Was ist ein Einstellungsstopp?
Ein Einstellungsstopp (auch: Hiring Freeze) ist eine unternehmerische Maßnahme, bei der vorübergehend keine neuen Mitarbeiter eingestellt werden. Arbeitgeber setzen das Recruiting und den gesamten Prozess zur Personalsuche und -beschaffung aus.
Betroffen sind vor allem Einstellungen neuer Mitarbeiter aus dem Arbeitsmarkt – mögliche freie Stellen werden nicht neu besetzt. Auch befristete Arbeitsverhältnisse werden in der Zeit oftmals nicht verlängert und interne Versetzungen bleiben aus.
Flexible Umsetzung beim Einstellungsstopp
Einstellungsstopp klingt endgültig, wird in der Praxis aber oft flexibel gestaltet. So werden zum Beispiel Ausnahmen für wichtige Positionen gemacht – nicht nur Manager oder Führungsposten. Ist eine Position für den reibungslosen Ablauf des Betriebs zwingend notwendig, muss trotz Einstellungsstopp eine vakante Stelle besetzt werden.
Gründe für einen Einstellungsstopp
Für Unternehmen ist der Einstellungsstopp keine leichtfertige und unüberlegte Entscheidung. In der Regel gibt es wirtschaftliche, strategische und operative Gründe, die eine solche Maßnahme rechtfertigen und erforderlich machen:
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Wirtschaftliche Unsicherheit
Wirtschaftliche Abschwünge (siehe: Rezession), ein Einbruch im Auftragsvolumen oder gestiegene Betriebskosten sind mögliche Gründe für einen Einstellungsstopp. In wirtschaftlich schwierigen und unsicheren Zeiten braucht es nicht mehr Personal und keine zusätzlichen Kosten.
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Budgetkürzungen
Fährt das Unternehmen einen Sparkurs und senkt die Budgets im Personalbereich, gehört der Einstellungsstopp oft zu den ersten Maßnahmen der Kostensenkung. Entlassungen sind dann ebenfalls möglich, diese sind aber kein Teil des Einstellungsstopps.
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Umstrukturierungen
Änderungen in der Personalpolitik, Reorganisation, Fusionen oder Akquisitionen bringen oft einen Einstellungsstopp. In der Neuausrichtung werden keine neuen Mitarbeiter eingestellt, um die laufenden personellen Veränderungen nicht noch komplizierter zu machen. Ist das Unternehmen neu aufgestellt, läuft das Recruiting wieder an.
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Effizienzsteigerung
Während bestehende Prozesse analysiert und optimiert werden, kann ein Einstellungsstopp verhängt werden. Statt neue Stellen zu schaffen und zusätzliche Mitarbeiter einzustellen, soll das Team besser und effizienter arbeiten. Dazu zählen Anpassungen der Rahmenbedingungen oder auch Schulungen und Weiterbildungen.
Einstellungsstopp: Auswirkungen auf Unternehmen und Bewerber
Ein Einstellungsstopp hat weitreichende Konsequenzen – sowohl für das Unternehmen selbst als auch für potenzielle Bewerber und Mitarbeitende. Hier eine Übersicht der Folgen:
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Verzögerung von Projekten
Bleiben offene Stellen unbesetzt, geraten Projekte ins Stocken und verzögern sich.
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Belastung bestehender Mitarbeiter
Wachsende Arbeitslast muss vom Team gestemmt werden. Es kommt zu Überlastung, Stress oder Burnout.
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Verlust von Talenten
Top Talente und begehrte Fachkräfte gehen zur Konkurrenz und verstärken andere Betriebe.
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Image-Schaden
Ein Einstellungsstopp wird als wirtschaftliche Schieflage interpretiert und schadet dem Unternehmensimage.
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Sinkende Chancen auf Jobangebote
Trotz Qualifikationen und Erfahrung gibt es weniger Chancen auf einen Job.
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Längere Bewerbungsprozesse
Die Einschränkungen im Recruiting führen zu langen Prozessen und verzögerten Antworten.
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Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt
Ein umfassender Einstellungsstopp in einer Branche oder Region schürt Unsicherheit und Angst vor Arbeitslosigkeit.
Für Unternehmen
Für Bewerber
Einstellungsstopp: Was tun?
Der Einstellungsstopp bedeutet nicht völligen Stillstand. Sowohl Unternehmen als auch Bewerber sollten die Phase richtig nutzen. Wir zeigen Tipps, mit denen Sie im Einstellungsstopp richtig handeln:
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Interne Kommunikation stärken
Offene Kommunikation mit den Mitarbeitenden über die Gründe und die Dauer des Einstellungsstopps ist essenziell. Sie wirken Gerüchten und Unsicherheit entgegen.
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Ressourcen gezielt nutzen
Statt neue Mitarbeiter einzustellen, werden Projekte durch Umschichtungen der Arbeit und interne Schulungen bewältigt. Auch die Förderung von vorhandenen Talenten ist eine wichtige Maßnahme.
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Talentpools pflegen
Aktuell stellen Sie keine neuen Mitarbeiter ein, nach dem Einstellungsstopp soll das Recruiting aber schnell wieder anlaufen. Sammeln Sie Top-Kandidaten und Bewerber in einem Talentpool.
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Employer Branding weiterführen
Gerade in schwierigen Zeiten müssen Sie das Arbeitgeberimage stärken. Verbessern Sie das Employer Branding mit Einblicken in den Arbeitstag, Weiterbildungsangeboten oder Social Media Kampagnen.
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Prozesse optimieren
Nutzen Sie die Zeit des Einstellungsstopps zur Analyse und Optimierung Ihrer Recruiting-Prozesse. So sind Sie nach dem Ende effizienter und schneller im Hiring.
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Weiterbildung nutzen
Nutzen Sie die Zeit für Qualifikationen, Fortbildungen oder Zertifikate. Damit steigern Sie Ihren Marktwert und erwerben gefragte Kompetenzen.
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Netzwerk ausbauen
Knüpfen Sie Kontakte und erweitern Sie Ihr berufliches Netzwerk. Vielleicht lernen Sie bereits jemanden im Unternehmen kennen, der Ihnen nach dem Einstellungsstopp hilft. Aber auch andere Kontakte innerhalb der Branche sind ein Vorteil und steigern Ihre Sichtbarkeit.
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Bewerbungsunterlagen optimieren
Aktuell ist es noch schwierig, doch Sie wollen sich bewerben: Aktualisieren und optimieren Sie dafür schon einmal Ihre Bewerbungsunterlagen. Kümmern Sie sich neben Lebenslauf und Anschreiben auch um Ihren Online-Auftritt bei Linkedin oder Xing.
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Initiativbewerbungen versenden
Offiziell sind keine Stellen ausgeschrieben, trotzdem können Sie eine Initiativbewerbung einreichen. Stellen Sie sich mit Ihren Unterlagen beim Unternehmen vor, zeigen Sie Ihre Qualifikationen und vor allem Ihre Motivation, bei genau diesem Arbeitgeber arbeiten zu wollen.
Tipps für Unternehmen
Das Recruiting und Auswahlprozesse sind gestoppt – alles andere läuft wie gewohnt weiter. So gehen Sie als Arbeitgeber gestärkt aus dem Einstellungsstopp hervor:
Tipps für Bewerber
Ihr Wunscharbeitgeber hat einen Einstellungsstopp verhängt? Die Zeit bis zu einem möglichen Jobwechsel sollten Sie nutzen:
Bewerben trotz Einstellungsstopp: Ist das sinnvoll?
Der Einstellungsstopp ist ein klares Signal: Wir stellen niemanden ein, Bewerber sollten sich bei anderen Arbeitgebern nach einem Job umsehen. Trotzdem können Sie sich bei diesem Unternehmen bewerben.
Erklärung: Nach der Krise geht es (hoffentlich) wieder aufwärts – und mit dem Aufschwung kommt der Fachkräftemangel. Eine Bewerbung im Einstellungsstopp ist somit eine zukunftsorientierte Bewerbungsstrategie.
Planen Sie über den Stopp hinaus
Fährt das Recruiting nach der Auszeit wieder hoch, stehen Sie in erster Reihe der Kandidaten. Personaler haben bereits Ihre Unterlagen und einem Vorstellungsgespräch steht nichts im Weg. Durch die Bewerbung trotz Einstellungsstopp zeigen Sie zudem große Motivation und Interesse am Arbeitgeber – zwei wichtige Pluspunkte gegenüber anderen Kandidaten, die sich erst im Aufschwung melden.
Thematisieren Sie den Einstellungsstopp in Ihrer Bewerbung. Zeigen Sie deutlich, dass Sie auch später gerne einsteigen. Mögliche Formulierungen sind:
- „Ich freue mich darauf, Ihr Unternehmen zu unterstützen, sobald Sie wieder Personal einstellen.“
- „Gerne dürfen Sie meine Bewerbungsunterlagen abspeichern und mich kontaktieren, wenn die Stellenbesetzung anläuft.“
- „Schon jetzt freue ich mich darauf, meine Motivation und meinen Tatendrang in Ihrem Team einzusetzen, wenn der Einstellungsstopp beendet ist.“
- „Ich freue mich auf Ihre Einladung zu einem persönlichen Gespräch, wenn Ihr Recruitingprozess wieder aktiv ist.“
Der Einstellungsstopp kann somit auch eine Chance sein – trotzdem müssen Sie mit entsprechender Wartezeit rechnen. Sind Sie aktuell in einer ungekündigten Position, ist das kein Problem. Sind Sie arbeitslos oder endet Ihr Arbeitsverhältnis zeitnah, sollten Sie sich auch bei anderen Unternehmen bewerben, um schneller einer Zusage zu bekommen.
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