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Psychiater werden: Berufsbild, Voraussetzungen, Aufgaben

Auf Sigmund Freuds Spuren wandeln: Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, kurz Psychiater, ist mehr als ein „Seelenklempner“ – er ist ausgebildeter Arzt UND medizinischer Experte für Erkrankungen der Psyche. Bis sie praktizieren dürfen, müssen Psychiater durch eine entbehrungsreiche, beschwerliche und vor allem lange Ausbildungs-Zeit gehen…



Psychiater werden: Berufsbild, Voraussetzungen, Aufgaben

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Steckbrief: Was macht ein Psychiater?

Die wesentlichen Aufgaben eines Psychiaters liegen darin, psychische Krankheiten zu erkennen und zu behandeln. Dazu gehören zum Beispiel Psychosen, Depressionen, Angsterkrankungen, Schizophrenie oder neurologische Störungen. Auch die Behandlung von Suchterkrankungen, Ess- und Verhaltensstörungen oder Demenz fällt in das Aufgabengebiet.

Neben psychischen Krankheiten stehen neurologische, also Nervenkrankheiten, sowie psychosomatische Krankheitsbilder im Fokus der Fachärzte. Psychosomatische Erkrankungen sind solche, die nicht vollständig körperlich zu erklären sind. Ziel eines Psychiaters ist es stets, die Patienten zu heilen oder ihre seelischen oder anderweitigen Beschwerden zumindest deutlich zu lindern.

Welche Aufgaben hat ein Psychiater?

Psychiater brauchen viel Einfühlungsvermögen, um ein Vertrauensverhältnis zu den Patienten aufzubauen. Bis diese sich öffnen, vergeht oft viel Zeit. Daneben ist fachliche Expertise unerlässlich, um Untersuchungen wie Bluttests und EKG zuverlässig durchzuführen. Es ist ein kommunikativer und zugleich analytischer Beruf, der einen ganzheitlichen Blick erfordert.

Bevor Psychiater mit der Behandlung beginnen, ist eine sorgfältige Anamnese und Diagnostik zwingende Voraussetzung. Dazu müssen sie psychologische und neurologische Krankheitsbilder erkennen und definieren. Als Hilfestellung dienen psychologische und neurologische Testverfahren sowie intensive Einzelgespräche mit den Betroffenen (die nicht auf einer Couch stattfinden müssen).

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Arbeit besteht darin, den Behandlungsverlauf zu dokumentieren. Psychiater müssen genaue Krankenberichte erstellen und die erbrachten Leistungen sowie die Erfolge und Rückfälle genau festhalten. Die Aufgaben als Psychiater im Überblick:

  • Ausführlich mit Patienten sprechen
  • Diagnosen stellen
  • Medizinische Untersuchungen wie MRT oder EEG durchführen
  • Patienten behandeln und Medikamente verschreiben
  • Therapieverlauf dokumentieren
  • Gutachten erstellen
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Ausbildung: Wie kann ich Psychiater werden?

Der Weg in den Beruf ist äußerst langwierig und hart. Um als Psychiater arbeiten zu dürfen, müssen Sie zunächst ein Medizinstudium erfolgreich absolvieren. Dies dauert in der Regel zwölf Semester, also 6 Jahre. Danach folgt noch eine Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie, die weitere fünf Jahre in Anspruch nimmt.

Die Vergabe der Studienplätze ist in Deutschland an den sogenannten Numerus Clausus gebunden. Bedeutet: Die Chance auf einen Studienplatz steigt, je besser die Abiturnote ist. Idealerweise haben Sie Ihr Abitur dazu mit 1,0 abgeschlossen. Das Medizinstudium ist äußerst anstrengend. Wer sich dafür entscheidet, muss ordentlich büffeln.

Psychiater werden: Schritt für Schritt

  1. Grundstudium (Vorklinik)

    Das Grundstudium im Fach Medizin wird auch als „Vorklinik“ bezeichnet. Es wird nach vier Semestern mit dem „Physikum“ (erste ärztliche Prüfung) abgeschlossen. Inhalt sind naturwissenschaftliche und medizinische Grundlagen. Studierende müssen Fachgebiete wie Biologie, Chemie, Biochemie, Physik, Anatomie, Physiologie, medizinische Psychologie und Soziologie pauken und lernen. Gute Latein-Kenntnisse sind für die meisten Medizin-Studiengänge übrigens nicht mehr erforderlich. Diese werden im sogenannten Terminologie-Modul im Grundstudium vermittelt.

  2. Hauptstudium (Klinik)

    Der zweite Teil wird als „Klinik“ bezeichnet. Er umfasst regulär sechs Semester. Hier stehen die mit dem Arztberuf assoziierten Inhalte, vor allem Krankheiten und deren Behandlung, im Vordergrund. Die Studierenden absolvieren Vorlesungen, Seminare und Praktika. Dazu gehört auch ein 4-monatiges Pflichtpraktikum („Famulatur“). Auf dem Stundenplan stehen Fächer wie Anästhesiologie, Augenheilkunde, Chirurgie, Dermatologie, Humangenetik, Innere Medizin, Neurologie, Notfallmedizin, Orthopädie, Pharmakologie und Urologie. Nach dem zehnten Semester folgt mit dem „Hammerexamen“ die zweite ärztliche Prüfung.

  3. Praktisches Jahr (PJ)

    Im letzten Jahr des Medizinstudiums wird die Berufspraxis intensiviert. Das „PJ“ ist in drei Fächer unterteilt: Chirurgie, Innere Medizin und ein Wahlfach. Das praktische Jahr stellt die Voraussetzungen für die dritte und letzte ärztliche Prüfung dar. Sie besteht aus einem mündlichen und einem praktischen Teil.

  4. Approbation

    Alle Teile des Medizinstudiums zusammen bilden das dreiteilige Staatsexamen, auf das die „Approbation“ (ÄAppO) erfolgt – die Genehmigung als Arzt arbeiten zu dürfen. Die meisten Studierenden schließen daran noch eine medizinische Dissertation an, um den Doktortitel zu erwerben. Auch wenn man Sie im Volksmund so nennt: Ein Arzt ist nicht automatisch Doktor!

  5. Facharztausbildung

    Nach dem Medizinstudium folgt die Spezialisierung: Wer Psychiater werden möchte, muss jetzt nochmal eine 5-jährige Facharztausbildung anhängen und mit dem „Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie“ abschließen. Dabei erhalten zukünftige Psychiater Einblicke in die Neurologie, die Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie die psychosomatische Medizin.

  6. Facharztprüfung

    Im Rahmen dieser Ausbildung können verschiedene Vorerfahrungen auf die Ausbildungszeit angerechnet werden. Zum Beispiel bis zu 6 Monate in den Bereichen Innere Medizin, Allgemeinmedizin, Neurochirurgie oder Neuropathologie. Bis zu einem Jahr auf dem Gebiet der forensischen Psychiatrie. Weitere 2 Jahre der Ausbildung können im ambulanten Bereich absolviert werden. Für alle angehenden Psychiater endet die Ausbildung mit der Facharztprüfung. Nun dürfen sie endlich als Facharzt oder Fachärztin für Psychiatrie tätig werden.

Voraussetzungen für eine Ausbildung zum Psychiater

Ohne Medizinstudium und anschließende Approbation ist keine Facharztausbildung möglich, ohne Facharztausbildung für Psychiatrie keine Tätigkeit als Psychiater. Interessierte legen am besten schon in der Schulzeit das Fundament, indem sie ein möglichst gutes Abitur bauen und speziell in Fächern wie Biologie, Deutsch und Chemie stark sind. Weiche Fähigkeiten wie Empathie, analytisches Verständnis, Belastbarkeit und Resilienz runden das Anforderungsprofil ab.

Beruf eignet sich für Sie, wenn Sie…

  • sich maximal für für Menschen interessieren.
  • kein Blut sehen können, aber trotzdem einen Medizinberuf ergreifen wollen.
  • belastbar sind und ausdauernd ihre Ziele verfolgen.

Beruf eignet sich NICHT für Sie, wenn…

  • Sie redselig, aber kein guter Zuhörer sind.
  • Ihnen harte Schicksale an die Nieren gehen.
  • Sie nicht bereit sind, mehr als 10 Jahre zu lernen.


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Was ist der Unterschied zum Psychologen?

Die Begriffe und Berufsbilder Psychiater, Psychologe und Psychotherapeut werden häufig synonym verwendet. Das ist aber falsch. Die Aufgaben und Kompetenzen unterscheiden sich je nach Beruf deutlich:

Was macht ein Psychologe?

Ein Psychologe hat Psychologie studiert. Das abgeschlossene Studium berechtigt aber weder zur Therapie von Menschen mit psychischen Problemen oder Erkrankungen noch zum Verschreiben von Medikamenten. Dafür müssen sich Psychologen erst mit einem weiteren Studium qualifizieren. Mit einem Bachelor oder Master in Psychologie besteht aber die Möglichkeit, in der Wirtschaft (Marketing, Werbung) Karriere zu machen. Auch in der Beratung sind Psychologen gerne gesehen.

Was macht ein Psychotherapeut?

Die Berufsbezeichnung Psychotherapeut ist geschützt. Nennen darf sich so nur, wer ein mindestens 5-jähriges Psychologiestudium absolviert und anschließend eine 3- bis 5-jährige Ausbildung in Psychotherapie durchlaufen hat. Danach erwirbt der Psychotherapeut eine staatliche Zulassung. Es sind vorrangig Psychotherapeuten, die mithilfe verschiedener Therapien psychische Probleme behandeln. Zum Einsatz kommen beispielsweise die tiefenpsychologische Psychotherapie, medikamentöse Behandlung, Verhaltenstherapie, Familientherapie, Kunsttherapie oder Beschäftigungstherapie.

Was macht ein Psychiater?

Der Psychiater geht in erster Linie medizinischen und organischen Ursachen für psychische Erkrankungen auf den Grund. Er darf als einziger von diesen drei Berufen Medikamente verschreiben und kann körperliche Untersuchungen vornehmen. Ein Psychiater kann zudem als ärztlicher Psychotherapeut arbeiten. Das passiert aber selten. Die meisten arbeiten eng mit Psychotherapeuten zusammen.

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Gehalt: Was verdient man als Psychiater?

Psychiater gehören zu den Spitzenverdienern in Deutschland – wie alle Ärzte. Das Einstiegsgehalt beginnt in Krankenhäusern bei durchschnittlich 5.120 Euro brutto pro Monat. In Universitätskliniken liegt es meist um die 5.500 Euro brutto. Zulagen gibt es für Überstunden, Nacht- und Bereitschaftsdienste. In Kliniken ist das Einkommen von Psychiatern tariflich geregelt.

Gehalt Psychiater Vergleich Oberarzt Chefarzt

Im Verlauf der Karriere und mit steigender Berufserfahrung steigt auch das Gehalt. Ausgebildete Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie können – je nach Bundesland und Arbeitgeber – bis zu 8.100 Euro brutto im Monat verdienen.

Wer neben der Karriereleiter auch in der Hierarchie im Krankenhaus hinaufklettert, kann als Oberarzt rund 10.500 Euro im Monat verdienen. Chefärzte kommen sogar auf ein Bruttogehalt von bis zu 24.170 Euro im Monat. Manche beziehen noch mehr.

Jobs: Wo arbeiten Psychiater?

Psychiater arbeiten hauptsächlich in Krankenhäusern, Unikliniken, Facharztpraxen sowie, wenn sie in Forschung und Lehre tätig sind, in Hochschulen und Instituten. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) ist ungefähr die Hälfte von ihnen ambulant tätig, die andere Hälfte stationär.

Wer sich mit einer eigenen Praxis selbstständig macht, muss außerdem kaufmännische und verwaltende Tätigkeiten einplanen. Die Work-Life-Balance in dem Jobprofil ist nicht immer ausgewogen. Schicht-, Not- und Bereitschaftsdienste in der Nacht, an Wochenenden oder an Feiertagen sind üblich. In ihrem Berufsalltag sind Psychiater zudem mit schwerwiegenden Krankheitsbildern konfrontiert. Die Erlebnisse mit den Patienten gehen mitunter tief unter die Haut, was sich am Feierabend nicht immer leicht ablegen lässt.

Erwartungsgemäß ist der Bedarf an Psychiatern in Deutschland am größten rund um Ballungszentren und Städte wie Berlin, München und Hamburg. Psychiatrische Praxen und Möglichkeiten, um sich als Facharzt niederzulassen, gibt es aber grundsätzlich überall, auch in ländlichen Regionen.

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Wie sind die Zukunftsaussichten für Psychiater?

Mit einem Wort: exzellent. Mehr als ein Viertel der Bundesbürger ist laut Deutscher Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) jedes Jahr von einer psychischen Erkrankung betroffen. Über zu wenig Arbeit können sich Psychiater nicht beklagen. Von ihnen gibt es nach Angaben der DGPPN rund 14.600 in Deutschland. Es handelt sich laut Bundesagentur für Arbeit um einen Engpassberuf, die Arbeitslosenquote liegt bei lediglich 2,2 Prozent (Stand: 2023).

Außerdem ist das Berufsbild kaum durch Roboter, KI oder Automatisierung gefährdet, sondern eine höchst menschliche Angelegenheit. Das wird auch in Zukunft aller Voraussicht nach so bleiben. Die Zukunftsaussichten für Psychiater sind daher extrem gut.

Weiterbildung für Psychiater

Psychiater haben auch nach ihrer Facharztausbildung die Möglichkeit, sich noch weiter zu spezialisieren. Manche sind als Kinder- und Jugendpsychiater tätig, zudem gibt es Spezialisierungen wie die Gerontopsychiatrie oder die forensische Psychiatrie.

Wer als Psychiater seine Karriere im Krankenhaus beginnt, hat einen vorgezeichneten Karriereweg: Er führt vom Assistenzarzt über den Oberarzt bis zur Position des stellvertretenden und schließlich des leitenden Chefarztes.

Wer lieber in einer Fachpraxis arbeiten möchte, dem eröffnet sich die Option der Eröffnung einer eigenen Praxis. Parallel ist auch eine Laufbahn als Experte in Forschung und Lehre möglich.

Psychiater Bewerbung: Tipps & Vorlagen

Um als Psychiater in der Bewerbung zu punkten, sind folgende Fähigkeiten oft ausschlaggebend:

  • Diagnosekompetenz
  • Stressresistenz
  • Belastbarkeit
  • Empathie
  • Geduld
  • Flexibilität
  • Aufmerksamkeit
  • Kommunikationsstärke
  • Entscheidungsstärke

Gerade die Soft Skills sollten im Bewerbungsschreiben deutlich gemacht werden. Sie lassen sich zum Beispiel so formulieren:

  • „Geduld ist eine meiner wesentlichen Charaktermerkmale. Mir ist es wichtig, mich intensiv auf meine Patienten einzulassen, ihnen aktiv zuzuhören und ihnen dabei ebenso vertrauensvoll wie einfühlsam zu begegnen.“
  • „Während meiner Facharztausbildung gelang es mir, mit gezielten Fragen die entscheidenden Punkte bei meinen Patienten offenzulegen.“

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