Bedeutung: Was ist Trial and Error?
Trial and Error ist ein Prinzip, bei dem verschiedene Lösungsmöglichkeiten ausprobiert werden, um ans Ziel zu gelangen. Es wird akzeptiert, dass nicht alle funktionieren – statt aus Angst vor dem Scheitern darauf zu verzichten, wird aus den Rückschlägen gerlernt, um das letztliche Ergebnis noch besser zu machen. Im Deutschen wird auch von Versuch und Irrtum gesprochen. Mit jedem Versuch kommen Sie der Lösung oder zündenden Idee einen Schritt näher und optimieren Ihre Vorgehensweise.
Die wichtige Einstellung dahinter: Ein mögliches Scheitern wird nicht nur in Betracht gezogen, sondern willentlich in Kauf genommen. Statt Fehler zu verteufeln, werden die Chancen und Vorteile darin erkannt. Der Duden beschreibt Trial and Error als „Methode, den besten Weg zur Lösung eines Problems zu finden, indem man verschiedene Wege beschreitet und so nach und nach Fehler und Fehlerquellen ausschaltet“
Trial and Error Synonym
Zur Vorgehensweise des Trial and Error gibt es mehrere Synonyme: Versuch und Irrtum, hit or miss oder auch experimentieren. Eng verwandt ist es mit der Brute-Force-Methode aus der Informatik, die auf dem sturen Ausprobieren aller möglichen Fälle beruht.
Vorteile von Trial and Error
Einfach ausprobieren, bis es klappt? Dem Ansatz stehen viele zunächst skeptisch gegenüber. Tatsächlich hat Trial and Error aber einige Vorteile:
- Sie kommen ins Handeln
Durch das Ausprobieren legen Sie los, statt sich in endloser Planung und Theorie zu verrennen. Oft wollen wir zu 100 Prozent sicher sein, dass etwas klappt – und machen am Ende gar nichts. Indem Sie anfangen, sind Sie dem Ziel bereits ein großes Stück näher. - Sie lernen sehr viel
Aus den Fehlern, die auf dem Weg passieren, lernen Sie eine ganze Menge. Was klappt gut? Was klappt nicht? Woran müssen Sie unbedingt denken? Was haben Sie bisher noch gar nicht bedacht? Die Hit-or-Miss-Methode zeigt Ihnen viel, das auch bei weiteren Problemen helfen wird. - Sie erzielen bessere Ergebnisse
Weil Fehlerquellen bereits ausgeschlossen sind und Wege, die nicht funktionieren, frühzeitig gefunden wurden, bleibt ein gutes Ergebnis, das vom vorangegangenen Lernprozess profitiert. - Sie überwinden Ihre Angst vor Fehlern
Ein wichtiger Vorteil: Versuch und Irrtum nimmt die verbreitete Angst vor Fehlern und dem eigenen Scheitern. Sie merken, dass es gar nicht so schlimm ist, wenn etwas schief geht. Meist stecken darin sogar wichtige Erkenntnisse und neue Chancen.
Trial and Error: Falsche Fehlerkultur
Gerade in Deutschland wird Trial and Error nur selten und zaghaft eingesetzt. Das Problem ist die gelebte Fehlerkultur. Misserfolge werden verteufelt, stattdessen soll immer alles perfekt geplant sein und auf Anhieb funktionieren. Wir setzen nicht auf Versuch und Irrtum, sondern auf lange Planung und Vorbereitung. Aus Versagensangst und Furcht vor negativen Reaktionen trauen sich viele deshalb nicht, Neues auszuprobieren.
In diesem Punkt können wir von Amerika lernen: Vorschläge und Ideen werden hier zügig umgesetzt. Bei regelmäßigen Zwischenschritten wird dann innegehalten, diskutiert und angepasst. Die nötigen Korrekturen werden fortlaufend durchgeführt, statt im Vorfeld bis zur Perfektion zu planen.
Trial and Error: Probieren führt zum Erfolg
Auch Wissenschaftler plädieren für ein Umdenken. Der amerikanische Ökonom Tim Harford plädiert in seinem Buch (Trial and Error: Warum nur Niederlagen zum Erfolg führen) für Versuch und Irrtum:
„Wir brauchen die Bereitschaft, Niederlagen zu riskieren, denn ohne sie werden wir nie wirklich Erfolg haben.“
Seine These: Das größte und erfolgreichste Problemlösungsprogramm, die Evolution, mache sich das Prinzip zunutze. Was nicht funktioniert, wird verworfen. Was gut läuft, wird übernommen, weiter verfeinert und verbessert. Übertragen auf unsere gegenwärtige Berufswelt sieht er immer komplexere Herausforderungen und Probleme. Genau hier ist Trial and Error effizienter als andere Vorgehensweisen.
Beispiel für Versuch und Irrtum in der Wirtschaft
Ausprobieren ist für Unternehmen ein wichtiger und essenzieller Erfolgsfaktor. Produkte, die nicht gut beim Kunden ankommen, müssen angepasst werden – oder werden vom Markt genommen. Selbst beim besten Produktdesign kommt es zu Anpassungen und Verbesserungen.
Sicherheitsdenken und Perfektionismus verlangsamen Prozesse
Bloß keine Fehler machen, schön die Kontrolle über alles behalten – teilweise bis zum Kontrollwahn. Ein solches Denken ist in vielen Bereichen nicht mehr zeitgemäß. Es ist zu unflexibel, zu langsam. Vorbereitung bis zur Perfektion ist ohnehin unmöglich. Selbst um nahe heranzukommen, dauert es viel zu lange.
Trial and Error ermöglicht schnellere Umsetzung und Anpassung, da neugewonnene Erkenntnisse direkt genutzt werden. Die Methode wird beispielsweise auch im Design Thinking angewandt, in der im Rahmen der Prototypen-Entwicklung viel ausprobiert wird. Auch hier wird Scheitern als Chance gesehen. Durch die höhere Geschwindigkeit ist man anderen oft mehrere Schritte voraus und kurz vor dem Ziel, während andere noch in den Startlöchern stecken.
Ideenfindung durch Versuch und Irrtum
Aber es geht nicht nur um Effizienz oder Problemlösungen: Trial and Error ist Teil vieler Kreativitätstechniken und trägt entscheidend zu Innovationen bei. Von Thomas Alva Edison stammt das Zitat: „Genie ist ein Prozent Inspiration und neunundneunzig Prozent Transpiration.“ Also Ärmel hochkrempeln, machen und ausprobieren, statt nur zu grübeln.
Trial and Error beim Lernen
Trial and Error soll keinesfalls willkürlich oder komplett sinnlos sein. Auszuprobieren heißt nicht, dass Sie absurde Ideen verfolgen, die offensichtlich nicht funktionieren oder gar nichts mit dem anfänglichen Ziel und Problem zutun haben. Niemand möchte vom Arzt hören, dass er einfach mal eine neue Methode ausprobieren möchte, um zu gucken, ob sie auch funktioniert. Klare Regeln und Grenzen gehören deshalb unbedingt dazu.
Doch gerade für Lernprozesse ist Versuch und Irrtum ein entscheidendes Vorgehen. Kinder zeigen dies jeden Tag. Wenn etwas noch nicht klappt, probieren sie immer weiter, bis sie es schließlich können und gelernt haben. Leider verlieren die meisten Menschen diesen Ansatz im Laufe der Jahre. Dabei ist es oft die beste Möglichkeit, um etwas Neues zu lernen.
Sie können monate- und jahrelang Vokabeln und Grammatik lernen – erst wenn Sie eine neue Sprache wirklich sprechen und anwenden, lernen Sie diese wirklich. Das gilt für nahezu jede Fähigkeit. Die Theorie ist ein guter Anfang, doch meist ist es besser, wenn Sie loslegen und aus der Praxis lernen. Erst dann werden Sie richtig gut.
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