Jobrotation: Definition, Beispiele, Vor- und Nachteile

Jobrotation bringt Abwechslung in den Arbeitsalltag. Bei dem systematischen Arbeitsplatzwechsel können Mitarbeiter neue Erfahrungen sammeln, die Arbeit anderer Abteilungen kennenlernen oder sich persönlich wie beruflich weiterentwickeln. Die Job Rotation in Intervallen hat für beide – Arbeitgeber und Arbeitnehmer – Vorteile und Nachteile. Wir erklären, wie sie funktioniert, welche Formen es gibt und wie sie das Personalinstrument erfolgreich einsetzen…

Jobrotation Definition Beispiel Vorteil Nachteil

Definition: Was ist Jobrotation?

Bei der Jobrotation wechseln Mitarbeiter zeitlich begrenzt auf eine andere Position oder in eine andere Funktion innerhalb des Unternehmens. Jobrotation zählt zu den Formen der Personalentwicklung und beschreibt den systematischen und organisierten Wechsel von Aufgaben und Funktionen. Der Intervall-Rhythmus kann zwischen einem Tag und mehreren Wochen betragen.

Bei der Jobrotation (oder: Job Rotation) bekommen die Mitarbeiter die Chance, neue Jobs und Projekte zu übernehmen, in andere Bereiche hineinzuschnuppern oder mehr Verantwortung zu übernehmen. Durch dieses Training on the job können sie sich intern weiterentwickeln und ihre Stärken und Potenziale besser ausschöpfen.

Was sind die Ziele der der Jobrotation?

Der systematisch organisierte Arbeitsplatzwechsel eignet sich für Fach- und Führungskräfte gleichermaßen. Arbeitgeber, die auf Jobrotation setzen, verfolgen dabei meist mehrere Ziele. Dazu gehören:

  • Verständnis für Zusammenhänge im Unternehmen
  • Interne Entwicklung von Führungskräften
  • Vorbereitung auf neue Verantwortungen
  • Optimierung gemeinsamer Prozesse
  • Erweiterung von Fachkenntnissen
  • Verbesserung des Betriebsklimas
  • Strategische Mitarbeiterbindung
  • Generelle Talententwicklung
  • Abbau von Monotonie im Job

Je nach Job und Tätigkeit kann Jobrotation ein wichtiges Instrument sein, um die Produktivität und Leistungen im Unternehmen zu steigern. Aufgaben, die eine sehr große Konzentration erfordern oder als Routinearbeiten eintönig sind, können meist nur für kurze Zeit ausgeübt werden, bevor Fehler gemacht werden. Hier kann Jobrotation in kurzen Abständen helfen, die Qualität der Ergebnisse beizubehalten.

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Jobrotation Beispiele: Wie richtig umsetzen?

Das Konzept der Jobrotation wird heute in zahlreichen Unternehmen und auf allen Hierarchiestufen angewendet. Der Blick über den Tellerrand lohnt immer, schafft mehr Verständnis für interne Prozesse und verhindert Silodenken. Nicht zuletzt beugt es allzu großer Monotonie im Job vor, die sich nach einigen Jahren im Job mit entsprechender Routine nahezu automatisch einstellt.

Einige Beispiele wie Jobrotation aussehen kann:

  • Eine Bankangestellte wechselt zwischen Innen- und Außendienst.
  • Eine Junior-Beraterin durchläuft verschiedene internationale Standorte.
  • Ein Schweißer rotiert zwischen Fertigung, Wartung und Werkzeugbau.

Der Spielzeughersteller und Barbie-Macher Mattel schickt wiederum junge Führungskräfte frühzeitig durch die einzelnen Werke und Abteilungen – auch vom Hauptquartier in Kalifornien in die Werke nach Mexiko oder Malaysia. So sollen die Nachwuchskräfte einen Blick für das große Ganze bekommen. Die Jobrotation soll ihnen umfangreiches Wissen für Produktion, Beschaffung und Logistik vermitteln.

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Was sind die Formen und Modelle der Jobrotation?

Das Prinzip der Jobrotation ist im Grunde einfach: ein regelmäßiger interner Arbeitsplatz- und Aufgabenwechsel. Für die Umsetzung aber gibt es inzwischen zahlreiche und unterschiedliche Strategien, die Unternehmen nutzen können. Hier eine Übersicht der häufigsten Jobrotation Methoden (nicht wundern: viele davon sind Anglizismen!):

Job Rotation Definition Vor- und Nachteile Methoden Funktion Beispiel

Job Enlargement

Zur Jobrotation kann auch eine einfache Erweiterung des Arbeitsfeldes gehören – dies wird modern Job Enlargement genannt. Wichtig bei dieser Form: Die Ausweitung der Aufgaben findet auf dem gleichen Anforderungsniveau und auf gleicher Hierarchieebene statt. Ansonsten spricht man von…

Job Enrichment

Wie beim Enlargement werden beim Job Enrichment neue Aufgaben hinzugefügt. Der Unterschied ist, dass sich bei dieser Form auch die Qualität der Aufgaben und die Verantwortung verändert: Der oder die Mitarbeiterin bekommt zum Beispiel mehr Budgetverantwortung oder größere Leitungsfunktionen. Diese Form der Jobrotation dient daher meist als Vorbereitung für eine neue Rolle als Führungskraft.

Projektarbeit

Auch Projektarbeit kann eine Variante der Jobrotation sein – und eine moderne Arbeitsform dazu. In einem meist zeitlich festgelegten Rahmen werden Teams zusammengestellt, die sich einer bestimmten Aufgabe widmen. Das Projekt hängt zwar oft mit der täglichen Arbeit zusammen, kann aber ebenso neue Aufgaben und Herausforderungen beinhalten – und sei es nur, dass man als Teamleiter erste Führungsaufgaben übernimmt und seine Soft Skills trainiert.

Job Swapping

Job Swapping ist genau genommen keine Jobrotation, sondern (in Reinform) ein Arbeitsplatztausch. Swapping ist, wenn Mitarbeiter für einen bestimmten Zeitraum ihre Aufgaben und Verantwortungen miteinander tauschen. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass beide jeweils über die nötigen Qualifikationen und Erfahrungen verfügen, um die Tätigkeit des anderen übernehmen zu können.

Job Visiting

Bei dieser Form der Jobrotation wird nur zum Teil rotiert: Die Mitarbeitenden übernehmen hierbei zum Beispiel nur zu 70 Prozent eine neue Aufgabe und behalten zu 30 Prozent ihren bisherigen Job bei. In den praktizierenden Unternehmen wird dies modern als „Job Visiting“ bezeichnet. Diese Form dient meist dazu, herauszufinden, welche internen Jobs am besten zu den Fähigkeiten und Interessen des Mitarbeiters passen.

Job Shadowing

Wie ein Schatten an einem Kollegen kleben? Das klingt unangenehm bis aufdringlich. Dabei ist Job Shadowing eine häufige Form der Jobrotation: Dabei schauen meist Neu- oder Berufseinsteiger erfahrenen Kollegen einige Zeit über die Schulter, lernen Prozesse und Abläufe kennen, können Fragen stellen – und übernehmen später den Job. Job Shadowing ist eine häufige Form der Einarbeitung und des Onboarding-Prozesses.

Hospitation

Als Hospitation wird ein meist kurzer Einblick in das Unternehmen oder in einen anderen Bereich der Organisation bezeichnet. Die Hospitation ist vergleichbar mit einem Praktikum. Während der Hospitation soll ein besseres Verständnis für Abläufe und benötigte Fähigkeiten entwickelt werden. Teilweise dürfen die Hospitanten auch selbst aktiv mitarbeiten.

Trainee-Programme

Das Rotationsprinzip ist fester Bestandteil in sogenannten Traineeprogrammen. Dabei durchlaufen (meist junge) Mitarbeiter mehrere Stationen in unterschiedlichen Bereichen des Unternehmens. Das soll sie auf spätere Führungsaufgaben vorbereiten und zugleich das interne Netzwerk aufbauen und vergrößern.

Checkliste: Wichtige Fragen vorab

Betrachten Sie Jobrotation nicht als kurzfristige Maßnahme, sondern systematische Veränderung der Arbeitsorganisation. Um von den langfristigen Vorteilen zu profitieren, sollten Sie sich vorab allerdings ein paar Fragen stellen:

  • Wie wird der Arbeitsplatzwechsel organisiert?
  • Rotieren die Mitarbeiter innerhalb der Teams oder Abteilungen?
  • Welche Form der Jobrotation eignet sich für wen?
  • Schließt die Jobrotation auf Führungskräfte ein?
  • Welche primären Ziele hat die Rotation für das Unternehmen?
  • Welche Kompetenzen sollen gefördert werden?
  • Wie werden die Ergebnisse gemessen?


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Vorteile: Warum lohnt sich Jobrotation?

Neben mehr Abwechslung und Monotonie-Prävention bietet die Job Rotation zahlreiche Vorteile – sowohl für die Mitarbeiter wie auch für die Unternehmen:

  • Motivation steigern

    Neue Aufgaben und Herausforderungen steigern die Motivation, solange diese nicht allzu sehr überfordern. Das wissen wir aus der Flow-Forschung. Teilweise ist dazu aber eine kurze Einarbeitung und Übergabe nötig, damit der Arbeitsplatzwechsel gelingt.

  • Teambuilding stärken

    Arbeiten die Mitarbeitenden in immer neuen Konstellationen zusammen, fördert das den Zusammenhalt und die Teambuilding-Kompetenzen aller. Zudem fördert es die interkulturelle Kompetenz und die Organisation lernt schneller, welche Besetzung der Teams optimal ist.

  • Weiterbildung vorantreiben

    Jobrotation kann ein Baustein sein, um das lebenslange Lernen im Unternehmen stärker zu etablieren. Die Mitarbeiter werden durch die wechselnden Aufgaben flexibler, vielseitiger und gedanklich wendiger.

  • Vertretung ermöglichen

    In manchen Szenarien ist Jobrotation sogar unumgänglich – zum Beispiel bei einer Schwangerschaftsvertretung. Unternehmen, in denen die Belegschaft häufiger rotiert, können solche Übergänge wesentlich geschmeidiger bewältigen.

  • Potenziale analysieren

    Einige Unternehmen nutzen das Instrument auch dazu, um Kandidaten für bestimmte Positionen zu vergleichen. In den unterschiedlichen Jobs offenbaren sich die jeweiligen Stärken und sozialen Kompetenzen schneller als in Interviews oder Tests.

  • Wissenskultur etablieren

    Der Blick in andere Abteilungen und Bereiche erhöht das Verständnis für die Kollegen, deren Zwänge und Bedürfnisse – und sorgt zugleich für mehr Wissenstransfer. Überdies verhindert der regelmäßige Austausch, dass beim Ausscheiden eines wichtigen Mitarbeiters eine allzu große Lücke entsteht.

  • Aufmerksamkeit fördern

    Ein Arbeiter, der am Fließband stundenlang dasselbe macht, wird irgendwann unaufmerksam und macht Fehler. Regelmäßige Jobrotation im kleinen Stil fördert die Aufmerksamkeit und Konzentration. Dasselbe gelingt auch mit Pausen, ist für die Arbeiter weniger spannend.

  • Gesundheit schützen

    Für Arbeiter mit körperlich anstrengenden Jobs kann die Rotation Entlastung schaffen. Nicht nur die körperliche Gesundheit wird so geschützt – auch psychischen Belastungen wird vorgebeugt. Immer gleiche Tagesabläufe sind für viele Menschen irgendwann ein Problem (siehe: Boreout).

  • Korruption vorbeugen

    Ein Vorteil den man leicht übersieht: Jobrotation verhindert Filz und Vetternwirtschaft. Das kann in sensiblen Bereichen – zum Beispiel Banken, Sparkassen und Versicherungen – verhindern, dass Gelder veruntreut werden. Wird die Verantwortung mittels Jobrotation geteilt, droht den Tätern eher Entdeckung.

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Nachteile: Worauf bei Jobrotation achten?

Wo Licht ist, gibt es Schatten. Das gilt auch für die Jobrotation. Wer das Instrument der Personalentwicklung einsetzen will, sollte folgende Nachteile im Blick haben:

  • Zeitverlust

    Wer sich permanent neu einarbeiten muss, verliert Zeit. Der Nachteil wird zwar mit häufiger Jobrotation kleiner – aber Routinen machen Mitarbeiter in der Regel schneller und produktiver.

  • Überforderung

    Immer neue Aufgaben, immer neue Rahmenbedingungen – das mag nicht jeder und es kann manche Persönlichkeitstypen auch überfordern. Dann drohen Dienst nach Vorschrift oder gar Sabotage.

  • Statusverlust

    Rotation bedeutet Kontroll- und teils auch Machtverlust. Jeder im Unternehmen spürt: „Ich bin ersetzbar!“ Darunter können Loyalität, Status und Autorität leiden.

  • Spezialisierung

    Für Unternehmen und Berufe mit hohem Spezialisierungsgrad ist Jobrotation ungeeignet. Haben die Mitarbeiter unterschiedliche Hintergründe und Qualifikationen, kann nicht beliebig von A nach B rotiert werden.

  • Berufsordnung

    Ebenso darf der gesetzliche Rahmen nicht gedehnt werden: Für bestimmte Tätigkeiten sind eine Ausbildung oder Vorkenntnisse zwingend. Beispiel: Eine Krankenschwester darf trotz mancher Kenntnisse nicht den Job des Chirurgen übernehmen.

Übersicht: Vor- und Nachteile im Überblick

Vorteile

Nachteile

  • Wir-Gefühl erzeugen
  • Verständnis schaffen
  • Betriebsblindheit vermeiden
  • Wissenstransfer stärken
  • Weiterbildungen ergänzen
  • Sozialkompetenzen trainieren
  • Lernbereitschaft steigern
  • Neue Fähigkeiten fördern
  • Produktivität erhöhen
  • Nachwuchskräfte entwickeln
  • Personallücken schließen
  • Know-how verteilen + sichern
  • Mitarbeiterbindung erhöhen
  • Zeitverlust durch Einarbeitung
  • Hoher Planungsaufwand
  • Abstimmungen erforderlich
  • Potenzielle Überforderung
  • Ablehnung wegen Machtverlust
  • Zu hoher Spezialisierungsgrad
  • Verbot durch Berufsordnung


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Tipps: Wie lässt sich Jobrotation erfolgreich umsetzen?

Bei der Jobrotation überwiegen die Vorteile – bei falscher Handhabung die Nachteile. Trotzdem hat sich das Instrument der Arbeitsorganisation bisher noch zu wenig etabliert. Zu groß ist die Angst vor dem benötigten Aufwand und die Unsicherheit in der Umsetzung. So bleibt das Potenzial der Jobrotation häufig ungenutzt.

Dabei schätzen viele Mitarbeiter, vor allem die Nachwuchskräfte der Generation Z, die Möglichkeit, stetig den eigenen Horizont und eigene Fähigkeiten zu erweitern. Die Erfahrungen schärfen schließlich das eigene Profil und sorgen für ein wachsendes Know-how. Damit die Jobrotation zum Erfolg wird, finden Sie hier noch einige bewährte Tipps:

🎯 Kommunikation nutzen

Jobrotation darf nie wie eine Versetzung und Bestrafung wirken. Achten Sie in der Kommunikation darauf, die Chancen und Vorteile zu betonen und suchen Sie mit den Beschäftigten einen gemeinsamen Weg, der auch die Erwartungen und individuellen Bedürfnisse berücksichtigt.

🎯 Betriebsrat einbeziehen

Stimmen Sie die Jobrotation mit dem Betriebsrat ab. In größeren Betrieben ist das ohnehin Pflicht. So sind die Arbeitnehmerinteressen gewahrt und Sie erhalten vielleicht noch wichtiges Feedback.

🎯 Ziele definieren

Eine Rotation von Aufgaben sollte nie Selbstzweck sein. Definieren Sie vorab, welche Ziele Sie damit verfolgen – Unternehmen wie Mitarbeiter: Soll der Arbeitsplatzwechsel lediglich einen Einblick geben oder fundiertes Wissen vermitteln? Klarheit darüber steigert die Zufriedenheit hinterher.

🎯 Zeitplan erstellen

Im Rahmen einer Projektarbeit ist es sinnvoll, die Rotation aller Teammitglieder zeitlich auf das Projekt abzustimmen, sodass niemand mittendrin wieder wechselt und rotiert. Der Zeitplan sollte auch für die Führungskräfte transparent sein, um die Organisation der Jobrotation eindeutig zu bestimmen.

🎯 Mentoren einsetzen

Gezieltes Mentoring hilft beim reibungslosen Übergang in neue, unbekannte Aufgabenbereiche. Legen Sie hierfür einen fixen Mentor oder Paten fest, der den rotierenden Kollegen als Ansprechpartner und Ratgeber zur Seite steht.

🎯 Formalitäten klären

Wird oft bei Auslandseinsätzen vergessen: Werden mit der Job Rotation Visa und Arbeitserlaubnis, Impfungen und interkulturelle Trainings notwendig, sollten Sie diese rechtzeitig organisieren beziehungsweise beschaffen. Lassen Sie die Mitarbeiter dabei nicht allein!

🎯 Feedback einholen

Arbeitgeber und Führungskräfte sollten während der Jobrotation regelmäßig Feedback von den Mitarbeitern einholen, die an der Jobrotation teilnehmen. So können sie die Maßnahmen kontinuierlich verbessern und an die persönlichen Bedürfnisse besser anpassen.

🎯 Ergebnisse dokumentieren

Gerade bei der Einführung von Jobrotation sollten die Dauer, Erwartungen, Inhalte und Ergebnisse systematisch erfasst und dokumentiert werden. Das beseitigt nicht nur Unklarheiten, sondern ermöglicht nach Ablauf der Jobrotation eine bessere Erfolgskontrolle.


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