Welche Voraussetzungen muss ich fürs Au-pair USA erfüllen?
Die Vereinigten Staaten sind für viele angehende deutsche Au-pairs noch immer Traumland Nummer eins, stellen aber auch traumhaft hohe Anforderungen an Bewerber. Die Hürden liegen teils deutlich höher als in anderen Ländern. Weder der Job selbst, noch die Bewerbung und Auswahlverfahren sollten daher auf die leichte Schulter genommen werden.
Grundsätzlich ist ein J1-Visum Pflicht, um als Au-pair einreisen zu können. Die diversen Au-pair-Agenturen helfen bei der Beschaffung. Dabei müssen Bewerber diese Bedingungen erfüllen:
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Englisch
Ohne Kenntnisse der Landessprache sind die Chancen aussichtslos. Ordentliches Schulenglisch ist aber meist ausreichend, vor Ort bietet sich dann die Gelegenheit, die eigenen Englischkenntnisse auszubauen.
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Schulabschluss
Ein Schulabschluss ist verpflichtend (am besten Abitur), auch eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ein Studienabschluss werden anerkannt.
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Erfahrung
Mindestens 200 Stunden praktische Erfahrung in der Kinderbetreuung müssen Sie durch Referenzen nachweisen. Dabei kann es sich zum Beispiel um Babysitting, Nachhilfe oder Praktika im Kindergärten handeln.
In der Regel muss die Bewerberin zwei Referenzpersonen angeben, bei denen sie in den vergangenen drei Jahren Babys gesittet oder Kinder betreut hat, und das für insgesamt mindestens 200 Stunden (männliche Bewerber müssen häufig noch mehr Erfahrung mitbringen). Bei den Referenzpersonen darf es sich nicht um Verwandte handeln.
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Alter zwischen 18 und 26
In anderen Ländern liegt die Obergrenze teilweise bei 30 Jahren. In den USA ist mit 26 definitiv Schluss. 17-Jährige wiederum können sich zwar bewerben, müssen sich aber mit dem Au-pair-Start bis 18 gedulden.
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Gesundheit
Sie benötigen ein (oder mehrere) ärztliches Gutachten. Dies kann, so berichten ehemalige Au-pairs immer wieder, einen erheblichen Aufwand mit sich bringen.
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Nationalität
Die deutsche Staatsangehörigkeit ist nicht Voraussetzung, auch ein anderer EU-Pass reicht aus – oder eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung. Hauptsache, ein US-amerikanischer Pass steckt NICHT im Portemonnaie, das wäre ein Ausschlussgrund.
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Führerschein
Ohne geht es im Land der Highways (und fehlenden Radwege) nicht. Wichtig dabei: Die Führerschein muss schon zum Zeitpunkt der Bewerbung vorliegen. Wer noch begleitetes Fahren praktiziert, wird aber nicht zwangsläufig disqualifiziert. Nachfragen!
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Interview
Ein persönliches Interview soll die Agentur – und danach die Gastfamilie – von der Bewerberin überzeugen. Das Interview erfolgt vor Ort bei der Agentur, um eine Tagesreise kommt man also nicht herum. Auch sollten Sie sich darauf einstellen, dass dieses Interview möglicherweise auf Englisch geführt wird.
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Background-Check
Der Bewerber muss neben einem gültigen Reisepass auch ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen und einen psychometrischen Test absolvieren, der das Persönlichkeitsprofil offenlegen soll.
Dabei werden ab und an auch recht sonderliche Fragen gestellt, die sich aber mit etwas gesundem Menschenverstand zur Zufriedenheit des Fragestellers beantworten lassen. Zum Beispiel: „Wie häufig flirtest Du?“ (Antwortmöglichkeiten: Nie, selten, manchmal, häufig, sehr häufig). Oder: „Was würdest Du tun, wenn Du Heimweh hast?“
Au-pair USA unter Corona
Unter Corona existieren leider immer wieder andere Auflagen und nicht immer ist für angehende Au-pairs klar, welche gerade gelten. Zuletzt haben die USA das Einreiseverbot wieder aufgehoben. Das heißt aber nicht, dass jeder in die USA reisen darf: Voraussetzung ist die vollständige Impfung gegen Corona (mit anerkanntem Impfstoff) und ein negativer Test. Für aktuelle Informationen und mögliche Änderungen sollten sich Interessierte an die US-amerikanische Botschaft oder das Auswärtige Amt wenden.
Welche Kosten kommen beim Au-pair USA auf mich zu?
Ein Au-pair-Aufenthalt in den USA und die Vermittlung in eine Gastfamilie ist für angehende Au-pairs durchaus kostspielig. Mit welchen Programmgebühren Sie dabei genau rechnen müssen, ist von Agentur zu Agentur unterschiedlich. Bei erfolgreicher Vermittlung liegen die Kosten grob zwischen 500 und 1.700 Euro. Dabei sollten Sie sich auch die Leistungsübersichten der einzelnen Anbieter auf den jeweiligen Homepages genau ansehen. Denn üblicherweise beinhalten die Programme nicht nur die Flüge, sondern auch diverse Versicherungen.
Je nachdem finden mehrtägige Onboarding-Programme zur Orientierung statt. Diese dienen nicht nur dem Austausch internationaler Au-pairs untereinander, sondern bereiten mit Tipps zu Zeitmanagement, Kinderbetreuung, Heimweh und Konfliktmanagement auf die Tätigkeit vor.
Welche Organisationen gibt es fürs Au-pair USA?
Auf eigene Faust eine Gastfamilie suchen: Das ist nicht nur mit unwägbaren Risiken verbunden, sondern auch nahezu aussichtslos. Bewerber müssen wohl oder übel den Weg über eine anerkannte Agentur gehen. Über ein Dutzend Organisationen sind in den USA dafür offiziell zertifiziert, in der Regel arbeiten diese mit deutschen Partneragenturen zusammen. Einige bekannte Agenturen hierzulande sind:
- Intrax (intrax.de/au-pair/usa.html)
- AIFS (aifs.de/)
- Travelworks (travelworks.de/)
- Cultural Care (culturalcare.de/)
Gastfamilie finden
Die Agenturen sind auf der einen Seite Dienstleister, auf der anderen Seite Nadelöhr, durch das Sie erst hindurchschlüpfen müssen. Denn zunächst muss man die Agentur von sich überzeugen, bevor man zum Interview eingeladen wird. Nach der erfolgreichen Bewerbung beginnt die Suche nach einer Gastfamilie. Die Agentur stellt das Profil ein, auf das suchende US-Gastfamilien anspringen und daraufhin eine Anfrage stellen können. Für angehende Au-pairs bedeutet dies eine klassische Bewerbersituation: Abwarten und hoffen.
Hat sich ein Interessent gemeldet, erfolgt ein Kennenlern-Gespräch, telefonisch oder über Skype, und hinterher die Zu- oder Absage. Im schlimmsten Fall legen Sie also einen glänzenden Vorbereitungsmarathon hin, aber in Übersee beißt trotzdem niemand an. Das ist allerdings unwahrscheinlich. Für Bewerber heißt das: Ruhig bei mehreren Agenturen gleichzeitig bewerben, um die Erfolgsaussichten zu erhöhen – und das möglichst früh. Einige Monate Vorlaufzeit sollten in jedem Fall eingeplant werden. Bewerbungen sind ganzjährig möglich.
Bewerbung als Au-pair USA
Zusammengefasst: So gehen Sie chronologisch vor, um den Traum vom Au-pair-Jahr in den USA wahr zu machen:
- Agentur(en) auswählen
- Kontakt zur Agentur herstellen und Bewerbung einreichen
- Dokumente einholen und Interview mit Agentur absolvieren
- Auf Interessenten warten und Gastfamilie überzeugen
- Visum beantragen
- Au-pair-Aufenthalt absolvieren
Wie lange dauert der Au-pair-Aufenthalt in den USA?
Die Mindestdauer beträgt zwölf Monate. Aber das Jahr kann bei Bedarf auch noch verlängert werden – um sechs, neun oder gar weitere zwölf Monate. Die Arbeitszeit hängt maßgeblich vom Zeitplan der Gasteltern ab. Mehr als 45 Arbeitsstunden pro Woche aber sind prinzipiell nicht erlaubt.
Auch vorgeschrieben: Anderthalb Tag pro Woche sind frei, außerdem ein ganzes Wochenende pro Monat von Freitagabend bis Montagmorgen. Und: Im Au Pair-Jahr gibt es zehn Tage Urlaub – bei „Lohnfortzahlung“.
Das sollten Au-pairs über die Gastfamilie wissen
Auch Ihre Gasteltern müssen gewisse Voraussetzungen erfüllen. Denn dieser Vorwurf verfolgt Au-pair-Programme weltweit: Sie seien mitunter ausbeuterisch, setzen ausländische Mädchen als billige Arbeitskräfte ein, arbeiten Eltern zu, die nach Gutsherrenart herumkommandieren wollen. Laut US-State Department haben die Gastfamilien folgende Pflichten zu erfüllen:
- Bis zu 500 Dollar für (Sprach)Kurse zu zahlen.
- Einen angemessenen privaten Raum und drei Mahlzeiten am Tag zur Verfügung zu stellen.
- Pro Monat ein freies Wochenende und zehn Tage Urlaub zu gewähren (von Freitagabend bis Montagmorgen).
- Sie müssen den Au-pair in die gemeinsamen Mahlzeiten und Ausflüge miteinbeziehen.
US-amerikanische Staatsbürger müssen sie im Übrigen auch sein oder zumindest einen legalen Aufenthaltsstatus haben. Laut US-State Department dürfen Au-pairs nicht in Familien arbeiten, auf die Folgendes zutrifft:
- Sie sind mit ihnen verwandt.
- Wenn die Gastfamilie ein Baby hat, das jünger als drei Monate ist. Es sei denn, ein Elternteil oder eine andere erziehungsberechtigte Person ist anwesend.
- Bei Kindern, die jünger als zwei Jahre sind. Anderenfalls muss der Au-pair mindestens 200 Stunden Erfahrung in der Betreuung von kleinen Kindern/Babys nachweisen.
- Wenn die Gastfamilie Kinder mit Handicap hat, zum Beispiel Down-Syndrom, Autismus, Lese- und Rechtschreibschwäche, ADHS oder Mukoviszidose. Es sei denn, der Au-pair kann entsprechende Erfahrung in ihrer Betreuung nachweisen.
Agentur: Was bekommt man als Au Pair im Gegenzug?
Wer das Au Pair-Abenteuer über eine Agentur bucht, bekommt für sein Geld (und seine Leistungen) natürlich auch etwas zurück. Zum einen Erfahrungen, die viele ein Leben lang begleiten, die Chance, für einen längeren Zeitraum in Amerika zu leben, die Menschen, die Kultur und die Sprache kennenzulernen. Doch gibt es auch ganz konkrete Gegenleistungen – diese können je nach Agentur und Angebot variieren:
- Hin- und Rückflug in die USA
- Einführungsseminare/Orientierungstage
- Ein Zimmer bei der Gastfamilie inklusive Verpflegung
- Wöchentliches Taschengeld von 195,75 Dollar
- 500 Dollar Studiengeld
- Reiseversicherungen (Kranken- und Unfall)
- 10 Tage bezahlter Urlaub (bei einem Jahr Aufenthalt)
Achtung: Vom Taschengeld müssen noch müssen Sie noch US-Steuern abführen! Diese unterscheiden sich von Bundesstaat zu Bundesstaat, bewegen sich aber meist zwischen zehn und 20 Prozent.
Checkliste für Au-pairs in den USA
Wer als Au Pair in die USA und wohlbehalten wieder zurück möchte, sollte einige Punkte beherzigen. Die Checkliste können Sie bequem im Browser abhaken oder sich als kostenloses PDF per nachfolgendem Link herunterladen:
- Rauchen einstellen
Niemand lässt gerne einen Kettenraucher auf seine Kinder los. Rauchen ist de facto ein Ausschlussgrund. - Skype installieren
Ist zunächst für das Bewerbungsverfahren wichtig – und später als Kommunikationskanal nach Hause. - Handytarif vergleichen
Aufs Smartphone will man in Amerika sicher nicht verzichten. Tarif beachten und gegebenenfalls wechseln, um Kostenexplosionen zu verhindern. - Referenzen anschreiben
Welche Au Pairs waren bereits in meiner auserwählten Gastfamilie aktiv? Nach Möglichkeit Kontakt aufnehmen, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden. - Geld zurücklegen
Unbedingt finanziellen Puffer schaffen, auf den man im Notfall zugreifen kann. Falls man so schnell wie möglich wieder nach Hause will oder muss. - Support System aufbauen
Kontakt in die Heimat niemals abbrechen lassen, regelmäßig Eltern und Freunde kontaktieren. Ein Netzwerk hilft bei Problemen in Übersee. - Medikamente einpacken
Für chronische Krankheiten oder potenzielle Notfälle. Wer weiß, wie die Versorgung vor Ort ist. - Impfen lassen
Die Standardimpfungen überprüfen und vervollständigen, möglicherweise auch solche gegen Hepatitis A und B. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt. - Zahnarzt aufsuchen
In der Fremde zum Zahndoc – keine verlockende Vorstellung. Vor der Abreise noch mal die Zähne überprüfen lassen. Aber nicht kurz vor knapp, sonst ist keine Zeit mehr für mögliche Nachbehandlungen. - Auto fahren
Die USA sind noch immer Autoland, Kinder können oft ausschließlich mit dem Pkw abgeholt werden. Fahrerfahrung hilft.
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