Tabellarischer Lebenslauf ohne Foto – schlimm?
Ein Lebenslauf ohne Foto ist heute erlaubt. Seit Inkrafttreten des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) im Jahr 2006 ist das Bewerbungsfoto im Lebenslauf komplett freiwillig. Bewerber können es in allen Bewerbungsunterlagen weglassen.
Ein tabellarischer Lebenslauf ohne Foto soll vor allem eine mögliche Diskriminierung aufgrund von Alter, Herkunft, Geschlecht oder Aussehen verhindern (siehe: Horn-Effekt). Im englischen Curriculum Vitae und Internationalen Lebenslauf ist das Bewerbungsbild schon länger verboten.
Bewerbungsfoto im Lebenslauf: Ja oder Nein?
Sie dürfen grundsätzlich selbst und frei entscheiden, ob Sie einen Lebenslauf mit oder ohne Bild erstellen. Die wesentlichen Vor- und Nachteile im Überblick:
- Kein Diskriminierungsrisiko
- Weniger Zeitaufwand & Kosten
- Keine Ablenkung von Qualifikationen
Vorteile
- Keine persönliche Note
- Weniger potenzielle Passung
- Weckt Skepsis & Misstrauen
Nachteile
Ein Foto im Lebenslauf vermittelt jedoch zugleich, dass Sie sich intensiv mit der neuen Stelle, dem Unternehmen und dessen Dresscode auseinander gesetzt haben. Damit ist ein indirekter Unternehmensbezug, den Personaler meist hoch bewerten.
Wie wichtig ist ein Bewerbungsfoto?
In unseren Umfragen sagen 92 Prozent der Personaler, dass Sie sich ein Bewerbungsfoto wünschen und gerne sehen. Es rundet das Gesamtbild der Bewerbung ab und gibt dem Lebenslauf eine zusätzliche persönliche Note. Damit funktioniert das Bewerbungsbild oft als Aushängeschild für Bewerberinnen und Bewerber mit hohem Wiedererkennungswert.
Vor allem bei Jobs mit Außenwirkung haben Aussehen, Auftreten und Ausstrahlung eine große Bedeutung und sind für Personaler ein relevantes Entscheidungskriterium. Spätestens im Vorstellungsgespräch achten Recruiter auf korrekte Manieren und eine angemessene Kleidung. In diesen Berufen hat ein Lebenslauf ohne Foto nur wenige Chancen.
Woran erkenne ich, ob der Arbeitgeber ein Bild wünscht?
Offiziell wird kein Personaler zugeben, dass das Foto einen Ausschlag bei der Bewerbung gibt. Das wäre ein Verstoß gegen das AGG – und hätte eine teure Diskriminierungsklage zur Folge. Inoffiziell gibt es aber Hinweise, Formulierungen und Codes, die in der Stellenanzeige darauf hindeuten, dass ein Foto im Lebenslauf gerne gesehen wird, Beispiele:
- „Bitte senden Sie uns vollständige Bewerbungsunterlagen“
- „Wir freuen uns auf eine aussagekräftige Bewerbung“
- „Schicken Sie uns bitte die übliche Bewerbungsunterlagen“
Wenn Sie eine solche Formulierung lesen, ist ein Foto im Lebenslauf meist erwünscht und Sie sollten es in der Bewerbung einbauen – auch wenn es kein Pflichtbestandteil ist. Ausnahme: „Bitte senden Sie uns Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen, aber ohne Bewerbungsfoto, an die folgende Adresse“ – in dem Fall dürfen Sie kein Foto mitschicken.
Wohin gehört das Bewerbungsfoto in der Bewerbung?
Das Bewerbungsfoto gehört nur ein Mal in die Bewerbung. Falls Sie ein Deckblatt nutzen, kommt es dorthin und fällt dann im Lebenslauf weg. In das Anschreiben gehört generell kein Foto. Der Vorteil auf dem Deckblatt ist, dass das Foto hier meist größer ausfallen kann. Üblich und erlaubt sind heute sogar halbseitige Bilder im Querformat (Beispiel) oder ganzseitige Fotos (Beispiel).
Lebenslauf mit oder ohne Foto: Vor- und Nachteile
Der Lebenslauf ohne Foto hat unterschiedliche Vorteile. Im öffentlichen Dienst nutzen einige Arbeitgeber die anonyme Bewerbung. Dort fallen dann zusätzlich Name und Altersangaben weg.
Das Lebenslauf Design ohne Foto hat allerdings auch zahlreiche Nachteile. Hier ein Überblick der wichtigsten Vor- und Nachteile:
Lebenslauf ohne Foto: Vorteile
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Gleichbehandlung
Ein Lebenslauf ohne Foto erschwert eine mögliche Diskriminierung. Ihr Erscheinungsbild ist zunächst kein Entscheidungskriterium – bis zum Vorstellungsgespräch.
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Kostenersparnis
Eine Bewerbung ohne Foto spart Zeit und Kosten. Zum Beispiel für einen professionellen Fotografen.
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Fokus
Ein Lebenslauf ohne Foto rückt Ihre Qualifikationen, Berufserfahrung und besonderen Kenntnisse, etwa Sprachkenntnisse oder IT-Kenntnisse mehr in den Vordergrund. Nichts lenkt ab.
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Wertigkeit
Ein minderwertiges Automatenfoto, schlechte Bildqualität oder eine zu geringe Auflösung können den Lebenslauf sogar entwerten. Dann lieber ohne Foto.
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Fairness
Kopftuch, Tattoos, Falten, Narben – viele Personaler schließen vom Äußeren auf die Arbeitsweise. Unterlagen ohne Foto erhöhen daher die generelle Fairness.
Grundsätzlich gilt: Verlangt der Arbeitgeber in der Stellenanzeige explizit einen Lebenslauf ohne Foto, sollten Sie sich daran halten. Ein Verstoß dagegen führt in 99 Prozent der Fälle zur Absage.
Lebenslauf ohne Foto: Nachteile
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Differenzierung
Mit einem professionellen Bewerbungsfoto können Sie sich positiv von der Masse abheben. Die Bewerbung bekommt eine individuelle und persönliche Note. Ohne Foto fällt das Differenzierungsmerkmal weg.
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Authentizität
Eine Bewerbung mit Foto wirkt aufrichtig und authentisch: Sie haben ganz offensichtlich nichts zu verbergen, haben ein gepflegtes Erscheinungsbild und sind selbstbewusst.
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Pluspunkte
In manchen Berufen bringt gutes Aussehen Pluspunkte (Schauspieler, Sänger, Flugbegleiter, Fitnesstrainer, Vertriebler). Bei Models ist es gar Voraussetzung. Bei Mitarbeitern mit viel Kundenkontakt achten Personaler spätestens im Bewerbungsgespräch auf das Erscheinungsbild.
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Bezug
Ein professionelles Bild sowie passende Kleidung unterstreichen die Passung zum Beruf („dress for success“). Bewerber beweisen damit indirekt, dass Sie sich in Job und Branche sicher bewegen und auftreten können.
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Emotionen
Ein gut gemachtes Foto kann unterschwellige Botschaften transportieren (Seriosität, Dynamik, etc.) und positive Emotionen wecken. Verzichten Sie auf das Foto im Lebenslauf, verzichten Sie auch auf dessen positive Effekte (siehe: Halo-Effekt).
Vor allem Berufseinsteiger müssen aufgrund mangelnder Berufserfahrungen mit jedem Pfund wuchern, das sie haben. Zugespitzt: Wer ein sympathisches Gesicht vorweisen kann, sollte das nicht verstecken: Attraktivität ist ein Erfolgsfaktor, das belegen zahlreiche Studien.
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Egal, für welche Variante Sie sich entscheiden – Lebenslauf mit oder ohne Foto: Wir haben kostenlose Vorlagen und passende Muster dafür! Die folgenden Lebenslauf-Vorlagen ohne Foto sind 100% kostenlos und in Word:
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Checkliste: Bewerbung ohne Foto?
Bevor Sie eine Bewerbung ohne Foto verschicken, wägen Sie nochmal gründlich die Argumente ab. Diese können Sie in unserer Checkliste direkt anklicken und abhaken und so direkt sehen, was überwiegt:
Wann kann ich eine Bewerbung ohne Foto versenden?
- Der Arbeitgeber verlangt „ohne Foto“.
- Sie haben kein aktuelles, professionelles Bewerbungsbild.
- Sie fürchten Nachteile wegen Aussehen oder Herkunft.
Wann ist eine Bewerbung ohne Bild schädlich?
- Der Arbeitgeber erwartet „vollständige“ Unterlagen.
- Das Erscheinungsbild ist für die Stelle relevant.
- Das Foto ist perfekt und weckt Sympathien.
QR-Code – Alternative zum Bewerbungsfoto
Alternativ zum Bewerbungsfoto können Sie im Lebenslauf einen Link oder QR-Code einfügen. Dieser führt wahlweise zu einer Bewerbungshomepage oder einem Bewerbungsvideo. Letzteres macht die Bewerbung noch persönlicher. Beispiel:
Was ist mit meinen Fotos auf Linkedin oder Instagram?
Achten Sie darauf, dass Ihr Bewerbungsfoto und das Profilbild in Ihren Social-Media-Kanälen (vor allem Linkedin) zusammenpassen und seriös wirken. Personaler googeln schon mal Kandidaten in der Endauswahl. Bekommen sie bei den Bildern ein Störgefühl, kann das Ihre Bewerbungschancen senken.
Häufige Fragen zum Bewerbungsfoto
Ist ein Bewerbungsfoto noch zeitgemäß?
Ein Bewerbungsfoto ist zwar keine Pflicht mehr, kann aber einen klaren Vorteil bringen. Viele Unternehmen achten auf ein professionelles Erscheinungsbild. Erst recht in Berufen mit Außenwirkung oder Kundenkontakt. Ein professionelles Foto vermittelt Sympathie, Selbstbewusstsein und Engagement. Haltung, Blickkontakt, Kleidung und Pflege liefern wertvolle Informationen über Sie als potenziellen Mitarbeiter. Ein seriöses Foto unterstreicht Ihre Ernsthaftigkeit und macht Ihre Bewerbung persönlicher. Damit steigern Sie häufig die Chancen, positiv im Gedächtnis zu bleiben.
Wie sollte ich auf Bewerbungsfotos aussehen?
Auf Bewerbungsfotos sollten Sie gepflegt, professionell und seriös wirken. Dazu gehören passende Kleidung, ein ordentlicher Haarschnitt und ein offener, engagierter Gesichtsausdruck. Ziel ist, Kompetenz und Sympathie auszustrahlen. Ein stimmiges Gesamtbild macht deine Bewerbung überzeugender und stärkt den ersten Eindruck.
Wie alt darf das Foto in der Bewerbung sein?
Ein Bewerbungsfoto sollte möglichst aktuell sein und Ihre heutiges Erscheinungsbild widerspiegeln. Achten Sie darauf, dass sich Ihr Bewerbungsbild nicht wesentlich von aktuellen Fotos in Social Media unterscheidet! Ideal ist ein Foto, das nicht älter als 1-1,5 Jahre ist. Recruiter erkennen schnell, wenn ein Bild veraltet wirkt. Ein frisches, realistisches Foto schafft Vertrauen und zeigt Professionalität.
Was kosten professionelle Bewerbungsfotos?
Professionelle Bewerbungsfotos kosten in der Regel zwischen 50 und 150 Euro. Der Preis hängt vom Fotostudio, der Aufnahmedauer, dem Umfang der Bildbearbeitung und den weiteren Nutzungsrechten ab. Hochwertige Fotos lohnen sich aber, weil sie entscheidend zum Bewerbungserfolg beitragen.
Kann ich mein Bewerbungsfoto selber machen?
Sie können sich heute auch das Bewerbungsfoto selber machen. Das geht heute einfach und schnell mit dem Handy und einer App oder KI. In Ausnahmen lohnt sich das, spart Zeit und Geld. Allerdings darf das Foto nie wie ein Selfie aussehen! Studien an der LMU München zeigen: 82 Prozent der Personaler unterstellen Selfie-Portraits mangelnde Authentizität und halten solche Bewerbungsbilder für „gewollt spontan“ und daher unprofessionell.
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