Ab wann ist man reich in Deutschland?
Reichtum wird unterschiedlich definiert. Allgemein werden in Deutschland zwei Arten unterschieden:
- Vermögensreichtum
Zum Vermögen zählen Immobilien, Investments in Aktien oder andere Anlageformen, Autos, hohe Summen auf dem Konto oder allgemein der Besitz einer Person. - Einkommensreichtum
Einkommen (synonym: Cash Flow) ist das regelmäßige Gehalt sowie Zinsen oder Dividenden. Je höher der Verdienst, desto höher der Lebensstandard.
1. Reich durch Einkommen
Ab wann man reich ist in Deutschland, wird oft über das Nettoeinkommen bestimmt. Das Gehalt ist leicht zu vergleichen und ist ein guter Indikator für die finanzielle Situation eines Haushalts. Hier gibt es verschiedene Maßstäbe, ab wann man reich ist:
Sie bekommen mehr Gehalt als 90 Prozent der Bevölkerung
Das Institut der Deutschen Wirtschaft beantwortet die Frage, ab wann man in Deutschland reich ist und zur Oberschicht gehört, mit dem sogenannten 90-Prozent-Perzentil: Wer zu den einkommensstärksten 10 Prozent der Bevölkerung gehört, gilt als reich. Für einen Single-Haushalt liegt das dafür nötige Gehalt bei rund 3.700 Euro netto pro Monat – Paare verdienen ab 5.550 Euro mehr als 90 Prozent der anderen Haushalte.
Tabelle: Einkommensreichtum in Deutschland
90% Perzentil | 99% Perzentil | |
Single | 3.700 € | 7.190 € |
Paare | 5.294 € | 10.567 € |
Familien | 7.412 € | 14.793 € |
Ab wann ist man reich als Familie?
Familien mit zwei Kindern (unter 14 Jahren) zählen ab einem Einkommen von 5.294 Euro zu den reichsten 10 Prozent. Andere Erhebungen kommen auf einen Wert von 5.500 Euro pro Monat. Familien mit Kindern müssen damit deutlich mehr verdienen als Paare ohne Kindern, um zu den Topverdienern zu zählen.
Sie zahlen den Spitzensteuersatz
Ein zweites Indiz für Reichtum ist der Steuersatz. Verdienen Sie mehr als 66.761 Euro pro Jahr (Stand: 2024) gilt für Sie der Spitzensteuersatz von 42 Prozent. Wer diesen Steuersatz mit seinem Verdienst erreicht, gilt als einkommensreich. Der Reichensteuersatz von 45 Prozent gilt erst ab einem Einkommen von 277.826 Euro. Dieses Jahresgehalt zählt definitiv zum Einkommensreichtum.
Sie verdienen mehr als das Durchschnittseinkommen
Ein drittes Merkmal: In Deutschland liegt das Durchschnittsgehalt bei 3.092 Euro brutto. Werden nur Vollzeitbeschäftigte berücksichtigt, sind es sogar 4.323 Euro brutto. Bei Steuerklasse 1 wären das netto rund 2.426 Euro. Wer netto darüber liegt, ist auf dem besten Weg, in Deutschland als reich zu gelten. Unterschiedliche Steuerklassen und Abzüge erschweren jedoch den Vergleich.
2. Reich durch Vermögen
Beim Vergleich des Vermögens spielt das Alter eine entscheidende Rolle – Vermögen entsteht über einen langen Zeitraum. Mit den Jahren haben Sie mehr Zeit, Geld zu verdienen und ein größeres Vermögen aufzubauen. Mit 30 Jahren haben Sie entsprechend weniger als mit 40 oder 50 Jahren. Die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) zeigt sowohl den Median (50-Prozent-Perzentil) als auch das 90-Prozent-Perzentil.
Die folgende Tabelle zeigt, wann Sie ein größeres Vermögen als die Hälfte beziehungsweise 90 Prozent der Deutschen haben:
Tabelle: Vermögensreichtum in Deutschland
Alter | Median | 90% Perzentil |
unter 30 | 5.000 Euro | 71.300 Euro |
30 – 34 | 17.800 Euro | 202.200 Euro |
35 – 39 | 45.800 Euro | 312.900 Euro |
40 – 44 | 87.200 Euro | 438.900 Euro |
45 – 49 | 105.000 Euro | 519.000 Euro |
50 – 54 | 115.100 Euro | 539.200 Euro |
55 – 59 | 121.900 Euro | 625.400 Euro |
60 – 64 | 120.500 Euro | 600.800 Euro |
65 – 69 | 117.400 Euro | 581.800 Euro |
70 – 74 | 129.600 Euro | 575.600 Euro |
über 75 | 112.500 Euro | 517.700 Euro |
So berechnen Sie Ihr Vermögen
Das Vermögen ist weit mehr als die Summe auf Ihren Girokonto. Es ist die Summe aller geldwerten Güter, die Ihnen gehören. Dazu zählen neben dem Bargeld und dem Kontoguthaben vor allem Immobilien, Wertpapiere, Autos, teurer Schmuck oder andere Wertgegenstände und Ihr restliches Eigentum.
Von dieser Summe müssen Sie vorhandene Schulden abziehen. Haben Sie beispielsweise 25.000 Euro auf dem Konto, aber einen laufenden Studienkredit mit einer Restsumme von 10.000 Euro, beträgt der Vermögen nur 15.000 Euro. Das gilt auch für Immobilienkredite, Hypotheken oder andere Schuldverhältnisse.
Middle-Class-Bias: Gehöre ich zu Mittel- oder Oberschicht?
Der Middle-Class-Bias ist ein Wahrnehmungsfehler, durch den Menschen sich selbst als Teil der Mittelschicht sehen – auch bei teilweise weit höherem Einkommen und Vermögen. Grund ist der Vergleich mit dem eigenen Umfeld: Wer selbst viel verdient, umgibt sich oft mit anderen Menschen, die ähnlich viel Geld haben. Dieses Umfeld wird fälschlicherweise als Durchschnitt der Gesellschaft interpretiert.
Beispiel: Ein Unternehmensberater verdient 110.000 Euro im Jahr. Die meiste Zeit verbringt er mit Kollegen oder Freunden aus derselben Branche. Er zählt sich selbst zur Mittelschicht, obwohl er laut Einkommen eindeutig in die Oberschicht fällt.
Häufige Fragen zum Reichtum
Macht Geld glücklich?
Geld allein macht nicht glücklich, ein steigendes Einkommen trägt aber durchaus zur Lebenszufriedenheit bei. Die Glückskurve zeigt: Bis zu einem Einkommen von 60.000 Euro jährlich führt Geld zu mehr Glück – danach ist kaum noch ein Effekt vorhanden.
Wie werde ich reich?
Leider gibt es keine allgemeingültige Antwort, die garantiert zu Reichtum führt. Grundsätzlich gibt es aber vor allem zwei Möglichkeiten, wenn Sie reich werden wollen: Sie steigern Ihr regelmäßiges Einkommen und senken Ihre Kosten. Idealerweise haben Sie mehrere Einkommensquellen, steigern Ihren Marktwert durch Fortbildungen und werden insgesamt besser bezahlt. Gleichzeitig sollten Sie Ihr Geld langfristig investieren. Durch den Zinseszinseffekt steigt das Kapital von Jahr zu Jahr weiter an.
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