Sehr geehrte Damen und Herren: Richtig nutzen, Alternative

Die neutrale Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ ist bis heute der förmliche Standard für ein Schreiben mit unbekanntem Empfänger. Die Anredeform finden Sie in Briefen, E-Mails und in der Bewerbung. Mit „Sehr geehrte Damen und Herren“ machen Sie nichts falsch. Aber es gibt teils bessere Alternativen…

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Wann verwende ich „Sehr geehrte Damen und Herren“ als Anrede?

Jeder Brief, jede E-Mail oder Bewerbung braucht eine passende Anrede. Auch wenn „Sehr geehrte Damen und Herren“ unpersönlich oder veraltet klingt: Die Anrede bleibt ein unverwüstlicher Klassiker – vor allem, wenn der oder die Empfänger unbekannt sind und Sie eine konkrete Ansprechperson nicht recherchieren können. Eine informellere Form hierfür ist zum Beispiel auch „Guten Tag“ oder „Hallo“.

Wichtig ist, dass nach der Anrede stets ein Komma folgt. Es ist ein beliebter Fehler, danach groß zu schreiben. Korrekt ist aber, nach der Anrede ein Komma zu setzen und klein weiter zu schreiben – es sei denn, der Satz beginnt mit einem Substantiv (Nomen). Alternativ können Sie auch ein Ausrufezeichen nach „Sehr geehrte Damen und Herren!“ setzen. Das ist in Geschäftsbriefen aber eher unüblich und wirkt latent aggressiv. Bei förmlichen Geschäftsmails ist das Rufzeichen daher tabu!

Korrekte Anrede Beispiele:

  • „Sehr geehrte Damen und Herren,
    hiermit bewerbe ich mich …“
  • „Sehr geehrte Damen und Herren,
    leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass …“
  • „Sehr geehrte Frau Muster!
    Vielen Dank für Ihr großzügiges Angebot …“

Warum nicht „Sehr verehrte Damen und Herren“?

Falls Sie sich fragen, warum man heute nur noch die Formulierung „Sehr geehrte Damen und Herren“ statt „Sehr verehrte Damen und Herren“ nutzt: Die zweite Anredeform gilt als veraltet und nicht mehr zeitgemäß. Grund: Darin steckt zu viel Huldigung gegenüber dem oder der Empfängerin.


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Sehr geehrte Damen und Herren: Bewerbung

In der Bewerbung, insbesondere im Bewerbungsschreiben, sollten Sie die Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ nur ausnahmsweise und als Notlösung verwenden, wenn Sie den passenden Ansprechpartner weder kennen, noch ermitteln können.

Wird ein Ansprechpartner in der Stellenanzeige genannt – und Sie schreiben trotzdem „Sehr geehrte Damen und Herren“, gilt das als schwerer Fehler und hinterlässt einen negativen Eindruck beim Personaler. Der Bewerber wirkt uninformiert und wenig bemüht. Die Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ ist zudem zu allgemein und austauschbar. Kurz: Die Formel erzeugt keine Nähe zum Empfänger.

TIPP: Wird kein Ansprechpartner in der Stellenausschreibung genannt, können Sie diesen auf der Homepage des Unternehmens oder über die Firmenprofile auf Linkedin oder Xing recherchieren – oder telefonisch in der Personalabteilung nachfragen.

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Sehr geehrte Damen und Herren: E-Mail

Viele E-Mails sind heute weniger förmlich als zum Beispiel Geschäftsbriefe. Je nachdem, wer der Empfänger ist, sind dabei auch lockere Anreden wie „Hallo Herr Muster / Hallo Frau Beispiel“ oder „Guten Tag Herr Beispiel / Guten Tag Frau Muster“ erlaubt.

Wenn Ihnen der Adressat persönlich bekannt ist und keine förmliche Anrede erwartet, können Sie sogar „Lieber Herr Muster / Liebe Frau Beispiel“ schreiben. Auch hierbei gilt: Die persönliche Anrede ist immer besser, die Formulierung „Sehr geehrte Damen und Herren“ sollte die Ausnahme bleiben.

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Sehr geehrte Damen und Herren: Alternativen

Zu der klassischen Standard-Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ gibt es heute zahlreiche gute Alternativen. Je nach Anlass, Zweck und Zielgruppe eignen sie sich sogar besser als der Klassiker. Das geht bis hin zu einer modernen, gendergerechten Anrede.

Je nach Zielgruppe und Umfeld kann es sinnvoll sein, eine gendergerechte Sprache zu nutzen. Die Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ spricht ausschließlich weibliche und männliche Personen an. Menschen, die sich keinem Geschlecht eindeutig zuordnen oder sich als „divers“ definieren, könnten sich dadurch nicht angesprochen beziehungsweise ausgeschlossen fühlen.

Sehr geehrte Damen und Herren gendern?

Wer mag, kann daher seine Anrede geschlechtsneutral formulieren. Bei nur einem Empfänger reicht meist ein „Hallo“ oder „Guten Tag“ (salopper: „Hey!“). Gilt die Ansprache mehreren Personen oder einer Gruppe können Sie folgende, alternative Formulierungen nutzen:

Gendergerechte Anrede – Beispiele:

  • „Liebe Anwesende“
  • „Sehr geehrtes Publikum“
  • „Sehr geehrte Teilnehmende“
  • „Sehr geehrte Beschäftigte“
  • „Sehr geehrtes Kollegium“
  • „Liebe Interessierte“
  • „Liebes Team“

TIPP: Die Formulierung „Sehr geehrte Lesende und Zuhörende“ schließt ebenso Taube und Blinde mit ein (PDF).

Lockere, moderne Alternativen

Vor allem in jungen und kreativen Branchen herrscht meist ein lockerer Ton – sowohl in E-Mails, Memos oder Kurznachrichten. Hier dürfen die Arbeitnehmer auch die Anrede lockerer formulieren. Insbesondere in internen Mails wird die Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ praktisch gar nicht genutzt. Auch hier gibt es Alternativen…

Moderne und lockere Ansprachen – Beispiele:

  • „Hallo Mia“
  • „Guten Tag Max“
  • „Liebe(r) Uli“
  • „Hallo liebe(r) Frau/Herr Beispiel“
  • „Liebe Kollegen“

Die veralteten Formeln „Werter Herr Beispiel“ oder „Verehrte Frau Muster“ sollten Sie dagegen streichen. Oder Sie nutzen die Anrede bewusst und ironisch. Gleiches gilt für Kürzel und Netzjargon: „4U“ (for you, für dich), FYI (for your information, zu Ihrer Information), BTW (by the way, übrigens). Und die Formulierung „Sehr geehrte Damen und Herren“ wird natürlich nie abgekürzt!

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Formale Regeln bei der Anrede

Bei einer offiziellen Anrede in Brief oder E-Mail müssen Sie formale Regeln beachten. Dies gilt für Rechtschreibung, Komma und Titel der Personen, die Sie anreden. Diese Stilregeln bitte einhalten:

1. Leerzeilen und Abstände

Nach der DIN 5008 für Geschäftsbriefe liegen zwischen Betreffzeile und Anrede genau 2 Leerzeilen. Zwischen Anrede und Einleitungssatz liegt nur eine Leerzeile. Der Vorname fällt bei der förmlichen Anrede grundsätzlich weg, es sei denn, das Anschreiben ist in Du-Form verfasst.

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2. Titel in der Anrede?

Trägt einer der Empfänger einen akademischen Titel, muss dieser auch in der Anrede genannt werden. Ihn wegzulassen, wäre eine Herabwürdigung. Akademische Titel – insbesondere der Doktor (Dr.) – werden zum Namensbestandteil. Der „Dr.“ darf immer abgekürzt werden, „Professor/in“ schreiben Sie aber immer aus (nie als „Prof.“ abkürzen!).

Besitzt jemand mehrere akademische Grade, wird laut Knigge nur der höchsten Titel erwähnt. Ausnahme: Auf Briefumschlag und in Adresszeile werden ALLE Titel aufgezählt. Niedrigere akademische Grade, wie „Bachelor“, „Master“ oder „Diplom“ werden in der Anrede nicht genannt. Beispiele:

  • „Sehr geehrte Frau Professorin Muster“
  • „Sehr geehrter Herr Dr. Muster“

3. Was gilt bei Adelstiteln?

Bei Adelstiteln fallen in der Anrede das „Herr“ und „Frau“ sowie „von“ weg. Freiherren und -frauen werden zu „Herr“ beziehungsweise „Frau“. Beispiele:

  • „Sehr geehrter Graf Musterstein,
    Sehr geehrte Baronin Beispiel,“

In Kombination mit einem akademischen Grad lautet die korrekte Anrede: „Sehr geehrter Professor Graf Musterstein“.

4. Mehrere Ansprechpartner?

Richtet sich Ihr Anschreiben an mehrere Personen und Empfänger, können Sie die jeweiligen Anreden nebeneinander oder untereinander schreiben. Egal, welche Variante Sie wählen: Jede Anrede wird durch ein Komma getrennt, das nachfolgende „sehr“ wird dann kleingeschrieben. Beispiel:

  • „Sehr geehrte Frau Beispiel, sehr geehrter Herr Muster,“
  • „Sehr geehrte Frau Beispiel,
    sehr geehrter Herr Muster,“

ACHTUNG: Im geschäftlichen Schriftverkehr werden allgemeine Höflichkeitsregeln außer Kraft gesetzt. Hier zählt allein die Hierarchie. Bedeutet: In der Anrede wird immer die ranghöchste Person zuerst genannt – egal, ob Mann oder Frau.

Sehr geehrte Damen und Herren in internationalen Sprachen

Schreiben Sie Ihre E-Mail oder Bewerbung an einen Empfänger im Ausland, ist es besonders höflich, die Person in ihrer jeweiligen Sprache anzureden. Hier ein paar Beispiele für „Sehr geehrte Damen und Herren“ in gängige (europäische) Sprachen übersetzt:

  • Englisch: „Dear Sir or Madam“
  • Französisch: „Mesdames et Messieurs“
  • Spanisch: „Estimados señores“
  • Italienisch: „Gentili signore e signori“
  • Niederländisch: „Geachte dames en heren“
  • Polnisch: „Szanowni Państwo“
  • Russisch: „Уважаемые дамы и господа“
  • Türkisch: „Sayın Yetkili“

Anrede in Englisch: Unterschiede UK 🇬🇧 und USA 🇺🇸

Wollen Sie eine informelle Mail an mehrere Empfänger in Englisch schreiben, sagen Sie in Großbritannien „Dear people“ oder „Dear all“ – in den USA hingegen „Hi there,“ oder „Hi all,“.

An den Schreibweisen erkennen Sie einen weiteren Unterschied: In Großbritannien ist das Komma nach der Anrede optional. Setzen Sie eines, müssen Sie nach der Grußformel am Schluss ebenfalls eines setzen. In den USA dagegen ist das Komma (oder ein Doppelpunkt) Pflicht. In beiden Ländern wird der Haupttext danach groß weitergeschrieben.


Die passende Grußformel zum Schluss

Eingerahmt wird ein formelles Schreiben stets von der Anrede und Grußformel. Diese dürfen weder im Geschäftsbrief noch in der Bewerbung vergessen werden. Zudem sollte die Grußformel am Schluss des Schreibens zur Anrede passen. Bedeutet: Wer formell mit „Sehr geehrte Damen und Herren“ beginnt, sollte ebenso formell „mit freundlichen Grüßen“ enden, um Professionalität zu vermitteln.

Beispiele für formelle Grußformeln:

Beispiele für informelle Grußformeln (ungeeignet für Geschäftsbriefe):

Als Faustregel können Sie sich aber merken: So wie Sie mit der neutralen Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ kaum etwas verkehrt machen können (es sei denn, der Empfänger ist bekannt), so gilt auch die Formulierung „mit freundlichen Grüßen“ am Schluss als respektvoller und förmlicher Abschluss, der vor allem in konservativen Branchen als Standard geschätzt wird.


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