Assoziatives Lernen: Einfach erklärt – Beispiele & Tipps

Durch assoziatives Lernen verbindet das menschliche Gehirn mehrere Reize, Ereignisse oder Informationen. Bekannt ist dies durch die „klassische Konditionierung“. Auch in anderen Bereichen lernen wir durch Verknüpfungen: Tipps und Beispiele, wie assoziatives Lernen funktioniert…

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Was ist assoziatives Lernen?

Assoziatives Lernen ist eine zentrale Lernform, bei der das Gehirn zwei oder mehr Reize, Ereignisse oder Informationen miteinander verknüpft und eine wieder abrufbare Verbindung herstellt. Die so verbundenen Reize führen zu einer Reaktion – zum Beispiel zu einer bestimmten Handlung.

Bei dieser Lernform entsteht durch wiederholte Erfahrung eine starke Verknüpfung zwischen einem Stimulus und der Reaktion. Später ist das Verhalten so verinnerlicht, dass es automatisch und unbewusst abläuft.

Assoziatives Lernen: Klassische Konditionierung

Das bekannteste Beispiel für das assoziative Lernen ist die klassische Konditionierung nach Iwan Petrowitsch Pawlow – und dem Pawlowschen Hund.

Im Experiment wurde das Läuten einer Glocke mit Futter verbunden – so lange, bis der Hund allein beim Klang der Glocke starken Speichelfluss zeigte. Durch assoziatives Lernen entstand die Verknüpfung: Glocke = Futter = Speichel.

Klassische Konditionierung Beispiel Pawlowscher Hund Stimulus Reaktion

Gegenteil: Was ist nicht-assoziatives Lernen

Nicht-assoziatives Lernen bedeutet, dass sich ein Verhalten durch wiederholte Erfahrungen verändert – ohne dass dabei Reiz und Reaktion miteinander verknüpft werden. Bei dieser Lernform gibt es zwei Arten:

  1. Habituation
    Sie gewöhnen sich an einen Reiz und reagieren immer weniger darauf. Beispiel: Die tickende Uhr hören Sie gar nicht mehr.
  2. Sensitivierung
    Sie reagieren stärker auf einen Reiz, wenn er wiederholt auftritt. Beispiel: Der tropfende Wasserhahn wird immer nerviger.

Nicht-assoziatives Lernen ist Lernen durch Gewöhnung oder Verstärkung der Reaktion auf einen einzelnen Reiz.

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Beispiele für assoziatives Lernen

Assoziatives Lernen ist nicht nur ein abstraktes Konzept, sondern wichtige Erklärung, wie Menschen Wissen aufbauen. Das zeigen auch verschiedene Beispiele aus dem Alltag, in denen Sie assoziativ lernen:

  • Sprache lernen

    Eine neue Sprache und bisher unbekannte Fachbegriffe eignen Sie sich durch assoziatives Lernen an. Sie verknüpfen durch das wiederholte Hören oder Lesen ein Wort mit der zugehörigen Bedeutung.

  • Namen merken

    Lernen Sie neue Menschen kennen – ob im Job oder im Freundeskreis – verknüpfen Sie die Gesichter mit den zugehörigen Namen. Ist diese Assoziation stark genug, erinnern Sie sich beim nächsten Treffen daran.

  • Regeln lernen

    Regeln lernen Sie vor allem durch die Verbindung zwischen Ihrem Verhalten und einem Verbot oder negativen Konsequenzen. Die Verknüpfung im Gehirn: Wenn ich das mache, gibt es Ärger oder Probleme.

  • Verhalten anpassen

    Selbst alltägliches Verhalten basiert oftmals auf assoziativem Lernen. Dazu zählt zum Beispiel, dass Sie an einer roten Ampel stehen bleiben. Eine solche Verknüpfung entsteht bereits in der Kindheit durch wiederholte Erklärungen der Eltern.

  • Gefahren erkennen

    Durch assoziatives Lernen erkennen Sie auch Gefahren und können sich in Zukunft davor schützen. Berührt ein Kind eine heiße Herdplatte oder fasst an ein Bügeleisen, entsteht eine unwiderrufliche Verknüpfung zwischen der Handlung und dem Schmerz als sofortige Reaktion.

Assoziatives Lernen: Little-Albert-Experiment

Das Little-Albert-Experiment des Psychologen John B. Watson ist ein berühmter und ebenso umstrittener Versuch zum assoziativen Lernen. Der Forscher trainierte einem Baby namens Albert (daher „Little Albert“ oder „Baby Albert“) die Angst vor einer weißen Maus an. Wenn das Kind die Maus sah, gab es ein lautes Geräusch durch einen Hammer auf eine Metallplatte – Albert verinnerlichte die Angst und weinte beim Anblick der Maus auch ohne Geräusch.

Später weitete sich diese Angst auf andere Dinge aus. Little Albert reagierte ängstlich auf Hasen, Hunde und andere Dinge mit Fell – und sogar auf weiße Bärte. Das Experiment steht bis heute scharf in der Kritik: Die wissenschaftliche Methodik ist umstritten und das Vorgehen ethisch kaum zu rechtfertigen.

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Wie funktioniert assoziatives Lernen?

Beim assoziativen Lernen läuft ein kognitiver Prozess (siehe: Lernprozess) in mehreren Schritten ab. Diese müssen alle durchlaufen werden, um eine Assoziation zwischen Reiz und Reaktion zu bilden, die auch in Zukunft abgerufen wird:

  1. Wahrnehmung eines Reizes

    Dies kann ein Ereignis, eine Information, eine Handlung oder auch ein Sinnesreiz sein.

  2. Verknüpfung mit Reiz oder Reaktion

    Der erste Reiz wird an eine Reaktion oder eine Konsequenz gekoppelt. Beispiele sind Lob, Kritik, Schmerz oder andere Ereignisse, die ausgelöst werden.

  3. Wiederholung der Assoziation

    Je häufiger Reiz und Reaktion verbunden werden, desto stärker die Assoziation.

  4. Automatisierung

    Das Gehirn speichert die Verknüpfung langfristig ab – und greift später automatisch darauf zurück, wenn der Reiz auftritt.

Assoziatives Lernen in der Psychologie

Die Neuropsychologie zeigt, dass beim assoziativen Lernen der Hippocampus und das limbische System besonders aktiv sind. Hier entstehen die Verbindungen im Gehirn, in denen Wissen und Informationen gespeichert werden.

Dabei entstehen wie in einem Netzwerk ständige neue Anknüpfungspunkte und Assoziationen, die miteinander verbunden werden. Neben der klassischen Konditionierung nach Pawlow gibt es das operante Konditionieren nach B. F. Skinner, wonach Lernen und Verhaltensänderungen durch Belohnung oder Bestrafung beeinflusst werden.

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Assoziatives Lernen: Wo wird es genutzt?

Sie können assoziatives Lernen selbst nutzen – werden aber auch von anderen Seiten damit konfrontiert und teilweise beeinflusst. Hier sind einige Bereiche für assoziatives Lernen:

    1. Schule und Studium

  • Vokabeln lernen durch Karteikarten (Wort = Reiz, Übersetzung = Reaktion).
  • Belohnungen für gute Leistungen (Erfolg = Reiz, Belohnung = Reaktion)
  • 2. Beruf und Weiterbildung

  • Training mit Feedback-Schleifen (Lob = Reiz, Leistung = Reaktion)
  • Teamentwicklung durch Anerkennung von Verhaltensweisen
  • 3. Marketing und Werbung

  • Verbindung von Produkten und positiven Emotionen
  • Logo, Farben oder Jingle löst die Assoziationen aus
  • 4. Sozialverhalten und Eigenschaften

  • Anerkennung und Spiegelung von freundlichem Verhalten
  • Langfristig wird das Verhalten besser und höflicher
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Methoden für assoziatives Lernen

Eine besondere Art des assoziativen Lernens sind auch verschiedene Mnemotechniken. Gleich mehrere Methoden nutzen die Verknüpfung von mehreren Informationen, um diese besser im Gedächtnis zu behalten:

  • Loci-Methode

    Bei der Loci-Methode (auch „Gedächtnispalast-Methode“) verknüpfen Sie Informationen mit bekannten Orten oder Wegen, die Sie mental durchlaufen. Sie stellen sich zum Beispiel einen Spaziergang durch Ihre Straße vor oder laufen in durch Ihr Haus – und legen gedanklich die zu merkenden Inhalte an bestimmten Stellen ab. Später gehen Sie in Gedanken die Route erneut und rufen die Informationen leichter wieder ab.

  • Geschichten-Technik

    Mit der Geschichten-Methode bauen Sie Informationen oder Begriffe in eine möglichst fantasievolle, zusammenhängende Geschichte ein. Durch den ungewöhnlichen und bildhaften Kontext bleibt die Reihenfolge der Informationen leichter im Gedächtnis. Sie können problemlos die Geschichte nacherzählen und das Wissen wieder abrufen.

  • Zahlen-Symbol-System

    Wollen Sie sich Telefonnummern oder anderen Zahlenabfolgen merken, eignet sich das Zahlen-Symbol-System. Jeder Ziffer von 0 bis 9 wird ein Symbol zugeordnet, das Sie sich gut merken können. Um sich eine Zahlenkombination zu merken, erfinden Sie aus diesen Symbolen eine kurze kreative Geschichte.

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Tipps für das assoziative Lernen

Wollen Sie assoziatives Lernen gezielt nutzen, um sich Dinge besser und langfristiger zu merken? Dann helfen diese Tipps:

  • Wiederholen Sie die Assoziationen

    Einmalige Verbindungen werden in den meisten Fällen noch nicht im Gehirn verankert. Es braucht mehrere Wiederholungen, um eine echte Assoziation zwischen Reiz und Reaktion zu schaffen. Je häufiger Sie etwas üben und machen, desto stärker wird die Verknüpfung.

  • Nutzen Sie emotionale Verbindungen

    Je mehr Emotionen Sie mit einem Thema verbinden, desto besser speichern Sie die Informationen ab. Finden Sie eine emotionale Verbindung, schaffen Sie eine besonders stabile Verknüpfung. Dies funktioniert zum Beispiel, wenn Sie mit dem Reiz ein positives Erlebnis und Gefühl kombinieren.

  • Gönnen Sie sich Belohnungen

    Mehr Sport machen, produktiver arbeiten oder ohne Ablenkung für eine Prüfung lernen? Führen Sie Belohnungen für Ihr eigenes Verhalten ein. Damit verknüpfen Sie einen Reiz mit einer für Sie angenehmen Konsequenz – Sie konditionieren sich sozusagen selbst.

Achten Sie unbedingt darauf, die richtigen Assoziationen zu knüpfen. Gerade negative Erfahrungen können zu falschen Verknüpfungen führen, die später nur schwer wieder zu ändern sind. Beispiel: Fällt ein Kind vom Fahrrad, verbindet es damit dauerhaft Schmerz und Angst.


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