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Personenzentrierte Gesprächsführung nach Rogers: Grundlagen & Techniken

Die personenzentrierte Gesprächsführung nach Carl Rogers ist ein wichtiger Ansatz in der Psychologie und zählt zu den wirksamsten Methoden der Gesprächs- und Verhaltenstherapie. Der Ansatz rückt den Menschen in den Fokus und schafft die Rahmenbedingungen, um Probleme aus eigenem Antrieb zu lösen. Wir erklären, was die personenzentrierte Gesprächsführung bedeutet, welche Grundhaltungen entscheidend sind und welche Techniken genutzt werden…



Personenzentrierte Gesprächsführung nach Rogers: Grundlagen & Techniken

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Was ist personenzentrierte Gesprächsführung?

Die personenzentrierte Gesprächsführung ist eine zentrale Methode in der Psychotherapie, die den Menschen und seine angeborene Fähigkeit zur positiven Entwicklung und Veränderung ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt. Klienten werden in der Gesprächstherapie auf dem Weg zu persönlichem Wachstum und Selbstverwirklichung unterstützt.

Bei der personenzentrierten Gesprächsführung gibt der Therapeut keine Lösungen und Antworten vor. Er schafft lediglich den Rahmen, in dem der Klient selbst seine Situation und Gefühle analysiert und schließlich eigenständig eine Problemlösung entwickelt und umsetzt.

Humanistisches Menschenbild der personenzentrierten Gesprächsführung

Entwickelt wurde die personenzentrierte Gesprächsführung vom amerikanischen Psychologen Carl Rogers. Er ist Mitbegründer der Humanistischen Psychologie und dem zugehörigen Menschenbild: Rogers geht davon aus, dass jeder Mensch einzigartig ist, funktionierende soziale Beziehungen benötigt und den inneren Drang sowie die Fähigkeit besitzt, sich selbst zu entwickeln und positiv zu verändern.

Der Grundgedanke: Jede(r) trägt die Kraft zu Heilung und Entwicklung in sich. Probleme können aus eigenem Antrieb und aus eigener Kraft gelöst werden. Therapie und Gesprächsführung unterstützen nur bei dieser angeborenen Fähigkeit.

Anwendungsbereiche der personenzentrierten Gesprächsführung

Die personenzentrierte Gesprächsführung (auch: klientenzentrierte Gesprächsführung) stammt ursprünglich aus der Psychotherapie und wird vor allem als Methode in der Gesprächstherapie eingesetzt. Dabei zählt sie wie die Psychoanalyse und die Verhaltenstherapie zu den wirksamsten Ansätzen mit den besten Erfolgsaussichten. Das Konzept wird heute auch in der Pädagogik und Arbeit mit Kindern genutzt. Ebenso in der Erwachsenenbildung oder in Verkaufsgesprächen (siehe: Verkaufspsychologie).

Typisch ist die Methode auch im Coaching. Auch hier leistet der Coach in erster Linie Hilfe zur Selbsthilfe. Klassisch gibt Coaching keine Antworten oder Lösungswege vor, sondern leitet den Coachee durch systemische Fragen dazu an, sein Problem selbst zu lösen.


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Personenzentrierte Gesprächsführung: 3 Grundhaltungen

Der Erfolg personenzentrierter Gesprächsführung nach Rogers hängt von drei Grundhaltungen ab, die der Therapeut als Gesprächspartner mitbringen muss. Sie sind Voraussetzung für eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Therapeut und Klient.

Erst mit diesen Bedingungen ist ein offener Austausch möglich, den es für eine Änderung und Verbesserungen von Denk- und Verhaltensmustern benötigt:

PZG Personenzentrierte Gesprächsführung nach Carl Rogers, klientenzentrierte Gesprächsführung Modell Bedeutung 3 Haltungen

1. Kongruenz (Echtheit)

Therapeuten müssen im Verhalten, Auftreten und ihren Aussagen kongruent sein. Es braucht Ehrlichkeit, bei denen die eigenen Emotionen erkannt und geäußert werden. Das gilt auch für Gedanken und Ideen, die transparent mitgeteilt werden, um die eigenen Eindrücke zu schildern. Wenn der Therapeut sich verstellt oder Fassaden aufbaut, kann keine echte Beziehung zum Klienten aufbauen.

Wichtig ist zudem ein Gespräch auf Augenhöhe. Es gibt keinen Hierarchieunterschied zwischen den Gesprächspartnern und der Therapeut schottet sich nicht durch professionelle Distanz von seinem Klienten ab.

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2. Empathie

Personenzentrierte Gesprächsführung benötigt ausgeprägte Empathie für die Gefühle des Gegenübers. Therapeuten müssen einfühlsam agieren und offen für die emotionale Situation des Klienten sein. Ziel ist es, die Emotionen zu erkennen, zu verstehen und dies auch offen zu kommunizieren. Das Verständnis hilft dem Klienten dabei, seine eigenen Gefühle besser einzuordnen und zu verarbeiten.

Die Emotionen dürfen aber niemals bewertet werden. Es findet eine neutrale Analyse und Feststellung der Gefühlswelt statt. Spürt der Klient das Einfühlungsvermögen und merkt, dass der Therapeut ihn ernst nimmt und versteht, kann er sich leichter öffnen und Probleme an der Wurzel packen.

3. (Bedingungslose positive) Wertschätzung

In der Gesprächsführung nach Rogers steht der Mensch im Mittelpunkt – und so muss der Klient jederzeit mit bedingungsloser Wertschätzung behandelt werden. Unabhängig vom Verhalten, Charaktereigenschaften oder Meinungen wird jedem dieselbe Zuwendung gezeigt. Diese Grundhaltung darf nicht von Vorurteilen, Kritik oder Einschränkungen beeinflusst werden.

Es geht nicht darum, dass der Therapeut jedes Verhalten oder jeden Standpunkt des Klienten gutheißt. Diese dürfen aber nichts an der grundsätzlichen Wertschätzung ändern. Hier zeigt sich das humanistische Menschenbild, wonach jeder einzigartig ist, seine eigenen Entscheidungen trifft und eigene Werte hat. Diese werden nicht immer geteilt, die Anerkennung für den Menschen selbst bleibt aber erhalten.

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Techniken für die personenzentrierte Gesprächsführung

Bei der personenzentrierten Gesprächsführung geht es nicht um lange Monologe des Therapeuten. Im Dialog hält dieser sich eher zurück und gibt dem Klienten die Möglichkeit, selbst zu sprechen. So kann sich dieser selbst Problemen nähern, Emotionen analysieren und seine Selbstwahrnehmung verbessern – mit dem Ziel, im nächsten Schritt mögliche Lösungen zu erarbeiten.

Carl Rogers nennt für das Modell verschiedene Gesprächstechniken, die für eine erfolgreiche Zusammenarbeit und damit wirksame Verhaltensänderung wichtig sind:

  • Aktives Zuhören

    Der Therapeut überlässt große Redeanteile dem Klienten und übernimmt selbst die Rolle als aktiver Zuhörer. Er hört sich alle Aussagen genau an, achtet auf Körpersprache und andere nonverbale Signale. Dabei wird dem Gesprächspartner die volle Aufmerksamkeit geschenkt und Verständnis gezeigt. Blickkontakt, ermutigendes Lächeln und ein verständnisvolles Nicken können positiv auf die Gesprächsatmosphäre wirken.

  • Offene Fragen

    Geleitet wird das Gespräch vor allem durch offene Fragen. Diese bieten dem Klienten den Raum, um offen zu sprechen, Situationen und Emotionen zu reflektieren – und die eigene Wahrnehmung sowie das Selbstbild zu verbessern.

  • Einfaches Paraphrasieren

    Zentrale Aspekte und Kernaussagen des Klienten werden vom Therapeuten noch einmal in eigenen, einfachen Worten wiedergegeben. Diese Wiederholung hat gleich zwei Funktionen: Sie hilft dem Gesprächspartner dabei, die eigenen Erkenntnisse zu vertiefen und zeigt gleichzeitig, dass der Therapeut wirklich verstanden hat, was gesagt wurde. Das verhindert Missverständnisse und stärkt die Bindung zwischen beiden.

  • Direktes Verbalisieren

    Werden Emotionen erkannt oder vermutet, werden diese direkt verbalisiert und greifbarer gemacht. Ein einfaches Beispiel: „Ich sehe, dass Sie das wütend macht…“ Oder: „In deiner Stimme klingt Trauer mit, wenn du davon sprichst…“ Das Verbalisieren hilft dem Klienten, seine eigenen Emotionen besser zu verstehen und einzuordnen. Oft werden solche Emotionen gar nicht erkannt oder unterdrückt. Durch die Aussprache können Sie besser verarbeitet werden.

Alle Gesprächstechniken setzen eine vertrauensvolle Atmosphäre voraus, die durch die obigen Grundhaltungen erreicht wird. Erst durch Authentizität und Vertrauen entsteht die nötige Verbindung zwischen Therapeut und Klient.

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Personenzentrierte Gesprächsführung: Kritik am Konzept

Trotz der Erfolge und häufigen Anwendung gibt es Kritik an der personenzentrierten Gesprächsführung. Ein großer Kritikpunkt ist das idealisierte Menschenbild: Es bildet nicht alle Facetten menschlichen Denkens und Handelns ab und wird oft als unrealistische Annahme bemängelt. Auch setzt das Modell wenig Expertise und Fähigkeiten des Therapeuten voraus. Nach dem Menschenbild bringt jeder selbst alles mit, um seine Probleme zu lösen.

Kritisiert wird zudem, dass die personenzentrierte Gesprächsführung nicht für alle psychischen Probleme und Krankheiten anwendbar ist. Sind Wille und Fähigkeit zur persönlichen Entwicklung gestört, kommt das Modell an seine Grenzen.


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