Umarmungen Arten: Verschiedene Formen der Begrüßung
Es gibt völlig unterschiedliche Arten der Begrüßung, die Umarmung ist nur eine davon. Umarmungen unter Frauen sind in Deutschland nach wie vor weiter verbreitet; auch Männer umarmen Frauen eher als andere Männer. Wobei Umarmung eben nicht gleich Umarmung ist:
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Die freundschaftliche Umarmung.
Sie ist für Familienmitglieder und Freunde. Wenn zwei Menschen sich zum Beispiel lange nicht mehr gesehen haben, fallen sie sich vor Wiedersehensfreude in die Arme. Es ist eine besonders herzliche Form der Begrüßung, bei der beide sich gleichermaßen intensiv aufeinander zu bewegen.
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Die anerkennende Umarmung.
Sie kann im Arbeitsleben eine Art erweitertes Schulterklopfen sein. Jemand hat seinen Job wirklich gut gemacht oder das Team gar vor einer Katastrophe bewahrt. Zum Danke wird er oder sie umarmt und mit anerkennendem Klopfen auf den Rücken belohnt. Wesentlich enthusiastischer kennt man diese Form von Fußballern, wenn beispielsweise ein Tor geschossen wurde.
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Die tröstende Umarmung.
Sie soll dem anderen vor allem zeigen: Du bist nicht allein, jemand hält dich fest. Im Berufsleben ist sie nur engen Freunden vorbehalten. Zwischengeschlechtlich und interhierarchisch kann die Geste als Übergriff in die Privatsphäre empfunden werden, daher kommt sie hier besser als einarmige, seitliche Geste an.
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Die brüderliche Umarmung.
Es müssen nicht zwingend Brüder sein, die sich so umarmen. Sie sind es aber im Geiste – und genau das drückt die Geste dann auch aus: Hier begrüßen sich zwei, die sich vertrauen, zueinander stehen und sich im Kern einig sind.
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Die innige Umarmung.
Sie strahlt sehr viel Wärme und Emotionen aus. Daher hat sie mit dem Job natürlich nichts zu tun und bleibt allein liebenden Paaren oder Familienmitgliedern vorbehalten.
Augenkontakt ist allerdings vor jeder Umarmung ein Muss, egal ob sie von der Seite oder von vorne kommt. Denn nur so hat der potenziell Umarmte die Chance, die Geste auch verbal oder durch Kopfschütteln rechtzeitig abzulehnen. Umarmen von hinten geht also gar nicht.
Umarmen setzt somit insgesamt voraus, dass den Umarmenden emotionale Gesten leicht fallen. Überrumpeln oder durch die Macht des Faktischen jemanden dazu zwingen sollte man aber auf keinen Fall. Das wäre ein unerlaubtes Eindringen in die Intimsphäre.
Umarmung: Bedeutung für die Gesundheit
Auch wenn Umarmungen im Geschäfts- und Berufsleben in Deutschland eher weniger vorkommen, sind sie für den Menschen insgesamt von großer Bedeutung.
Der Mensch ist ein soziales Wesen und als solches braucht es Berührungen – der Haut als größtes (Sinnes-)Organ kommt da zentrale Bedeutung zu.
Diese wurde bereits in zahlreichen Studien nachgewiesen: Berührungen schenken Trost und sorgen für Entspannung. Die häufigste Berührung unter Freunden oder Familienmitgliedern ist eine Umarmung.
Dabei ist der ganze Körper beteiligt; im Gegenzug schüttet er Oxytocin aus. Das Hormon führt zur Reduzierung von Stress, auch das Stresshormon Cortisol wird geringer ausgeschüttet.
Neben Oxytocin werden noch die Glückshormone Dopamin und Serotonin ausgeschüttet. Diese tragen ebenfalls zum Wohlbefinden bei, indem sie für eine bessere Stimmung sorgen und Depressionen vorbeugen können.
Umarmen, aber wie?
Wie läuft eine normale Umarmung als Begrüßung ab? In Deutschland drückt man sein Gegenüber locker für maximal zwei Sekunden. Dann tritt man sich auf Armeslänge gegenüber, schaut sich an, beginnt ein Gespräch, und das Begrüßungsritual ist beendet. Doch andere Länder, andere Sitten:
Im Zuge der Globalisierung und gelockerter Umgangsformen sind auch hierzulande andere Begrüßungen zu beobachten. Die sogenannte Akkolade (auch Accolade) stammt ursprünglich aus südlichen Ländern. Hierzu wird das Gegenüber umarmt und links und rechts ein Wangenkuss angedeutet, in manchen Ländern wie beispielsweise der Schweiz werden gar drei Luftküsschen verteilt.
Denkt man an Umarmungen von Politikern zur Zeit des Kalten Krieges zurück, wurde im Sozialismus neben der Umarmung gar inniglich auf den Mund geküsst. Der sozialistische Bruderkuss zwischen Erich Honecker (DDR) und Leonid Breschnew (Sowjetunion) ist vielen vermutlich durch das Gemälde von Dmitri Wladimirowitsch Wrubel in der East Side Gallery bekannt.
Bei Politikern lassen sich zusätzlich häufiger Dominanzgesten beobachten – etwa wenn nach einer Umarmung noch die Hand des einen auf der Schulter oder dem Oberarm des Gegenübers verweilt. Dieses Verhalten tritt auch im beruflichen Alltag auf.
Eine Umarmung ist dann eine willkommene Gelegenheit, den eigenen Status zu demonstrieren.
Umarmung höflich ablehnen
Umarmungen sind indes nicht immer angebracht; nicht jeder möchte gleich umarmt werden.
Je nach Kontext gibt es unterschiedliche Distanzzonen. Diese können zwar kulturell bedingt sein, aber auch vom Geschlecht, vom Status und der Beziehung untereinander abhängen.
Manche legen im geschäftlichen Kontakt Wert auf einen gewissen Abstand. Sei es, weil er oder sie Umarmungen in diesem Rahmen unpassend findet oder nicht auf Knopfdruck überschwängliche Herzlichkeit demonstrieren kann. Wenn Sie zu diesen Menschen gehören, sollten Sie Ihrem Gefühl entsprechend handeln.
Letztlich ist es auch eine Frage der Authentizität und nichts ist unangenehmer, als eine steife, halb angedeutete Umarmung, die nie geplant war.
Rita Seidel, Coach und Gründerin von Rise Personalberatung, hat folgenden Tipp:
Sobald Sie die Absicht Ihres Gegenübers erkennen, strecken Sie ihm oder ihr rechtzeitig die Hand zum traditionellen Händedruck entgegen. Den Wink sollte jeder verstehen. So bleibt dem Anderen die Möglichkeit, sich auf diese körpersprachliche Antwort einzustellen, ohne das Gesicht zu verlieren.
Falls Ihr Gegenüber wenig sensibel auf Ihre Signale reagiert, hat Seidel eine alternative Lösung parat:
Abwehrende Hand vor den Oberkörper und sagen: ‚Wir kennen uns dafür nicht gut genug – aber ich gebe Ihnen gerne die Hand!‘
Umarmungen: Je nach Kontext und Situation passend
Eine Umarmung kann nicht per se als etwas Intimes gedeutet werden – allerdings umgekehrt nicht automatisch als etwas Unverfängliches. Beispielsweise sind Umarmungen auch im Job völlig unbedenklich, wenn sie in hell erleuchteten Räumen stattfinden, wenn Gruppen zusammentreffen, deren Mitglieder sich gut und persönlich kennen.
Anders sieht es aus, wenn sich zwei Kollegen im stillen, sparbeleuchteten Druckerraum oder hinter der geschlossenen Tür eines Einzelbüros umarmen: Gerade für plötzlich Hinzukommende kann es dann peinlich werden. Umarmen hat also nicht nur mehrere Bedeutungen, die jeweils vom Kontext abhängig sind.
Ob eine Umarmung passt oder nicht, kann man bei der Beantwortung folgender Fragen erkennen:
- Wer umarmt wen?
- Wozu und in welcher Situation wird umarmt?
Beispiele für unterschiedliche Beziehungen
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Verhandlung
Vor einer Verhandlung passt die Umarmung eher nicht, nicht einmal dann, wenn die Gegenseite im bürgerlichen Leben zu den engsten Freunden zählt. Die Verhandlung bekäme sofort den Beigeschmack von Klüngel. Danach, wenn man sich nach zähem Ringen geeinigt hat, kann die Umarmung sogar etwas Verbrüderndes haben (siehe oben).
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Vorgesetzter
Als Vorgesetzter kann man seine Mitarbeiter umarmen, meist aber nur in sehr persönlichen Situationen: Hochzeit, Nachwuchs, Geburtstag. Und man den oder die Mitarbeiterin gut kennt, besser noch befreundet ist. Wollen Sie zu Erfolgen oder zu besonderen Projektergebnissen gratulieren oder Ihren Mitarbeiter aufmuntern, wenn es gerade gar nicht läuft, ist ein Schulterklopfen besser.
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Mitarbeiter
Natürlich spielt das Hierarchiegefälle eine Rolle, wenn Mitarbeiter ihre Chefs umarmen. Daher sollte diese Geste nie vom Mitarbeiter ausgehen, sie ist ein unangebrachter und distanzloser Fauxpas. Meist aber noch ein sicheres Mittel, um Gerüchte in Umlauf zu bringen.
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Geschäftspartner
Weitestgehend unproblematisch ist die Umarmung von Geschäftspartnern. Wer einen Kunden oder Lieferanten lange nicht gesehen hat und mit dem auch mal privat auf ein Bier geht oder über Privates redet, der wird diesen problemlos an die Brust drücken können.
Egal, wen Sie umarmen, es sollte immer von Herzen kommen und ehrlich gemeint sein. Seidel dazu:
Eine Pflichtumarmung macht sich von allein bemerkbar auf und hinterlässt den deutlich schlechteren Eindruck selbst dann, wenn die Gegenseite eine Umarmung erwartet.
Klar sollte aber auch sein, dass es sich um eine besondere Geste für besondere Fälle handelt. Wer sich unsicher ist, wie er seinem Gegenüber begegnen sollte, ist mit dem traditionellem Händeschütteln auf der sicheren Seite.
Gerade Umarmungen zwischen Mann und Frau können verfänglich sein, auch wenn sie vielleicht harmlos gemeint waren. Umarmungen sind anders herum auch kein Freibrief für unerwünschten Körperkontakt.
Hier gilt es vor allem möglichen Vorwürfen von sexueller Belästigung vorzubeugen und sich nicht unnötigen Verdächtigungen auszuliefern.
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