Ausbildung oder Studium: Was bringt mehr Gehalt?

Ausbildung oder Studium – mit dem Abitur stehen Schulabgängern beide Optionen offen. Immer mehr Schüler beginnen nach der Schule ein Studium an einer Universität oder Fachhochschule. Aber lohnt sich das auch finanziell? Schließlich erhalten Azubis vom ersten Tag ihrer Ausbildung an ein (wenn auch kleines) Gehalt. Dagegen müssen Studenten erst einmal in ihre Ausbildung investieren. Obendrauf haben viele nach dem Abschluss noch ein sattes (Bafög-)Schuldenpaket, das sie abzahlen müssen. Und tatsächlich, zwar stimmt die Formel: Wer studiert, verdient später mehr. In manchen Fächern ist man aber mit einer Ausbildung besser dran…

Ausbildung Oder Studium Gehalt Pro Contra Test

Ausbildung oder Studium: Vor- und Nachteile

Vorweg sei gesagt: Natürlich ist das Gehalt ein wesentlicher Faktor bei der Entscheidung zwischen Ausbildung oder Studium. Aber längst nicht der wichtigste oder einzige. Daher hier die Vor- und Nachteile beider Ausbildungswege im Überblick:

Pro und Contra Studium

  • Arbeitslosenstatistik
    Hochschulabsolventen sind seltener arbeitslos als geringer Qualifizierte.
  • Karriereaussichten
    Für gehobene (und besser bezahlte) Positionen setzen die meisten Unternehmen heute ein abgeschlossenes Studium voraus.
  • Berufswahl
    Manche Berufe lassen sich nur mit einem absolvierten Studium wählen: Arzt, Anwalt, Lehrer.
  • Orientierung
    Das langfristige Berufsziel lässt sich noch während des Studiums definieren und damit eine Spezialisierung anvisieren.
  • Dauer
    Die Studiendauer verzögert den Start ins Berufsleben.
  • Finanzierung
    Bis sich das Studium auszahlt, müssen Sie in Vorkasse gehen. Selbst mit Bafög wird es finanziell knapp, auch ist der Erhalt an strikte Vorgaben gebunden.
  • Realitätsferne
    Vor allem wer sogenannte Orchideenfächer studiert, hat es beim Berufseinstieg später schwer: Solche Fächer orientieren sich selten am realen Arbeitsmarkt, sondern pflegen eher die wissenschaftliche Beschäftigung mit einem Thema.
  • Selbstmanagement
    Für ein Studium sind viel Selbstdisziplin und Selbstorganisation erforderlich.

Pro und Contra Ausbildung

  • Praxis
    Wer weniger theoretisch, sondern praktisch arbeiten möchte, findet hier mehr Angebote. Berufserfahrung sammeln Sie am ersten Tag der Ausbildung.
  • Selbstständigkeit
    Zahlreiche Ausbildungsberufe ermöglichen den Aufstieg als Führungskraft im Handwerk oder gar in die Selbstständigkeit (Meister).
  • Übergang
    Der Abschluss einer Ausbildung muss nicht das Ende sein, vielen dient er als Zwischenschritt zum Studium. Jedoch mit dem Vorteil, in den Semesterferien statt mit Hiwi-Jobs in seinem gelernten Beruf das Studienbudget aufzubessern.
  • Komfort
    Nicht selten finden Azubis ihren Ausbildungsplatz in der Nähe. Sie müssen nicht umziehen, sparen oft Miete und Lebenshaltungskosten und behalten ihr soziales Umfeld.
  • Jobaussichten
    Zahlreiche Azubis werden hinterher von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen. Das ist zwar keine Garantie, bei gutem Abschluss entfällt aber die Jobsuche und die erste Gehaltserhöhung folgt damit spätestens nach drei Jahren.
  • Gehaltsentwicklung
    Langfristig bleiben die Gehaltsaussichten niedriger als bei Akademikern, zumindest ohne weitere Fortbildungen.
  • Schule
    Eine Ausbildung ist deutlich verschulter als ein Studium. Zu feststehenden Zeiten besuchen Sie eine Berufsschule beziehungsweise lernen Sie im Betrieb.
  • Flexibilität
    Der spätere Wechsel in andere Berufe ist ohne Umschulungen nur schwer möglich.
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Ausbildung oder Studium: Test mit 44 Fragen

Setzen Sie sich bei der Entscheidung zwischen Ausbildung oder Studium bitte nicht unter Druck und lassen Sie sich diesen auch nicht von anderen machen. Die Zeiten sind vorbei, in der Ihre Ausbildung oder das Studium den weiteren Berufsweg unabänderlich final prägen. Heute stehen Ihnen zahlreiche Karriereoptionen offen, von denen sich viele erst während Ihres Berufslebens auftun werden.

Wichtig während der Orientierungsphase ist allerdings eine Selbstanalyse. Dabei kann Ihnen dieser Selbsttest mit 44 Orientierungsfragen helfen. Wenn Sie diese für sich beantworten können, machen Sie direkt im Browser einen Haken und erhalten einen besseren Überblick:

  • Habe ich bereits eine grobe Vorstellung von meinem künftigen Berufswunsch?
  • Sind meine Berufsvorstellungen mit einer Ausbildung oder einem Studium besser erreichbar?
  • Sind meine Noten gut genug für potenziell interessante Studiengänge und Ausbildungen?
  • Welche Fächer und Themen haben mich bereits in der Schule interessiert?
  • Kenne ich meine – nicht unbedingt fachspezifischen – Stärken?
  • Welche Stärken und Fähigkeiten sehen Lehrer, Freunde und Familie in mir?
  • Gibt es Leidenschaften und Interessen, denen ich folgen möchte?
  • Welche Studiengänge und Ausbildungen fühlen sich für mich falsch oder unpassend an?
  • Sehne ich mich nach praktischer Arbeit oder reizt mich der tiefere theoretische Einstieg in bestimmte Themen und Bereiche?
  • Welcher Bildungsweg bietet mir bessere Möglichkeiten, um meinen Interessen zu folgen?
  • Brauche ich eher klare Strukturen oder will ich viel selbst gestalten können?
  • Will ich den Sinn und die praktische Anwendung des erlernten Wissens sehen oder reicht es mir, ihn theoretisch und intellektuell zu erfassen?
  • Wie wichtig ist mir die Dauer meines Bildungsweges?
  • Sind beide Bildungswege für mich finanzierbar?
  • Habe ich die Unterstützung meiner Eltern und Freunde für Ausbildung und Studium oder stehe ich bei einem der beiden Wege allein da?
  • Welche Studien- und Ausbildungsmöglichkeiten gibt es in meiner Umgebung?
  • Kann und will ich für Studium oder Ausbildung umziehen?
  • Habe ich – oder jemand in meiner Familie – bereits gute Kontakte zu Unternehmen, die mich als Azubi nehmen würden?
  • Verfüge ich über Vorkenntnisse und Erfahrungen, die für Studium oder Ausbildung angerechnet werden und die Bildungszeit verkürzen könnten?
  • Auf welchen Bildungsweg – Studium oder Ausbildung – kann ich mich besser vorbereiten?
  • Welche Entscheidung treffen meine Freunde und/oder welche Gründe sind für sie wichtig?
  • Kann ich die Anmeldefristen für Studium und Ausbildung noch schaffen?
  • Erfülle ich alle Anforderungen und Voraussetzungen für meine favorisierten Studien- oder Ausbildungsgänge?
  • Kenne ich bereits Studenten oder Azubis in für mich interessanten Ausbildungs- und Studiengängen?
  • Welche Förderungsmöglichkeiten kann ich fürs Studium oder für die Ausbildung in Anspruch nehmen?
  • Habe ich an möglichen Hochschulen oder Berufsschulen Freunde und Bekannte, die mich unterstützen könnten?
  • Liegen infrage kommende Hochschulen oder Ausbildungsbetriebe in Städten, die mich interessieren?
  • Habe ich in möglichen Ausbildungs- oder Studienorten bereits Bekannte oder Freunde?
  • Finde ich auf Vorlesungs- oder Stundenplänen Fächer und Themen, die mich ansprechen und begeistern?
  • Welchen Eindruck machen Ausbildungsbetriebe und Hochschulen bei Vor-Ort-Terminen auf mich?
  • Bieten Unternehmen und Hochschulen Tage der offenen Tür oder Ausbildungs-/Studientage an?
  • Kann ich mir Studium oder Ausbildung plastisch vorstellen und fühlt sich diese Vorstellung gut an?
  • Lerne ich am besten mit Vorgaben oder selbstständig?
  • Lese ich gerne und viel und kann/will ich mich selbständig in Fachbücher einarbeiten?
  • Brauche ich den Kontakt zu Kollegen mit praktischer Erfahrung oder reicht mir der Umgang mit Kommilitonen und Dozenten?
  • Welcher Bildungsweg bietet mir – aus heutiger Sicht – die besseren Berufsaussichten?
  • Passt einer der beiden Bildungswege besser zu meinen Wünschen und Träumen?
  • Wie viel Wissen muss ich mir fürs Studium oder für die Ausbildung vor dem Start aneignen?
  • Welche Probleme kann ich bereits bei welchem Bildungsweg ausmachen?
  • Wie viele Ausbildungsbetriebe oder Hochschulen stehen mir zur Wahl?
  • Welchen Aufwand muss ich in die jeweiligen Bewerbungen investieren?
  • Welche Vorteile verspreche ich mir von Studium oder Ausbildung gegenüber dem anderen Ausbildungsweg?
  • Überwiegen bei einem der beiden Wege die Nachteile?
  • Was empfehlen mir Lehrer, die mich gut kennen und einschätzen können?

Den Selbsttest können Sie auch als Checkliste (PDF) hier bequem herunterladen:

Ausbildung oder Studium: Test

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Gehalt: Wer studiert, verdient in der Regel mehr

Wer studiert, hat höhere Einkommensaussichten – das ist zumindest das Ergebnis einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Die Forscher analysierten dafür die Daten des Mikrozensus, insbesondere von Personen im Erwerbsalter zwischen 21 und 65 Jahren. Also insgesamt rund 190.133 Erwerbstätige mit unterschiedlicher Ausbildung. Ergebnis:

  • Höchste Stundenlöhne

    Die höchsten Stundenlöhne erzielten – Frauen wie Männer – in den Studienfächern Zahnmedizin und Medizin. Dies sind gleichzeitig Studiengänge, deren Zugang über den Numerus clausus geregelt ist.

    Lukrativ für Männer ist aber auch, BWL und Jura zu studieren. Oder (im Anschluss noch) ein internationales Management-Studium zu absolvieren (wie es zum Beispiel die EBC Hochschule anbietet).

  • Wenig lukrative Studiengänge

    Am wenigsten finanziell lohne sich laut Studie für Männer der Abschluss eines Studiums in den Fachrichtungen Sozialarbeit, Geschichte, Regionalwissenschaften oder Architektur. Für Frauen wiederum ist BWL nicht die beste Wahl. Überraschenderweise erzielen Absolventinnen eines Lehramtsstudiums statistisch und langfristig ein höheres Gehalt als Absolventinnen eines BWL-Studiengangs.

    Noch weniger lukrativ ist es für Frauen technische und naturwissenschaftliche Fächer zu studieren. Im Maschinenbau, in der Mathematik und im Bauingenieurwesen verdienen sie eher unterdurchschnittlich. Die aktuell starke Nachfrage nach Absolventinnen erhöht zwar die Jobchancen, langfristig sei der hier zu erwartende Lohn aber nicht so hoch.

  • Kaufmännische Ausbildung schlägt einige Studiengänge

    Insbesondere Männer mit einer kaufmännischen Ausbildung, speziell als Versicherungskaufmann oder in der Buchhaltung, relativ hohe Stundenlöhne erzielen können. Zumindest übersteigen die Einkommensaussichten hierbei jene von Lehramtsabsolventen, studierten Geisteswissenschaftlern oder auch einigen Ingenieuren und Naturwissenschaftern.

    Bei den Frauen bringt eine Ausbildung in den Bereichen Marketing, Medien und Werbung, Informatik, Medizinische Dienste, Versicherung und Finanzen, Fremdsprachen und Transporttechnik anschließend vergleichsweise höhere Gehälter.

  • Technisches Studium schlägt Ausbildung

    Azubis in technischen Fächern wie Feinmechanik, Maschinenbau, Hoch- und Tiefbau wiederum sind zwar heute gesucht. Die Studie zeigt aber auch: Wer eine vergleichbare akademische Qualifizierung absolviert, steht hinterher finanziell meist besser da.

    Wenn auch immer noch recht beliebt: Eher unterdurchschnittlich verdienen Frauen mit dem Klassiker – der Ausbildung im Einzelhandel.

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Ausbildung und Studium gleichzeitig: Duales Studium

Wer die Vor- und Nachteile von Ausbildung oder Studium Revue passieren lässt, könnte stattdessen ein duales Studium in Erwägung ziehen. Es vereint sozusagen das Beste aus beiden Welten: Nicht so theoretisch, weil wesentliche Inhalte auch im Betrieb erlernt werden. Dafür verdienen Sie aber auch während des Studium bereits Geld.

Wenn von dualem Studium die Rede ist, ist meist das ausbildungsintegrierte Studium gemeint. Heißt: Studierende erwerben neben einem Studienabschluss gleichzeitig einen Berufsabschluss. Im Gegensatz zu anderen Akademikern besitzen Sie also Berufserfahrung. Früher überwogen vor allem wirtschaftsnahe und technische Studiengänge. Mittlerweile können Sie auch Sozial-, Sprach- und Geisteswissenschaften studieren, wenngleich solche Studiengänge weniger vertreten sind.

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Erst Ausbildung, dann Studium?

Wie erwähnt: Egal, wie Sie sich entscheiden – Karrierepfade sind heutzutage nicht mehr in Stein gemeißelt. Sie können ebenso gut eine Ausbildung machen und sich danach für ein Studium entscheiden. Ideal, wenn Ausbildung und Studium miteinander verwandt sind – beispielsweise erst eine Ausbildung als zahnmedizinische Fachangestellte, danach ein Studium der Zahnmedizin.

Diese Variante bietet sich an, wenn ein Studiengang nicht als duales Studium angeboten wird. Sie erhalten fundierte Berufserfahrung und tauchen anschließend noch tiefer in die Materie. Allerdings hat diese Variante ihren Preis, denn sie ist mit Abstand die zeitintensivste. Außerdem nicht zu unterschätzen: Wer nach der Ausbildung studiert, verzichtet auf das gewohnte Gehalt in der Ausbildung.

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Entscheidungshilfen und Informationsquellen

Freunde, Familie und Lehrer können erste Hinweise geben. Die endgültige Entscheidung müssen Sie aber fällen. Wer sich in seiner Wahl unsicher ist, kann verschiedene Beratungsangebote in Anspruch nehmen.

  • Jobmessen

    Über 200 unterschiedliche Jobmessen gibt es hierzulande. Je nach persönlichem Ausbildungsstatus ist für jeden etwas dabei. Bewerbermessen richten sich beispielsweise eher an Schüler oder Studierende, andere eher an Berufserfahrene.

  • Tag der offenen Tür

    Der Tag der offenen Tür gibt Ihnen die Chance, sich mit Fragen direkt an Verantwortliche zu wenden. Von Unternehmen erfahren Sie etwas über deren Produkte und Dienstleistungen. Die Hochschulen erläutern den typischen den Unialltag, stellen Studiengänge vor und schildern Abläufe. Oft klären sich bereits wichtige Fragen wie solche nach der Studienfinanzierung oder Unterkunft.

  • Agentur für Arbeit

    Auch die Arbeitsagentur berät zu Ausbildung oder Studium. Mithilfe des Berufsinformationszentrums (BIZ), aber auch zahlreicher digitaler und interaktiver Angebote können Schüler, Azubis, Studenten und Arbeitssuchende ihre Neigungen erkunden. Dazu gehören beispielsweise das Erkundungstool Check-U (arbeitsagentur.de/bildung/welche-ausbildung-welches-studium-passt), Planet Beruf (planet-beruf.de/schuelerinnen) und Berufenet (berufenet.arbeitsagentur.de/).

  • Berufsbilder

    Ob Ihnen Tätigkeiten wirklich liegen, lässt sich anhand von Berufsbildern bereits erahnen. Hier erfahren Sie Details zu den Ausbildungsinhalten, Voraussetzungen, Verdienstmöglichkeiten und Zukunftsperspektiven eines Berufs.


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