Selbsthass: Anzeichen, Ursachen + Wie überwinden?

„Ich hasse mich!“ – Selbsthass ist ein starker Konflikt mit der eigenen Person. Die Wahrnehmung ist nur auf die eigenen Schwächen, Fehler und Mängel fokussiert. Das Selbstbild könnte negativer nicht sein. In extremer Ausprägung ist die Selbstablehnung sogar lebensgefährlich. Wir erklären, welche Ursachen Selbsthass haben kann und geben Tipps, wie Betroffene mit den negativen Gefühlen und Gedanken besser umgehen können…

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Selbsthass: Was bedeutet es, sich selbst zu hassen?

Selbsthass ist eine extreme und destruktive Form der Selbstablehnung – und das genaue Gegenteil von Selbstliebe. Der Selbsthass geht weit über bloße Selbstzweifel hinaus. Sich selbst zu hassen, bedeutet die eigene Person zu verachten und teilweise sogar zerstören zu wollen.

Führt Selbsthass zu selbstverletzendem Verhalten (SVV), sollten Betroffene umgehend einen Arzt oder Psychotherapeuten aufsuchen. Fast immer basiert Selbsthass auf einem gestörten Selbstbild und Selbstbewusstsein. Menschen, die sich selbst hassen, haben keinerlei Vertrauen in sich und sind davon überzeugt, dass sie an allem schuld sind, was ihnen widerfährt oder dass sie es nicht besser verdient haben.

Typische Selbsthass Sprüche

Wer sich selbst ablehnt hat häufig diesen inneren Kritiker bzw. die innere Stimme, die Ihnen Sprüche sagt, wie…

  • „Wer denkst du eigentlich, wer du bist?!“
  • „Du wirst das sowieso nie schaffen!“
  • „Du bist ein kompletter Versager – wie immer!“
  • „Warum sollte irgendjemand so eine(n) wie dich mögen?“
  • „Du bist hässlich und komplett wertlos!“
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Welche Ursachen kann Selbsthass haben?

Wer sich selbst hasst, lebt zu jeder Minute mit quälenden Gedanken und negativen Gefühlen über sich selbst. Allerdings wird niemand mit Selbsthass geboren. Er entsteht. Und fast immer sind die Auslöser dafür in der Kindheit zu finden – diese ist prägend für die Persönlichkeit.

Häufige Ursachen für Selbsthass sind:

  • Fehlende Liebe, Zuneigung und Wertschätzung durch nahe Bezugspersonen (Eltern).
  • Häufige Kritik und das Gefühl, nie gut genug zu sein.
  • Traumatische Mobbing-Erfahrungen z.B. in der Schule.
  • Körperliche und seelische Misshandlungen.

Neben den biographischen Erfahrungen können auch gesellschaftliche Normen und Erwartungen Selbsthass auslösen – zum Beispiel unrealistische Schönheitsideale oder Lebensstandards.

Teilweise tritt Selbsthass auch als Begleiterscheinung bei psychischen Erkrankungen auf. Das passiert etwa bei Persönlichkeitsstörungen wie Borderline oder Depressionen.

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Anzeichen: Wie kann ich Selbsthass erkennen?

Selbsthass äußert sich nicht immer eindeutig. Einige Anzeichen und Symptome sprechen jedoch für ein gestörtes Selbstbild und eine gesteigerte Selbstablehnung:

  • Geringes Selbstbewusstsein

    Wer sich kaum etwas zutraut und davon überzeugt ist, bei allem sowieso zu scheitern, hat bereits starke Selbstzweifel und ein geringes Selbstvertrauen. Beides kann Selbsthass fördern.

  • Starke Schuldgefühle

    Selbstablehnung zeigt sich zum Beispiel dadurch, dass sich Betroffene für alles die Schuld geben – für Fehler, Entscheidungen, Verhaltensweisen oder Charaktereigenschaften. Sie haben auch dann Schuldgefühle, wenn Sie absolut keine Kontrolle haben und somit nichts dafür können.

  • Zahlreiche Ängste

    Selbsthass wird regelmäßig von unterschiedlichen Ängsten begleitet – zum Beispiel die Angst vor Ablehnung, zu versagen oder vor Veränderungen. Betroffene glauben, diesen nicht gewachsen zu sein.

  • Negative Gedanken

    In extremerer Form geht die eigene Ablehnung in Verachtung über. Betroffene machen sich selbst schwere Vorwürfe und sabotieren sich durch negative Überzeugungen und Glaubenssätze.

  • Selbstschädigendes Verhalten

    Das gefährlichste Anzeichen für Selbsthass ist selbstschädigendes Verhalten. Dabei entwickeln sich Aggressionen, die gegen den eigenen Körper gerichtet werden. Beispiele sind: Ritzen, Selbstverstümmelung, Anorexie oder Bulimie. Dahinter steckt meist der Gedanke, sich selbst bestrafen zu müssen und es verdient zu haben.

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Wie kann ich meinen Selbsthass überwinden?

Bei stark ausgeprägtem Selbsthass empfehlen wir, unbedingt einen Arzt aufzusuchen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine psychologische Therapie hilft, den Selbsthass langfristig zu überwinden und eine positivere Einstellung zu sich selbst zu gewinnen.

Bei schwächeren Formen können Sie durchaus selbst etwas gegen den Selbsthass tun und sich selbst wieder lieben und schätzen lernen. Folgende Tipps und Empfehlungen können Sie ganz einfach im Alltag umsetzen:

1. Selbsthass analysieren

Der erste Schritt sollte es immer sein, zu analysieren, woher Ihr Selbsthass kommt: Was an Ihnen löst die negativen Emotionen und die Ablehnung aus? Das kann mit Ihrem Verhalten, mit Persönlichkeitseigenschaften oder dem Aussehen zu tun haben. Oft ist es eine Kombination verschiedener Faktoren. Auch wenn es weh tut, den Ursachen auf den Grund zu gehen: Nur wenn Sie diese kennen, können Sie den Selbsthass überwinden. Andernfalls laborieren Sie nur an Symptomen.

2. Stärken bewusst machen

Wer sich selbst hasst, hat eine verzerrte Wahrnehmung von sich selbst und den eigenen Stärken. Wir empfehlen daher seit Jahren, ein Erfolgstagebuch zu schreiben, in dem Sie täglich alle Ihre Erfolge und Talente festhalten, die damit verbunden sind (siehe: Journaling). Zusätzlich sollten Sie Freunde und Familie fragen, welche positiven Eigenschaften diese an Ihnen sehen. Das baut Ihr verlorenes Selbstbewusstsein wieder auf und gibt Ihnen – Schwarz auf Weiß – gute Gründe, sich selbst mehr zu schätzen und zu respektieren.

3. Umfeld verbessern

Selbsthass kann durch toxische Menschen in unserem Umfeld verstärkt werden. Gibt Ihnen Ihr Umfeld das Gefühl, nicht gut genug zu sein, nicht mithalten zu können oder nicht dazuzugehören? Dann trennen und distanzieren Sie sich von Menschen, die Ihnen schaden und das falsche Selbstbild eher noch fördern! Intensivieren Sie stattdessen den Kontakt zu wahren Freunden und Menschen, die Ihnen gut tun.

4. Sich selbst belohnen

Betroffene geben sich gerne die Schuld und meinen, es nicht besser verdient zu haben. Genau dieses Denken müssen Sie ins Gegenteil umkehren: Statt sich zu bestrafen, sollten Sie sich regelmäßig belohnen – zum Beispiel für all die Erfolgserlebnisse in Ihrem Tagebuch. Sie sind es wert und haben auch mehr verdient! Zudem zeigen Ihnen die kleinen Belohnungen, dass Sie es selbst in der Hand haben, positive Emotionen zu erzeugen. Sie sind also nicht darauf angewiesen, die Erwartungen anderer zu erfüllen, um glücklich zu sein!

5. Vergleiche vermeiden

Hören Sie auf, sich mit anderen Menschen zu vergleichen. Das ist ein sicherer Weg ins Unglück. Es wird immer Menschen geben, die besser aussehen, mehr Erfolg haben oder eine (scheinbar) glücklichere Beziehung führen. Statt von sich Perfektion zu erwarten, sollten Sie stolz und vor allem dankbar sein für das, was Sie ausmacht und was Sie schon alles erreicht haben.

6. Sich selbst akzeptieren lernen

Um Selbsthass erfolgreich zu überwinden, müssen Sie lernen, sich selbst wieder zu akzeptieren – so, wie Sie sind. Weder Ihr Aussehen, noch Ihre Fehler oder Eigenschaften sind ein Grund, sich selbst nicht zu mögen. Nobody is perfect! Im Gegenteil: All die Macken und Marotten machen uns aus und teils sogar liebenswert. Sobald Sie sich selbst wieder akzeptieren, wird der Selbsthass nachlassen und verschwinden. Erwarten Sie jedoch nicht, dass dies schnell gelingt. Selbstablehnung ist eine über Jahre erlernte verzerrte Wahrnehmung. Es braucht entsprechend Zeit und Geduld, um Selbstakzeptanz und eine positivere Denkweise zu etablieren.


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