Unsicherheit nach dem Abi
Grundsätzlich ist ein Großteil der Abiturienten zuversichtlich, wenn es um die Zukunft und berufliche Chancen geht. Doch viele wissen schlichtweg nicht, was Sie nach dem Abi machen wollen. Fast 40 Prozent der Abiturienten gaben in einer Umfrage an, dass sie im Unklaren über die eigenen Interessen sind. Probleme: Einerseits fehlende Information, andererseits ein Überangebot an Chancen. So gab fast jeder Zweite an, dass die vielen Optionen für ihn nur schwer überschaubar sind.
Helfen können bessere Informationsangebote bereits während der Schulzeit, gerade wenn es näher Richtung Abitur geht. So ließe sich auch die Zahl der Studienabbrecher reduzieren. Denn viele stellen nach recht kurzer Zeit fest, dass das Studium ganz anders ist, als sie es sich vorgestellt haben. Auf der anderen Seite sollten angehende Abiturienten von sich aus gezielt nach Informationen suchen – und sich bewusst Gedanken machen, was sie nach dem Abi machen wollen.
Häufige Fragen und Antworten rund ums Abi
Viele Abiturienten entscheiden sich für ein Studium, aber ein Studienbeginn ist meist erst zum Wintersemester desselben Jahres möglich. Um die Zeit zu überbrücken, kann ein Auslandsjahr eine gute Alternative sein. In dem Fall beginnen Sie erst im darauffolgenden Jahr Ihr Studium (wahlweise zum Sommer- oder Wintersemester).
Eine Kombination aus Arbeit und Reisen ist eine reizvolle Alternative zu anderen Formen des Auslandsaufenthalts. Work und Travel nennt sich das und kann beispielsweise anstelle eines Au-pair-Aufenthalts erfolgen. Der Vorteil: Bei Work and Travel können Sie mehrere Orte bereisen. Möglich sind auch Sprachreisen, bei denen Sie eine Fremdsprache lernen oder sogenannte Summer Sessions. Bei diesen Intensivkursen an Eliteunis können Sie überprüfen, ob das anvisierte Studienfach etwas für Sie ist.
Das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) befragte angehende Abiturienten ein halbes Jahr vor und anschließend ein halbes Jahr nach dem Schulabschluss. Die Studie kommt zu folgenden Ergebnissen: Die überwiegende Mehrheit (74 Prozent) plant ein Studium, davon setzten 50 ihre Entscheidung ein halbes Jahr später um. Nur 16 Prozent beginnen eine Ausbildung.
Immerhin fast ein Drittel (30 Prozent) nimmt eine Auszeit. Diese umfasst zum überwiegenden Teil Freiwilligendienste (35 Prozent) und Nebenjobs (22 Prozent). Auch diese Zahlen verwundern nicht: Ein FSJ ist oft Voraussetzung bei Ausbildungen im Sozialbereich oder Studiengängen wie Soziale Arbeit. Nebenjobs tragen dazu bei, andere Wünsche wie etwa Reisen zu erfüllen.
Die Mehrheit aller Abiturienten entscheidet sich nach dem Abi für ein Studium. Die Hochschulreife ist Voraussetzung für den Zugang zur Fachhochschule oder Universität, weswegen sich viele fast schon automatisch fürs Studieren entscheiden.
Dabei kann eine Ausbildung mit Abitur je nach Interessenlage sinnvoll und das Abitur eine Notwendigkeit sein. So beispielsweise bei Trendberufen, bei denen sich die Arbeitgeber die besten unter den Schulabgängern herauspicken können.
Üblicherweise bezeichnet das Abitur die allgemeine Hochschulreife. Damit können Sie sich unter allen Alternativen die passende heraussuchen. Das heißt, Sie können eine Ausbildung anstreben. Häufig lässt sich mit diesem Schulabschluss und entsprechenden Leistungen in der Berufsschule sogar die Ausbildung verkürzen.
Ebensogut können Sie ein Studium beginnen. Achtung: Wer die fachgebundene Hochschulreife oder die Fachhochschulreife besitzt (umgangssprachlich als Fachabitur bekannt), kann sich meist nur an Fachhochschulen beziehungsweise nur für bestimmte Studiengänge einschreiben.
Ihre Optionen nach dem Abi
Direkt durchstarten oder erst eine Auszeit nehmen? Diese Chance bietet sich so schnell nicht wieder. Damit Sie etwas klarer sehen, listen wir nachfolgend die beliebtesten Möglichkeiten nach dem Abi auf:
1. Ausbildung beginnen
Mit dem Abitur hat man natürlich die Chance, gleich auf dem Arbeitsmarkt aktiv zu werden und eine Ausbildung zu machen. Auf diesem Weg verdient man schneller Geld und sammelt Berufserfahrung. Auf der anderen Seite ist für manchen Berufswunsch ein Studium erforderlich.
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2. Studium absolvieren
Viele Abiturienten zieht es nach der Schule an die Universität. Diese verspricht eine fundierte Vorbereitung auf den späteren Beruf, gute Aussichten auf dem Arbeitsmarkt und natürlich die Freiheiten, die das Studieren mit sich bringt. Allerdings ist das Studium auch eine große Herausforderung, der Lernaufwand und die nötige Selbstdisziplin ist nicht mit der Schule zu vergleichen – und man sollte genau wissen, welcher Studiengang der richtige für einen ist.
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3. Praktikum machen
Wer noch unschlüssig ist, kann mit einem Praktikum ein genaueres Bild eines Berufes erhalten. Neben den Erfahrungen knüpfen Sie auch direkt neue Kontakte, die bei der späteren Jobsuche nützlich sein können. Allerdings ist nicht jedes Praktikum automatisch ein Sprungbrett, weshalb es wichtig ist, Eigeninitiative zu zeigen.
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4. Freiwilligendienst leisten
Hier gibt es zahlreiche Optionen:
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Freiwilliges soziales Jahr (FSJ)
Das FSJ ist ein Klassiker und richtet sich an junge Menschen zwischen 16 und 26 Jahren. Es dauert meist ein Jahr und kann im Gesundheitsbereich, sozialen Einrichtungen, aber auch im Sport oder Kulturbereich stattfinden. Sie arbeiten dann beispielsweise in Krankenhäusern oder in Werkstätten mit Menschen mit Behinderung, in Sportschulen Verbänden oder Museen.
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Freiwilliges ökologisches Jahr (FÖJ)
Ganz ähnlich verhält es sich mit dem FÖJ. Lediglich der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf Nachhaltigkeit, Tier- und Umweltschutz. Hier können junge Menschen in Landschaftsverbänden, Umweltämtern, Naturschutzvereinen, Wäldern, Tierparks und Zoos arbeiten.
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Bundesfreiwilligendienst (BFD)
Der auch als „Bufdi“ bekannte Freiwilligendienst ersetzt den früheren Zivildienst. Im Gegensatz zum FSJ und FÖJ gibt es hier keine Altersbegrenzung. Für FSJ, FÖJ oder BFD erhalten die Freiwilligen ein kleines Taschengeld. Dies orientiert sich an der Beitragsbemessungsgrenze der Rentenversicherung und darf nur sechs Prozent davon betragen. Das derzeitige Maximum beträgt 426 Euro im Jahr. Hinzu kommen Kindergeld und gegebenenfalls Kosten für Verpflegung, Dienstkleidung und Unterkunft.
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Freiwilliger Wehrdienst bei der Bundeswehr (FWD)
Der FWD ist Teil der Initiative „Dein Jahr für Deutschland“ und zählt zum Heimatschutz. Er ersetzt die weggefallene Wehrpflicht. Innerhalb von sieben Monaten durchlaufen die Interessenten eine militärische Grundausbildung – ganz so wie Soldaten, die eine Ausbildung bei der Bundeswehr machen. Danach müssen Sie im Reservistendienst für 6 Jahre zur Verfügung stehen. In dieser Zeit nehmen Sie an Übungen und Einsätzen teil, bis Sie auf insgesamt weitere 5 Monate Dienst kommen. Dafür erhalten Sie etwa 1.400 Euro netto während der aktiven Zeit und weitere 87 Euro netto pro aktivem Einsatztag während des Reservistendienstes.
Bewerbung beim Freiwilligendienst
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5. Auslandserfahrung sammeln
Nicht immer muss es nach dem Abitur direkt mit Studium oder Beruf losgehen. Reines Nichtstun ist jedoch nicht nur verschwendete Zeit, sondern macht sich auch im Lebenslauf bemerkbar. Eine gute Möglichkeit ist das sogenannte Gap Year.
Wer sich für so etwas interessiert, sollte vorab sorgfältig recherchieren: Längst nicht alle Träger sind öffentlich geregelt oder erhalten staatliche Unterstützung. Im Gegenteil: Oftmals fallen für den Teilnehmer hohe Kosten an. Machen Sie sich daher vorab zu den unterschiedlichen Angeboten schlau und achten Sie darauf, dass der jeweilige Träger staatlich anerkannt ist. Möglich sind unter anderem folgende Auslandsaufenthalte:
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Au-pair
Etliche junge Frauen träumen davon, als Au-pair in die USA zu gehen. Der Gedanke: Ein bisschen Babysitting und gleichzeitig den Duft der großen weiten Welt schnuppern. Dafür müssen Sie aber auch bis zu 45 Stunden pro Woche arbeiten und billig ist die Vermittlung solcher Stellen auch nicht gerade. Wen das nicht abschreckt, auf den warten tolle Erfahrungen in der Fremde, Taschengeld und bezahlter Urlaub.
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Work & Travel
Ebenfalls Auslands- und Arbeitserfahrung sammeln Sie bei Work and Travel. Häufig handelt es sich bei diesen Jobs um Anlerntätigkeiten. Ganz ähnlich verhält es sich beim sogenannten WWOOFing. Lediglich liegt hier der Schwerpunkt auf ökologische Farmen und Landwirtschaft. Die Zeit in solchen Projekten können Sie nutzen, um eine Sprache zu lernen und sich über zukünftige Pläne und berufliche Interessen klarzuwerden.
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Europäischer Freiwilligendienst (EFD)
Teilnehmen können Freiwillige im Alte zwischen 17 und 30 Jahren. Die sozialen beziehungsweise ökologischen Projekte finden im europäischen Ausland statt. Sie sind Teil des Programms Erasmus+ und werden von der Europäischen Union finanziert. Je nach Träger haben Sie die Möglichkeit, den EFD als FSJ beziehungsweise FÖJ anerkennen zu lassen.
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Internationaler Jugendfreiwilligendienst (IJFD)
Jugendliche im Alter zwischen 18 und 26 Jahren (in einigen Fällen auch jünger, je nach Träger) können sich im internationalen Jugendfreiwilligendienst im Ausland engagieren. Dieser ist im Gegensatz zum EFD weltweit möglich. Einzige Einschränkung: Es darf keine Reisewarnung oder sonstige Einschränkung vom Auswärtigen Amt vorliegen.
Entscheidungshilfe für die Zeit nach dem Abi
Fast schon zu beneiden sind diejenigen, die bereits seit der achten Klasse wissen, was sie nach dem Abi machen wollen. Das trifft aber nicht auf jeden zu. Und die vielen Alternativen machen die Entscheidung nicht wirklich einfacher. Um etwas finden, das zu den eigenen Vorstellungen passt, braucht es zwei Dinge: Reflexion und Information.
1. Neigungen reflektieren
Für die Selbstreflexion sollten Sie sich etwas Zeit, einen Stift und Papier nehmen. Hinterfragen Sie Ihre Interessen, reflektieren Sie Ihre Leidenschaften, Wünsche und Ziele für die Zukunft. Überlegen Sie, welche Bereiche Sie sich für Ihre spätere Karriere vorstellen können. Stärken und Neigungen lassen sich beispielsweise gut an (Lieblings-)Schulfächern, Hobbys und sonstigen Aktivitäten ablesen. Als Hilfe können folgende Leitfragen dienen:
- Was kann ich besonders gut?
- Was fällt mir leicht?
- Worin kann ich Erfolge vorweisen?
- In welchem Bereich kenne ich mich gut aus?
- Wo kann ich dieses Wissen anwenden?
Ebenso hilfreich für die kommende Entscheidung sind die Bereiche, die Ihnen so gar nicht liegen. Mit diesen Fragen können Sie nach dem Ausschlussverfahren vorgehen:
- Was fällt mir ziemlich schwer?
- Worin würde ich mich gerne noch verbessern?
- Was macht mir keinen Spaß?
- Welche Misserfolge gab es?
- Was wäre ich bereit zu investieren, um beruflich voranzukommen?
2. Informationen einholen
Mit diesem Wissen können Sie nach Informationen suchen, um herauszufinden, was zu Ihren Vorstellungen passt. Für die Recherche gibt es mehrere Wege, auf deren Basis Sie die richtige Entscheidung treffen können:
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Tests
Online gibt es unzählige Tests und Informationen, die Ihnen helfen können, nach dem Abi den passenden Weg zu wählen. Nutzen Sie diese Angebote, um sich ein erstes Bild über Ihre Stärken, mögliche Berufe oder Studiengänge zu machen. Viele Tests liefern beispielsweise anhand Ihrer Antworten verschiedene Vorschläge zu passenden Jobs oder Studienfächern – diese müssen Sie nicht zwangsläufig wählen, doch sind sie für die Orientierung ein guter Startpunkt. Helfen können unsere Tests, um Ihre individuellen Neigungen herauszufinden: Welcher Beruf passt zu mir, Stärken, Kompetenztest.
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Messen
Es gibt viele Messen und Informationsveranstaltungen, auf denen Arbeitgeber oder Studiengänge vorgestellt sowie Berufe und Ausbildungen beleuchtet werden. So erfährt man nicht nur gleich mehr über mögliche Aufgabenbereiche oder Inhalte eines Studiums oder einer entsprechenden Ausbildung, sondern kann auch direkt mit potenziellen Arbeitgebern und Universitäten in Kontakt treten, um noch offene Fragen zu klären.
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Tag der offenen Tür
Sowohl große Unternehmen als auch Universitäten bieten Möglichkeiten an, sich den Ablauf einmal genauer anzusehen. Ist man noch unschlüssig, sollte man sich diese Chancen nicht entgehen lassen. Eine Vorlesung mitzuerleben oder sich den Arbeitsalltag eines Auszubildenden erklären lassen kann ein wichtiger Einblick sein, der ansonsten verwehrt bleiben würde.
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Erfahrungswissen
Wissen aus erster Hand ist eine besonders verlässliche Quelle für Informationen. Wer also jemanden kennt, der bereits mitten in dem Studium steckt, mit dem man selbst liebäugelt oder der die Ausbildung gemacht hat, für die man sich interessiert, sollte unbedingt nachfragen und sich genau erklären lassen, was dabei auf einen zukommt. Dabei erhält man eine ehrliche Einschätzung, die in die eigene Wahl einfließen sollte.
3. Bewerbung schreiben
Wenn Sie arbeiten oder mit einer Organisation ins Ausland gehen wollen, studieren oder eine Ausbildung beginnen wollen, müssen Sie sich in der Regel bewerben. Eine vollständige Bewerbung enthält folgende Elemente:
- Anschreiben
Es sollte nicht länger als eine DIN A4 Seite sein und das Interesse an Ihrer Person wecken. Überzeugen Sie mit Motivation und Persönlichkeit. Dazu führen Sie zur Stelle passende Interessen und Kenntnisse (beispielsweise aus Lieblingsfächern oder Praktika) auf. Betonen Sie Ihre Stärken. - Lebenslauf
Als Abiturient ist Ihr Lebenslauf eher kurz. Er sollte ohnehin nie mehr als zwei DIN A4 Seiten lang sein. Hier listen Sie Ihre schulischen und beruflichen Stationen auf. Diese werden in der Regel aus Ferienjobs, Schülerjobs und Praktika bestehen. Fügen Sie außerdem besondere Kenntnisse – etwa Fremdsprachen, Computerzertifikate und Hobbys – hinzu. Das können Ehrenämter ebenso wie sportliche Aktivitäten sein. - Zeugnisse
Mit Schulzeugnissen, Praktikumszeugnissen und gegebenenfalls Zertifikaten von Kursen belegen Sie Ihre Fähigkeiten.
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