Definition: Was ist Metakognition?
Metakognition ist die Fähigkeit, über das eigene Denken und kognitive Prozesse nachzudenken, Entscheidungen zu hinterfragen und diese bewusst zu steuern oder zu optimieren.
Erst durch Metakognition erkennen Sie Ihre Denkprozesse, das eigene Wissen oder auch Unwissen. Schon die Erkenntnis „Dieser Gedanke belastet mich“ ist Ausdruck von metakognitiven Fähigkeiten.
Metakognition: Leicht erklärt
Einfach ausgedrückt ist Metakognition das Denken über das eigene Denken und das Wissen über das eigene Wissen. Durch die Fähigkeit sind sich Menschen der eigenen kognitiven Prozesse (Gedanken, Erinnerungen, Meinungen, Aufmerksamkeit…) bewusst, können diese wahrnehmen, darüber nachdenken und diese beeinflussen.
Bereiche von Metakognition
Experten differenzieren in der Metakognition zwei Bereiche mit unterschiedlichen Schwerpunkten:
1. Metakognitives Wissen
Megakognitives Wissen ist das Wissen über kognitive Fähigkeiten oder Prozesse – vor allem über das eigene Denken, aber auch Lernen und die Problemlösung bei Herausforderungen oder Aufgaben. Es wird unterteilt in vier Bereiche:
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Personenbezogenes Wissen
Wissen über Ihre individuellen kognitiven Prozesse, Stärken oder Schwächen – Beispiel: „Ich kann mir Namen schlecht merken.“
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Aufgabenbezogenes Wissen
Wissen über die Anforderungen unterschiedlicher Aufgaben – Beispiel: „Dieses Problem erfordert analytisches Denken.“
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Strategisches Wissen
Wissen zur Beurteilung und Auswahl geeigneter Strategien zur Problemlösung – Beispiel: „Das lerne ich nicht durch Wiederholung der Theorie, sondern nur durch gezielte praktische Aufgaben.“
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Metakognitive Empfindungen
Bewertungen der Schwierigkeit von Aufgaben, die intuitiv während kognitiver Prozesse auftreten – Beispiel: „Das ist ein komplizierter Inhalt. Ich muss es mir häufiger anschauen, um es zu verstehen.“
2. Metakognitive Regulation
Metakognitive Regulation ist die Steuerung, Kontrolle und Optimierung der eigenen kognitiven Fähigkeiten und Lernprozesse. Sie legen Ziele fest und planen deren Umsetzung, kontrollieren den Fortschritt und nehmen Änderungen oder notwendige Anpassungen Ihres Verhaltens vor, um es zu erreichen.
Metakognition Beispiele im Alltag
Metakognition ist nicht nur ein theoretischer Ansatz in der Psychologie oder den Neurowissenschaften. Es ist eine zentrale Fähigkeit des menschlichen Denkens, die sich im Alltag in vielen Beispielen zeigt:
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Selbstreflexion
Sie denken bewusst über Ihre Gedanken oder Entscheidungen nach. Selbstreflexion ist aktive Metakognition, mit der Sie sich selbst besser verstehen und einschätzen.
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Fehleranalyse
Sie erkennen, wenn Sie einen Fehler gemacht oder eine falsche Beurteilung vorgenommen haben.
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Problemlösung
Sie verstehen auftretende Probleme oder Aufgaben und finden Strategien, um diese zu lösen. Dabei nutzen Sie vorhandenes Wissen und passen Ihr Vorgehen bei Bedarf an.
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Priorisierung
Sie beurteilen Aufgaben (oder Themen) nach deren Wichtigkeit und verstehen, aus welchen Gründen etwas zuerst bearbeitet werden muss. So finden Sie eine sinnvolle Reihenfolge.
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Selbsteinschätzung
Sie kennen Ihre eigenen Stärken, Fähigkeiten und Leistungen. Gleichzeitig verstehen Sie Ihre Grenzen und Dinge, die Sie nicht (gut) können.
10 Gedanken als Beispiel für Metakognition
Schon Ihre Gedanken sind ständiger Ausdruck Ihrer metakognitiven Fähigkeiten. Hier 10 einfache Beispiele, die jeder schon einmal gedacht hat:
- „Ich habe schlechte Laune und sollte positiver denken.“
- „Gehe ich gerade wirklich sinnvoll vor?“
- „Heute kann ich mich nicht richtig konzentrieren.“
- „Ich lerne besonders gut visuell.“
- „Ich dachte, dieser Ansatz würde besser funktionieren.“
- „Das verstehe ich noch nicht richtig, wenn ich es nicht wiederhole.“
- „Wie kann ich meinen Lernerfolg verbessern?“
- „Wieso belastet mich das gerade?“
- „Was ich gerade versucht habe, ist falsch.“
- „Welche Strategie bringt mich wirklich ans Ziel?“
Metakognition beim Lernen
Besonders wichtig ist Metakognition für effektives Lernen und den bestmöglichen Lernerfolg. Richtig genutzt bringt es Schülern und Studenten zahlreiche Vorteile:
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Eigenständige Planung
Sie können Ihren Lernprozess eigenständig und gezielt planen. Dabei bestimmen Sie die Ziele, klären Lerninhalte, legen Prioritäten fest und kümmern sich um das Zeitmanagement.
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Effizienteres Lernen
Durch metakognitive Fähigkeiten wählen Sie die besten Lernmethoden aus – zugeschnitten auf Sie selbst und die Themen. Sie verstehen, wie Sie verschiedene Dinge am besten lernen und passen Ihren Lernprozess an.
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Tieferes Verständnis
Sie denken über die Lerninhalte und das Lernen selbst nach. Die Kombination bringt ein insgesamt tieferes Verständnis, weil Sie nicht nur Neues besser aufnehmen, sondern es mit vorhandenem Wissen verknüpfen.
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Größere Motivation
Beim Lernen bleibt die Motivation erhalten, weil Sie Fortschritte sehen und eigenständig handeln. Statt nur einen vorgegebenen Lernplan zu verfolgen, bestimmen Sie Ihr eigenes Vorgehen.
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Genauere Einschätzung
Metakognition verbessert Ihre Selbsteinschätzung. Sie haben ein realistisches und genaues Bild Ihres Wissens – und gestehen sich ein, wo es noch Wissenslücken gibt, die Sie schließen müssen.
4 Lerntypen nach Metakognition
In welchem Ausmaß die Fähigkeit genutzt wird, ist vom Lerntyp abhängig – nicht nach der Art der Informationsaufnahme (visuell, auditiv, kommunikativ oder motorisch), sondern nach Ausprägung der metakognitiven Fähigkeiten.
Harvard-Professor David Perkins unterscheidet dabei 4 verschiedene Lerntypen.
- Tacit Learner (Impliziter Lerner)
Der Lerntyp ist sich seiner Metakognition nicht bewusst und nutzt sie nicht aktiv. Er hinterfragt Lernmethoden nicht, sondern nutzt diese intuitiv ohne Reflexion. - Aware Learner (Bewusster Lerner)
Der bewusste Lerner kennt seine Fähigkeiten. Es fehlen allerdings Methoden zur richtigen Anwendung der Metakognition. Es ist kein zielgerichtetes Lernen und Verbesserungen sind eher Zufall. - Strategic Learner (Strategischer Lerner)
Der strategische Lerner kennt und nutzt seine Metakognition, um das Lernziel zu erreichen. Er hat Strategien zur Probmelösung, bewertet Informationen und ordnet seine Gedanken. - Reflective Learner (Reflektierender Lerner)
Reflektierende Lerner ergänzen das strategische Vorgehen um kritisches Hinterfragen. Sie entwickeln Lernstrategien und prüfen deren Wirksamkeit. Zeigt der Ansatz keine Effizienz, wird er angepasst und eine andere (bessere) Methode gewählt.
Metakognition verbessert die Noten
Stanford-Studien zeigen: Gezielte Metakognition sorgt für bessere Leistungen. Teilnehmer mussten eine Woche vor der Klausur durch Fragebögen über die anstehende Klausur nachdenken. Sie schätzten Ziele, nützliche Lernmethoden und die Bedeutung der Prüfung ein. Schon durch diese Übung waren die Noten im Schnitt um ein Drittel besser. Erkenntnis der Forscher: Es ist enorm wichtig, sich Ziele zu setzen und darüber nachzudenken, welche Ressourcen man einsetzt, um diese Ziele zu erreichen.
Metakognition trainieren: 3 Tipps
Jeder Mensch besitzt metakognitive Fähigkeiten. Sie sind aber unterschiedlich stark ausgeprägt und werden nicht von allen gleichermaßen genutzt. Wie andere Fähigkeiten können Sie Ihre Metakognition trainieren. Diese drei Tipps helfen dabei:
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Selbstreflexion
Nehmen Sie sich Zeit, um Ihre Gedanken zu hinterfragen und sich mit Ihren Kognitionen auseinanderzusetzen: Woran denken Sie? Welche Erinnerungen gehen Ihnen durch den Kopf? Was lenkt Ihre Aufmerksamkeit? Beschäftigen Sie sich mit den Gedanken in Ihrem Kopf.
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Lautes Denken
Ungewohnt, aber effektiv: Sprechen Sie Ihre Gedanken laut aus, um diese leichter greifbar zu machen. Fassen Sie in Worte, was sonst nur gedanklich abläuft. Sagen Sie beim Lernen zum Beispiel laut „Das ist ein wichtiger Aspekt, der mir Schwierigkeiten macht.“
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Fortschrittskontrolle
Egal, ob Sie im Job ein Projekt bearbeiten oder für eine Prüfung lernen: Kontrollieren Sie Ihren Fortschritt! Dies zwingt Sie zur Metakognition. In regelmäßigen Abständen reflektieren Sie Ihr Vorgehen und passen die weitere Strategie an.
Checkliste für metakognitives Lernen
Sie stecken gerade in einer Lernphase? Dann zeigt unsere Checkliste, wie Sie metakognitiv über die Klausur nachdenken und die Fähigkeit bestmöglich nutzen:
- Identifikation
Welche Teile des Themengebiets sind wichtig und welche weniger? - Einteilung
Wie viel Zeit plane ich für welche Lektion ein? Was schaffe ich in welcher Zeit? - Reihenfolge
In welcher Reihenfolge gehe ich den Inhalt durch? Beginnen Sie zum Beispiel mit dem wichtigsten oder einfachsten Thema. - Methoden
Welche Lernmethoden sind für mich und die Lerninhalte am besten? - Verständnis
Habe ich alles verstanden? Was kann ich tun, um das, was ich nicht verstanden habe, zu verstehen? - Abfrage
Wie prüfe ich meinen Fortschritt und mein Wissen am effektivsten? - Nachbearbeitung
Was habe ich gut und was weniger gut gemacht? Was sollte ich mit Blick auf die nächste Klausur ändern?
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