Vorstellungsgespräch zur Ausbildung: Was ist anders?
Das Vorstellungsgespräch zur Ausbildung unterscheidet sich unwesentlich von anderen Bewerbungsgesprächen. Personaler wissen, dass Bewerber für eine Ausbildung oft nur wenig oder keine Berufserfahrung haben. Daher geht es im Interview weniger um fachliche Tiefe, dafür umso mehr um Ihre Motivation, Persönlichkeit und Passung zum Unternehmen.
Dass Sie dabei nervös sind, ist ebenfalls kein Handicap! Das ist normal. Viel wichtiger ist, dass Ihre Antworten ehrlich und authentisch sind und Ihr gesamtes Auftreten freundlich und aufgeschlossen wirkt.
Typische Unterschiede im Vorstellungsgespräch zur Ausbildung
- Fokus auf Motivation: Warum diese Ausbildung? Warum bei diesem Betrieb?
- Mehr Fragen zu schulischem Werdegang: Lieblingsfächer? Noten? Praktika?
- Häufig Fragen zu Soft Skills: Einsatzbereitschaft, Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit?
- Teils Einstellungstest zur Eignung – besonders im Handwerk oder Polizei
Überdies achten Personaler darauf, ob sich die Bewerber mit gründlich mit dem Ausbildungsberuf und dem Unternehmen auseinandergesetzt haben. Das erkennen Sie unter anderem an Ihren Rückfragen.
Wie lange dauert das Vorstellungsgespräch zur Ausbildung?
Werden nicht auch noch Eignungstests absolviert, dauert das Vorstellungsgespräch zur Ausbildung selten länger als 30 bis 60 Minuten.
Bei umfangreicheren Bewerbungsverfahren (z.B. dualer Studiengang) oder einem integrierten Assessment Center kann das Gespräch auch mal 2 Stunden oder einen ganzen Tag dauern. In dem Fall erwarten Sie praktische Übungen, Teamaufgaben und Einzelgespräche.
Unser Tipp: Fragen Sie bei der Bestätigung der Einladung direkt nach der voraussichtlichen Dauer. Das lässt bereits Rückschlüsse auf Umfang und Inhalt zu!
Ablauf: Wie läuft ein typisches Vorstellungsgespräch zur Ausbildung ab?
Die meisten Vorstellungsgespräche folgen einem typischen Ablauf in fünf Phasen. Das ist beim Vorstellungsgespräch zur Ausbildung nicht viel anders. Diese Phasen sind:
- Kurzer Smalltalk
- Namentliche Vorstellung aller Anwesenden
- Frage nach Anreise & Befinden, Getränke
- Arbeitgeber stellt sich kurz vor
- Unternehmen, Kultur, Produkte
- Beschreibung der Ausbildung und Ablauf
- Bisheriger Werdegang
- Wichtige Schulfächer und Noten
- Relevante Stärken mit Bezug zur Lehre
- Eigene Fragen zu Inhalten & Anforderungen der Ausbildung
- Fragen zu Erwartungen & Leistungsmessung
- Fragen zu Übernahmechancen
- Dank für das Gespräch
- Weitere Schritte, Fristen
- Verabschiedung
Phase 1: Begrüßung (ca. 5 Minuten)
Phase 2: Kennenlernen (ca. 15 Minuten)
Phase 3: Selbstpräsentation (max. 10 Minuten)
Phase 4: Rückfragen (ca. 15 Minuten)
Phase 5: Abschluss (ca. 5 Minuten)
Die Reihenfolge kann auch schon mal variieren. Die einzelnen Blöcke werden Ihnen aber meistens begegnen.
Es kommt heute vor, dass Sie beim ersten Interview nicht gleich in den Betrieb eingeladen werden, sondern zuerst ein Vorstellungsgespräch am Telefon oder per Video führen. Solche Gespräche werden vor allem genutzt, wenn Ihr Wohnort weit vom Unternehmen entfernt ist oder der Personalentscheider an einem anderen Standort arbeitet. Auch hierfür finden Sie bei uns bewährte Ratgeber zur Vorbereitung:
Vorbereitung: Wie kann ich mich auf das Interview vorbereiten?
Um sich optimal auf das Bewerbungsgespräch zur Ausbildung vorzubereiten, sollten Sie folgende Schritte beachten:
-
Infos recherchieren
Informieren Sie sich intensiv über den Ausbildungsbetrieb: Produkte und Dienstleistungen, Tradition und Werte, Ruf und aktuelle wirtschaftliche Lage. Infos dazu finden Sie im Internet oder in der lokalen Presse.
-
Lebenslauf reflektieren
Reflektieren Sie nochmal Ihren eigenen Lebenslauf: Kennen Sie alle Details? Gibt es eventuelle Lücken oder Besonderheiten, die Sie nachvollziehbar erklären können?
-
Fragen üben
Üben Sie die typischen Fragen im Vorstellungsgespräch – vor allem die zu Ihrer Motivation für die Ausbildung, zu Stärken und Schwächen oder dem schulischem Werdegang.
-
Selbstpräsentation einstudieren
Entwickeln Sie eine kurze Selbstpräsentation über sich (max. 5-10 Minuten), die Ihre Motivation und Eignung für die Ausbildung begründet.
-
Eigene Fragen überlegen
Überlegen Sie sich eigene Fragen an das Unternehmen, um Ihr Interesse und die gründliche Vorbereitung zu beweisen sowie mehr über die Ausbildung zu erfahren.
-
Anreise planen
Planen Sie die Anreise so, dass Sie auf jeden Fall pünktlich und ohne Stress zum Interview ankommen. Legen Sie am Tag vor dem Gespräch Ihre Kleidung bereit und packen Sie wichtige Dokumente (Bewerbungsunterlagen, Zeugnisse, Stift und Notizblock) ein.
Im Gespräch selbst sollten Sie auf eine offene und entspannte Körpersprache achten: Halten Sie Augenkontakt! Geben Sie einen festen Händedruck und lächeln Sie möglichst freundlich!
Vorbereitung Checkliste für das Vorstellungsgespräch Ausbildung
- Unternehmensdaten recherchieren
- Lebenslauf kennen
- Relevante Stärken & Erfahrungem kennen
- Aussagen zu Motivation und Berufswahl vorbereiten
- Typische Fragen üben
- Eigene Fragen überlegen
- Bewerbungsunterlagen mitnehmen
- Notizblock und Stift einpacken
- Passende Kleidung wählen
- Anfahrt planen & pünktlich sein
- Selbstbewusst & freundlich auftreten
Übrigens: Den Umgang mit Nervosität können Sie vorher gut durch Übungsgespräche mit Freunden oder Familie üben, um im Interview umso sicherer und authentischer aufzutreten.
Tipps zum Vorstellungsgespräch: Konkrete Fragen & Antworten
Nach so viel Theorie gehen wir nun die einzelnen Phasen nochmal Schritt für Schritt durch – mit typischen Fragen und Tipps für gute Antworten, die Sie natürlich immer nochmal individuell auf Ihren Lebenslauf und Werdegang anpassen sollten!
- Merkmal: Die ersten Fragen sind Teil einer Aufwärmphase, ein erstes gegenseitiges Beschnuppern, dass Kandidaten etwas von der Nervosität nehmen soll.
- Typische Frage: „Haben Sie gut hierher gefunden?“
- Antwort: „Ja absolut, dank Ihrer ausführlichen Anfahrtsbeschreibung online war das kein Problem!“
- Merkmal: In dieser Phase geht es darum, herauszufinden, ob die Chemie zwischen allen stimmt. Ob Sie als Bewerberin oder Bewerber ins Team passen und Ihnen der Betrieb zusagt.
- Typische Frage: „Welche Schulfächer haben Ihnen besonders viel Spaß gemacht, welche weniger?“
- Antwort: „Ich hatte immer gute Zensuren in Mathematik. Mit Englisch kämpfe ich ein bisschen, aber ich habe mir vorgenommen, hierzu nochmal einen Aufbaukurs zu machen.“
- Typische Frage: „Gab es Stress mit Lehrern und Mitschülern?“
- Antwort: „Mit den meisten Lehrern komme ich gut klar. Mit den Mitschülern ist das ähnlich: Bei gleichen Interessen verstehen wir uns natürlich besser, einige davon sind gute Freunde.“
- Typische Frage: „Was wissen Sie über unser Unternehmen?“
- Antwort: „Ihre Firma ist ein familiengeführtes Unternehmen und existiert seit 1957. Sie stellen XY her und haben in zehn europäischen Ländern Niederlassungen. Sie sind mir vor allem bekannt für Ihr großes Engagement im Bereich klimafreundlicher Produkte.“
- Typische Frage: „Warum haben Sie sich um diese Ausbildung beworben?“
- Antwort: „Die Ausbildung entspricht meinen Stärken und Leidenschaft für XY. Ich bin ein pragmatischer Mensch, arbeite gerne mit den Händen und möchte am Ende das Ergebnis meiner Arbeit sehen.“
- „Was sind Ihre Lieblingsfächer?“
- „Mit welchen Fächern haben Sie Probleme?“
- „Macht Ihnen die Schule Spaß?“
- „Wie verstehen Sie sich mit Ihren Lehrern?“
- „Haben Sie neben der Schule noch andere Interessen?“
- „Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?“
- „Was macht den Beruf für Sie so interessant?“
- „Wie stellen Sie sich einen typischen Tag in diesem Beruf vor?“
- „Was denken Sie, muss man tun, um in dem Beruf erfolgreich zu sein?“
- „Was möchten Sie nach der Ausbildung machen?“
- „Welche beruflichen Ziele haben Sie?“
- „Was zeichnet Sie für diese Ausbildung aus?“
- „Was sind Ihre größten Stärken?“
- „Was ist Ihre größte Schwäche?“
- „Wie gehen Sie mit Stress um?“
- „Wie gehen Sie mit Kritik um?“
- „Warum sollten wir uns für Sie entscheiden?“
- „Sind Sie schwanger?“
- „Planen Sie, Kinder zu bekommen?“
- „Sind Sie häufig krank?“
- „Sind Sie Mitglied einer politischen Partei?“
- „Haben Sie Schulden?“
- Merkmal: An dieser Stelle wird von Ihnen erwartet, dass Sie sich kurz selbst vorstellen und dabei etwas von Ihrer Persönlichkeit zeigen. Dabei geht es nicht nur um Ihre Berufswahl, sondern ebenso um Interessen und Hobbys oder Zukunftspläne.
- Typische Frage danach: „Was halten Ihre Eltern von Ihrer Berufswahl?“
- Antwort: „Meine Eltern haben mir immer freie Hand bei der Entscheidung gelassen. Sie haben mich von Anfang an unterstützt. Wir haben uns oft über verschiedene Berufe unterhalten und welcher zu mir und meinen Interessen passt.“
- Typische Frage: „Wo haben Sie sich über die Ausbildung informiert?“
- Antwort: „Auf Karrierebibel.de habe ich zahlreiche interessante Jobprofile gefunden. Ich habe mich mit Lehrern unterhalten, was die von meinen Ideen halten. Dazu habe ich beim Berufsinformationszentrum mit einem Berater gesprochen.“
- Typische Frage: „Was machen Sie in Ihrer Freizeit?“
- Antwort „Ich bin gerne unter Menschen. Deshalb spiele ich seit der vierten Klasse Fußball im Verein. Vor 2 Jahren habe ich noch einen Jugendleiterschein gemacht und engagiere mich seitdem in der Jugendgruppe der Kirchengemeinde.“
- Merkmal: Praktisch immer bekommen Sie die Gelegenheit, eigene Fragen zu stellen. Das sollten Sie auch unbedingt tun! Anhand der Rückfragen erkennen Personaler, wie gut die Vorbereitung und wie groß Ihr Interesse ist. Deshalb sollten Sie sich im Gespräch auch Notizen machen.
- Typische Frage: „Haben Sie noch Fragen an uns?“
- Antwort: „Ja, mich würde interessieren, in welchen Abteilungen die Ausbildung stattfindet? Gibt es noch weitere Auszubildende, die mit mir anfangen?“
- Merkmal: Wenn Sie es bis hierhin geschafft haben, ist das Vorstellungsgespräch zur Ausbildung fast vorbei. Wichtig ist jetzt, die Körperspannung und Professionalität zu halten, bis Sie das Gelände verlassen haben.
- Ihre Fragen: „Wann kann ich mit einer Antwort von Ihnen rechnen? Wie geht es danach weiter?“
- Ihre letzte Antwort: „Ich danke Ihnen herzlich für das freundliche Gespräch und freue mich, bald von Ihnen zu hören.“
1. Begrüßung
Ungünstig
Hierbei sollten Sie unbedingt nur positiv antworten! Für tatsächlichen Ärger oder Verspätungen mit der Bahn ist hier kein Platz, zumal Sie die Stimmung nicht negativ beeinflussen wollen.
2. Kennenlernen
Häufige Fragen im Ausbildung Vorstellungsgespräch
Fragen zur Schule
Fragen zur Ausbildung
Fragen zur Persönlichkeit
Verbotene Fragen
3. Selbstpräsentation
Ungünstig
Vermeiden Sie, die Berufswahl wie einen Zufall oder eine Notlösung aussehen zu lassen. Zeigen Sie, dass Sie eine bewusste Wahl getroffen haben. Pluspunkte sammelt, wer die solche Hobbys nennt, die ebenfalls Skills enthalten, die Sie im Beruf nutzen können – z.B. Teamfähigkeit oder Kommunikation.
4. Rückfragen
Ungünstig
Ein echter Fehler sind jetzt Fragen, die Sie mit einer einfachen Online-Recherche hätten beantworten können. Auch sollten Sie keine Fragen zum Urlaub stellen – das wirkt wenig engagiert.
5. Abschied
Nach dem Vorstellungsgespräch: Wie geht es jetzt weiter?
Nach dem Vorstellungsgespräch Ausbildung müssen Sie leider erstmal Geduld haben. Die Wartezeit bis zu einer Zu- oder Absage kann 2-4 Wochen dauern. Frühestens nach 2 Wochen dürfen Sie schon mal nachfassen und fragen, ob Sie noch etwas nachreichen oder klären können. Meist erfahren Sie dann auch, wann Sie eine Rückmeldung bekommen.
Dankschreiben nach dem Vorstellungsgespräch
Wir empfehlen seit Jahren einen anderen erfolgreichen Weg, sich nach dem Vorstellungsgespräch zur Ausbildung nochmal positiv in Erinnerung zu bringen: mit einem Dankschreiben. Das kann eine kurze E-Mail oder Postkarte sein, mit der Sie sich für die angenehme Atmosphäre und das informative Gespräch bedanken und nochmal schreiben, dass es Ihren Wunsch bekräftigt hat, bei diesem Betrieb die Ausbildung zu machen.
Ein gut formuliertes Dankschreiben – obwohl so einfach wie wirkungsvoll – wird in Deutschland noch selten genutzt und hebt Sie daher nochmal deutlich von anderen Mitbewerbern ab. Wir empfehlen das sehr – nur darf es nicht aufdringlich oder verzweifelt wirken.
Beispiel für ein Dankschreiben nach der Bewerbung
Sehr geehrte Frau [Name],
vielen Dank für das angenehme und freundliche Gespräch mit Ihnen am TT.MM.JJJJ. Ich habe dadurch viele interessante Einblicke in die Ausbildung bekommen. Ich habe mich sehr gefreut, Ihr Unternehmen und das Team besser kennenzulernen.
Besonders beeindruckt hat mich die kollegiale Atmosphäre in Ihrem Betrieb. Das hat meinen Wunsch nochmal bestärkt, meine Fähigkeiten und Erfahrungen bei Ihnen einzubringen und meine Ausbildung zum XY bei Ihnen zu absolvieren!
Vielleicht können Sie mir noch mitteilen, wann ich mit einer Entscheidung rechnen kann? Falls Sie noch Fragen an mich haben, stehe ich Ihnen dafür gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
SIGNATUR
Ansonsten gilt: Bewerben Sie sich immer weiter, um keine Zeit zu verlieren! Mancher Ausbilder macht in letzter Minute vielleicht doch noch einen Rückzieher. Wer sich weiter bewirbt, behält jedoch die Initiative und erhöht seine Bewerbungschancen dauerhaft. Wir wünschen Ihnen dabei: viel Erfolg!
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