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Werden die Reichen tatsächlich immer reicher?

Im Januar 2009 begann etwas Bemerkenswertes: Eine kleine Gruppe von Internet-Enthusiasten startete ein ökonomisches Experiment und handelte mit digitalem Geld – sogenannten BitCoins. Der Anfang war eher so lala, aber 2011 zündete die Idee plötzlich und das Geld verbreitete sich rapide. Heute kann man mit BitCoins bereits eine Reihe von Produkten oder Dienstleistungen kaufen, mehr als 17 Millionen Transaktionen wurden damit bereits abgeschlossen und der Wert der kursierenden Währung wird insgesamt auf rund eine Milliarde Dollar geschätzt. Das lässt nicht nur Geschäftemacher aufhorchen – Wissenschaftler genauso. Und einige davon sahen darin eine einmalige Chance, der uralten These nachzugehen, ob die Reichen tatsächlich immer reicher werden

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Werden die Reichen tatsächlich immer reicher?

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Der Matthäus-Effekt

Das Leben ist eben hart und unfair. Schon aus dem ersten Erfolg erwachsen häufig viele weitere Chancen, noch erfolgreicher zu werden. Mit der ersten Million in der Tasche, braucht man meist nicht lange, um daraus eine zweite zu machen. Und wer es erst einmal ins Rampenlicht geschafft hat, stürzt selten wieder ab. Ausnahmen bestätigen zwar auch hier die Regel. Häufiger aber gilt: Erfolg und Erfolgschancen gesellen sich gern. Mehr noch: Einmal da, befruchten sich beide nahezu wechselseitig und exponenziell.

Das ist nicht neu – die Erkenntnis ist von biblischem Alter. Dahinter steckt der sogenannte Matthäus-Effekt.

Die Bibel erzählt uns dazu in etwa folgende Geschichte:

Ein Mann muss verreisen. Vorher aber ruft er noch seine drei Diener zu sich, um ihnen sein Vermögen anzuvertrauen. Dem ersten gibt er davon fünf Teile, der zweite bekommt zwei, der dritte eines. Doch dann passiert etwas Unerwartetes: Der Erste kann mit dem Geld gut umgehen, und schon nach kurzer Zeit hat er seinen Anteil verdoppelt. Auch der Zweite stellt sich geschickt an und vermehrt das Vermögen um 100 Prozent. Der Dritte jedoch ist anders. Er vergräbt das Geld lieber, in der Hoffnung, dass er es so wenigstens nicht verlieren kann. Als der Mann nach einer Weile zurückkehrt und seine Dienerschaft nach deren Ertrag fragt, präsentieren die ersten beiden stolz ihren Erfolg. Dann kommt der Dritte an die Reihe. Er hat das Geld lediglich vergraben – aus Schutz vor Räubern. Sein Herr kreist unter der Decke: Auf der Bank hätte er zumindest Zinsen bekommen, schimpft er. Nun aber übergibt ihm dieser Taugenichts lediglich sein altes Geld und etwas Dreck dazu. Da nimmt er ihm seinen Teil ab, schenkt ihn dem ersten Knecht und jagt den Wühlerich vom Hof.

Vermutlich kennen Sie die Geschichte. Sie steht im Matthäus-Evangelium im Kapitel 25, Vers 29 und gehört zu den bekanntesten Gleichnissen, die Jesus erzählt. Nicht zuletzt, weil sie mit dem denkwürdigen Fazit endet: „Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch genommen, was er hat.“

Das klingt nun wirklich unfair und so gar nicht göttlich gerecht.

Um Missverständnissen aber vorzubeugen: Mit dem „haben“ und „nicht haben“ meint Jesus jeweils den Ertrag und nicht die Ausgangslage. Das wäre sonst wirklich gemein. Dennoch beschreibt die Anekdote aus dem Neuen Testament ziemlich treffend das Prinzip der sogenannten positiven Rückkopplung, das der Volksmund auch schon mal auf die weniger fromme Formel bringt: „Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen“ oder eben Die Reichen werden immer reicher.

Der eigentliche Entdecker dieses Effekts ist übrigens der amerikanische Soziologe Robert K. Merton, der ihm auch den Namen gab. Ob aus Neid oder echtem Wissensdurst heraus weiß ich zwar nicht, aber 1968 beschäftigte sich Merton mit der Frage, warum bestimmte Wissenschaftler häufiger in Büchern, Studien und Aufsätzen zitiert werden als andere. Dabei stellte er bald fest, dass der Bekanntheitsgrad keine unwesentliche Rolle spielt: Je prominenter einer seiner Kollegen war, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass er von anderen zitiert wurde, was seinen Ruhm wiederum weiter mehrte. Oder wie es die Amerikaner heute ausdrücken:

success breeds success.

Den Effekt können wir heute in nahezu allen Lebensbereichen beobachten. Wer reich ist, profitiert von Steuererleichterungen mehr als ein Durchschnittsverdiener. Gute Schüler wiederum fallen in der Schule mehr auf und werden deshalb von den Lehrern meist auch stärker gefördert als die nervigen Problemfälle. Und Top-Entscheider, haben sie erst einmal einen gewissen Status erreicht, brauchen sich über ihre künftigen Jobs in der Regel kaum noch den Kopf zerbrechen. Aber gilt das auch bei so ganz profanen Dingen wie Geld, oder besser gesagt: digitalem Geld?

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Viele BitCons machen reicher

Daniel Kondor und seine Kollegen von der Eotvos Lorand Universität in Ungarn ließ der Gedanke nicht mehr los. Also werteten sie so ziemlich alle Transaktionen aus, die sie im Netz finden konnten (das ist ja das Schöne an BitCoin – es enthält eine Menge Daten), rekonstruierten die finanzielle Historie – soweit möglich – jedes Accounts, und zeichneten die Evolution des Geldflusses nach (siehe auch hier).

Und siehe da: Sie fanden das typische Matthäus-Muster. Wer in diesem virtuellen Währungs-Netzwerk einen populären Knotenpunkt innehatte, zog mehr Aufmerksamkeit auf sich und sein Wohlstand stieg rasanter als der der Normalos. Oder kurz: Die Reichen wurden tatsächlich immer reicher.

Mehr noch: Die Forscher merkten zudem, dass die meisten Transaktionen mit BitCoin anonym verlaufen. Ein Seiteneffekt ist, dass damit anschließend auch viele illegale Güter gehandelt beziehungsweise bezahlt werden. Der Schluss daraus: Der Matthäus-Effekt müsse daher genauso in der Schattenwirtschaft und in mafiösen Strukturen existieren.

Der BitCoin- oder eben Matthäus-Effekt liefert damit zweifelsfrei eine der wichtigsten Erklärungen für die natürliche Benachteiligung der meisten von uns. Oder wie es Soziologen euphemistischer ausdrücken: Er steht für akkumulierte Vorteile.

Das ist zwar ein schwacher Trost für Betroffene. Es zeigt aber auch, wie wenig manch großartiger Erfolg tatsächlich von Fleiß, Begabung und Leistung abhängt. Oft wirkt er auf uns nur so, weil wir dazu neigen großen Erfolgen überproportional mehr Bewunderung zu schenken als kleinen.

[Bildnachweis: Maksim Shmeljov by Shutterstock.com]

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