieurs“ - Spanisch
„Señoras honradas mucho y señores“ - Italienisch
„Gentili signori e signore“ - Polnisch
„Szanowni Państwo“
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