Definition: Was ist eine Orientierungsphase?
Die Orientierungsphase ist eine Zeit, in der Sie sich an eine größere Veränderung, eine neue Umgebung oder eine andere Aufgabe gewöhnen. In diesem Zeitraum sammeln Sie Informationen, klären Ihre Rolle und Ziele – und legen maßgeblich die Richtung für weitere Entscheidungen und Ihr Verhalten fest.
In der Orientierungsphase wollen Sie Ihre Unsicherheit in Klarheit verwandeln. Typisch sind Orientierungsphasen…
Orientierungsphase Pädagogik
In der Pädagogik bezeichnet die Orientierungsphase (auch: Forming) die ersten Prozesse der Gruppendynamik und im Teambuilding. Aktuell herrscht noch Unsicherheit und wenig Vertrauen, das eigene Verhalten ist von Vorsicht und Zurückhaltung geprägt. Das Phasenmodell nach dem US-Psychologen Bruce Tuckman umfasst neben der Orientierungsphase noch die Phasen: Storming (Konfrontationsphase), Norming (Kooperationsphase), Performing (Wachstumsphase) und Adjourning (Auflösungsphase).
Orientierungsphase nach dem Abi
Das Abitur ist geschafft, die Türen stehen offen: Aber wofür eigentlich? Die Orientierungsphase nach dem Abitur dient vor allem zur Selbstreflexion und Berufswahl.
Wenn Sie noch unsicher sind, welcher Beruf zu Ihnen passt, sollten Sie in dieser Phase abwägen, überlegen und ausprobieren…
Legen Sie sich erst nach Ablauf der Orientierungsphase fest und treffen Ihre Entscheidung. Das ist in folgenden Situationen sinnvoll:
- Sie wissen nicht, ob Sie Ausbildung oder Studium beginnen wollen
- Sie haben (noch) keine Vorstellungen über Ihre berufliche Zukunft
- Sie wissen zu wenig über Berufsbilder und Branchen
- Sie haben unterschiedliche Interessen, die Studienwahl ist unklar
Tipps zur Orientierung
Die zentrale Frage in der Orientierungsfrage nach dem Abitur oder einem anderen Schulabschluss lautet: Was soll ich werden? Häufig bieten Schulen in der Mittelstufe und Oberstufe eine erste Berufsorientierung mithilfe eines Schülerpraktikums.
Dabei schnuppern Sie 2 Wochen in einen Beruf hinein, das reicht aber nicht für fundierte Entscheidungen. Wichtig ist daher eine ehrliche Selbstanalyse. Diese Fragen sollten Sie sich in der Orientierungsphase stellen:
- Was mache ich wirklich gerne?
- Welche Dinge interessieren mich?
- Was kann ich richtig gut?
- Wie kann ich meine Fähigkeiten und Interessen kombinieren?
- Mit welchen Berufen habe ich eine langfristige Perspektive?
- Welche Prioritäten habe ich im Leben?
- Wie wichtig ist Geld für mich?
Hilfreiche Tests für die Orientierungsphase
Diese und ähnliche Fragen gehen Ihren Neigungen, Interessen und Fähigkeiten genauer auf den Grund. Für eine erste Orientierung eignen sich auch Tests. Hier einige Beispiele:
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Stärken Test
Absolvieren Sie unseren kostenlosen Stärken– und Kompetenztest. Beide zeigen Ihnen, was Sie richtig gut können und wo deshalb gute Berufschancen stecken.
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Berufstest Plakos
Mit dem Berufstest Plakos identifizieren Sie Ihre Stärken und Schwächen. Egal, ob Sie sich für eine Ausbildung oder ein Studium interessieren, Sie bekommen Vorschläge aus passenden Bereichen.
Berufsorientierung Test
Auch unser Berufsorientierungstest unterstützt Sie dabei, anhand Ihrer Neigungen passende Berufe zu finden.
Informationsquellen während der Orientierungsphase
Für Ihre Orientierungsphase gibt es inzwischen zahlreiche Angebote für eine Beratung oder zusätzliche Informationen. Wir empfehlen, möglichst viele dieser Angebote zu nutzen:
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Jobmessen
Es gibt unterschiedliche Ausbildungsmessen, Bewerbermessen und Jobmessen für jede Zielgruppe. Besuchen Sie Veranstaltungen, die zu Ihren Erwartungen und Zielen passen.
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Tag der offenen Tür
Unternehmen und Hochschulen präsentieren sich am Tag der offenen Tür oder auf Studienmessen. Hier bekommen Sie einen Einblick in die verschiedenen Studienfächer. Das kann die Studienwahl vereinfachen und wichtige Fragen (z.B. zur Studienfinanzierung) klären.
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Agentur für Arbeit
Die Bundesagentur für Arbeit bietet ebenfalls Beratungsgespräche zur Orientierung an. Im Berufsinformationszentrums (BIZ) und auf der Agentur-Webseite finden Sie zum Beispiel das Erkundungstool Check-U sowie Infos zu Berufen auf Planet Beruf und Berufenet.
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Berufsbilder
In der Orientierungsphase sollten Sie sich zudem mit verschiedenen Berufsbildern auseinandersetzen – auch denen, die Sie noch nicht kennen! Oft steckt gerade hier ein Traumjob, den Sie bisher noch überhaupt nicht auf dem Radar hatten. In den Jobprofilen enthalten sind außerdem meist Infos zum Gehalt, zu den späteren Aufgaben und Zukunftsperspektiven.
Über 250 Berufsbilder im Steckbrief
In unserer Übersicht der wichtigsten Berufsbilder und Jobprofile finden Sie alle wichtigen Informationen zu Ausbildung, Aufgaben, Gehalt, Karrierechancen sowie Tipps und kostenlose Bewerbungsvorlagen:
Orientierungsphase im Lebenslauf
Durch eine zu lange Orientierungsphase entstehen jedoch Lücken im Lebenslauf. Diese sind – wenngleich der Trend zu unperfekten Lebensläufen geht – für manche Personaler ein Problem.
Deshalb sollten Sie Ihre Orientierungsphase unbedingt sinnvoll nutzen! Mit diesen Tätigkeiten verhindern Sie erklärungsbedürftige Lücken:
Zeit für einen Neustart?
Sind Sie aktuell unglücklich im Job und noch ohne klares Ziel? Dann nutzen Sie unser erprobtes und systematisches Coaching-Programm zum erfolgreichen Jobwechsel! Wir begleiten Sie Schritt für Schritt auf dem strukturierten Weg zum Wunschjob, der perfekt zu Ihnen passt:
Orientierungsphase im Studium
An Universitäten ist die Orientierungsphase eine feste Institution – oft „Ersti-Woche“ oder „O-Phase“ genannt. Erstsemester lernen in den ersten Tagen den Campus und die Abläufe kennen, gehen aber auch auf Kneipentour oder Stadtrallye.
Die O-Phase baut Freundschaften auf, beantwortet aber auch elementare Uni-Fragen. Zum Beispiel:
- Wo finde ich heraus, welche Seminare es gibt?
- Wie melde ich mich für Kurse und Prüfungen an?
- Wo und wie beantrage ich meinen Studierendenausweis?
- Wie sammele ich Credit Points?
- Wo sind Mensa, Bibliothek und Hörsäle?
- Wie funktioniert wissenschaftliches Arbeiten?
- Wo finden die besten Partys statt?
Orientierungsphase im Job: Onboarding
Berufseinsteiger haben ihre eigene Orientierungsphase. Sie dauert grob vom ersten Arbeitstag bis zum 6. Monat, dem Ende der Probezeit.
In dieser Zeit lernen Sie das Unternehmen, dessen Kultur und Mitarbeiter kennen und verinnerlichen Arbeitsabläufe. Sie finden sich in der neuen Umgebung zurecht und kommen wirklich an. Je reibungsloser das sog. Onboarding gelingt, desto besser – für beide Seiten. Was helfen kann:
- Begrüßung, Bekanntgabe, Führung, Einstand
- Willkommensmappe
- Strukturierte Einarbeitung
- Mentoring
- Kennenlerngespräche
- Einführungsveranstaltungen
- Mittagessen und Team-Events
Recht auf Orientierungsphase
Der Gesetzgeber gesteht jungen Menschen eine Orientierungsphase zu. Das bestätigen Urteile zum Unterhaltsanspruch. Der Bundesgerichtshof sagt: Jugendlichen muss eine Orientierungsphase zwischen Schule und Ausbildung (oder Studium) zugestanden werden. Die Dauer ist nicht geregelt, sondern abhängig vom Alter, Entwicklungsstand und den Lebensumständen.
Es gilt aber auch: Sie müssen die Zeit wirklich zur Orientierung nutzen und zielstrebig einer Ausbildung nachgehen! Purer Müßiggang und Nichtstun hat nichts mit einer Orientierungsphase zu tun.
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