Kann man sich im Dezember noch bewerben?
Viele Bewerber glauben (und manche Bewerbungsratgeber behaupten das sogar), der Dezember sei für die Jobsuche ein toter Monat. Bewerbung ausgeschlossen. Schließlich seien Personaler da gedanklich schon im Weihnachtsurlaub. Die Personalbeschaffung sowie alle Bewerbungsprozesse liegen bis Neujahr auf Eis. Effekt: Es wird ein ganzer Monat abgewartet, Zeit verschwendet und mit einer scheinbar plausiblen Rechtfertigung erklärt.
Alles Quatsch! Tatsächlich herrscht am Ende des Jahres in vielen Personalabteilungen noch einmal Hochkonjunktur. Zum Abschluss des Kalenderjahres werden in Unternehmen Budgets und Personalbedarf für das kommende Jahr neu aufgestellt und geplant. Bedeutet: Es wird festgelegt, wo und wie viele neue Stellen geschaffen werden und wie viel eine Firma dafür investieren möchte. Der perfekte Zeitpunkt, um sich im Dezember mit einer Bewerbung zu positionieren!
Dafür spricht ebenfalls…
- Projekte für das Folgejahr werden oft schon im Dezember angestoßen. Dabei fällt auf, welche Qualifikationen noch benötigt werden. Mit etwas Glück passt Ihre Bewerbung im Dezember perfekt ins Suchprofil.
- Gerade Anfang bis Mitte Dezember wird kaum Urlaub genommen. Den Resturlaub sparen sich alle für das Finale und Neujahr auf. Heißt: Die Personalabteilungen sind zu diesem Zeitpunkt noch voll besetzt. Ihre Unterlagen bleiben also nicht unbeachtet liegen.
Vor allem die ersten beiden Wochen im Dezember sollten Sie für die Jobsuche und Bewerbung nicht ausschließen. Nutzen Sie dieses Zeitfenster effektiv, und geben Sie nicht erst im neuen Jahr Vollgas. In den ersten beiden Januarwochen ist viel mehr tote Hose wegen Weihnachts- und Skiurlaub. Im Dezember aber können Sie womöglich schon eine Einladung zum Vorstellungsgespräch in der Tasche haben.
Lesetipp: Auch im Dezember gibt es noch Jobmessen!
Die Vorteile, wenn Sie sich im Dezember bewerben
Eine Bewerbung im Dezember ist alles andere als verschwendet. Wer sich dafür entscheidet, das Jahresende zur Jobsuche zu nutzen, kann gleich von mehreren Vorteilen profitieren:
-
Weniger Konkurrenz
Weil viele Bewerber den Dezember eben nicht nutzen, ist die Konkurrenz deutlich geringer als zu anderen Zeitpunkten im Jahr. Sollten Sie also ein attraktives Jobangebot in einer Jobbörse finden, müssen Sie sich gegen weniger Mitbewerber durchsetzen. Viele Firmen suchen in der Vorweihnachtszeit explizit nach Arbeitskräften „zum schnellstmöglichen Termin“.
-
Mehr Aufmerksamkeit
Weniger Bewerbungsmappen auf dem Personaler-Schreibtisch bedeuten gleichzeitig: Er hat mehr Zeit für Ihren Lebenslauf und das Bewerbungsschreiben. Wer sich etwa beim Bewerbung Layout oder mittels Motivationsschreiben erkennbar mehr Mühe gibt, fällt auf und steigert seine Bewerbungschancen.
-
Zeitlicher Vorsprung
Nicht jede vakante Stelle wird kurzfristig und noch im Dezember besetzt. Dennoch ist es ein Vorteil, wenn Sie vor dem großen Andrang im Januar bereits in der engeren Auswahl landen. Psychologisch entscheiden wir uns meist für die erste Wahl. Ihr Vorsprung wird so zum Psychotrick im Vorstellungsgespräch.
Nachteile, wenn Sie sich im Dezember bewerben
Neben den Vorteilen gibt es auf der anderen Seite – leider – auch ein paar Risiken und Nachteile, wenn Sie sich im Dezember bewerben.
-
Längere Wartezeit
Bewerben Sie sich im Dezember, können Sie auch ganz viel Pech haben: Ein wichtiger Entscheidungsträger ist krank oder schon im Urlaub. Effekt: Sie warten unter Umständen länger als sonst auf eine Antwort des Arbeitgebers. Im besten Fall erhalten Sie noch vor den Feiertagen Rückmeldung, wie es im Bewerbungsprozess weitergeht. Falls nicht: aktiv nachfragen!
-
Befristete Stelle
Ein Grund, warum im Dezember noch eingestellt wird, ist der große Arbeitsaufwand zum Ende des Jahres. Weihnachtsgeschäft und Inventur sorgen in vielen Unternehmen für steigenden Personalbedarf. Manche Projekte sind kurz vor Deadline und müssen unbedingt innerhalb des Geschäftsjahres abgeschlossen werden. Das ist zwar einerseits ein Vorteil für Jobsuchende, führt aber häufig dazu, dass nur befristete Arbeitsverträge angeboten werden. Bis der Ansturm wieder vorbei ist. Immerhin: Sie haben dann einen Fuß in der Tür.
Tipps für das Bewerben im Dezember
Für das Bewerben im Dezember gelten zunächst dieselben Regeln wie für das restliche Jahr. Die Bewerbungsunterlagen müssen vollständig, übersichtlich und fehlerfrei sein. Der tabellarische Lebenslauf aussagekräftig und lückenlos, das Anschreiben individuell und persönlich adressiert (mit Ausnahme der Initiativbewerbung).
Daneben gibt es aber noch ein paar Tipps und Tricks, mit denen Sie Ihre Jobchancen im Dezember steigern können:
-
Im Unternehmen anrufen
Ein Anruf vor der Bewerbung ist nicht verboten und hat ungeahnte Vorteile: Sie bringen Ihren Namen ins Spiel, können wichtige Fragen stellen und gewinnen gleich einen guten Einstieg für die Bewerbung, indem Sie sich auf das Telefonat beziehen. Vor allem aber finden Sie heraus, wie erfolgreich eine Bewerbung im Dezember ist.
-
Auf offene Stellen fokussieren
Mit einer Initiativ- oder Blindbewerbung können Sie nur gewinnen. Mehr als absagen, können Arbeitgeber nicht. Erfolgreicher sind Sie aber meist, wenn Sie sich auf aktuelle Stellenanzeigen im Dezember bewerben. Hier können Sie sicherer sein, dass ein Unternehmen aktiv nach Verstärkung sucht.
-
Eigene Motivation bekräftigen
Es fällt schon auf, wenn sich jemand noch kurz vor Weihnachten bewirbt. Das signalisiert subtil hohes Interesse und viel Eigeninitiative. Verstärken Sie diesen Pluspunkt, und bekräftigen Sie im Anschreiben Ihre Motivation für die Stelle und das Unternehmen. Beispiel: „Als ich Ihre Stellenausschreibung las, war für mich klar, dass ich nicht bis ins nächste Jahr warten will.“ Eine solche Leidenschaft gibt häufig den Ausschlag.
-
Interne Optionen nutzen
Eine Bewerbung muss sich nicht zwangsläufig an andere Arbeitgeber richten. Im Dezember können Sie genauso eine interne Bewerbung schreiben. Das Ende des Jahres eignet sich dafür besonders, weil Sie auf Weihnachtsfeiern und im Jahresgespräch wichtige Informationen sammeln beziehungsweise gleich Ihr Vitamin B nutzen können.
Was andere dazu gelesen haben