Orientierungsphase: So nutzen Sie die Zeit sinnvoll

Im Leben gibt es immer wieder eine Orientierungsphase – besonders typisch ist sie nach der Schulzeit. Mit dem Abitur stellt sich die Frage: Studium oder Ausbildung? Welcher Beruf soll es werden? Aber auch vor einem Jobwechsel orientieren sich viele neu. Wir zeigen, wie Sie die Orientierungsphase nutzen und Ihren Weg finden…

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Definition: Was ist eine Orientierungsphase?

Die Orientierungsphase ist eine Zeit, in der Sie sich an eine größere Veränderung, eine neue Umgebung oder eine andere Aufgabe gewöhnen. In diesem Zeitraum sammeln Sie Informationen, klären Ihre Rolle und Ziele – und legen maßgeblich die Richtung für weitere Entscheidungen und Ihr Verhalten fest.

In der Orientierungsphase wollen Sie Ihre Unsicherheit in Klarheit verwandeln. Typisch sind Orientierungsphasen…

  • nach dem Abitur
  • vor dem Studium
  • vor einem Jobwechsel
  • für Gründer

Orientierungsphase Pädagogik

In der Pädagogik bezeichnet die Orientierungsphase (auch: Forming) die ersten Prozesse der Gruppendynamik und im Teambuilding. Es herrscht Unsicherheit und noch wenig Vertrauen, das eigene Verhalten ist von Vorsicht und Zurückhaltung geprägt. Das Phasenmodell nach dem amerikanischen Psychologen Bruce Tuckman umfasst neben der Orientierungsphase noch die Phasen Storming (Konfrontationsphase), Norming (Kooperationsphase), Performing (Wachstumsphase) und Adjourning (Auflösungsphase).

Das klassisches Beispiel für eine Orientierungsphase ist ein Kind, das erstmals in den Kindergarten kommt. Die fünf gruppendynamischen Phasen heißen hier: Orientierungsphase, Machtkampf- oder Rollenfindungsphase, Wir-Phase, Differenzierungsphase und Abschlussphase. Sowohl im Kindergarten als auch bei Gruppen mit älteren Mitgliedern ist die Rolle des Gruppenleiters entscheidend: Er begleitet die verschiedenen Phasen, erkennt Konflikte und steuert dagegen.

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Orientierungsphase nach dem Abi

Das Abitur ist geschafft, die Weichen sind gestellt – aber wofür eigentlich? Die Orientierungsphase nach dem Abitur dient vor allem der Selbstreflexion.

Wenn Sie noch unsicher sind; sollten Sie abwägen, überlegen und ausprobieren. Legen Sie sich erst nach Ablauf dieser Orientierungsphase fest und treffen Ihre Entscheidung. Das ist in folgenden Situationen sinnvoll:

  • Sie wissen nicht, ob Sie Ausbildung oder Studium beginnen wollen
  • Sie haben (noch) keine Vorstellungen über Ihre berufliche Zukunft
  • Sie wissen zu wenig über Berufsbilder und Branchen
  • Sie haben unterschiedliche Interessen, die Studienwahl ist unklar
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Tipps zur Orientierung

Zentrale Frage in der Orientierungsfrage nach dem Abitur oder einem anderen Schulabschluss: Was soll ich werden? Häufig bieten Schulen in der Mittelstufe und Oberstufe Berufsorientierung mithilfe eines Schülerpraktikums.

Sie schnuppern 2 Wochen in einen Beruf hinein, das reicht aber nicht für fundierte Entscheidungen. Wichtig ist daher eine ehrliche Selbstanalyse. Diese Fragen sollten Sie sich in der Orientierungsphase stellen:

  • Was mache ich wirklich gerne?
  • Welche Dinge interessieren mich?
  • Was kann ich gut?
  • Wie könnte ich meine Fähigkeiten und Interessen kombinieren?
  • Mit welchen Berufen oder Kompetenzen habe ich langfristig eine Perspektive?
  • Welche Prioritäten habe ich im Leben?
  • Wie wichtig ist Geld für mich?

Hilfreiche Tests für die Orientierungsphase

Diese und ähnliche Fragen gehen Ihren Neigungen, Interessen und Fähigkeiten genauer auf den Grund. Für eine erste Orientierung eignen sich auch Tests. Hier einige Beispiele:

  1. Berufsorientierungstest ST

    Der Berufsorientierungstest ST von Gepedu fragt neben schulischen Leistungen Ihre Persönlichkeitsmerkmale ab. Sie lernen bekommen Hilfe bei der Berufsorientierung und finden Jobs, die zu Ihrem Profil passen.

  2. Berufskompass

    Das österreichische Angebot Berufskompass hilft in der Orientierungsphase nach der Schule oder bei einem geplanten Berufswechsel. Zu Ihren Interessen, Fähigkeiten und Stärken bekommen Sie passende Jobs.

  3. Berufstest Plakos

    Mit dem Berufstest Plakos identifizieren Sie Ihre Stärken und Schwächen. Egal, ob Sie sich für eine Ausbildung oder ein Studium interessieren, Sie bekommen Vorschläge aus passenden Bereichen.

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Informationsquellen während der Orientierungsphase

Die gute Nachricht: Für Ihre Orientierungsphase gibt es zahlreiche Angebote für Beratung und zusätzliche Informationen. Wir empfehlen diese Möglichkeiten:

  • Jobmessen

    Es gibt unterschiedliche Ausbildungsmessen, Bewerbermessen und Jobmessen für jede Zielgruppe. Besuchen Sie Veranstaltungen, die zu Ihren Erwartungen und Zielen passen.

  • Tag der offenen Tür

    Unternehmen und Hochschulen präsentieren sich an einem Tag der offenen Tür. Hier bekommen Sie einen Einblick in die verschiedenen Möglichkeiten. Das kann die Studienwahl vereinfachen und wichtige Fragen (z.B. Studienfinanzierung) klären.

  • Agentur für Arbeit

    Die Bundesagentur für Arbeit bietet Beratungsgespräche und andere Angebote zur Orientierung an. Im Berufsinformationszentrums (BIZ) und anderen digitalen Angeboten erkunden Sie Ihre Interessen. Dazu gehören beispielsweise das Erkundungstool Check-U, Planet Beruf und Berufenet.

  • Berufsbilder

    In der Orientierungsphase vermitteln Berufsbilder einen ersten Überblick. Hier erfahren Sie alles zu Aufgaben, Voraussetzungen, Ausbildung oder Studium für einen Job. Zudem gibt es Informationen zu Gehalt und Zukunftsperspektiven.

Berufsbilder: Einstieg, Karriere & kostenlose Vorlagen

In unserer Übersicht der wichtigsten Berufsbilder und Jobprofile finden Sie alles zur Ausbildung, Studium, Karriere- und Gehaltsaussichten sowie berufsspezifische Tipps und kostenlose Bewerbungsvorlagen. Beispiele:

🔎 Krankenschwester
🔎 Sozialpädagogen
🔎 Kommissionierer
🔎 Ingenieure
🔎 Schauspieler
🔎 Heilpraktiker
🔎 Lokführer
🔎 Architekten
🔎 Zimmermann
🔎 Informatiker

Zu den Berufsbildern

Orientierungsphase im Lebenslauf

Bedenken Sie aber auch: Durch eine lange Orientierungsphase entstehen Lücken im Lebenslauf. Diese sind – wenngleich der Trend zu unperfekten Lebensläufen geht – für manche Personaler ein Problem.

Allerdings lässt sich die Orientierungsphase sinnvoll nutzen. Mit diesen Tätigkeiten verhindern Sie erklärungsbedürftige Lücken:

Zeit für einen Neustart?

Sind Sie aktuell unglücklich im Job und noch ohne klares Ziel? Dann nutzen Sie unser schon vielfach bewährtes Online-Coaching (4 Stunden + Begleitbuch) zum erfolgreichen Jobwechsel: Wir begleiten Sie auf dem systematischen Weg zum neuen Wunschjob, der perfekt zu Ihnen passt:

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Orientierungsphase im Studium

An Universitäten ist die Orientierungsphase eine feste Institution – oft bekannt als Ersti-Woche oder O-Phase. Erstsemester lernen in den ersten Tagen den Campus und die Abläufe kennen, gehen aber auch auf Kneipentour oder Stadtrallye.

Die O-Phase baut Freundschaften auf, beantwortet aber auch elementare Uni-Fragen. Zum Beispiel:

  • Wo finde ich heraus, welche Seminare es gibt?
  • Wie melde ich mich für Kurse an?
  • Wo und wie beantrage ich meinen Studierendenausweis?
  • Wie sammele ich Credit Points?
  • Wo sind Mensa, Bibliothek und Hörsäle?
  • Wie funktioniert wissenschaftliches Arbeiten?
  • Wo finden die besten Partys statt?
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Orientierungsphase im Job: Onboarding

Berufseinsteiger haben ihre eigene Orientierungsphase. Sie dauert grob vom ersten Arbeitstag bis zum 6. Monat, dem Ende der Probezeit.

In dieser Zeit lernen Sie das Unternehmen, seine Kultur und Mitarbeiter kennen und verinnerlichen Arbeitsabläufe. Sie finden sich in der neuen Umgebung zurecht und kommen wirklich an. Je reibungsloser das gelingt, desto besser – für beide Seiten. Was helfen kann:

  • Begrüßung, Bekanntgabe, Führung, Einstand
  • Willkommensmappe
  • Strukturiertes Onboarding
  • Mentoring
  • Kennenlerngespräche
  • Einführungsveranstaltungen und Einarbeitung
  • Mittagessen und Team-Events

Recht auf Orientierungsphase

Der Gesetzgeber gesteht jungen Menschen eine Orientierungsphase zu. Dies bestätigen Urteile zum Unterhaltsanspruch. Der Bundesgerichtshof sagt: Jugendlichen muss eine Orientierungsphase zwischen Schule und Ausbildung (oder Studium) zugestanden werden. Die Dauer ist nicht geregelt, sondern abhängig vom Alter, Entwicklungsstand und den Lebensumständen.

Es gilt aber auch: Sie müssen die Zeit wirklich zur Orientierung nutzen und zielstrebig einer Ausbildung nachgehen. Purer Müßiggang und Nichtstun bringt keinen Anspruch auf Unterhalt – hat aber auch nichts mit einer echten Orientierungsphase zu tun.



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