Sehr geehrte Damen und Herren als Anrede
Jeder Brief, jede E-Mail oder Bewerbung braucht eine passende Anrede. Auch wenn „Sehr geehrte Damen und Herren“ veraltet oder langweilig klingt: Die Anrede bleibt ein unverwüstlicher Klassiker – vor allem, wenn der Empfänger unbekannt ist.
Warum ist „Sehr geehrte Damen und Herren“ so unbeliebt?
Viele fragen sich, ob die Anrede veraltet ist oder gar negativ auf den Adressaten wirkt. Die Gründe: Die förmliche Anrede…
- klingt unpersönlich und austauschbar.
- wirkt allgemein und einfallslos.
- erzeugt keine Nähe zum Empfänger.
- ist nicht genderneutral.
- gilt in der Bewerbung als Notlösung.
Sehr geehrte Damen und Herren: Bewerbung
In der Bewerbung, insbesondere im Bewerbungsschreiben, sollten Sie die Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ nur verwenden, wenn Sie den passenden Ansprechpartner weder kennen, noch ermitteln können.
Wird ein Ansprechpartner in der Stellenanzeige genannt – und Sie schreiben trotzdem „Sehr geehrte Damen und Herren“, gilt das als schwerer Fehler und hinterlässt einen negativen Eindruck beim Personaler. Ein solcher Bewerber wirkt unaufmerksam, uninformiert und wenig bemüht.
Sehr geehrte Damen und Herren: E-Mail
Viele E-Mails sind heute weniger förmlich als zum Beispiel Geschäftsbiefe. Je nachdem, wer der Empfänger ist, sind dabei auch lockere Anreden wie „Hallo Herr/Frau Beispiel“ oder „Guten Tag Herr/Frau …“ erlaubt.
Wenn Ihnen der Adressat persönlich bekannt ist und keine förmliche Anrede erwartet, können Sie sogar „Liebe(r) Herr/Frau Muster“ schreiben. Auch hierbei sollten Sie die persönliche Anrede aber immer bevorzugen und das „Sehr geehrte Damen und Herren“ nur in Ausnahmen verwenden.
Sehr geehrte Damen und Herren: Alternativen
Zu der klassischen Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ gibt es heute zahlreiche gute Alternativen. Je nach Anlass, Zweck und Zielgruppe eignen sie sich sogar besser als der Klassiker. Das geht bis hin zu einer modernen, gendergerechten Anrede. Hier einige Beispiele:
Sehr geehrte Damen und Herren gendern?
Je nach Zielgruppe und Umfeld kann es sinnvoll sein, eine gendergerechte Sprache zu nutzen. Die Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ spricht ausschließlich weibliche und männliche Personen an. Menschen, die sich keinem Geschlecht eindeutig zuordnen oder sich als „divers“ definieren, könnten sich dadurch nicht angesprochen fühlen.
Wer mag, kann daher seine Anrede geschlechtsneutral formulieren. Bei nur einem Empfänger reicht meist „Hallo“ oder „Guten Tag“ (salopper: „Hey!“). Gilt die Ansprache mehreren Personen oder einer Gruppe können Sie folgende, alternative Formulierungen nutzen:
Gendergerechte Anrede – Beispiele:
- „Liebe Anwesende“
- „Sehr geehrtes Publikum“
- „Sehr geehrte Teilnehmende“
- „Sehr geehrte Beschäftigte“
- „Sehr geehrtes Kollegium“
- „Liebe Interessierte“
- „Liebes Team“
Lockere, moderne Alternativen
Vor allem in jungen und kreativen Branchen herrscht meist ein lockerer Ton – sowohl in E-Mails, Memos oder Kurznachrichten. Hier dürfen die Arbeitnehmer auch die Anrede lockerer formulieren. Insbesondere in internen Mails wird die Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ praktisch gar nicht genutzt. Auch hier gibt es Alternativen…
Moderne und lockere Ansprachen:
- „Hallo Mia“
- „Guten Tag Max“
- „Liebe(r) Uli“
- „Hallo liebe(r) Frau/Herr Beispiel“
- „Liebe Kollegen“
Die veralteten Formeln „Werter Herr Beispiel“ oder „Verehrte Frau Muster“ sollten Sie streichen. Oder Sie nutzen die Anrede bewusst und ironisch. Gleiches gilt für Kürzel und Netzjargon: „4U“ (for you, für dich), FYI (for your information, zu Ihrer Information), BTW (by the way, übrigens).

Formale Regeln bei der Anrede
Bei einer offiziellen Anrede in Brief oder E-Mail gilt es formale Regeln zu beachten. Dies gilt für Rechtschreibung, Komma und Titel der Personen, die Sie anreden. Diese Sonderregeln bitte einhalten:
Komma oder Ausrufezeichen?
Nach der Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ folgt in der Regel ein Komma. Der darauffolgende Satz beginnt nach dem Komma stets klein – es sei denn, es handelt sich um ein Substantiv oder Namen. Die werden auch weiterhin nach dem Komma großgeschrieben.
Alternativ können Sie nach der Anrede ein Ausrufezeichen schreiben. Weil das aber schnell aggressiv wirken kann, sollten Sie das Satzzeichen nur bei positiven Schreiben verwenden und wenn Sie den Empfänger gut kennen. Ansonsten verstärkt es die Aussage und wirkt verärgert. Bei förmlichen Mails oder Briefen ist das generell tabu! Beispiele:
- „Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit bewerbe ich mich …“ - „Hallo Max,
was machst du heute Abend?“ - „Guten Tag Frau Muster!
Vielen Dank für Ihr großzügiges Angebot …“
- „Hallo Herr Muster!
So geht das nicht weiter …“ - „Sehr geehrte Damen und Herren!
Leider müssen wir Ihnen hiermit mitteilen, dass …“
Titel in der Anrede
Trägt einer der Empfänger einen akademischen Titel, muss dieser auch in der Anrede genannt werden. Ihn wegzulassen, wäre eine Herabwürdigung. Akademische Titel – insbesondere der Doktor („Dr.“) – werden zum Namensbestandteil. Der „Dr.“ darf immer abgekürzt werden, den „Professor/in“ schreiben Sie aber immer aus.
Besitzt jemand mehrere akademische Grade, wird laut Knigge nur der höchsten Titel erwähnt. Ausnahme: Auf Briefumschlag und in Adresszeile werden ALLE Titel aufgezählt. Niedrigere akademische Grade, wie „Bachelor“, „Master“ oder „Diplom“ werden in der Anrede nicht genannt. Beispiele:
- „Sehr geehrte Frau Professorin Muster“
- „Sehr geehrter Herr Dr. Muster“
Was gilt bei Adelstiteln?
Bei Adelstiteln fallen in der Anrede das „Herr“ und „Frau“ sowie „von“ weg. Freiherren und -frauen werden zu „Herr“ beziehungsweise „Frau“. Beispiele:
- „Sehr geehrter Graf Musterstein,
Sehr geehrte Baronin Beispiel,“
In Kombination mit einem akademischen Grad lautet die korrekte Anrede: „Sehr geehrter Professor Graf Musterstein“.
Mehrere Ansprechpartner
Richtet sich Ihr Anschreiben an mehrere Personen und Empfänger, können Sie die jeweiligen Anreden nebeneinander oder untereinander schreiben. Egal, welche Variante Sie wählen: Jede Anrede wird durch ein Komma getrennt, das nachfolgende „sehr“ wird dann kleingeschrieben. Beispiel:
- „Sehr geehrte Frau Beispiel, sehr geehrter Herr Muster,“
- „Sehr geehrte Frau Beispiel,
sehr geehrter Herr Muster,“
Internationale Anrede
Schreiben Sie Ihre E-Mail oder Bewerbung an einen Empfänger im Ausland, ist es natürlich besonders höflich, die Person in ihrer jeweiligen Sprache anzureden. Hier ein paar Beispiele für „Sehr geehrte Damen und Herren“ in gängige (europäische) Sprachen übersetzt:
- Englisch: „Dear Sir or Madam“
- Französisch: „Mesdames et Messieurs“
- Spanisch: „Estimados señores“
- Italienisch: „Gentili signore e signori“
- Polnisch: „Szanowni Państwo“
- Russisch: „Уважаемые дамы и господа“
- Türkisch: „Sayın Yetkili“
Anrede in Englisch: Unterschiede UK 🇬🇧 und USA 🇺🇸
Wollen Sie eine informelle Mail an mehrere Empfänger in Englisch schreiben, sagen Sie in Großbritannien „Dear people“ oder „Dear all“ – in den USA hingegen „Hi there,“ oder „Hi all,“.
An den Schreibweisen erkennen Sie einen weiteren Unterschied: In Großbritannien ist das Komma nach der Anrede optional. Setzen Sie eines, müssen Sie nach der Grußformel am Schluss ebenfalls eines setzen. In den USA dagegen ist das Komma (oder ein Doppelpunkt) Pflicht. In beiden Ländern wird der Haupttext danach groß weitergeschrieben.
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