Arbeiten in Australien: Ist das was für mich?
Australien – das steht für Sonne, Surfen und flauschige Koalas. Im World Happiness Report landete Down Under auf Platz neun – und zählt damit zu den glücklichsten Ländern der Welt. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind gut, die Umgangsformen gelten als locker, auch die Amtssprache Englisch stellt keine hohe Einstiegsbarriere dar. Für Einwanderer sind das nahezu ideale Voraussetzungen.
In den vergangenen Jahren wuchs die Bevölkerung auf dem Kontinent um 1,5 Prozent – schneller als im globalen Durchschnitt. Eine Belastung für Infrastruktur, Gesundheitssysteme, Immobilienpreise. Was das mit Ihnen zu tun hat? Möglicherweise mehr als Ihnen lieb ist, wenn Sie nach Australien auswandern wollen. Gut möglich, dass die Gesetze weiter verschärft, die Arbeitsvisa für qualifizierte Einwanderer nicht mehr so üppig verteilt werden. Sogar Rucksackreisende bittet man schon zur Kasse.
Nach heftigen Protesten wurde die „Backpacker-Steuer“ aber wieder abgemildert.
Australien: Wie ist die wirtschaftliche Lage?
Australien wächst – vor allem in den Städten. Im vergangenen Jahr entfielen 56 Prozent des gesamten Bevölkerungswachstums auf zwei Städte: Melbourne und Sydney. Alleine Sydney wuchs innerhalb einer Generation zu einer Mega-Metropole heran – von zwei Millionen Einwohnern im Jahr 1958 auf mittlerweile über fünf Millionen. Folgerichtig sind auch die Beschäftigungschancen für Expats vor allem in den großen Metropolen – dazu zählen auch Canberra und Brisbane – zu finden.
Grundsätzlich ist Australien – wie andere westliche Länder – auf dem Weg in die Dienstleistungsgesellschaft. Rund zwei Drittel der Menschen arbeiten bereits im Dienstleistungssektor: Finanzen, Immobilien, auch E-Commerce, Nano- und Biotechnologie gewinnen an Bedeutung.
Ein Alleinstellungsmerkmal hat Australien aber doch: So nehmen Bergbau und Landwirtschaft noch immer eine herausragende Stellung ein, Rohstoffe wie Eisenerz, Gold und Kohle zählen zu den Hauptexportgütern. Die schlechte Nachricht für Australiens BIP: Der Rohstoff-Boom ist vorerst vorbei. Die gute: Die Arbeitslosenquote ist auf einem sehr niedrigen Niveau, blieb das gesamte Jahr über relativ stabil bei knapp unter sechs Prozent. Offizielle Arbeitslosenquote im März: 5,9 Prozent.
Australien: Work and Travel
Sie wollen gar nicht nach Australien übersiedeln, sondern auf Work & Travel-Rucksackreise gehen? Hier gibt’s Infos:
Arbeiten in Australien: Wie bekomme ich ein Visum?
Australien hat das, worüber Deutschland weiterhin diskutiert: klare Regeln und ein punktbasiertes System zur Einwanderung. Was nicht heißt, dass diese Kriterien leicht zu durchschauen wären. Da gibt es unter anderem…
- Visa for Temporary Work für Kurzzeitarbeiter.
- Temporary Graduate Visa für Studenten, die nach ihrem Studium in Australien bleiben und arbeiten wollen.
- Skilled Regional Provisional Visa, das die Arbeitsaufnahme in einer bestimmten Region ermöglicht.
- Working Holiday Visa für Work & Travel.
- Temporary Activity Visa für Sportler, Künstler oder Wissenschaftler.
- Employer Nomination Scheme für Arbeitnehmer, die von einem australischen Unternehmen angeheuert und eingeladen werden.
- Skilled Independent Visa für Arbeitnehmer, die keinen Sponsor haben und auf gut Glück nach einer Arbeit suchen wollen (dafür aber bestimmte Qualifikationen benötigen).
Die Liste ist wohlgemerkt nicht vollständig. Daneben gibt es natürlich auch die Möglichkeit, als Student oder Besucher ein Visum zu beantragen oder als Familienmitglied einzuwandern.
Für potenzielle Einwanderer ist vor allem wichtig zu wissen: Ohne entsprechende Qualifikationen geht erstens gar nichts (abgesehen von Work & Travel). Und zweitens sollte man Verbindungen nach Australien möglichst schon vor der Abreise knüpfen – am besten in Form einer Einladung eines Arbeitgebers.
Wer die nicht hat, kann immer noch ein „Skilled Independent Visa“ beantragen. Es erlaubt Ihnen, auch ohne konkretes Jobangebot dauerhaft nach Australien einzuwandern und zu arbeiten. Voraussetzungen:
- Sie üben einen Beruf aus, der auf der Skilled Occupation List steht.
- Sie weisen Ihre Kompetenzen in einem Assessment nach.
- Sie sind noch keine 50 Jahre alt.
- Sie erreichen im Punktetest mindestens 60 Punkte, wobei neben Beruf, Berufserfahrung, Alter, sonstigen Qualifikationen zum Beispiel auch der Beruf des Partners Punkte bringen kann.
- Sie sprechen gut englisch.
Für jeden Beruf gibt es aber nur eine begrenzte Zahl an verfügbaren Plätzen. Beispiel: Die für Elektroingenieure liegt momentan bei jährlich 1.254 Personen. Nicht zu vergessen: Umsonst ist auch in Australien nur der Tod. So liegt die Anmeldegebühr für das Skilled Independent Visa bei 3.600 Australischen Dollar, das sind umgerechnet rund 2.500 Euro. Andere Visa sind teilweise günstiger, die Auswahlverfahren variieren.
Arbeiten in Australien: Welche Arbeitskräfte werden gebraucht?
Wenn Ihr Beruf in der Skilled Occupation List aufgeführt ist, steigen Ihre Chancen. Die Skilled Occupation List ist das Äquivalent zur deutschen Engpassliste und wird regelmäßig aktualisiert. Und auch inhaltlich gibt es Parallelen: Denn hier wie dort gibt es vor allem Bedarf an Ärzten, Krankenschwestern, Ingenieuren, Handwerkern und IT-Fachkräften.
Hinweis: Es ist keinesfalls so, dass Sie nur Chancen auf ein Visum haben, wenn Ihr Beruf auf der Liste steht. Sie können beispielsweise auch von einem Unternehmen über das „Employer Nomination Scheme“ angeheuert werden – sofern Sie alle (teils harten) Anforderungen erfüllen. Hier eine (unvollständige) Auswahl an Engpassberufen:
- Kinderbetreuer
- Schiffbauingenieur
- Architekt
- Landschaftsarchitekt
- Chemieingenieur
- Elektrotechniker
- Agraringenieur
- Umweltingenieur
- Förster
- Tierarzt
- Lehrer (zum Beispiel Vorschullehrer, Oberstufenlehrer)
- Chiropraktiker
- Physiotherapeut
- Krankenschwester
- Programmierer
- Softwareingenieur
- Sozialarbeiter
- Mechaniker
- Maurer
- Zimmerer
Australien: Diese Tipps geben Expats
Was sollte beachten, wer sich ins Abenteuer Australien stürzt? Hier fünf Tipps aus erster Hand:
- „Sie benötigen Ersparnisse in Australischen Dollar oder US-Dollar. Sie sollten gut englisch sprechen, andernfalls wird es sehr schwierig, einen Job zu finden.“
- „Kommen Sie im Sommer – zwischen Oktober und März – um den gesamten Lifestyle draußen richtig genießen zu können.“
- „Jede Stadt in Australien ist vollkommen anders. Seien Sie darauf vorbereitet, eine andere Stadt auszuprobieren, wenn Sie mit Ihrer ursprünglichen Wahl nicht zufrieden sind.“
- „Seien Sie auf massive Wetterumschwünge vorbereitet. Es kann sehr heiß, sehr kalt und sehr nass sein!“
- „Bedenken Sie die große Distanz zu Ihrer Familie und Ihren Freunden.“
Arbeiten in Australien: Was verdient man?
Was verdient man in Australien? Hier eine kleine Auswahl an Gehaltsbeispielen. Bei den Gehaltsangaben handelt es sich um jährliche Mediangehälter. Bedeutet: Die eine Hälfte der Beschäftigten in diesem Beruf verdient mehr, die andere Hälfte weniger. Die Angaben stammen von der Gehaltsplattform Payscale:
- Event Manager: 62.201 Australische Dollar (43.900 Euro)
- Grafikdesigner: 49.935 AUD (35.200 Euro)
- Projektingenieur: 83.308 AUD (58.800 Euro)
- IT-Projektmanager: 104.316 AUD (73.600 Euro)
- Restaurantkoch: 53.579 AUD (37.800 Euro)
- SAP-Berater: 97.716 AUD (69.000 Euro)
- Social Media Manager: 55.463 AUD (39.000 Euro)
- Software-Entwickler: 69.627 AUD (49.000 Euro)
- Supply Chain Manager: 104.300 AUD (73.600 Euro)
- Zahnarzt: 97.065 AUD (68.500 Euro)
Noch ein Hinweis zur Besteuerung: Für die ersten 18.200 Australischen Dollar vom Jahresgehalt fällt keine Einkommensteuer an. Danach steigt man mit einem Einkommensteuersatz von 19 Prozent ein, der bis auf 45 Prozent ansteigt. Der Spitzensteuersatz wird für Gehälter von mehr als 180.000 Australischen Dollar fällig.
Arbeiten in Australien: Wo findet man Jobs?
Wo finde ich einen Job? Hier sind einige der beliebtesten Jobbörsen Australiens – staatliche Anlaufstellen und Meta-Suchmaschinen inklusive:
- seek.com.au
- au.indeed.com
- adzuna.com.au
- jobsearch.gov.au
- careerone.com.au
- careerjet.com.au
- jobted.com
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