Videointerview: 6 Tipps wie Bewerber überzeugen

Das Videointerview dominiert inzwischen zahlreiche Vorstellungsgespräche. Corona sei Dank. Selbst Assessment Center finden teils per Video statt. Jobsuchende und Bewerber stellt das Videointerview vor einige Herausforderungen. Technische genauso wie inhaltliche. Viele fragen sich: Wie kann ich vor der Kamera überzeugen? Auf was muss ich achten – etwa beim Hintergrund und Licht? Wir zeigen Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie im Videointerview Personaler überzeugen und das Online-Jobinterview meistern können…

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Videointerview: Vorstellungsgespräch auf Distanz

Das Videointerview ist ein digitales Vorstellungsgespräch. Sie sitzen Ihrem Gesprächspartner nicht direkt gegenüber, sondern führen das Videointerview zuhause von Ihrem Computer, Laptop oder auch Tablet aus. Meistens sitzend an einem Schreibtisch. Das Videointerview (auch „Videotelefonat“ oder „Videokonferenz“ genannt) hat bei der Bewerbung viele Vorteile. Für Arbeitnehmer wie Arbeitgeber: Beide sparen Reisezeit und -kosten. In Pandemiezeiten werden zudem Sicherheitsabstände mehr als eingehalten. Das funktioniert natürlich auch, wenn sich jemand aus Kiel für einen Job in München bewirbt. Oder bei Bewerbern aus dem Ausland. Das Videointerview hilft ebenfalls, größere räumliche Distanzen zu überbrücken, bevor die Einladung zum persönlichen Vorstellungsgespräch erfolgt.

Im Gegensatz zu einem Telefoninterview erwischt das Videointerview Bewerber nie kalt. Sie werden dazu immer explizit vom Arbeitgeber eingeladen. In der Regel per E-Mail mit einem Link. Dort stehen dann auch der Zeitpunkt des Gesprächs, die Gesprächspartner, mit dem Sie sich unterhalten und die Daten, mit denen Sie sich einloggen müssen (falls erforderlich). Üblich sind Videointerviews heute über die Apps Zoom, Microsoft Teams, Google Meet, GoToMeeting oder Skype. Wer aktuell auf Jobsuche ist, sollte also damit rechnen, dass er oder sie ein Videointerview führen wird.

Gründe für ein Videointerview

Werden Bewerber zum Videointerview eingeladen, ist das ein gutes Zeichen. Die schriftlichen Bewerbungsunterlagen haben überzeugt. Die fachlichen Qualifikationen passen. Jetzt geht es den Personalern vor allem darum den oder die Kandidatin persönlich kennenzulernen. Im Videointerview geht es daher vor allem um die Persönlichkeit, die Soft Skills und Arbeitsweise sowie Motivation der Bewerber.

Videointerviews sind heute fester Teil der Personalauswahl und gehören zum Bewerbungsprozess wie das Salz zum Kochen. Wegen der geringen Kosten, werden sie meist zur Vorauswahl bei vielen Bewerbern eingesetzt. Bedeutet: Wer diese Hürde nimmt, bekommt in der Regel noch keine Zusage, sondern wird noch zu einem persönlichen Gespräch eingeladen.

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Zeitversetztes Videointerview

Eine Sonderform des Videointerviews ist das „zeitversetzte Videointerview“. Hierbei gibt keinen direkten Gesprächspartner. Im Bewerbungsgespräch gibt es keinen sofortigen Austausch oder Dialog. Stattdessen ähnelt das zeitversetzte Videointerview einem Pingpong-Spiel. Dafür loggen sich Bewerber über einen Link und ein Passwort auf einer Plattform ein. Dort werden ihnen dann Fragen vom Personaler per Video vorgespielt. Diese beantworten sie nun ihrerseits vor der Webcam und nehmen dabei ihr Antwort-Video auf. Anders als im persönlichen Gespräch müssen Sie also nicht innerhalb weniger Sekunden antworten, sondern bekommen Bedenkzeit, um Ihre Gedanken zu sammeln und eine Antwort zu formulieren. Meist zwei bis fünf Minuten. Diese Zeit wird zudem angezeigt.

Beim zeitversetzten Videointerview gibt es also keinen festgelegten Zeitpunkt, an dem das Gespräch stattfindet, sondern nur einen vorgegebenen Zeitraum. Beispielsweise eine Woche, in der Bewerber das zeitversetzte Videointerview führen und alle Fragen beantworten oder Tests absolvieren müssen. Die Personaler können sich die Ergebnisse dann – ebenfalls zeitversetzt – ansehen und mit anderen Kandidaten vergleichen. Ob und wie es für die Bewerber im Auswahlverfahren weitergeht, erfahren sie (wie bei anderen Methoden auch) erst am Ende des Bewerbungsprozesses, wenn die Entscheidungen getroffen ist.

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Videointerview vorbereiten

Um im Videointerview zu überzeugen, sollten Sie die Vorbereitung genauso ernst nehmen wie für ein persönliches Vorstellungsgespräch. Es macht letztlich keinen Unterschied, ob Sie ein persönliches Gespräch, ein virtuelles oder zeitversetztes Videointerview führen. Sie müssen mit Ihrem Auftreten und den Antworten punkten. Unabhängig vom Medium.

Vor dem Videointerview gelten dieselben Grundregeln der Vorbereitung wie vor jedem anderen Vorstellungespräch:

Im Videointerview haben Sie überdies den Vorteil, dass Sie Ihre Unterlagen und wichtige Informationen rund um den Bildschirm oder auf dem Schreibtisch bereitstellen können. So können Sie mit einem schnellen Blick (auf die Spickzettel) bessere Antworten geben und überzeugen.

Tipps & Tricks VOR dem Videointerview

Bei der Videointerview Vorbereitung sollten Sie unbedingt auch an diese Punkte denken:

  • Prüfen Sie die Technik

    Grundvoraussetzung für das Videointerview ist funktionierende Technik. Kaum etwas sorgt bei den Teilnehmern für mehr Frust oder Panik, als technische Probleme während des Gesprächs. Prüfen Sie also vorher nochmal die Funktion von Webcam, Mikrofon und LAN oder WLAN-Verbindung. Etwa mit einem Testgespräch mit einem Freund. Halten Sie sicherheitshalber Ersatz bereit, falls der Ernstfall eintritt und ein Gerät ausfällt.

  • Sorgen Sie für eine ruhige Atmosphäre

    Beim persönlichen Vorstellungsgespräch im Unternehmen haben Sie keinen Einfluss auf das Umfeld. Beim Videointerview schon. Sorgen Sie unbedingt für Ruhe und schalten Sie Störquellen – buchstäblich – aus. Heißt: Handy und Telefon aus, Tür zu, Fenster zu, um Hintergrundgeräusche, Straßenlärm, Zwischenrufe oder Unterbrechungen auszuschließen. Auch sollten Sie etwaigen Mitbewohner sagen, was Sie gleich machen, damit die nicht plötzlich durchs Bild laufen.

  • Setzen Sie sich ins rechte Licht

    Das Licht macht beim Videointerview viel aus. Es sollte nicht direkt von vorne kommen, sondern leicht von der Seite. Am besten arbeiten Sie mit drei Lichtquellen, der sogenannten 3-Punkt-Ausleuchtung (siehe Grafik).
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  • Achten Sie auf den Hintergrund

    Der Hintergrund sollte möglichst neutral sein und mit Ihrer Kleidung harmonieren. Unruhige Wände, schrille Bilder oder Ferienfotos sowie unaufgeräumte Regale hinterlassen keinen guten Eindruck oder lenken zu stark ab. Dasselbe gilt für Bücherregale. Buchtitel wie „Nieten in Nadelstreifen“ oder „Tipps, wie Sie weniger arbeiten“ zeichnen nicht gerade Leistungsträger aus.

  • Wählen Sie den perfekten Bildausschnitt

    Schauen Sie sich im Vorfeld an, wie Sie von der Kamera eingefangen werden. Stimmt der Ausschnitt? Sind Sie groß und klar zu erkennen? Idealerweise steht die Kamera leicht erhöht vor Ihnen (als Stativ für den Laptop funktioniert auch ein Bügelbrett). Ihre Augen liegen im oberen Drittel des Bildes (Goldener Schnitt). Prüfen Sie auch, ob das Gesicht gut ausgeleuchtet ist und es kein hässlichen Schatten unter den Augen oder im Hintergrund gibt.

  • Kontrollieren Sie Ihr Profil

    Gemeint ist hier das Online-Profil. Werden für das Videointerview Programme wie Skype oder Zoom genutzt, sollten Sie im Vorfeld Ihr Profil dort überprüfen. Haben Sie einen angemessenen Namen gewählt? Wenn Sie sich in das Videointerview einwählen, sollten Ihr Profil aus Ihrem Vor- und Nachnamen bestehen – möglichst ohne weitere Zusätze. Ebenso sollte Ihr Profilbild und die Beschreibung dazu professionell formuliert sein.

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Tipps für das Videointerview

Zunächst einmal: Keine Angst vor dem Videointerview! Ein bisschen Nervosität und Lampenfieber sind völlig normal und gut. Das Adrenalin erhöht Aufmerksamkeit und Konzentration. Und Personaler wissen, dass Kandidaten nervös sind. Machen Sie sich vielmehr bewusst: Im Videointerview bleiben Sie in gewohnten Umgebung. Das gibt Ihnen zusätzliche Sicherheit. Mit eine selbstbewussten und optimistischen Einstellung sind Sie bereits auf gutem Weg zum erfolgreichen Videointerview. Folgende Tipps für das Videointerview tun den Rest dazu.

1. Seien Sie rechtzeitig fertig

Beginnen Sie das Videointerview nie abgehetzt. Nehmen Sie sich im Vorfeld also genug Zeit, um sich mental vorzubereiten und auf das Gespräch einzustellen. Idealerweise sind Sie 15 bis 30 Minuten vor Beginn des Videointerviews startklar und entspannen noch ein wenig – durch entsprechende Atemtechniken. Trinken Sie zudem ausreichend stilles (!) Wasser vorher und stellen Sie sich ein Glas Wasser auf den Tisch. Lampenfieber macht den Mund trocken. Trinken lockert die Stimmbänder und macht die Stimme angenehmer.

2. Schreiben Sie mit

Es ist im Videointerview erlaubt und sinnvoll, wenn Sie sich während des Gesprächs Notizen machen. Das können wichtige Informationen sein, die Sie sich notieren, oder auch Fragen, die Sie zu einem späteren Zeitpunkt stellen wollen. Zudem zeigen Sie damit, dass Sie wirklich interessiert sind und aufmerksam zuhören.

3. Achten Sie auf den Dresscode

Auch für das Videointerview gibt es einen Dresscode, an den Sie sich halten sollten. Einfache Regel: Tragen Sie dasselbe Outfit wie zu einem persönlichen Bewerbungsgespräch im Unternehmen. Sie wollen Professionalität und Kompetenz ausstrahlen. Auch wenn Sie gerade im heimischen Wohnzimmer und nicht im Konferenzsaal sitzen. Auffällige Muster und Karos sind für ein Videointerview und die Kamera eher ungeeignet. Bei vielen Kameras führt solche Kleidung zu Verzerrungen oder unscharfen Darstellungen.

4. Üben Sie die Körpersprache

Neben dem Outfit sollten Sie auf Ihre Körpersprache und Haltung während des Videointerviews achten. Hängende Schultern, krummer Rücken, gesenkter Blick oder nervöses Herumfuchteln mit den Händen sollten Sie vermeiden. Setzen Sie sich gerade hin oder stehen Sie aufrecht. Halten Sie die Hände vor sich auf dem Schreibtisch und unterstreichen Sie Gesagtes mit langsamen Gesten.

5. Schauen Sie in die Kamera

Blickkontakt zum Personaler ist wichtig und im persönlichen Gespräch leicht umzusetzen. Im Videointerview wird immer wieder ein Fehler gemacht: Sie schauen auf den Bildschirm statt in die Kamera (darüber). Um wirklichen Blickkontakt zu halten, müssen Sie beim Videointerview direkt in die Kamera schauen. Ansonsten wirkt es für Ihren Gesprächspartner so, als würden Sie knapp an ihm vorbeischauen. Und nicht vergessen: Immer lächeln! Das macht sofort sympathischer. Profis kleben sich hierzu einen Post-It mit einem Smiley direkt neben die Kamera, um das Lächeln nicht zu vergessen.

6. Kontrollieren Sie Ihre Stimme

Mit steigender Nervosität ändert sich bei vielen Menschen die Stimme. Die Stimmlage wird höher, das Sprachtempo schneller. Versuchen Sie im Videointerview gezielt, diesen Faktoren entgegenzuwirken und Ihre Stimme richtig zu kontrollieren. Sie können Ihren Eindruck dadurch massiv verbessern. Vor allem, wenn Sie es schaffen, langsamer und deutlich zu sprechen. Und weniger „Äh“ sagen.