Den Chef ansprechen oder besser nichts sagen?
Ein klassisches Dilemma: Den Arbeitgeber darauf anzusprechen, bedeutet preiszugeben, dass man selbst in einer Jobbörse nach Stellen gesucht hat. Aber sich totzustellen kann unter Umständen auch bedeuten, eine Chance zu verpassen. Wenn der Chef tatsächlich die eigene Stelle ausgeschrieben hat, dann gibt es offenbar Gesprächsbedarf.
Stellenausschreibungen heutzutage viel online
Die Stellensuche hat sich im Laufe der letzten Jahre geändert. Im Vor-Internetzeitalter gestaltete sich die Suche noch recht simpel: Man kaufte sich einige große Tageszeitungen, je nachdem, wie weit der Radius gefasst wurde.
Wer das Ganze systematischer angehen wollte, griff auf den Informationsdienst eines Magazins zurück, das diverse Quellen für Stellenanzeigen auswertete und komprimiert unter Schlagworten präsentierte. Neben dem gab es die üblichen Verdächtigen, also Schwarzes Brett, Mundpropaganda.
Mit der Suche im Internet hat auch die Anzahl der Möglichkeiten zugenommen. Unzählige Jobbörsen versprechen die perfekt maßgeschneiderte Stelle – und das am besten gestern. Statt wie früher nur mittwochs und samstags, werden nun tagtäglich neue Stellen in die Jobbörsen gespült.
Es gibt Unternehmenswebsites und Jobbörsen, auf denen man ein Profil anlegen kann. Suchende können Newsletter abonnieren oder sich aufs eigene Profil zugeschnittene Angebote schicken lassen. Auch das Netzwerken, was immer noch mit am effektivsten ist, funktioniert über ein eigenes Profil in Internetcommunitys wie zum Beispiel Linkedin oder Xing.
Die Stellensuche im Internet hat so gesehen viele Vorteile, beispielsweise sind Jobbörsen für Arbeitnehmer in der Regel kostenlos. Und der Erfolg spricht ebenfalls fürs Internet: In 71,8 Prozent aller Fälle geht eine Einstellung auf eine Stellenanzeige im Internet zurück.
Allerdings ist die Suche übers Internet auch immer mit einer Preisgabe von Daten verbunden. Auf einen Blick können persönliche Profile öffentlich einsehbar sein, aber auch, ob ein Unternehmen aktuell Bedarf an neuen Kräften hat.
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Die eigene Stelle im Internet: So gehen Sie damit um
Entdeckt man die eigene Stelle in einer Jobbörse, schrillen alle Alarmglocken. Oh Gott, ich soll gekündigt werden… Die vermeintliche Kündigung ist das einzige, woran man noch denken kann. Versuchen Sie dennoch einen klaren Kopf zu bewahren und mögliche Szenarios in Betracht zu ziehen:
- Überprüfen Sie das Datum: Steht die Stelle bereits seit Monaten oder länger drin? Manche Unternehmen vergessen schlicht, alte Annoncen zu löschen oder haben Abos, die automatisch weiterlaufen und eine Datumsaktualisierung (Refresh) enthalten.
- Die ausgeschriebene Stelle bezieht sich nur scheinbar auf Ihre Position: Unter Umständen hält der Arbeitgeber lediglich eine weitere Stelle aufgrund des gestiegenen Arbeitspensums für notwendig.
- Ihnen soll nicht gekündigt, sondern ein neuer Aufgabenbereich zugewiesen werden.
Wenn die eigene Stelle ausgeschrieben ist: Eine Kultur des Misstrauens
Die älteste und stärkste Emotion des Menschen ist Furcht, und die älteste und stärkste Form der Furcht ist die Angst vor dem Unbekannten.
Dieses Zitat von Howard Phillips Lovecraft beschreibt ganz gut, was innerlich in einer Person vorgeht: Ein Gefühl der Angst macht sich breit. Angst vor einem Arbeitsplatzverlust und damit verbunden auch Existenzangst.
Um sich zu beruhigen, vielleicht auch sich rückzuversichern, suchen viele Menschen den Austausch mit Kollegen. Menschlich verständlich, allerdings unter Umständen kontraproduktiv. Denn so machen Sie die Pferde scheu: Es wird immer undichte Stellen geben und was Sie einem Kollegen oder einer Kollegin im Vertrauen erzählt haben, landet unter Umständen doch an ganz anderen Stellen.
An diesem Punkt verlieren Sie nicht nur die Kontrolle und Ihr Vorgesetzter erfährt aus anderer Quelle als durch Sie selbst, dass Sie von der Stellenausschreibung wissen. Es schafft darüber hinaus ein schlechtes Betriebsklima, da Unruhe entsteht. Das Grundvertrauen ist erschüttert, auch andere Personen werden sich über das Prozedere ärgern und vielleicht ihre eigene Arbeitsweise in Frage stellen.
Am Ende leidet nicht nur das Betriebsklima darunter, sondern auch die Produktivität. Sollte Ihre Stelle auf der Kippe stehen, trägt so ein Verhalten sicherlich nicht dazu bei, die Wogen zu glätten.
Wie sollte sich ein Arbeitnehmer verhalten: Die Handlungsebene
Wie die passende Reaktion auf so eine Entdeckung aussehen kann, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Das hängt zum einen davon ab, wie gut das Verhältnis zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber ist. Kommt man grundsätzlich gut miteinander klar oder hat zumindest ein funktionierendes professionelles Verhältnis, empfiehlt sich die direkte Aussprache.
Natürlich sind mit so einem Gespräch auch gewisse Hemmungen verbunden, denn der Arbeitnehmer outet sich gewissermaßen, dass er in einer Jobbörse nach Stellen geguckt hat. Zum anderen ist das die Gelegenheit innezuhalten und die eigene Arbeitsweise kritisch zu beleuchten: Gäbe es denn Anlass zur Kritik?
- Ein offenes Gespräch ist eigentlich immer als Erstes in Erwägung zu ziehen. Klare, direkte Kommunikation – natürlich unter Wahrung des guten Umgangstons – ist die beste Vorrausetzung für ein faires Miteinander.
Machen Sie deutlich, dass Ihnen an dieser Stelle gelegen ist und klären Sie, was es mit der Stellenausschreibung wirklich auf sich hat. Wichtig ist, nicht direkt mit Vorwürfen zu starten, sondern Ihrem Arbeitgeber die Möglichkeit zu geben, den Sachverhalt zu schildern. - Je nachdem, wie mutig Sie sind und wie gut das Verhältnis ist, könnten Sie sich auch einfach selbst auf die Stelle bewerben. Sie können dies zum Anlass nehmen, Ihren Arbeitgeber um ein Gespräch zu bitten. Darin lassen Sie sich ein Feedback geben und können gemeinsam Ihre Arbeit und Leistung reflektieren.
- Ist das Verhältnis zu Ihrem Chef nicht ungetrübt, gäbe es noch eine weitere Möglichkeit. Sie weihen einen Freund oder eine Freundin in die Problematik ein und diese Person bewirbt sich auf die ausgeschriebene Stelle. Sie kann beispielsweise in einem Telefonat Hintergründe erfragen. Dies wäre eher als Notlösung zu betrachten, da es eben nicht der Weg der direkten Kommunikation ist.
Ist die ausgeschriebene Stelle tatsächlich Ihre, fragen Sie sich im Endeffekt ehrlich, ob das so überraschend kam. Oder hat Ihr Arbeitgeber etwas vorausgenommen, was Sie vielleicht signalisiert haben, da sie geistig schon längst nicht mehr bei Ihrer derzeitigen Arbeit sind, sondern zu neuen Ufern aufbrechen wollen? Zu einem fairen Miteinander gehört auch, unbequeme Dinge anzusprechen, beispielsweise wenn sich Ihr Aufgabenbereich oder die Bedingungen generell geändert haben.
Sollte das Verhältnis zum Vorgesetzten eher mäßig gut sein und die Arbeit Sie nicht zufriedenstellen, spricht ebenfalls nichts dagegen, sich tatsächlich weiterhin umzuschauen und andere Angebote einzuholen. Dann stehen Sie nicht völlig mit leeren Händen da, falls Ihr Chef wirklich plant Sie zu ersetzen.
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