Arbeitgeber will mich loswerden: Was tun?
Sie haben das Gefühl, Ihr Chef will Sie loswerden? Damit sind Sie nicht allein. Sogar Trainer von Borussia Dortmund sollen schon – mit der einen Hand noch am DFB-Pokal – in hohem Bogen aus ihrem Amt befördert worden sein.
Vor dem Bannstrahl des Chefs ist niemand gefeit. Manchmal ist man unerwünscht. Manchmal soll man nicht mehr. Doch die Vorgehensweisen unterscheiden sich.
Karrierebibel stellt Ihnen fünf hammerharte Methoden vor, mit denen Arbeitgeber unliebsame Angestellte loswerden wollen. Alles schon dagewesen!
5 fiese Methoden, mit denen Sie Ihr Arbeitgeber loswerden will
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Die Abwerbung
Jeder freut sich über ein Angebot der Konkurrenz – oder über einen Anruf des Headhunters. Umworben zu werden schmeichelt der geschundenen Seele. Es kann aber auch ein maliziöser Plan dahinterstecken.
Angenommen, Ihr Boss kann gut mit dem Chef eines Konkurrenzunternehmens. Er beauftragt ihn, Sie aktiv abzuwerben. Weil er Sie loswerden möchte, aber die Abfindung oder ein Gerichtsverfahren scheut. Dafür macht der Vermittler Ihnen ein sensationelles Angebot, das Sie nicht ablehnen können.
Sie gehen also auf den Deal ein, wechseln im Rahmen der Kündigungsfrist das Unternehmen – und werden von ihrem neuen Arbeitgeber während der Probezeit wieder vor die Tür gesetzt. Die entstandenen (Gehalts-)Kosten übernimmt Ihr alter Arbeitgeber, als Provision sozusagen.
Beide Arbeitgeber sind Sie nun los, zu einem moderaten Preis. Alle sind glücklich. Mit Ausnahme von Ihnen natürlich.
Die Moral von der Geschicht: Vorsicht vor allzu guten Jobofferten! Manche sind tatsächlich zu schön, um wahr zu sein. -
Die Abfindung
Der Arbeitgeber verschickt Abfindungsangebote an eine Reihe von Mitarbeitern, auch an Sie. Nach dem Motto: „Wir wollen umstrukturieren. Es hat nichts mit Ihrer Leistung zu tun. Sie können das Angebot gerne annehmen. Kein Problem, wenn Sie es nicht tun. In dem Fall vergessen wir das Ganze, alles läuft weiter wie gehabt.“
Unterschwellig bedeutet das dennoch: Wir wollen Sie früher oder später sehr wohl loswerden. Aus welchen Gründen auch immer. Der subtile Trick dabei: Ein Arbeitnehmer, der sich nicht mehr erwünscht fühlt, streckt seine Fühler aus, sucht Alternativen, wechselt früher oder später von sich aus die Firma.
Aus Perspektive des Arbeitgebers: Geht der Mitarbeiter nicht jetzt, geht er später. Dann spart sich das Unternehmen die Abfindung sogar komplett.
Die verschärfte Variante geht so: Der Arbeitgeber schickt Ihnen eine fristlose Kündigung nach Hause – ohne jede Grundlage. Er zahlt Ihnen kein Geld mehr und meldet der Bundesagentur für Arbeit, dass Sie Ihre Kündigung selbst verschuldet haben. Das Amt stellt daraufhin seine Zahlungen an Sie ein – Sperre! Derart unter Druck gesetzt sollen Sie auf das (billige) Abfindungsangebot eingehen.
Einzige Möglichkeit in so einem Fall – sofern Sie genug Geld in Ihrer Kriegskasse haben: Anwalt einschalten! -
Die Zermürbung
Diese Taktik wenden nur hartgekochte Eier an. Ihr Vorgesetzter ist plötzlich so komisch zu Ihnen, hat sein Verhalten total geändert. Allmählich geht das Ganze in Schikane über. Er macht das Licht aus, wenn Sie als einzige noch am Platz sitzen. Er grüßt Sie nicht mehr, sondern grinst Sie nur debil an.
Später geht er dazu über, Sie öffentlich zu kritisieren. Ihre Vorschläge werden durchweg abqualifiziert. Er macht Sie vor versammelter Mannschaft lächerlich. Er demütigt Sie, wo er nur kann. Und das regelmäßig und kontinuierlich.
Erste Option: Sie kündigen von sich aus. Damit wäre das Problem aus Sicht Ihres Arbeitgebers gelöst. Das ist die gute alte Rausekel-Methode. Sofern Sie aber nicht kündigen, kann das Vorgehen auch ein Fundament legen für schlechte Beurteilungen und Abmahnungen. Die wiederum läuten Ihre Kündigung ein.
In diesem Fall: Dokumentieren Sie Ihre angeblichen Verfehlungen – und die Ihres Chefs. Widersprechen Sie umgehend schlechten Beurteilungen, ebenfalls schriftlich. -
Die Spionage
Wer suchet, der findet. Nach diesem Motto lässt Ihr Chef Ihren Rechner nach Verwertbarem absuchen, vom Systemadministrator zum Beispiel. Haben Sie während der Arbeitszeit private Telefongespräche geführt? Haben Sie in Online-Shops eingekauft?
Noch heftiger: Ihr Chef schiebt Ihnen belastendes Material zu, lässt Ihren Rechner am Ende noch mit Pornos bespielen. Oder legt Ihnen Firmeneigentum in die Schublade, vertrauliche Dokumente. Allesamt Abmahnungs- und Kündigungsgründe.
Schließen Sie daher vor dem Heimweg Ihre Schränke ab, wechseln Sie regelmäßig die IT-Passwörter, speichern Sie keine privaten Dokumente auf Ihrem Dienstrechner. Auch Backups können helfen, um alte Zwischenstände im Notfall rekonstruieren zu können. Und: Verzichten Sie auf Online-Banking und private Einkäufe am Arbeitsplatz — selbst wenn Sie offiziell erlaubt sind.
Machen Sie sich nicht angreifbar – erst recht nicht, wenn Sie Ihr Chef auf dem Kieker hat. -
Die Jury
Ihr Chef bittet Sie spontan zu einer wichtigen Besprechung. Ihnen gegenüber sitzt die versammelte erste Riege des Unternehmens, Ihr direkter Vorgesetzter, vielleicht noch ein Anwalt.
Die Truppe des Grauens macht Ihnen lautstark Vorwürfe, stellt Ihnen unangenehme Fragen, unterbricht Sie ständig, schüchtert Sie regelrecht ein.
Und garniert die Vorstellung mit der Drohung: Wir werden Ihnen fristlos kündigen und vielleicht noch eine Strafanzeige stellen. Verhindern können Sie das, indem Sie einen Aufhebungsvertrag unterschreiben. Jetzt und hier an Ort und Stelle.
Dann heißt es: Nicht unter Druck setzen lassen! Im Zweifel brechen Sie das Kreuzverhör höflich ab und gehen – auf schnellstem Weg zum Anwalt.
Mein Arbeitgeber will mich loswerden: Was tun?
Die Beispiele zeigen: Es gibt viele Arten, einen Mitarbeiter hinauszuekeln. Und es gibt ebenso viele Szenarien, auf die Bedrohung zu reagieren. Was tun, wenn mich der Arbeitgeber loswerden will?
Eine pauschale Antwort darauf kann es nicht geben, zu vielfältig die Szenarien. Prinzipiell aber empfehlen wir Ihnen – sofern Sie das Gefühl haben, dass Ihr Standing in der Firma nicht mehr das Beste ist – dieses Vorgehen:
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Ruhe bewahren
Wenn Angst ein schlechter Berater ist, ist Panik ein miserabler. Als Erstes also tief ein- und ausatmen, Ruhre bewahren, keine Panik aufkommen lassen. Das ist leichter gesagt als getan. Aber zwingen Sie sich dazu. Indem Sie Luft rauslassen, eine Runde joggen oder den Boxsack malträtieren zum Beispiel.
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Fühler ausstrecken
Hören Sie sich im Freundes- und Bekanntenkreis nach Alternativen um. Bringen Sie Ihre Business-Profile (Xing, Linkedin) auf Vordermann. Pimpen Sie Ihren Lebenslauf. Stöbern Sie in Stellenportalen. Kurzum: Informationen sammeln, Profile updaten, aber möglichst diskret.
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Aussitzen
Proaktiv zu sein ist nicht immer die beste Strategie. Beispiel: Ende der Woche läuft Ihre Probezeit ab. Sie wissen nicht, wo Sie stehen, hätten sich über ein Feedback gefreut. Wenn Sie jetzt noch auf eines drängen, geben Sie Ihrem Arbeitgeber die Gelegenheit, Sie kurz vor der Ziellinie noch schnell rauszuwerfen. Besser, Sie hätten die Sache still und heimlich ausgesessen.
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Argumente zurechtlegen
Noch ein Szenario: Sie sind schon über 50, brauchen den Job! Nach einem Eigentümerwechsel aber fürchten Sie, die neuen Chefs wollen Sie aufs Abstellgleis schieben. Der berühmte frische Wind muss her. Sammeln Sie nun frühzeitig Argumente, die für Sie sprechen und untermauern Sie diese am besten mit harten Zahlen. Wie haben Sie den Verkauf von Produkt X angekurbelt? Für welche Einsparungen waren Sie im vergangenen Jahr verantwortlich? Welchen Kunden haben Sie zuletzt neu gewonnen?
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Ideen generieren
Auch gut: ein strategischer Blick in die Zukunft. Was können Sie dem Unternehmen noch geben? Welche Idee haben Sie im Köcher? Warum sind Sie für die Firma unentbehrlich? Entwickeln Sie Ideen, die in Ihren Zuständigkeitsbereich fallen (würden) und die Sie dem Chef präsentieren könnten. Frische Ansätze fürs Produktdesign, für die Kundenbetreuung, für den Einsatz von Chatbots.
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Plan B entwickeln
Entwickeln Sie einen Plan B, C und D, um für den Worst Case gewappnet zu sein. Warum nicht selbstständig machen? Eine Geschäftsidee verfolgen, die Sie schon immer umtrieben hat? Warum nicht sogar ein paar Kunden mitnehmen? Nach dem Motto: Wie du mir, so ich dir.
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