Bulimielernen: Wie funktioniert das? Vor- & Nachteile

Sie pauken Wissen für die Prüfung kurzfristig in sich rein und vergessen es danach gleich wieder? Der Fachausdruck dafür ist „Bulimielernen“ oder „Bulimie-Lernen“. Eine kritisierte, aber oft auch erfolgreiche Lernmethode. Wir erklären, welche Vor- und Nachteile Bulimielernen hat…

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Definition: Was ist Bulimielernen?

Bulimielernen bezeichnet kurzfristiges und intensives Auswendiglernen von Inhalten vor einer Klausur, um sich das nötige Wissen zum Bestehen ohne lange Lernphase anzueignen. Es ist Last Minute Learning für Formel, Fakten oder wichtige Lerninhalte in kürzester Zeit.

Der Begriff „Bulimielernen“ ist ein Neologismus, der sich von der gleichnamigen Essstörung Bulimie ableitet. Typisches Merkmal der Erkrankung: Große Nahrungsaufnahme (Essanfall) in kurzer Zeit, gefolgt von anschließendem Erbrechen. Dieses Prinzip wurde auf das Lernen übertragen.

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Wie funktioniert Bulimielernen?

Bulimielernen folgt einem festen Muster und besteht aus drei Phasen. Dabei gilt vor allem ein Ziel: Hauptsache die Prüfung bestehen. Es geht nicht darum, sich langfristig etwas zu merken oder zu verstehen – nur die Note muss stimmen.

  1. Lernphase kurz vor der Prüfung

    Beim Bulimielernen werden Inhalte erst kurz vor dem Prüfungstermin gelernt, dafür besonders intensiv. Manche lernen ohne Pause die ganze Nacht durch, um das nötige Wissen in sich reinzuschaufeln

  2. Reproduktion in der Prüfung

    Das Wissen wird nun aus dem Kurzzeitgedächtnis abgerufen. Ein echtes Verständnis spielt hierbei keine Rolle. Es geht nur darum, die Prüfung zu bestehen.

  3. Vergessen nach der Prüfung

    Schüler und Studenten berichten oft, dass sie schon nach der Klausur das Meiste wieder vergessen haben. Die Informationen sind wie aus dem Gedächtnis gelöscht, eine langfristige Verknüpfung gibt es nicht.

Bekannt ist das Phänomen Bulimielernen (oder: bulimisches Lernen) vor allem in der Schule oder Universität. Es taucht aber genauso in anderen Prüfungssituationen auf – zum Beispiel bei der theoretischen Führerscheinprüfung, während der Ausbildung oder später im Job.

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Funktioniert Bulimielernen wirklich?

Mit Bulimielernen können Sie in kurzer Zeit durchaus effektiv lernen. Vor allem Definitionen, Formeln, Fakten sind perfekt geeignet, um diese für kurze Zeit abzuspeichern.

Das zeigt aber auch die Grenzen des Bulimielernens: Geht es um tiefes Verständnis, Transferwissen oder die konkrete Anwendung ist die Methode weniger geeignet. Zudem müssen Sie die Lerntechnik selbst beherrschen: Sie brauchen dafür vollen Fokus auf die Inhalte und Ihr Ziel.

Kann jeder Bulimielernen?

Vielen Menschen fehlt dieser Fokus. Zum Bulimielernen müssen Betroffene für einige Stunden wirklich alles andere ausblenden und sich ganz auf den Lernstoff konzentrieren. Nur so bleibt das Wissen zumindest vorübergehend im Kurzzeitgedächtnis und hilft in der Klausur. Ohne den nötigen Fokus bleibt gar nichts hängen.

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Bulimielernen unter der Lupe: Vor- und Nachteile

Bulimielernen wird als gefährlicher Trend kritisiert, bei dem nichts gelernt wird, Schüler und Studenten aber trotzdem durch Prüfungen kommen. Natürlich ist wiederholtes Lernen mit echtem Verständnis besser als stumpfes und vor allem kurzfristiges Auswendiglernen.

Trotzdem ist Bulimielernen nicht nur schlecht, sondern hat durchaus Vorteile…

Vorteile

  • Effektivität

    Binnen kürzester Zeit nehmen Sie so viele Fakten wie möglich auf und können diese in der Prüfung wiedergeben. So viel Wissen eignen Sie sich sonst nur über einen langen Zeitraum an.

  • Priorisierung

    Sie unterscheiden Wichtiges von Unwichtigem und setzen entsprechende Prioritäten. Eine Kompetenz, die Ihnen auch in anderen Bereichen hilft.

  • Konzentrationsfähigkeit

    Wer sich kurzfristig wichtige Inhalte einverleibt, verfügt über hohe Konzentrationsfähigkeit. Sie vertiefen sich in die Inhalte und denken an nichts anderes.

Nachteile

  • Kurzzeitgedächtnis

    Das Gelernte geht nicht ins Langzeitgedächtnis über, Sie vergessen die Inhalte schnell wieder. Brauchen Sie die Kenntnisse später nochmal, müssen Sie Vieles erneut lernen.

  • Oberflächlichkeit

    Sie durchdringen den Stoff nicht. Das Verständnis bleibt auf der Strecke, weil Sie sich auf Fakten und nicht auf Zusammenhänge konzentrieren.

  • Unlust

    Bulimielernen bremst die Lust am Lernen und die Motivation, sich neue Fähigkeiten anzueignen. Es macht schlicht keinen Spaß, den Kopf unter Zeitdruck mit Informationen vollzustopfen.

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Tipp: Wenn bulimisch lernen, dann richtig!

Sie wollen oder müssen aufgrund von fehlender Prüfungsvorbereitung bulimisch lernen? Dann helfen diese Tipps:

  • Stoff eingrenzen

    Lernen Sie nur das, was wirklich prüfungsrelevant ist. Sie haben keine Zeit für Nebensächlichkeiten und Details. Besonders hilfreich sind Zusammenfassungen und Hinweise von Lehrer und Dozenten zu Prüfungsthemen.

  • Eselsbrücken nutzen

    Merksätze oder Abkürzungen helfen dabei, Fakten schnell im Gedächtnis zu speichern. Probieren Sie auch Mnemotechniken aus, mit denen Sie komplizierte Fakten schnell auswendig lernen.

  • Inhalte visualisieren

    Mit Diagrammen, Mindmaps oder Skizzen behalten Sie nicht nur den Überblick. Durch Visualisierungen prägen Sie sich Inhalte schneller ein und rufen diese in der Prüfung leichter ab.

  • Prüfungsfragen simulieren

    Ihr Ziel ist, die Klausur zu bestehen. Lernen Sie deshalb so nah wie möglich an der Praxis und üben Sie typische Prüfungsfragen unter Zeitdruck. Oder lösen Sie Altklausuren unter simulierten Bedingungen.

  • Pomodoro-Technik anwenden

    Lernen Sie in zeitlichen Intervallen mit regelmäßigen Pausen. Dabei hilft die Pomodoro-Technik: 25 Minuten lernen, dann 5 Minuten Pause machen. So bleiben Sie konzentriert.

  • Lernkanäle kombinieren

    Studien zeigen: Der Lernerfolg ist am größten, wenn Sie verschiedene Kanäle kombinieren – visuell, auditiv oder kommunikativ (siehe: Lerntypen). Lesen Sie nicht nur, sondern sprechen Sie Inhalte laut aus, schreiben Sie diese auf und diskutieren Sie mit anderen darüber.

  • Stress abbauen

    Je größer der Stress, desto weniger merken Sie sich. Bulimielernen bedeutet zwangsläufig Druck, also bauen Sie diesen durch Atemübungen, Bewegung oder Meditation ab.

4 Tipps für langfristiges Lernen

Bulimielernen hat in Notfällen seine Berechtigung. Für die meisten Wissensbereiche aber ist es ungeeignet. Für eine langfristige Wissensaneignung empfehlen wir deshalb folgende Strategien:

  1. Planen Sie Ihr Pensum

    Erfolgreiches Lernen folgt einem persönlichen Lernplan. Dazu verschaffen Sie sich zunächst einen Überblick über den Lernstoff und die verbleibende Zeit. Anschließend erstellen Sie für die Themen feste Lernzeit gemäß ihrer Komplexität und Priorität.

  2. Wiederholen Sie Stoff

    Wer langfristig lernen will, sollte den Stoff immer wieder wiederholen – so prägt er sich tiefer ein. Dabei sollten Sie die Zeiten dazwischen immer wieder verlängern. Was noch unklar ist, lesen und lernen Sie nochmal nach.

  3. Nutzen Sie Karteikarten

    Notieren Sie wichtige Inhalte auf Karteikarten. Sie fertigen damit eine kleine Zusammenfassung an und geben Wissen mit eigenen Worten wieder. Das erhöht das Verständnis.

  4. Mixen Sie Lernmethoden

    Mindmaps, Sketchnotes und andere Lerntechniken verknüpfen mehrere Sinneskanäle. Indem Sie unterschiedliche Methoden nutzen, durchdringen Sie die Materien maximal tief.

Ob beim Bulimielernen oder „richtigem“ Lernen für eine Prüfung: Nutzen Sie dazu Lerngruppen! Diese führen nachweislich zu besseren Noten. Studien der Universität von Kalifornien zeigten: Wer sich austauschte, Fragen stellte und gemeinsam lernte, hatte hinterher bessere Ergebnisse.


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