Supervision: Definition, Ablauf, Vor- und Nachteile

Bei Spannungen, Stress oder Konflikten im Team, ist Supervision eine gute Methode, Probleme zu lösen oder diesen vorzubeugen. Dabei unterstützt der Supervisor den systematischen Reflexionsprozess und berät die Teilnehmer teils durch seine professionelle Erfahrung. Alle wichtigen Infos zu Ablauf, Einsatzgebieten sowie Vor- und Nachteilen der Supervision…

Supervision Definition Ablauf Phasen Vorteile Einsatzgebiete

Definition: Was ist Supervision?

Supervision ist eine professionelle Form der Einzel- oder Gruppen-Beratung, die dazu dient, berufliches Handeln zu reflektieren und die Zusammenarbeit zu verbessern. Sie kann ebenso Teil der Psychohygiene sein und zur eigenen psychischen Gesundheit beitragen.

Der latenische Begriff bedeutet wörtlich übersetzt „Über-Blick“ (super = über, videre = sehen). Es handelt sich folglich um eine „Von-oben-Betrachtung“ durch einen Supervisor und die Teilnehmer.

Ziele und Inhalte der Supervision

  • Spannung in Teams oder Organisationen bewältigen
  • Interpersonale Konflikte und strukturelle Probleme lösen
  • Arbeitsbeziehungen und Arbeitsqualität verbessern
  • Berufliche Rollen und Verantwortlichkeiten klären
  • Umgang mit Stress und Kritik erleichtern
  • Teamgeist und Wir-Gefühl stärken
  • Selbstreflexion und Kritikfähigkeit fördern

Der Supervisor nutzt seine professionelle Distanz und Außenperspektive zur Beratung, regt zur Selbstreflexion an und unterstützt die Teilnehmer bei der Konfliktbewältigung und Entwicklung geeigneter Konfliktlösungen.

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Supervision, Coaching und Mediation – Unterschiede

Als Verfahren zur Streitschlichtung ist Supervision zwar mit der Mediation verwandt, inhaltlich aber dem Coaching näher. Die wichtigsten Unterschiede im Überblick:

Unterschiede zwischen Supervision und Coaching

    Zielgruppen

  • Supervision richtet sich traditionell an Fachkräfte und Gruppen, die mit Menschen arbeiten – Lehrer, Sozialarbeiter, Berater oder Therapeuten.
  • Coaching ist stärker im (Selbst-)Management verankert und richtet sich an Führungskräfte oder Personen mit klar definierten beruflichen Zielen.
  • Zielsetzung

  • Supervision ist prozessorientiert und nutzt Reflexionsübungen zur Identitätsbildung oder Verbesserung von beruflichen Beziehungen. Sie ist häufig regelmäßiger Bestandteil des Arbeitsalltags.
  • Coaching ist zielorientiert und konzentriert sich auf eine konkrete Herausforderung. Es strebt eine spezifische Lösung an und ist zeitlich begrenzt.
  • Methodik

  • Supervision arbeitet mit psychologischen Methoden und fokussiert auf emotionale und beziehungsorientierte Spannungen oder Gruppendynamik. Die Ziele können sich im Prozess ändern.
  • Coaching arbeiten vor allem mit systemischen Fragen und ist eine Art Hilfe zur Selbsthilfe – mit Fokus auf Persönlichkeitsentwicklung und Zielerreichung.
  • Gemeinsamkeiten

  • Beide Formate fördern die (berufliche) Selbstreflexion und in Einzelgesprächen, Team- oder Gruppensitzungen durchgeführt werden. Sie sind aber keine psychotherapeutischen Verfahren!

Einsatzbereiche der Supervision

Supervision wird häufig im sozialen, pädagogischen und medizinischen oder Pflege-Bereich eigesetzt, findet zunehmend aber auch in Unternehmen statt. Sie ist besonders hilfreich bei Teamkonflikten, Rollenkonflikten, Stresssituationen, Interessenkonflikten oder organisatorischen Veränderungen. Sie lässt sich ebenso im theologischen Bereich – z.B. in der Seelsorge nutzen.

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Supervision Ablauf in 3 Phasen – Beispiel

Der Ablauf einer Supervision folgt häufig drei typischen Phasen, die natürlich – je nach Anliegen und Kontext – angepasst werden können. Die drei Phasen und Schritte im Überblick:

    1. Problemidentifizierung

  • Der Supervisor klärt zu Beginn den Anlass der Supervision und sammelt Informationen über das Problem oder die Fragestellung.
  • Die Teilnehmer defeinieren gemeinsam Ziele und Rahmenbedingungen der Supervision – inklusive Gesprächsregeln.
  • Es wird geklärt, ob es sich um eine Gruppen-, Fall- oder Teamsupervision handelt.
  • 2. Bearbeitung

  • In dieser Phase steht die Analyse und Bearbeitung des Kernproblems im Mittelpunkt.
  • Mithilfe von Fallstudien, Rollenspielen oder Fragetechniken werden verschiedene Perspektiven und Lösungen erarbeitet.
  • Die Teilnehmer reflektieren ihre berufliche Situation und entwickeln Handlungsalternativen.
  • 3. Integration und Auswertung

  • Am Ende der Sitzung wird gemeinsam ausgewertet, ob die anfangs gesetzten Ziele erreicht wurden.
  • Die gewonnenen Erkenntnisse und deren Auswirkungen auf die berufliche Praxis werden nochmals reflektiert.
  • Die Supervision endet mit der Planung der nächsten Schritte oder einer weiteren Supervisionssitzung.

Beispiele für Methoden

Je nach Fragestellung können Methoden wie Transaktionsanalyse, Familienaufstellung, Wunderfragen oder Wertequadrat eingesetzt werden, um Kreativität und Perspektivwechsel zu fördern.

Welche Rolle spielt der Supervisor?

  • Der Supervisor ist Moderator und Berater.
  • Er erweitert das Verständnis für die Situation durch seine professionelle Distanz und Erfahrungen.
  • Er setzt durch systemische Fragen Impulse und fördert die Reflexion der Abläufe und Konfliktpotenziale.
  • Generell sind Supervisoren zur Einhaltung der Vertraulichkeit verpflichtet.
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Formen der Supervision

Je nach Anlass und Ziel lassen sich verschiedene Beratungsformen bei der Supervision unterscheiden:

  • Einzelsupervision

    Im Einzelgespräch können die Klienten zum Beispiel Konflikte am Arbeitsplatz besprechen und persönliche Gedanken und Gefühle zur Sprache bringen.

  • Fallsupervision

    Bei der Fallsupervision wird ein Problem zusammen mit dem Experten aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Beispiel: Mehrere Sozialpädagogen analysieren den Fall eines Kollegen bei dem eine Minderjährige wiederholt von zuhause ausreißt.

  • Teamsupervision

    Kommen in einem Team Kollegen aus unterschiedlichen Kulturen oder Hintergründen zusammen, kann die Teamsupervision helfen, gemeinsame Werte und Ziele festzulegen und die Teamentwicklung zu fördern.

  • Gruppensupervision

    Bei der Gruppensupervision treffen meist Berufsangehörige aus unterschiedlichen Branchen oder Organisationen zusammen und entwickeln neue Strategien für typische Herausforderungen.

  • Lehrsupervision

    Die Form kommt vor allem in der Aus- und Weiterbildung zum Einsatz. Dabei unterstützt und berät der Supervisor die Teilnehmer dabei, die tägliche Arbeit zu reflektieren und Methoden zu besprechen.

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Vor- und Nachteile der Supervision

Wie jede Methode hat auch die Supervision spezifische Vor- und Nachteile, die Sie beachten sollten:

Supervision Vorteile

  • Förderung der Selbstreflexion
  • Erweiterung von Perspektiven und Handlungsoptionen
  • Verbesserung von Kommunikation und Kooperation
  • Qualitätssicherung und Konfliktlösung
  • Stärkung der beruflichen Identität und Motivation
  • Sicherung der Arbeitsqualität
  • Optimierung von Arbeitsabläufen und Arbeitsklima
  • Unterstützung bei der Bewältigung von Belastungen
  • Stressbewältigung und Prävention

Supervision Nachteile

  • Hoher Zeit- und Kostenfaktor bei mehreren Sitzungen
  • Widerstände oder Ängste bei Beteiligten
  • Eskalation durch Offenlegung versteckter Konflikte
  • Ergebnisoffenheit durch nicht zielgerichteten Prozess
  • Abhängigkeit von Supervisor-Kompetenz

Generell überwiegen die Vorteile der Supervision. Sie bietet zahlreiche Chancen zur beruflichen und Teamentwicklung. Gleichzeitig sind eine sorgfältige Planung und Durchführung zwingende Voraussetzung.

Überdies sollte die Beratung stets von einem qualifizierten und zertifizierten Supervisor durchgeführt werden. Die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt – theoretisch darf sich jede(r) so nennen. Achten Sie daher umso mehr auf Nachweise über eine Supervisoren-Ausbildung und Praxiserfahrung. Die Deutsche Gesellschaft für Supervision (DGSv) hilft, geeignete Berater zu finden.

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Häufige Fragen zum Thema

Wie lange dauert eine Supervision?

Eine Einzelsitzung dauert in der Regel zwischen 60 und 90 Minuten, bei Gruppensitzungen können es auch 2-3 Stunden werden. Oft werden – je nach Problemstellung – jedoch mehrere Sitzungen (2-5) vereinbart. Oft ist Supervision auch ein regelmäßiger Prozess im Job.

Kann ich zur Supervision gezwungen werden?

Nein. Eine Supervision ist immer freiwillig und kann zur Konfliktlösung nicht erzwungen werden. Der Arbeitgeber hat aber das Recht zum Kritik– oder Konfliktgespräch zu laden – dem muss man Folge leisten.

Ist die Supervision vertraulich?

Wenn nichts anders vereinbart wurde, ist eine Supervision immer vertraulich! Was in der Gruppe besprochen wurde, bleibt in der Gruppe. Der Supervisor unterliegt der Schweigepflicht.

Wann ist das Verfahren im Job sinnvoll?

Eine Supervision ist immer dann sinnvoll, wenn Arbeitsqualität oder Zusammenarbeit von Mitarbeitern verbessert werden sollen. Gerade bei Spannungen im Team oder bei besonderen Stresssituationen kann das Verfahren hilfreich sein.


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