Welche Praktika gehören in den Lebenslauf?
Ein überzeugender und professioneller Lebenslauf beginnt mit einer klugen Auswahl. Der Lebenslauf sollte zwar lückenlos sein. Es ist aber ein Irrtum, dass Sie dort alles hineinschreiben müssen, was Sie irgendwo irgendwann einmal gemacht haben. Das gilt erst recht für ein Praktikum.
Viel hilft nicht viel. Gute Argumente verwässern, wenn man sie zwischen überflüssige Stationen packt. Praktika im Lebenslauf sollen das Profil des Bewerbers abrunden und neben der theoretischen auch seine praktische Qualifikation unterstreichen. Entsprechend sollten Sie Lebenslauf nur jene Praktika erwähnen, deren Inhalte und Erfahrungen im Zusammenhang mit der angestrebten Position stehen. Irrelevantes, selbst wenn Sie das interessant und lehrreich fanden, bitte weglassen.
Bedeutung von Praktika sinkt mit Berufsjahren
Wer sich zum Beispiel als Projektmanager bewirbt, steigert seine Chancen, wenn er oder sie durch das Praktikum belegt, schon einmal ein oder mehrere Projekte organisiert zu haben. Je direkter dieser Bezug zur Stelle, desto besser. Auch indirekte Bezüge sind hilfreich, wie etwa der Nachweis sozialer und interkultureller Kompetenz durch ein Auslandspraktikum.
Gleichzeitig nimmt die Bedeutung von Praktika im Lebenslauf mit steigender Berufserfahrung ab. Für Auszubildende, Hochschulabsolventen und Berufsanfänger sind sie ein wichtiger Nachweis für erste Praxiserfahrungen. Wer jedoch schon zehn oder mehr Berufsjahre und verschiedene Positionen inne hatte, kann die Praktika im CV weglassen oder zu einem Block zusammenfassen, damit keine Lücken im Lebenslauf entstehen.
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Wo werden Praktika im Lebenslauf erwähnt?
Das relevanteste Praktikum nutzt nichts, wenn es Personaler im Lebenslauf mit dem Monokel suchen müssen. Praktika, mit denen Sie für sich werben, gehören entweder in einen eigenen Abschnitt „Praktika“ oder „Berufspraxis“ (siehe Grafik) oder zusätzlich in den Abschnitt „Berufserfahrungen“ oder „Beruflicher Werdegang“. Letzteres kann aber latent großspurig wirken. Auf keinen Fall gehören Sie in den Abschnitt „Hobbys“ oder gar in die ohnehin völlig unnütze Kategorie „Sonstiges“ („Sonstiges“ klingt schon nach Resterampe).
Machen Sie sich bitte bewusst: Die meisten Personaler überfliegen anfangs den Lebenslauf nur. Laut Umfragen nehmen sie sich dafür kaum mehr als 1-2 Minuten Zeit. Die wichtigsten Informationen müssen also sofort ins Auge springen. Je wichtiger die Praktika für den Nachweis einschlägiger Erfahrungen sind, desto weniger sollten Sie diese in den Untiefen des Lebenslaufs vergraben. Stellen Sie diese vielmehr auf einen Thron und beschreiben Sie deren Inhalte so präzise und aussagekräftig wie möglich.
Geben Sie dem Lebenslauf eine Dramaturgie
Für die korrekt Reihenfolge im Lebenslauf gibt es kein Gesetz. Gerade Berufseinsteiger dürfen hier variieren und zum Beispiel mit dem Abschnitt „Bildungsweg“ beginnen oder sogar die „Berufspraxis“ und damit die Praktika nach ganz vorne stellen. Entscheidend ist allein, dass Ihre stärksten Argumente, Erfahrungen und Kompetenzen ganz vorne im Lebenslauf stehen.
Hilfreiche Orientierungsfragen für die Darstellung und Formulierungen der Praktika im Lebenslauf sind:
- In welchem Bereich haben Sie das Praktikum gemacht?
- Wie lange dauerte das Praktikum?
- Welche Aufgaben haben Sie übernommen?
- Was konnten Sie bewirken?
- Welche Fähigkeiten haben Sie erworben oder trainiert?
Entscheidend bleibt aber: Der Personaler muss darin einen Mehrwert erkennen, den Sie mit der genannten Praxiserfahrung für die ausgeschriebene Stelle mitbringen.
Wieviele Praktika gehören in den Lebenslauf?
Als Faustregel können Sie sich merken: Mehr als drei, maximal vier Praktika sollten Sie im Lebenslauf nicht aufführen. Zu viele Praktika wirken irgendwann nicht mehr fokussiert oder zielstrebig, sondern orientierungslos. Oder nach jemandem, der sich von Praktikum zu Praktikum hangeln musste.
Praktika im Lebenslauf: Wie erwähnen?
Generell werden Praktika im Lebenslauf so erwähnt, wie berufliche Stationen auch. Im tabellarischen Lebenslauf (der heute Standard ist) kommen dazu die Zeitangaben nach links (Muster: MM/JJJJ – MM/JJJJ), in der rechten Spalte stehen die detaillierten Angaben dazu. Das Ergebnis kann dann zum Beispiel so aussehen:
Grundsätzlich gilt: Übertreiben Sie nicht und bleiben Sie bei der Wahrheit! Zwar können Sie durch eine clevere Wortwahl einzelne Stationen etwas aufmotzen und positiver darstellen (siehe Beispiele unten). Lügen dürfen Sie aber nicht. Personaler kennen die Tricks schließlich auch. Und wer dann beim Nachhaken im Vorstellungsgespräch ins Straucheln und Stottern gerät, disqualifiziert sich sofort.
Tipps und Beispiele für Formulierungen
Worte sind mächtig. Ihre Bedeutung sollten Sie niemals unterschätzen, sondern zum eigenen Vorteil nutzen. Auch und gerade im Lebenslauf. Selbst Nebentätigkeiten oder Minijobs lassen durch geschickte Formulierungen aufwerten. Sie haben als Student beispielsweise niemals „gekellnert“ (wie profan!), sondern als „Servicefachkraft in der Gastronomie“ wertvolle Erfahrungen gesammelt.
Das sind Nuancen, ja. Aber auf diese kann es ankommen oder bei mehreren gleichartigen Kandidaten den Ausschlag geben. Auch wenn Personaler das nie zugeben: Unterbewusst entfaltet eine solche Wortwahl enorme Wirkung und beeinflusst mehr Entscheidungen als viele meinen. Überlegen Sie daher nochmal, welche Praktika sich noch positiver beschreiben lassen. Nehmen Sie sich die Zeit, um starke Wörter zu identifizieren, die zum Stellenprofil passen und dafür relevant sind. Aktive Formulierungen schlagen zudem passive – immer! Wer etwa das Pfadfinderlager „organisiert“ und nicht nur „beaufsichtigt“ hat, mutiert direkt vom Begleiter zum Verantwortlichen.
Versuchen Sie Ihr Vokabular an die jeweilige Zielbranche und an das Stellenprofil anzupassen. So wirkt der Lebenslauf noch maßgeschneiderter und Sie selbst kompetenter. Ein paar Beispiele – in Ampelform: Rot = So bitte nicht! Grün: So geht es besser!
Praktika im Lebenslauf – Beispiel 1
Sie haben während Ihres Praktikums die Facebook-Seite eines Handwerksbetriebs betreut und wollen weiter in Richtung Journalismus oder Online-Marketing ziehen. Dazu bewerben Sie sich für ein weiteres Praktikum in einer Redaktion. Wie beschreiben Sie das bisherige Praktikum?
🔴 „Pflege und Betreuung der Facebook-Seite.“
🟢 „Facebook Redaktion: Content Curation und Community Management.“
Praktika im Lebenslauf – Beispiel 2
Sie haben im Call-Center einen Schnupperkurs absolviert und möchten das nutzen, um sich für einen Job im Vertrieb zu empfehlen. Was schreiben Sie?
🔴 „Annahme von Telefonaten.“
🟢 „Kundenbetreuung und -pflege, Telemarketing.“
Praktika im Lebenslauf – Beispiel 3
Sie waren im ASTA Ihrer Uni aktiv, haben Partys für Erstsemester und Info-Veranstaltungen organisiert. Jetzt wollen Sie ins Event-Management. Mögliche Formulierungen:
🔴 „Organisation von Partys und Zeltlagern.“
🟢 „Konzeption, Planung und Durchführung von Hochschul-Events.“
Praktika im Lebenslauf – Beispiel 4
Sie haben während Ihres Praktikums Flyer und Plakate eigenständig am Rechner gebastelt. Nun soll es in die Mediengestaltung gehen. Die Optionen:
🔴 „Entwurf von Flyern und Plakaten.“
🟢 „Konzeption, Gestaltung und Realisierung von Werbemitteln.“
Praktika im Lebenslauf – Beispiel 5
Sie haben bei Ihrem Praktikum im Konzern Dokumente kopiert, Ordner sortiert, Gäste begrüßt und feinsten Arabica-Kaffee aufgesetzt. Wie umschreiben Sie das?
🔴 „Hilfsarbeiten und einfache Bürotätigkeiten.“
🟢 „Empfang, Büromanagement und Unterstützung der Geschäftsleitung.“
Das sind natürlich nur Beispiele. Gleichzeitig merken Sie, dass Sie sich mit einer einfachen Wortwahl unter Wert verkaufen können – und umgekehrt. Experimentieren Sie daher mit den Formulierungen. Fragen Sie Ihre Freunde, wie die Beschreibungen auf sie wirken… Solange Sie grundsätzlich bei der Wahrheit bleiben, ist etwas Sprach-Kosmetik durchaus erlaubt.
Tipps für das Vorstellungsgespräch
Den Lebenslauf nach obigem Muster pimpen, abschicken, Finger kreuzen, fertig? Nicht ganz. Die oben genannten Tipps helfen Ihnen, die erste Hürde der Bewerbung zu überspringen und eine Einladung zum Vorstellungsgespräch zu erhaschen. Danach geht es aber weiter.
Je weniger Stationen und Praxiserfahrungen Sie im Lebenslauf angeben, desto wichtiger wird jede einzelne. Nachfragen hierzu sind also wahrscheinlich. Machen Sie sich deshalb in der Vorbereitung schon Gedanken, was Sie Ihrem Gesprächspartner über Ihre Praktika erzählen können:
- Welche Erfahrungen haben Sie gesammelt (Beispiele!)?
- Welches Ereignis war besonders prägend?
- Welche fachlichen und persönlichen Lehren haben Sie mitgenommen?
Überlegen Sie sich vorab ein paar schöne und emotionale Anekdoten, die Sie im Vorstellungsgespräch zum Besten geben. Auch hier gilt: Nichts ausdenken! Ausschmücken ist erlaubt, noch wichtiger aber ist der erkennbare Bezug zur angestrebten Stelle.
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