Definition: Was ist Kritikfähigkeit?
Kritikfähigkeit beschreibt die persönliche und berufliche Fähigkeit, professionell Kritik zu üben sowie auf diese richtig zu reagieren bzw. angemessen und konstruktiv damit umzugehen.
Wesentliche Merkmale der Kritikfähigkeit sind:
- Ruhig und sachlich bleiben – auch bei unangenehmer Kritik.
- Zuhören und Nachfragen, um die Kritik zu verstehen.
- Bereit sein, eigenes Verhalten zu hinterfragen und zu korrigieren.
- Aus Feedback und Fehlern lernen.
- Kritik nicht persönlich nehmen, sondern als Chance zur Entwicklung begreifen.
Damit zählt Kritikfähigkeit zu den zentralen Soft Skills im Berufsleben. Sie fördert ein positives Arbeitsumfeld, eine produktive Zusammenarbeit sowie das persönliche Wachstum.
Arten von Kritik
- Positive Kritik
Lobende, anerkennende und wertschätzende Beurteilung guter Leistungen & Erfolge. - Negative Kritik
Tadel, Beanstandung oder Verwarnung für Fehler oder falsches Verhalten. - Konstruktive Kritik
Sachliches Feedback, das gleichzeitig konkrete Lösungen zur Verbesserung enthält. - Destruktive Kritik
Verletzender, problemorientierter und persönlicher Angriff ohne Mehrwert. - Selbstkritik
Form der Selbstreflexion, die Selbstwirksamkeit stärken oder schwächen kann.
Wichtige Kritik Unterschiede
Kritik lässt sich sowohl in der Absicht des Kritikers als auch in der Wirkung auf die kritisierte Person unterscheiden – je nachdem, ob sie positiv oder negativ gemeint oder formuliert ist.
Konstruktive Kritik | Destruktive Kritik |
respektvoll | verletzend |
wohlwollend | zerstörerisch |
auf Augenhöhe | von oben herab |
sachlich | persönlich |
konkret | allgemein |
lösungsorientiert | endgültig |
Kritik Definition
Kritik (englisch: Feedback) bedeutet, eine Sache, ein Verhalten, eine Leistung oder Person mittels subjektiver oder objektiver Maßstäbe zu beurteilen. Kritik kann sowohl positiv als auch negativ sein und ist eine wesentliche Form der Urteilsbildung.
Kritikfähigkeit Psychologie: Keine Kritik vertragen?
In der Psychologie zählt Kritikfähigkeit zu einer wichtigen Eigenschaft und Charakterstärke. Wer gut mit Kritik umgehen kann, lässt sich davon nicht entmutigen und nutzt diese als Chance zur Verbesserung und zum persönlichen Wachstum.
Umgekehrt kann Kritikunfähigkeit ein Hinweis auf eine Profilneurose bzw. Persönlichkeitsstörung wie zum Beispiel Narzissmus sein. Wer keine Kritik vertragen kann, hat häufig ein geringes Selbstwertgefühl bzw. starke Minderwertigkeitsgefühle, die durch eine „arrogante“ Reaktion überkompensiert werden.
Emotionale Reaktionen auf Kritik
Als typische emotionale Reaktion auf negatives Feedback gelten die 4 Phasen im sogenannten SARA-Modell:
- Shock (Schock)
Viele Kritisierte reagieren zunächst mit Überraschung und Unglaube auf das negative Feedback. Typische Gedanken: „Das muss ein Fehler sein!“ - Anger (Wut)
Auf den anfänglichen Schock folgt Wut. Betroffene fühlen sich angegriffen und antworten lautstark und verärgert oder zweifeln das Feedback an. - Resistance (Widerstand)
Aus der Wut wird aktive Gegenwehr und Flucht nach vorn: Kritisierte greifen den Kritiker persönlich an oder streiten alles vehement ab. - Acceptance (Akzeptanz)
In der letzten Phase akzeptiert die Person die Kritik schließlich und ist bereit, aktiv und konstruktiv an einer Verbesserung zu arbeiten.
Es ist wichtig, in allen 4 Phasen gelassen zu bleiben und Ruhe zu bewahren. Erst in der letzten Phase ist die Kritikfähigkeit erreicht und es kann gemeinsam an einer Lösung gearbeitet werden.
Kritikfähigkeit erkennen: Typische Verhaltensmuster
Ob Ihr Gegenüber schon soweit ist, richtig mit Kritik umzugehen, können Sie an folgenden Verhaltensweisen erkennen:
- andere ausreden lässt.
- zuerst aufmerksam zuhört.
- Feedback selbstkritisch prüft.
- Fehler zugeben kann.
- an Schwächen wächst.
- Kritik nicht persönlich nimmt.
Kritikfähig ist, wer…
- anderen ins Wort fällt.
- nur seine Meinung gelten lässt.
- auf Feedback nicht eingeht.
- sofort Gegenkritik übt.
- keine Verantwortung übernimmt.
- persönlich und polemisch wird.
Nicht kritikfähig ist, wer…
Richtig mit Kritik umgehen lernen
Wenn Sie kritisiert werden, sollten Sie zunächst hinterfragen und prüfen, vom wem die Kritik kommt und warum. Das gilt vor allem auf der Arbeit und im Job. Fragen Sie sich:
- Ist der oder die Kritikerin wohlwollend?
- Kann die Person die Sache korrekt beurteilen?
- Will er oder sie etwas positiv verändern?
- Ist das Feedback wahr und hilfreich?
- Oder will sich die Person nur profilieren?
Kritik kann eine wichtige Hilfestellung sein und zum Nachdenken anregen. Ohne konkreten Bezug oder Beispiele bleibt sie aber oft wertlos. Deshalb finden Sie im Folgenden unterschiedliche Beispiele, wie mit Kritik umgehen lernen – mit konstruktiver ebenso wie mit destruktiver.
Beispiele: Auf konstruktive Kritik richtig reagieren
Gehen wir davon aus, dass die Kritik zutrifft, berechtigt und konstruktiv formuliert ist, sollten Sie diese akzeptieren und annehmen – selbst wenn sie einen wunden Punkt trifft. So reagieren Sie richtig:
-
Aktiv zuhören
Hören Sie aufmerksam zu, unterbrechen Sie Ihr Gegenüber nicht – egal, wie unangenehm es wird. Stellen Sie gleichzeitig durch Nachfragen sicher, das Feedback richtig verstanden zu haben.
-
Erklärungen erfragen
Stellen Sie sicher, dass Sie die Kritikpunkte nachvollziehen können. Verlangen Sie im Zweifel konkrete Beispiele, Fakten oder Belege – und signalisieren Sie Offenheit dafür.
-
Sachlichkeit verlangen
Falls Sie den Ton unangemessen finden oder sich durch Formulierungen persönlich angegriffen fühlen, dürfen Sie verlangen, sachlich zu bleiben. Beispiel: „Lassen Sie uns bitte sachlich bleiben!“
-
Bedenkzeit erbitten
Kritik kommt manchmal unverhofft und überraschend. Darauf müssen Sie nicht sofort reagieren. Bitten Sie um Bedenkzeit, um die Bewertung selbstkritisch zu prüfen und zu verdauen. Das ist legitim!
-
Selbstbewusst bedanken
Bedanken Sie sich höflich für das Feedback und bleiben Sie dabei selbstbewusst – schließlich wollen Sie sich verbessern. Signalisieren Sie zudem, was angekommen ist: „Ich verstehe, was Sie meinen…“
-
Verantwortung übernehmen
Was tatsächlich Ihr Fehler war, sollten Sie ehrlich eingestehen und dafür die volle Verantwortung übernehmen – ohne Rechtfertigungen oder Ausflüchte. Schuldzuweisungen sind tabu!
-
Lösung finden
Formulieren Sie eine für Sie annehmbare Lösung und geben Sie ein Versprechen ab, wie Sie entweder Wiedergutmachung leisten oder den Fehler in Zukunft vermeiden. Die Lösung sollte von beiden akzeptiert werden.
Tatsächlich lässt sich aus fast jeder Kritik etwas lernen. Überlegen Sie, was Positives darin steckt und übernehmen Sie nur das. So wachsen Sie in jedem Fall.
Tipps: Mit destruktiver Kritik richtig umgehen
Kritikfähigkeit bedeutet nicht, jede Form von Kritik einfach hinzunehmen. Das gilt vor allem für falsche, unangemessene und unberechtigte Kritik. Auch der richtige Umgang mit destruktiver Kritik lässt sich lernen:
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Ruhe bewahren
Bleiben Sie unbedingt gelassen und atmen Sie erst einmal tief durch. Sofort zurückzuschlagen, macht es oft nur schlimmer. Geht es Ihrem Gegenüber nicht um eine Verbesserung, helfen weder Argumente noch Erklärungen.
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Kritiker hinterfragen
Prüfen Sie, ob Person und Inhalt es überhaupt wert ist, dass Sie darauf reagieren. Mancher will Sie nur provozieren und aus der Reserve locken. Springen Sie nicht durch jeden Reifen, den man Ihnen hinhält!
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Abstand nehmen
Kochen die Emotionen hoch, ist es häufig sinnvoll, erst einmal Abstand zu nehmen und sich der Situation zu entziehen und auf später zu vertagen. Beispiel: „Danke, ich werde darüber nachdenken…“
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Widerstand leisten
Je nachdem, welche Folgen die öffentliche Kritik hat (Karriere, Rufmord, Skandal), müssen Sie umgehend reagieren und vehement widersprechen: Widerlegen Sie das falsche Urteil mit Fakten und stellen Sie die Umstände sachlich richtig.
-
Ton verbieten
Bei besonders fiesen und persönlichen Wertung (siehe: Ad-hominem-Angriff) sollten Sie den Kritiker überdies in seine Schranken weisen und sich den Ton verbieten, bzw. die Art der Kritik als unzulässig kritisieren.
Grundsätzlich gilt: Wer kritisiert, darf (dafür) ebenfalls kritisiert werden. Kritikfähigkeit ist keine Einbahnstraße! Zur Professionalität gehört, sich nicht alles stillschweigend gefallen zu lassen und seine Meinung oder Haltung auch mal zu verteidigen.
Richtig kritisieren: 10 goldene Regeln
Eine andere Person konstruktiv zu kritisieren lässt sich ebenfalls üben. Wenn Sie Ihre aktive Kritikfähigkeit verbessern wollen, sollten Sie unbedingt die 10 goldenen Feedbackregeln beachten:
- Vertrauensvolle Atmosphäre schaffen!
Nehmen Sie sich für das Gespräch ausreichend Zeit – z.B. im 4-Augen-Gespräch. Nie im Affekt kritisieren – erst nach gründlicher Analyse von Ursachen und Auswirkungen! - Wahrnehmungen beschreiben, nicht sofort bewerten!
Schildern Sie zunächst nur, welches Verhalten Ihnen aufgefallen ist und welche (negativen) Konsequenzen das hat. - Konkrete Beispiele nennen, nicht verallgemeinern!
Formulieren Sie so präzise wie möglich – idealerweise mittels Ich-Botschaften („Mir ist aufgefallen…“). Pauschalurteile oder Verallgemeinerungen sind tabu! - Sachlich bleiben, nicht persönlich werden!
Bleiben Sie bei belegbaren Fakten und kritisieren Sie nur den Fehler, nicht den Menschen. Vermeiden Sie unbedingt eine abwertende Körpersprache! - Klar und nachvollziehbar formulieren!
Stellen Sie sicher, dass die Kritik verstanden wird. Wählen sie einfache Worte und begründen Sie die Rückmeldung schlüssig und verständlich. - Fair bleiben, auch Einwände hören!
Lassen Sie dem Kritisierten Zeit, die Botschaft zu verdauen und darauf zu reagieren. Auch Erklärungen und Einwände müssen Gehör finden! - Gegenseitige Motive verstehen und Verständnis zeigen!
Versuchen Sie die Motive und Beweggründe nachzuvollziehen. Zeigen Sie Empathie und hören Sie aktiv zu. - Nur veränderbare Verhaltensweisen kritisieren.
Bemängeln Sie nur, was sich auch korrigieren lässt – zum Beispiel Verhaltensweisen, Abläufe oder Leistungen – nicht die Persönlichkeit! - Lösungen vorschlagen und gemeinsam erarbeiten!
Konstruktive Kritik sollte stets Perspektiven aufzeigen oder Hinweise geben, was und wie sich etwas positiv verändern lässt. - Zeitnah Feedback geben – binnen 48 Stunden!
Warten Sie mit der Kritik nicht zu lange, sonst leidet die Nachvollziehbarkeit und die Details und Erinnerung verschwimmen.
Gratis Download: Kritiktypen + Wie sie mit Kritik umgehen (PDF)
WWW-Regel für besseres Feedback
Zusätzlich können Sie sich bei Ihren Rückmeldungen an der sogenannten WWW-Regel orientieren:
- Wahrnehmung schildern
Sagen Sie Ihrem Gegenüber zunächst, welches Verhalten Sie beobachtet haben. Also Ihre Sicht der Dinge: Was haben Sie gesehen, beobachtet, empfunden? - Wirkung aufzeigen
Im zweiten Schritt folgt die Bewertung: Wie wirkt das auf Sie persönlich? Erklären Sie Ihren Standpunkt ganz sachlich und neutral. - Wunsch formulieren
Abschließend sagen Sie, welches künftige Verhalten Sie sich wünschen oder welche Veränderung Sie erwarten. Formulieren Sie einen klaren Appell oder spezifische Erwartungen.
Häufige Fragen zur Kritik
Kritik bezeichnet die Beurteilung einer Sache, eines Verhaltens, einer Leistung oder einer Person mittels subjektiven oder objektiven Maßstäben. Allgemein wird darunter jedoch eine Missbilligung oder Ablehnung verstanden, die Betroffene negativ angreift (siehe: Ad-hominem-Angriff).
- Die Literaturkritik (Rezension) setzt sich mit individuellen literarischen Werken (Romane, Biografien, Fach- und Sachbücher) auseinander und bewertet dabei meist Stil, Inhalt und Gehalt nach gedanklichen und ästhetischen Maßstäben.
- Die Sozialkritik beschäftigt sich in erster Linie mit gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen und betrachtet diese unter Gesichtspunkten wie politischen Missständen, soziale Gerechtigkeit, Erhalt oder Fortschritt für menschliche Bedürfnisse.
- Die Medienkritik prangert zumeist Missstände im Angebot der Massenmedien oder Werbung an oder setzt sich mit einzelnen Sendungen (z.B. Tatort), Filmen und Formaten oder Aussagen auseinander.
- Die Zeitkritik ist eine Einschätzung und Stellungnahme zur Geisteshaltung der Gegenwart.
Kritik ist eine Bewertung eigenen Arbeit, Leistungen oder Verhaltensweisen durch eine oder mehrere Personen. Kritik kann sowohl positiv als auch negativ sein, ebenso konstruktiv wie destruktiv. Entscheidend ist die Absicht dahinter und der richtige Umgang mit dem Feedback.
Wesentliche Merkmale von Kritik sind:
- Sachlichkeit
Kritik spiegelt oft die persönliche Meinung des Kritikers wider, sollte aber dennoch sachlich fundiert sein. - Nachvollziehbarkeit
Ein Kritiker muss seine Einschätzung mit Maßstäben, Fakten und klaren Argumenten begründen, damit die Kritik nachvollziehbar ist. - Zielorientierung
Kritik erfüllt einen Zweck – idealerweise soll sie informieren und verbessern. Das (positive) Motiv muss für Kritisierte erkennbar sein. - Konstruktivität
Kritik bietet nicht nur eine positive und negative Beurteilung der Stärken und Schwächen, sondern dazu auch Verbesserungsvorschläge oder Lösungen.
Unterschieden werden vor allem positive und negative Kritik bzw. konstruktive und destruktive Kritik. Die wesentlichen Unterschiede sind:
Konstruktive Kritik | Destruktive Kritik |
sachlich | angreifend |
auf Augenhöhe | von oben herab |
lösungsorientiert | verletzend |
Kritik sollte zunächst ernstgenommen, geprüft und nicht gleich zurückgewiesen werden. Gleichzeitig sollten Betroffene Kritik nie persönlich nehmen, sondern das Feedback und die Argumente hinterfragen – Richtiges annehmen und umsetzen, Falsches zurückweisen. Die Grundregel: Kritik ist keine Einbahnstraße! Wer kritisiert, darf dafür ebenfalls kritisiert werden.
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