Studium abbrechen: Was heißt das?
Wenn Sie Ihr Studium abbrechen, beenden Sie Ihren Studiengang vorzeitig und dauerhaft – ohne einen Abschluss zu machen. Dies kann aus verschiedenen persönlichen, fachlichen oder beruflichen Gründen geschehen. Der Abbruch ist sowohl früh im 1. Semester als auch später im Verlauf des Studiums möglich.
Wichtig ist eine klare Unterscheidung zwischen verschiedenen Begriffen und deren Bedeutung:
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Studienunterbrechung
Temporäres Aussetzen des Studiums (z.B. wegen Krankheit oder Auslandsaufenthalt)
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Fachwechsel
Wechsel in einen anderen Studiengang (eventuell an einer anderen Universität)
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Studienabbruch
Vollständiger Ausstieg aus einem Studiengang ohne Abschluss
In diesem Artikel konzentrieren wir uns vor allem auf den vollständigen Studienabbruch.
Studium abbrechen: Gründe für die Entscheidung
Rund 30 Prozent der Studierenden im Bachelor brechen in Deutschland das Studium ab. Die meisten Studienabbrecher treffen die Entscheidung im 3. oder 4. Semester.
Die Gründe? Tatsächlich gibt es viele gute, aber auch einige schlechte Gründe, warum Sie Ihr Studium abbrechen sollten:
Gute Gründe für einen Studienabbruch
Ein Studienabbruch kann durchaus sinnvoll und auch gut sein, um die Zukunft zu gestalten. Gute Gründe sind:
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Fehlende Motivation und Interesse
Sie merken, dass das Studienfach nicht Ihre Erwartungen entspricht. Sie haben weder Interesse noch Motivation.
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Falsche Studienwahl
Der gewählte Studiengang passt nicht zu Ihrer Persönlichkeit oder zu den beruflichen Zielen.
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Psychische und physische Gesundheit
Chronischer Stress und psychische Belastung, Depressionen oder andere gesundheitliche Probleme sind ein ernsthafter Grund für den Abbruch.
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Finanzielle Probleme
Sie müssen das Studium und Ihren Lebensunterhalt bezahlen. Ist das nicht möglich (siehe: Bafög), müssen Sie möglicherweise das Studium abbrechen.
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Berufliche Neuorientierung
Sie orientieren sich neu und wollen eine Ausbildung machen. Oder Sie haben ein Jobangebot erhalten und starten ins Berufsleben.
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Praktische Erkenntnisse
In einem Praktikum oder Nebenjob haben Sie Erfahrungen gesammelt – und gemerkt, dass Sie einen anderen beruflichen Weg einschlagen wollen.
Schlechte Gründe für einen Studienabbruch
Bevor Sie ein Studium abbrechen, sollten Sie kritisch hinterfragen, ob der Grund wirklich sinnvoll ist. Hier einige Beispiele für schlechte Gründe:
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Schlechte Noten
Eine verpatzte Klausur ist noch kein Grund aufzugeben. Rückschläge gehören auch in einem Studium dazu.
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Soziale Probleme oder Einsamkeit
Fehlende Freunde sind eine Belastung. Bevor Sie das Studium abbrechen, sollten Sie zunächst versuchen, neue Kontakte zu knüpfen – über Events, Sport oder Universitätsgruppen.
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Längere Studiendauer
Wenn Sie nicht in Regelstudienzeit fertig sind, müssen Sie nicht abbrechen. Nur ein Drittel schafft es in der vorgegebenen Studiendauer.
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Zeitweise Überforderung
Gelegentliche Überforderung und großer Stress in der Prüfungsphase sind im Studium normal. Solange es kein Dauerzustand wird, müssen Sie nicht gleich hinschmeißen.
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Druck von Familie oder Freunden
Lassen Sie sich nicht von anderen beeinflussen. Können Familie oder Freunde Ihren Wunschstudiengang nicht nachvollziehen, sollten Sie sich nicht davon abbringen lassen.
Studium abbrechen oder durchziehen?
Eine allgemeine Antwort gibt es nicht. Sie müssen Ihre individuelle Situation reflektieren und analysieren. Finden Sie heraus: Was stört Sie konkret? So wissen Sie auch, ob Sie etwas an den Rahmenbedingungen ändern können oder ob Sie keine Perspektiven im Studium mehr sehen.
Wichtige Fragen VOR dem Studienabbruch
Der Studienabbruch sollte niemals eine voreilige oder leichtfertige Entscheidung sein. Bevor Sie sich festlegen, sollten Sie sich einige Fragen stellen und diese ehrlich beantworten.
- Interessiert mich das Studienthema außerhalb der Vorlesungen?
- Gibt es Vorlesungen, die ich nach wie vor gerne besuche?
- Wie viele Studienarbeiten und Klausuren stehen in der nächsten Zeit an?
- Kann ich Klausuren- oder Abgabetermine verschieben?
- Würde das meine Motivation neu entfachen?
- Welche Veränderungen würden das Studium wieder attraktiv machen?
- Kann ich mich daran erinnern, wann mir das Studium zuletzt Spaß gemacht hat?
- Gab es Veränderungen, die sich negativ auf meine Motivation ausgewirkt haben?
- Sind diese Veränderungen von Dauer oder nur temporär?
- Kann ich mir einen Beruf auf Basis des Studiengangs vorstellen?
- Habe ich eine Vorstellung von meiner späteren Karriere?
- Welche meiner Stärken kann ich im Studiengang nutzen?
- Welche Fähigkeiten werden vernachlässigt?
- Gibt es Alternativen zu einem Studienabbruch?
Mehr Fragen? 66 Orientierungsfragen zum Studienabbruch
Hat ein Studienabbruch negative Konsequenzen?
Die große Angst vor dem Studienabbruch ist meist unbegründet. Es ist kein Weltuntergang, einen Studiengang nicht abzuschließen. Die möglichen Folgen sollten Sie dennoch beachten:
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Lebenslauf
Wenn Sie Ihr Studium abbrechen, müssen Sie das später im Lebenslauf begründen. Eine nachvollziehbare Erklärung ist kein Nachteil – sie kann sich sogar positiv auswirken. Aber sie muss plausibel sein.
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Psychische Belastung
Viele empfinden ein Gefühl des Scheiterns, wenn sie ein Studium abbrechen. Das belastet ihr Selbstwertgefühl. Davon muss man sich frei machen.
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Finanzielle Förderung
Brechen Sie Ihr Studium ab, verlieren Sie den BAFöG-Förderanspruch. Sie müssen deshalb das Bafög-Amt sofort informieren und erhalten dann keine weiteren Zahlungen. Die Rückzahlung beginnt in der Regel 5 Jahre nach Studienabbruch.
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Sozialversicherung und Krankenversicherung
Mit dem Ende des Studiums verlieren Sie den Anspruch auf eine studentische Versicherung. Sie müssen sich selbst versichern oder zum Beispiel über die Eltern in einer Familienversicherung sein.
Wie breche ich mein Studium ab?
Unsere Empfehlung: Bevor Sie das Studium abbrechen, nutzen Sie Angebote der Studienberatung oder sprechen Sie mit Professoren. So haben Sie alle Möglichkeiten genutzt und sind absolut sicher, dass ein Ende des Studiengangs die beste Option ist.
Offiziell brechen Sie Ihr Studium mit der Exmatrikulation ab. Diese sollte offiziell erfolgen – statt einfach nicht mehr zur Uni zu gehen und den Semesterbeitrag nicht zu bezahlen.
5 Schritte zum Abbruch des Studiums
- Stellen Sie im Studierendensekretariat einen Antrag auf Exmatrikulation.
- Geben Sie einen Grund an („Studienabbruch“ reicht).
- Wählen Sie das gewünschte Datum (sofortig oder Semesterende).
- Geben Sie Unterlagen zurück (Studierendenausweis, Bücher, Dokumente).
- Holen Sie die Exmatrikulationsbescheinigung ab.
Nach der Bearbeitung Ihres Antrags werden Sie aus dem Register der Studierenden gelöscht und sind offiziell nicht mehr im Studiengang – Sie haben damit das Studium abgebrochen.
Studium abbrechen: Was dann?
Sie brechen Ihr Studium ab und orientieren sich neu. Dabei stehen Ihnen viele Wege offen. Wir zeigen, wie es nach dem vorzeitigen Ende des Studiums weitergehen kann:
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Ausbildung
Machen Sie eine Ausbildung und lernen Sie Ihren Traumberuf. Bewerben Sie sich direkt auf einen freien Ausbildungsplatz oder nutzen Sie Angebote und Maßnahmen für Studienabbrecher – zum Beispiel „Your turn“ (IHK Berlin), „Switch“ (IHK Bayern) oder Karriereprogramme der Handwerkskammern (HWK).
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Quereinstieg
Je nach Branche und Beruf ist ein Quereinstieg in den Beruf möglich. Der Fachkräftemangel sorgt für große Nachfrage und gute Chancen, um auch ohne Studienabschluss ins Berufsleben zu starten. Teilweise sind aber Vorbereitungskurse oder Umschulungen notwendig.
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Selbstständigkeit
Sie haben bereits eine Geschäftsidee und ein Geschäftsmodell? Dann können Sie sich selbstständig machen und ein eigenes Unternehmen gründen.
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Duales Studium
Wünschen Sie sich mehr Praxis und auch eine Ausbildungsvergütung, passt vielleicht ein duales Studium besser. Darin lernen Sie nicht nur theoretisch, sondern haben Praxisphasen in Unternehmen – mit guten Chancen auf einen anschließenden unbefristeten Arbeitsvertrag.
Wichtig ist: Ein Studienabbruch ist keine Lebenskrise. Wachsen Sie an der Herausforderung – dann gehen Sie gestärkt und erfolgreich daraus hervor!
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