Entscheidungsfindung: Die besten Methoden

Die Entscheidungsfindung kann manchmal enorm schwierig sein – vor allem bei wichtigen, komplexen und deshalb schweren Entscheidungen. Wir erklären die 5 zentralen Phasen einer guten Wahl und zeigen bewährte Methoden, die bei der Entscheidungsfindung helfen…

Entscheidungen Treffen Entscheidungsfindung Strategien 6 Tipps

Definition: Was ist Entscheidungsfindung?

Entscheidungsfindung ist die Auswahl aus mehreren Handlungs- oder Lösungsmöglichkeiten, bei denen Sie die Alternative auswählen, die am besten zu Ihren Zielen, Erwartungen, Bedürfnissen und Rahmenbedingungen passt.

Option A, B oder C? Was in der Theorie so einfach klingt, stellt in der Praxis viele vor große Herausforderungen. Die Entscheidungsfindung ist ein oftmals komplexer Prozess – und führt durch Probleme oder falsche Vorgehensweise zu keiner Wahl (siehe: Unentschlossenheit) oder zu Fehlentscheidungen.

Wann brauchen wir Entscheidungsfindung?

Bei Entscheidungsfindung geht es oft um die großen und wichtigen Entscheidungen im Leben:

  • Will ich studieren oder eine Ausbildung machen?
  • Welchen Job möchte ich ausüben?
  • Ziehe ich in die eine oder andere Stadt?
  • Kaufen wir ein Haus oder mieten wir?
  • Wollen wir Kinder bekommen?

Hinter all diesen wegweisenden Dingen im Leben steht Ihre persönliche Entscheidungsfindung. Zusätzlich treffen Sie jeden Tag unzählige kleine Entscheidungen. Was ziehe ich an? Wie verbringe ich meine Zeit? Hier ist die Entscheidungsfindung meist unbewusst, trotzdem wägen Sie im eigenen Interesse ab, was Sie tun wollen und handeln entsprechend.

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Probleme bei der Entscheidungsfindung

Sie grübeln lange, holen Ratschläge von Freunden und Familie, sammeln Informationen und machen sich ein Bild – und kommen mit der Entscheidungsfindung doch kein Stück weiter.

Aber warum? Es gibt verschiedene Faktoren und Probleme, die unsere Entscheidungsfindung sabotieren. So wird es fast unmöglich, eine Wahl zu treffen:

  • Perfektionismus

    Übertriebener Perfektionismus steht der Entscheidungsfindung im Weg. Oft gibt es nicht die Option, die zu 100 Prozent passt. Die eierlegende Wollmilchsau suchen Sie unter den Alternativen vergeblich. Wer trotzdem danach sucht, wird nicht fündig und kommt nie zu einer Entscheidung.

  • Angst

    Angst vor Konsequenzen führt zu einer Entscheidungsblockade. Im Vorfeld lassen sich nur selten die genauen Auswirkungen vorhersagen – mit einem Restrisiko müssen Sie umgehen. Sonst treten Sie nur auf der Stelle und kommen in der Entscheidungsfindung keinen Schritt voran.

  • Druck

    Zeitlicher oder auch sozialer Druck beeinflussen die Entscheidungsfindung enorm. Erwartungen von außen passen nicht immer mit Ihren Vorstellungen zusammen – und erschweren Ihre Wahl. Werden Sie zeitlich unter Druck gesetzt („Du musst dich jetzt festlegen!“), handeln Sie nicht mehr rational und liegen häufiger falsch.

  • Überangebot

    Dies gilt gleich doppelt: Zum einen ist ein Überangebot an Optionen eine Hürde für die Entscheidungsfindung. Bei wenigen Alternativen kann meist leicht ein Favorit ermittelt werden – bei zehn potenziellen Möglichkeiten wird es deutlich schwerer. Auch zu viele Informationen sind hinderlich. Sie verlieren den Überblick und wissen irgendwann gar nichts mehr.

Sunk Cost Fallacy: Warum halten wir an Fehlentscheidungen fest?

Probleme gibt es auch nach der eigentlichen Entscheidungsfindung. Die Sunk Cost Fallacy ist ein psychologischer Effekt und beschreibt, dass wir an Entscheidungen festhalten, wenn wir Zeit oder Geld investiert haben – obwohl es besser wäre, etwas zu ändern.

Typisches Beispiel im Job: Sie klammern sich an einen Beruf, der Sie unglücklich macht. Sie lassen sich von den „versunkenen Kosten“ beeinflussen, die für künftige Entscheidungen keine Rolle spielen sollten. Eine verbreitete kognitive Verzerrung.

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5 Phasen der Entscheidungsfindung

Die Entscheidungsfindung ist sehr individuell, jeder geht anders damit um. Bei dem einen funktioniert es schneller, bei anderen dauert es deutlich länger bis zu einem Ergebnis. Dennoch verläuft die Entscheidungsfindung fast immer nach dem gleichen Schema. Das sind die fünf Phasen der Entscheidungsfindung:

  1. Prioritätensetzung

    Jede Entscheidungsfindung beginnt mit der Analyse der eigenen Situation und Prioritäten. Was wollen Sie? Was erwarten Sie? Dabei können auch die Erwartungen von Freunden oder des Partners eine Rolle spielen. In diesem ersten Schritt wird festgelegt, wonach Sie in einer Alternative suchen und was diese erfüllen muss, um in Betracht gezogen zu werden.

  2. Recherche

    Die Recherche ist ein großer Teil der Entscheidungsfindung. Hier suchen Sie die verschiedenen Optionen raus, die Ihnen zur Verfügung stehen und die Ihren Prioritäten entsprechen. Dabei muss nicht jede Alternative gleichermaßen alle Kriterien erfüllen, am Anfang wird etwas weiter gesucht, um die Auswahl danach Schritt für Schritt einzuschränken.

  3. Abwägung

    Sie haben viele verschiedene Alternativen vor sich. Das können drei, fünf oder auch zwanzig sein, abhängig davon, worauf sich Ihre Entscheidungsfindung bezieht. Nun müssen Sie die einzelnen Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen. Was passt am besten? Wovon versprechen Sie sich den größten Erfolg? Worauf legen Sie mehr Wert? Worauf können Sie verzichten?

  4. Unsicherheit

    Am Ende der Abwägung kommen Sie zu einem Ergebnis. Dies ist allerdings fast nie endgültig, denn es wird von Unsicherheit überschattet. Es sind Selbstzweifel, ob wirklich alles richtig durchdacht wurde. Niemand möchte im Nachhinein feststellen, dass er mit seiner Entscheidung unglücklich wird. So wird die letztliche Wahl hinausgezögert.

  5. Entscheidung

    Zum Abschluss der Entscheidungsfindung müssen Sie eine Wahl treffen. Dies kostet Überwindung, da die Unsicherheit weiterhin besteht. Nicht immer läuft der Prozess dabei gradlinig durch die Phasen. Gerade bei Entscheidungen, die große Auswirkungen haben, springen viele noch einmal zu vorherigen Stufen zurück. Die Phase der Unsicherheit kann zu einer neuen Recherche führen.

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Entscheidungsfindung Methoden: Die besten Instrumente

Die gute Nachricht: Es gibt nicht nur Probleme, sondern viele Methoden für eine bessere Entscheidungsfindung. Diese erleichtern die ewige Qual der Wahl und verbessern Ihre Entscheidungen.

Das stellt Sie gleich vor die nächste Entscheidung: Sie können wählen, welche Methode der Entscheidungsfindung für Sie die Beste ist. Zur Orientierung haben wir verschiedene Methoden aufgelistet, die allesamt bei der nächsten Entscheidung helfen können:

    Entscheidungsfindung: Klassische Methoden

  • Pro-Contra Liste

    Absoluter Klassiker ist die Pro-Contra Liste. Die Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile von Alternativen bringt Sie einer Entscheidungsfindung deutlich näher. Wichtig ist: Suchen Sie gleichermaßen nach Pro und Contra Argumenten für jede Option, um ein vollständiges Bild zu erhalten.

    Entscheidungsfindung Pro und Contra Liste

    Achten Sie nicht nur auf die Anzahl der Argumente. Auch deren Qualität entscheidet! Eine Option mit nur einem einzigen Nachteil – der aber ein Ausschlusskriterium ist – ist schlechter als eine Alternative mit fünf kleinen Nachteilen.

  • Entscheidungsmatrix

    Mit der Entscheidungsmatrix nähern Sie sich der Entscheidungsfindung ganz rational. Listen Sie alle Optionen und die Kriterien, die bei der Entscheidung eine Rolle spielen, auf. Nun vergeben Sie Punkte – und zwar so ehrlich und neutral wie möglich. Die Matrix zeigt, welche Alternative am besten abschneidet. Sinnvoll ist eine Gewichtung der Kriterien. So entspricht das Ergebnis eher Ihren Prioritäten.

    Entscheidungsfindung Entscheidungsmatrix

  • Münzwurf

    Nein, Sie sollen die Entscheidungsfindung nicht dem Zufall überlassen. Der Trick: Sie achten nicht auf das Ergebnis des Münzwurfs. Entscheidend ist allein, welches Ergebnis Sie sich wünschen, während die Münze in der Luft ist und sich noch dreht. Horchen Sie in sich selbst hinein: Wollen Sie, dass Kopf oder Zahl auftaucht? Das ist die Entscheidung, die Sie unbewusst längst getroffen haben.

  • Entscheidungsbaum

    Der Entscheidungsbaum stellt verschiedene Alternativen paarweise gegenüber. Am Ende gewinnt die Möglichkeit, die allen anderen überlegen ist. Ihre Entscheidungsfindung funktioniert dabei wie ein Sportturnier: Zwei Optionen treten gegeneinander an, der Gewinner schafft es in die nächste Runde. Einfaches Prinzip, die Herausforderung liegt darin, sich in den einzelnen Duellen auf einen Sieger festzulegen.

    Entscheidungsfindung Entscheidungsbaum

  • Entscheidungsfindung: Kreative Methoden

  • Mindmap

    Grafische Unterstützung bei der Entscheidungsfindung liefert eine Mindmap. Stellen Sie die zentrale Entscheidung in den Mittelpunkt, auf die einzelnen Äste kommen die Optionen mit den jeweiligen Argumenten.

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  • Perspektivwechsel

    Kommen Sie in Ihrer Entscheidungsfindung nicht weiter, brauchen Sie vielleicht einen neuen Blickwinkel. Wechseln Sie die Perspektive und schauen Sie von außen auf Ihre Situation. Bewerten Sie aus dieser Sicht die Alternativen noch einmal neu. Das bringt oft ungeahnte Erkenntnisse.

  • Zeitreise

    Versetzen Sie sich gedanklich in die Zukunft und analysieren Sie Ihre aktuelle Entscheidung von dort aus. Bei der Zeitreise hilft die 10-10-10-Methode mit drei einfachen Fragen: Wie denke ich in 10 Minuten, 10 Monaten oder 10 Jahren über meine Entscheidung?

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  • Entscheidungsfindung: Systemische Methoden

  • Zirkuläre Fragen

    Zirkuläre Fragen sind eine beliebte Methode im Coaching und helfen, Ihre Situation von außen zu betrachten und klarer zu sehen. Sie übernehmen dabei die Sichtweise einer anderen Person (zum Beispiel aus der Familie oder eines guten Freundes). Typische Frage: „Welche Entscheidung würde deine beste Freundin für dich am besten finden?“

  • Skalierungsfragen

    Für mehr Klarheit und eine bessere Einordnung bei der Entscheidungsfindung helfen Skalierungsfragen. Beantworten Sie für jede Alternative die Frage: „Auf einer Skala von 1 bis 10, wie sehr entspricht diese Option meinen Vorstellungen?“

  • Widerspruch

    Hinterfragen Sie jede Option bewusst kritisch und suchen Sie nach Widerspruch sowie Gegenargumenten. Schon das gibt klare Hinweise, welche Alternativen möglicherweise besser sind. Zusätzlicher Effekt: Sträuben Sie sich gegen die Widersprüche, finden Rechtfertigungen oder sind sogar verärgert, haben Sie sich innerlich bereits für diese Möglichkeit entschieden.

Gleich hier weiterlesen: Die besten Entscheidungstechniken im Überblick

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Tipps für eine bessere Entscheidungsfindung

Neben den verschiedenen Methoden zur Entscheidungsfindung gibt es zahlreiche Tipps. Wir haben praktische Tipps aufgelistet, mit denen Sie leichter und besser Entscheidungen treffen:

  • Bestimmen Sie klare Ziele

    Wichtigste Voraussetzung für erfolgreiche Entscheidungsfindung ist die Antwort auf eine Frage: Was wollen Sie überhaupt? Das erfordert Selbstreflexion und Ehrlichkeit.

  • Legen Sie Kriterien fest

    Rationale Entscheidungsfindung braucht klare Kriterien und Prioritäten. Woran machen Sie fest, ob eine Alternative gut (oder schlecht) ist? Überlegen Sie genau, wonach Sie entscheiden und welche Punkte Ihnen besonders wichtig sind. Mit dieser Gewichtung treffen Sie bessere Entscheidungen.

  • Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl

    Ignorieren Sie bei der Entscheidungsfindung Ihr Bauchgefühl nicht. Oft wissen Sie intuitiv, was richtig oder falsch ist. Ihr Bauch entscheidet in Sekundenbruchteilen basierend auf Ihrer Persönlichkeit und Ihren Erfahrungen.

  • Denken Sie an den Weg zurück

    Kaum eine Entscheidung ist unumstößlich. Sie können sich später umentscheiden, einen Schritt zurück machen und die Wahl wiederholen. Falscher Studiengang? Dann wechseln Sie. In einem unglücklichen Job gelandet? Suchen Sie sich einen neuen. Dieses Wissen nimmt großen Druck aus der Entscheidungsfindung.

  • Begrenzen Sie die Informationen

    Was zunächst widersprüchlich klingt, kann die Entscheidungsfindung verbessern. Sie können nahezu endlos recherchieren und Informationen sammeln – kommen damit aber nicht wirklich weiter. Legen Sie fest, ab wann Sie nicht weitersuchen, sondern gezielt auswählen und sich entscheiden.

  • Malen Sie sich den schlimmsten Fall aus

    Unangenehme Konsequenzen einer Entscheidung sind weniger gravierend, als wir annehmen und uns einreden. Schreiben Sie auf, was wirklich im absoluten Worst Case passieren könnte. Verlieren Sie Geld? Verpassen Sie eine andere Chance? Fast immer werden Sie feststellen: Selbst der schlimmste Fall ist kein Weltuntergang. Diese Erkenntnis erleichtert die Entscheidungsfindung ungemein und nimmt die Angst.

  • Lernen Sie aus vergangenen Entscheidungen

    Wiederholen Sie keine Fehler und lernen Sie aus Entscheidungen, die Sie in der Vergangenheit getroffen haben. Dafür müssen Sie diese analysieren und die Gründe verstehen. Was ist schiefgelaufen? Warum haben Sie die falsche Wahl getroffen? Wie können Sie dies in Zukunft vermeiden?

Gehen Sie zudem selbstbewusst an die Entscheidungsfindung heran. Trauen Sie sich zu, die beste Wahl für sich, Ihre Situation und Ihr Leben zu treffen.


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