Gute Umgangsformen schön und gut, doch was ist, wenn diese Regeln so gar nicht Ihrem Naturell entsprechen? Kommen Sie sich komisch vor, diese Regeln einzuhalten? Auch Elisabeth Bonneau hat sich die Frage gestellt: Wo bleibt da die Persönlichkeit? In ihrem Ratgeber „Knigge für Individualisten“ rät sie davon ab, Benimmregeln sklavisch zu befolgen und sich so zu verbiegen. Letztlich gehe es doch, wie ursprünglich bei Knigge, darum, das Miteinander leichter zu gestalten. Bonneaus Botschaft lautet: Sie können authentisch und sich selbst treu bleiben, ohne Ihren Mitmenschen auf die Füße zu treten.
Hierfür hat Sie vier verschiedene Typen identifiziert. Jeder dieser Typen geht anders mit Etikette und Benimmregeln um. Als Beispiel: Wie begrüße ich mein Gegenüber? Grundsätzlich gilt: Wer den anderen zuerst sieht, grüßt auch zuerst. In festen Hierarchien wird zuerst der Ranghöchste gegrüßt. Also der junge Vorstandschef vor der etwas älteren Abteilungsleiterin.
1. Der Dynamische
Etikette ist für ihn ein Mittel zum Zweck. In seinem Umgang ist er direkt. Für ihn muss alles schnell gehen, auch denken und handeln. Sich groß über Formalitäten den Kopf zu zerbrechen, hält nur auf. Wenn er durch die Tür gehen will, dann tut er das, ohne sich Gedanken darüber zu machen, wer zuerst gehen sollte. Den Business-Dresscode schätzt er, weil ihm so die Arbeit abgenommen wird, über seine Kleidung nachzudenken. Seine Stärken sind seine Macherart. Er nimmt Herausforderungen an und scheut auch nicht das Risiko.
Art der Begrüßung: Zu ihm passt ein kurzes “Hi” oder ein kerniges “Tach”. Doch sollte er darauf achten, in der Eile niemanden zu übersehen. Wenigstens ein kurzes Kopfnicken sollte drin sein.
2. Der Lockere
Dieser Typ ist locker, liebenswert und lustig. Er kleidet sich am liebsten unkonventionell. Wen interessiert schon der Dresscode? Glücklich ist er unter Menschen. Immer einen flotten Spruch auf den Lippen, ist er der beliebte Netzwerker. Er schafft es die Atmosphäre mit seiner Offenheit aufzulockern. Das sind seine Stärken. Aus einem Fettnäpfchen kommt man immer irgendwie heraus, diese Erfahrung hat er gemacht. Funktioniert aber nicht immer. Denn setzt er sich über alle Konventionen hinweg, nimmt man ihn nicht für voll.
Art der Begrüßung: Er hat auch kein Problem damit, den Bürgermeister mit einem “hallo” zu begrüßen. Das ist auch völlig in Ordnung, solange die Diskretion gewahrt wird, um nicht als Trampeltier wahrgenommen zu werden.
3. Der Natürliche
Ein partnerschaftliches Miteinander liegt diesem Typen am Herzen. Doch die meisten Benimmregeln kommen ihm zu förmlich vor. Sich für ein Fest besonders schick machen? Nein, danke. Das wäre für diesen Typen verkleiden. Anstand ist für ihn eine Verpflichtung, die auf Echtheit und Einfühlungsvermögen basiert. Zu seinen Stärken gehört es, den Standpunkt anderer verstehen zu können. Doch seine moralischen Ansprüche können auch leicht die gemütliche Atmosphäre zerstören.
Art der Begrüßung: Er bevorzugt ein “Guten Tag” oder ein regional geprägtes “Moin” oder ähnliches. Es ist neutraler. Mit der Nennung des Namens kann er zusätzlich seine zugewandte Art unterstreichen.
4. Der Traditionelle
Dieser Typ legt Wert auf erprobte Regeln. Als Mann hält er die ritterlichen Tugenden im Umgang mit Frauen hoch. Als Frau hat dieser Typ klare Ansprüche an die Männerwelt. Alter und Hierarchien werden im seinem Verhalten gebührend berücksichtigt. Dieser Typ ist ein Vernunftsmensch. Gefühlsausbrüche sind ihm peinlich. Eine unbedachte Ausdrucksweise und Verstöße gegen den Dresscode sind für ihn nicht Ausdruck der Persönlichkeit, sondern schlechten Benehmens. Seine Stärke ist seine sachliche Art. Er redet zwar nicht viel, aber wenn, hat er wirklich etwas zu sagen.
Art der Begrüßung: Dieser Typ grüßt nicht immer von sich aus. Von Jüngeren und Kindern will er zuerst begrüßt werden. Dabei vergisst er jedoch leicht, dass nicht jeder sein Weltbild teilt. Ein freundliches Lächeln ermutigt das Gegenüber zu reagieren.