Sidebarring: Was ist das?
Sidebarring – der Begriff kommt von sidebar, der englischen Seitenleiste. Die Sidebar ist der Bereich auf dem Bildschirm, an dem bestimmte Programme oder Dokumente abelegt oder angezeigt werden – ein Nebenschauplatz also.
Im sozialen Kontext bedeutet Sidebarring: Jemanden ablegen. Den oder die Menschen, mit denen man sich gerade umgibt, legt man im übertragenen Sinne im Seitenfach ab. Der eigene Fokus wandert stattdessen zu einem anderen Gesprächspartner – einem virtuellen.
Beispiel: Sie gehen mit Ihrer Schwägerin ins Restaurant und schielen unterm Tisch unentwegt auf Ihr Smartphone, um sich Nachrichten mit Ihrer besten Freundin zu schreiben. Die eigentliche Konversation läuft über das Handy, das Geplapper am Tisch gerät zum Hintergrundrauschen. Sidebarring.
Sidebarring: Wer macht so etwas?
Wir alle. Immer häufiger. In diese Richtung deutet jedenfalls eine Facebook-Umfrage, die das Social Network anlässlich des 25. Geburtstages der ersten SMS durchgeführt hat.
Demnach ist Messaging zu einem integralen Bestandteil unseres Alltags geworden. 80 Prozent aller Erwachsenen rund um den Globus texten sich angeblich täglich, von den Teenagern sogar 91 Prozent.
Laut Umfrage…
- führen mehr elektronische Geräte zu mehr Kommunikation.
- haben Emojis eine Universalsprache kreiert, die uns immer ausdrucksfreudiger werden lässt.
- bleiben Menschen intensiver in Kontakt als früher – und treffen sich (physisch) häufiger.
- führen Mitteilungen dazu, dass Menschen sich und ihre Persönlichkeit besser ausdrücken können.
Kaum verwunderlich, dass es sich ausnahmslos um positive Begleiterscheinungen handelt, die Facebook uns da serviert. Interessant aber wird es bei Punkt Nummer 5: Die meisten Befragten geben demnach zu, dass sie sich an Sidebar-Unterhaltungen beteiligen. 71 Prozent betreiben laut Facebook-Studie Sidebarring, am häufigsten Teens und Millienials.
Sidebarring ist offenbar ein wachsender Trend, kulturübergreifend. Wir sidebarren im Meeting, beim Essen, auf der Familienfeier und vorm Fernseher.
Sidebarring: Ist das schlimm?
Die Pest ist schlimm. Sidebarring ist nicht mehr als ein Ärgernis. Aber eines, das man vielleicht auch nicht unterschätzen sollte.
Zunächst einmal ist es – logisch – extrem unhöflich, ständig auf den Screen zu linsen, während man mit den Kollegen im Meeting sitzt. Auch führt Sidebarring zu Verhaltensweisen, die uns unkonzentriert und zerstreut werden lassen.
Wer sidebarrt, betreibt gleichzeitig Multitasking. Und Multitasking ist Gift für die Arbeit, lindert unsere Produktivität. Neurowissenschaftler weisen regelmäßig darauf hin, dass wir uns nur auf eine Sache gleichzeitig konzentrieren können.
Sidebarring produziert Ablenkungen. Die vielen kleinen Signale, die es produziert – Summen, Piepen, Klingeln, Pingen – erhöhen unsere Anfälligkeit für Fehler.
All das spricht auch gegen zu viele elektronische Devices – etwa einen Second Screen – im Büro. Daran ändert auch nichts, dass Facebook uns Sidebarring vornehmlich als Methode zur Freundschaftspflege verkaufen will. 62 Prozent der Befragten sagten nämlich laut Umfrage, dass Sidebar-Gespräche sie näher mit Freunden zusammenbringen würden. Wohlgemerkt nur mit denen, die gerade nicht mit am Tisch sitzen und ignoriert werden…
Sidebarring: Wann Sie es nicht tun sollten
Die korrekte Antwort müsste wohl lauten: Bitte sidebarren Sie nie, nie, niemals! Konzentrieren Sie sich stets auf Ihren realen Gesprächspartner. Ein heiliger Wunsch, aber natürlich vollkommen out-of-touch und unrealistisch. So Neunziger!
Wenn Sie in einem öden Kinofilm stecken oder ein qualvolles Date über sich ergehen lassen müssen, dann sidebarren Sie in Gottes Namen. In einigen Situationen sollte man sich aber zusammenreißen, speziell im beruflichen Kontext. Zum Beispiel in diesen:
- Vorstellungsgespräch: Wer währenddessen ständig auf sein Smartphone schaut, ist raus. Zu Recht! Wird sich so jemand im Job konzentrieren können? Wohl eher nicht.
- Lunch Dinner/Geschäftsessen: Mal kurz die E-Mails checken, ok! Aber nicht mehr als einmal, sonst wird’s dreist.
- Kundentermin: Ein Kundenberater, der fremdsurft? Die Botschaft ist eindeutig: Offenbar gibt es da draußen noch wichtigere Kunden als uns.
Smartphones: Produktivitäts-Killer!
Nein, Smartphones sind kein Teufelszeug. Sie bringen uns Wissen, können die Arbeit erleichtern, sogar Leben retten. Aber: Behutsam sollte man mit dem kleinen Helfer in der Hosentasche dann doch umgehen.
Denn: Ständige Ablenkung via Smartphone verringert unsere Produktivität und Effizienz bei der Arbeit. Diesen Zusammenhang haben Wissenschaftler der Universität Ulm und der University of London kürzlich untermauert. In einem Beitrag für die Fachzeitschrift „Addictive Behaviors Reports“ stellten sie fest, dass „Personen, die eine hohe Affinität zur Smartphone-Übernutzung berichten, weniger produktiv sind“.
Ihre gesamte Tagesleistung wird demnach negativ beeinträchtigt. Entscheidend seien dabei die täglichen Unterbrechungen, die vielen Arbeitsstunden, die durch das Smartphone verloren gehen. In der Studie hatte die längste Periode ohne Arbeitsunterbrechung durch das Handy bei rund zweieinhalb Stunden gelegen.
Das Smartphone führt bei intensiver Nutzung auch zu Routinen und Automatismen. So würden, schätzen die Wissenschaftler, sogar Intensivsurfer ihre Handy-Nutzung unterschätzen – eben, weil sie zur Gewohnheit geworden ist.
Eine Mutmaßung der Forscher: Die Leute greifen nicht nur dann zum Smartphone, wenn sie sich unwohl fühlen oder Zerstreuung brauchen, sondern auch, um Stress und Überforderung zu kompensieren. Fehler! Besser, man legt das Handy öfter mal zur Seite…
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