Stellenanzeigen richtig lesen
Die Anforderungen in Stellenanzeigen sind oft hoch. Arbeitgeber listen darin meist mehrere Qualifikationen auf, die sie sich von Bewerbern wünschen oder für die Bewerbung zwingend voraussetzen.
Unterschieden werden hierbei sogenannte Muss- und Kann-Qualifikationen. Diese Kriterien bei der Bewerberauswahl haben ein unterschiedliches Gewicht. Oft stellt schon die Reihenfolge der Anforderungen eine Hierarchie dar: Was oben steht, „müssen“ Bewerber unbedingt erfüllen und mitbringen; was weiter unten steht, ist „wünschenswert“ – aber kein Muss.
- Muss-Kriterien
Häufig handelt es sich bei den Muss-Qualifikationen um Hard Skills: Ausbildung, Studium, Abschlüsse. Diese Fähigkeiten und Kenntnisse sollten Sie zugleich durch Zeugnisse und Zertifikate im Anhang der Bewerbung belegen. - Kann-Kriterien
Hinter den Kann-Kriterien stecken überwiegend Soft Skills – weiche Fakoren, die sich ein Unternehmen von Kandidaten wünscht, zum Beispiel: Teamfähigkeit, Lernbereitschaft, Eigeninitiative, Belastbarkeit.
Tipp: Halten Sie sich unbedingt an die Wünsche und Anforderung des Arbeitgebers im Bewerbungsprozess: Wird ausdrücklich eine Online-Bewerbung bzw. E-Mail-Bewerbung verlangt, schicken Sie bitte keine Bewerbungsunterlagen per Post und umgekehrt.
Worauf sollte ich in der Stellenanzeige achten?
Auf den ersten Blick klingt jede Stellenanzeige gut oder gar verlockend. Achten sollten Sie aber vor allem auf den Subtext – nicht jedes Versprechen ist seriös. Bevor Sie Ihre Bewerbung abschicken, achten Sie auf folgende Elemente:
- Anzeigentext
Wie viel Mühe hat sich das Unternehmen mit der Stellenanzeige gegeben? Sind die Formulierungen konkret oder enthalten sie nur typische Floskeln? - Details
Zu spezifische Details sind verdächtig. Oft sind das „Pro-forma“-Jobs: Intern ist der Kandidat längst gefunden, die Stelle muss aber offiziell ausgeschrieben werden. - Konditionen
Passt das Angebot zur Position? Wird eine Junior-Position ausgeschrieben, aber mit den Anforderungen einer Senior-Stelle, klingt das nach Ausbeutung. - Anzeigengröße
Je größer die Anzeige, desto höher schätzt der Arbeitgeber die Stelle ein und desto wichtiger ist das Bewerber-Renommee. Hier brauchen Sie hochwertige Unterlagen!
Hören Sie bei der Stellenauswahl auf Ihr Bauchgefühl: Sind Ihnen Arbeitgeber, Angebot und Aufgaben sympathisch, sollten Sie sich bewerben. Oder andernfalls weitersuchen.
Vorsicht bei fehlenden Anforderungen!
Misstrauisch sollten Sie werden, wenn Sie in einem Stellenangebot nur extrem wolkige Angaben finden. Ist zum Beispiel nur von „interessanten Aufgaben“, „reizvollen Inhalten“ bei „überdurchschnittlicher Bezahlung“ und „sofortigem Jobantritt“ die Rede, sollten Sie die Finger davon lassen. Das ist häufig ein Hinweis auf ein unseriöses Jobangebot oder Job Scamming.
Muss- und Kann-Qualifikationen in Stellenanzeigen
Für die Bewerbung ausschlaggebend sind vor allem die Anforderungen, die an Bewerber gestellt werden. Hierbei gibt es unterschiedliche Erwartungen, die Kandidaten erfüllen „müssen“ beziehungsweise „sollten“ – die sogenannten Muss- und Kann-Qualifikationen.
Diese Muss- und Kann-Kriterien lassen sich meist schon an der Reihenfolge in der Stellenausschreibung erkennen: Was Bewerber mitbringen müssen, steht in der Regel ganz oben, wünschenswerte Eigenschaften folgen danach. Muss-Kriterien sind für die Einstellung unbedingt erforderlich, Kann-Kriterien wünschen sich Arbeitgeber zusätzlich, sie sind aber keine Voraussetzung für die Bewerbung.
Wie unterscheide ich Kriterien in einer Stellenanzeige?
Erkennen lassen sich die Muss- und Kann-Qualifikationen an typischen Formulierungen und Sätzen. Achten Sie in der Stellenanzeige auf folgende Merkmale und Ausdrücke…
Muss-Qualifikationen erkennen – Formulierungen
Bei den Muss-Kriterien handelt es sich oft um Hard Skills, Kenntnisse oder Qualifikationen, die das Unternehmen bzw. der Arbeitgeber zwingend voraussetzt, damit Sie den Job auch wirklich machen können. Zum Beispiel ein Medizinstudium bei Ärzten.
Wer diese Fachkompetenzen und Kriterien nicht mitbringt bzw. erfüllt, hat kaum Chancen auf die Stelle. Erkennen können Sie die Muss-Anforderungen an folgenden „harten“ Formulierungen:
- „Unsere Anforderungen sind: …“
- „Voraussetzung ist …“
- „Berücksichtigt werden nur …“
- „Unbedingt notwendig sind …“
- „Zwingend erforderlich ist …“
- „Sie verfügen nachweislich über …“
- „…setzen wir voraus.“
- „Wir erwarten …“
- „Sie besitzen …“
- „Sie bringen … mit.“
- „… sind für Sie selbstverständlich.“
Faustregel: Die Begriffe „unbedingt notwendig, zwingend, dringend, erwarten“ deuten regelmäßig auf nicht verhandelbare Muss-Qualifikationen hin, die das Unternehmen beim Bewerber voraussetzt. Verben wie „haben, besitzen, auszeichnen, mitbringen“ zeigen ebenfalls, dass Bewerber über diese Kriterien bereits verfügen müssen.
Hinweis: Muss-Kriterien sollten Sie stets weitgehend bis vollständig erfüllen. Wird zum Beispiel ein abgeschlossenes Studium vorausgesetzt, haben Bewerber mit „nur“ einer Ausbildung keine Chance auf die Stelle.
Kann-Qualifikationen erkennen – Formulierungen
Die sogenannten Kann-Kriterien sind wesentlich „weicher“ beschrieben. Es handelt sich um wünschenswerte Eigenschaften, die die Bewerbung aufwerten und Pluspunkte für den Job bringen.
Kann-Anforderungen können den Ausschlag geben, wenn es mehrere Bewerber mit gleichen Qualifikationen gibt. Geben Sie diese daher unbedingt an – auch um sich positiv von der Masse abzuheben! Erkennen können Sie Kann-Kriterien zum Beispiel an diesen Formulierungen:
- „Bevorzugte Qualifikationen sind …“
- „Idealerweise besitzen Sie …“
- „Von Vorteil sind …“
- „Zusätzlich freuen wir uns über …“
- „Erwünscht sind …“
- „Hilfreich sind zudem …“
- „… runden Ihr Profil ab.“
- „… gerne auch Erfahrung in …“
Was bedeutet „wünschenswert“ in Stellenanzeige?
Geben Arbeitgeber eine Kompetenz als „wünschenswert“ an, handelt es sich um eine Kann-Anforderung – auch wenn das „hart formuliert“ klingt. Bedeutet: Die Fähigkeit ist zwar erwünscht, aber keine notwendige Bedingung. Sie haben auch ohne dieser Anforderung immer noch gute Chancen auf den Job.
Muss- und Kann-Qualifikationen: Warum überhaupt?
Gerade Berufseinsteiger und Frauen lassen sich häufig von den komplexen Anforderungsprofilen abschrecken. Studien zeigen, dass sich Männer oft schon bewerben, wenn sie nur 40 Prozent der Muss-Qualifikationen erfüllen.
Hohe Anforderungen sind meist nur ein Indiz für ein erwartetes hohes Bewerberaufkommen. Die Unternehmen rechnen mit vielen Bewerbungen und nutzen die anspruchsvollen Kriterien zur Abschreckung oder als eine Art Erstauswahl.
Für Bewerber heißt das: Lassen Sie sich davon nicht einschüchtern! Auch wenn die Stellenanzeige klingt, als würde eine „eierlegende Wollmilchsau“ gesucht: Auch mit 70 Prozent der verlangten Schlüsselqualifikationen haben Sie immer noch gute Chancen auf den Job.
Was tun, wenn ich nicht alle Anforderungen erfülle?
Fehlende Qualifikationen können Sie im Bewerbungsschreiben und Lebenslauf durch relevante Soft Skills ausgleichen:
- Beispiel Lebenslauf
Ergänzen Sie im tabellarischen Lebenslauf in den Abschnitten „Kenntnisse“ und „Hobbys“ unbedingt relevante Zusatzqualifikationen, EDV-Kenntnisse oder private Interessen und Projekte, die übertragbare Fähigkeiten und Skills belegen. - Beispiel Anschreiben
Punkten Sie im Anschreiben vor allem durch Ihre sog. Hin-zu-Motiviation – hin zu genau diesem Arbeitgeber. Schreiben Sie voller Begeisterung über den Job und eine Art Liebeserklärung an das Unternehmen. Leidenschaft macht manche Mängel wieder wett.
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