Bedeutung: Was macht eine Umarmung mit uns?
Die Umarmung ist eine intensive und innige Form des Körperkontakts, bei der wir mit den Armen den Hals, Rücken oder die Taille einer anderen Person umfassen. Eine Umarmung dauert in der Regel nicht länger als 20 Sekunden und ist ein starkes Zeichen für Vertrauen, Zuneigung und Sympathie. Sie kann Menschen Sicherheit geben und Trost spenden.
Bei der Umarmung passiert im Körper einiges: Werden wir in den Arm genommen, wirkt das positiv auf Psyche und Wohlbefinden. Das Gehirn schüttet Glückshormone und den Botenstoff Oxytocin aus, der die zwischenmenschliche Bindung erhöht, Stress abbaut. Studien zeigen, dass Umarmungen die Immunabwehr stärken sowie Blutdruck und Herzschlag senken.
Umarmung und Distanzzonen
Distanzzonen sind in der Kommunikation und Körpersprache die physischen Bereiche, wie nahe wir andere Menschen an uns heranlassen und uns damit wohlfühlen. Die körperlichen Abstände signalisieren in der nonverbalen Kommunikation buchstäblich, wie nah wir uns stehen.
Generell gilt: Je intimer das Verhältnis, desto geringer ist die körperliche Distanz im Raum. Umgekehrt wird das unerlaubte Eindringen in unsere Privatsphäre oder gar Intimsphäre immer als unzulässige Grenzübertretung wahrgenommen. Entsprechend gehen viele sofort auf Abstand oder quittieren das Eindringen mit Antipathie.
Welche Arten von Umarmungen gibt es?
Im Privatleben und Job gibt es unterschiedliche Arten der Begrüßung. Dazu zählen auch Umarmungen. Umarmungen unter Frauen sind in Deutschland weiter verbreitet als unter Männern. Wobei Umarmung nicht gleich Umarmung ist. Das sind die häufigsten Arten und Formen:
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Die freundschaftliche Umarmung
Sie ist für Familienmitglieder und Freunde: Wenn sich zwei Menschen lange nicht mehr gesehen haben, fallen sie sich vor Freude in die Arme. Es ist eine besonders herzliche Form der Begrüßung und dauert mitunter auch mehrere Minuten.
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Die anerkennende Umarmung
Im Arbeitsleben ist es ein erweitertes Schulterklopfen: Jemand hat seinen Job wirklich gut gemacht, zum Dank wird er oder sie umarmt und mit anerkennendem Klopfen auf den Rücken belohnt. Noch enthusiastischer ist diese Form bei Fußballern – wenn ein Tor geschossen wurde.
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Die tröstende Umarmung
Sie soll dem anderen zeigen: „Du bist nicht allein, ich halte dich fest!“ Im Berufsleben ist sie nur engen Kollegen vorbehalten. Zwischengeschlechtlich und interhierarchisch wird die Geste eher als Übergriff in die Privatsphäre empfunden.
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Die brüderliche Umarmung
Hierfür müssen es nicht zwingend Brüder sein, die sich so umarmen. Sie sind es aber im Geiste – und genau das drückt die Geste auch aus: Es begrüßen sich zwei, die sich vertrauen, zueinander stehen und sich einig sind.
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Die innige Umarmung
Sie strahlt viel Wärme, Liebe und Emotionen aus. Daher hat sie im Job nichts verloren und bleibt allein liebenden Paaren oder Familienmitgliedern vorbehalten.
Generell gilt: Blickkontakt ist vor jeder Umarmung ein Muss. Nur so hat der potenziell Umarmte die Chance, die Geste anzunehmen oder auch abzulehnen. Mit dem Umarmen jemanden überrumpeln, ist als Begrüßung ein Tabubruch und kommt der sexuellen Belästigung gleich.
Wie kann ich eine Umarmung höflich ablehnen?
Umarmungen sind nicht immer angebracht und nicht jede(r) möchte im Alltag umarmt werden. Gerade im Berufsleben legen Menschen Wert auf körperlichen Abstand – sei es, weil sie es generell nicht mögen oder den Rahmen unpassend finden. Das ist im Übrigen völlig okay und bedarf keinerlei Rechtfertigung.
Wie aber können Sie eine Umarmung zur Begrüßung höflich ablehnen? Knigge-Experten empfehlen, bereits bei der Annäherung für einen Händedruck auf Distanz zu bleiben. Nähert sich Ihr Gegenüber trotzdem weit an, sollten Sie die Hand abwehrend vor den Körper halten und freundlich sagen: „Dafür kennen wir uns nicht gut genug. Ich bitte um Verständnis.“
„Nein“ ist ein kompletter Satz. Er braucht weder Begründung noch Rechtfertigung.
Umarmungen: Wann sind sie angebracht?
Ob eine Umarmung passt oder nicht, hängt letztlich von zwei Fragen ab: Wer umarmt wen? Und: Wozu und in welcher Situation wird umarmt? Eine Pflichtumarmung gibt es nicht. Was zählt ist vor allem der Status der Beziehung untereinander und das Einverständnis beider Seiten dazu. Beispiele:
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Verhandlung
Vor einer Verhandlung passen Umarmungen eher nicht. Die Verhandlung bekäme sofort den Beigeschmack von Klüngel. Wenn man sich nach zähem Ringen jedoch endlich geeinigt hat, kann die Umarmung sogar etwas Verbrüderndes haben und den Abschluss bekräftigen.
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Vorgesetzter
Als Vorgesetzter sollte man seine Mitarbeiter nur in sehr persönlichen Situationen umarmen: bei der Hochzeit oder zum Geburtstag – und auch nur dann, wenn Sie den oder die Mitarbeiterin gut kennen und besser befreundet sind. Wollen Sie Kollegen zu einem Erfolg gratulieren, ist ein Lob oder Schulterklopfen besser.
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Mitarbeiter
Im Job zählt vor allem die Hierarchie. Bedeutet: Mitarbeiter sollten nie ihre Chefs umarmen. Das wäre laut Knigge ein distanzloser Fauxpas und kein gutes Benehmen.
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Geschäftspartner
Weitestgehend unproblematisch ist die Umarmung von Geschäftspartnern – erst recht auf gleicher Hierarchiebene (z.B. Geschäftsführer) und wenn man sich schon lange kennt und schätzt. Gerade die jüngere Generation hat damit keinerlei Probleme.
Dennoch gilt: Umarmungen sind besondere Gesten für besondere Fälle. Wer sich unsicher ist, sollte auf Umarmungen verzichten und beim klassischen Händeschütteln bleiben. Gleichgeschlechtliche Umarmungen sind selten ein Problem – Umarmungen zwischen Mann und Frau können aber übergriffig wirken, auch wenn sie harmlos gemeint waren. Sie sind definitiv kein Freibrief für unerwünschten Körperkontakt!
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