Mixed Learning: Wie Sie mit Interleaving schneller lernen

Mixed Learning ist eine Lerntechnik, bei der Inhalte nicht nacheinander, sondern durcheinander gelernt werden. Ein unterschätztes Konzept: Studien zeigen, dass verschachteltes Lernen zu besseren Resultaten führt. Wir erklären, wie Mixed Learning funktioniert und welche Vorteile es hat…

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Bedeutung: Was ist Mixed Learning?

Mixed Learning (Deutsch: gemischtes Lernen) ist eine Lernmethode, bei der Lerninhalte verschachtelt und abwechselnd behandelt werden, statt ein Thema nach dem anderen zu bearbeiten. Das Prinzip wird auch als „Interleaving“ (Verschachtelung) bezeichnet.

Wie Mixed Learning funktioniert, zeigt ein vereinfachtes Beispiel: Sie müssen die drei Themen A, B und C lernen.

  • Klassische Lernreihenfolge
    „AAA BBB CCC“ – bis Sie alles verstanden haben.
  • Interleaving
    „ABC BCA CBA“ – gemischte und verschachtelte Inhalte.

Praktisches Anwendungsbeispiel von Mixed Learning

Ein Fußballer trainiert nicht erst Torschüsse, dann Flanken und zum Schluss kurze Pässe, sondern alle Techniken abwechselnd und verschachtelt. Diese Lerntechnik soll größeren Lernerfolg nicht nur beim Sport, sondern auch in der Schule, Universität oder im Job bringen.

Unterschied: Mixed Learning vs. Blended Learning

Mixed Learning wird teilweise synonym zu Blended Learning verwendet. Dabei gibt es aber einen großen Unterschied: Blended Learning ist die Kombination verschiedener Methoden und Medien beim Lernen. Typischerweise wird eine Präsenzveranstaltung durch E-Learning ergänzt. Dabei geht es aber nicht um das Interleaving von Inhalten.

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Mixed Learning bricht mit klassischen Denkmustern

Bisher wird Mixed Learning nur selten angewendet. Ein Grund: Die Methode bricht mit eisernen Grundsätzen und Redewendungen: „Eins nach dem anderen.“ Oder: „Man kann nicht auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen“.

In unseren Denkmustern ist das fest verankert und zeigt sich auch in den heute dominierenden Lerntechniken. Bezogen auf die Effektivität des Lernens treffen diese Grundsätze aber möglicherweise nicht hundertprozentig zu.

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Mixed Learning: Studien bestätigen den Effekt

Das verschachtelte Lernen klingt ungewöhnlich und widerspricht teilweise sogar klassischen Lerntipps – wissenschaftlich kann der positive Effekt aber nachgewiesen werden. Verschiedene Studien und Untersuchungen zeigen die positiven Auswirkungen durch Interleaving von Lerninhalten:

  • Sport

    Bereits 1986 zeigte eine Studie mit Badminton-Spielerinnen: Trainierten sie verschiedene Arten von Aufschlägen nicht nacheinander, sondern abwechselnd nach dem Mixed Learning, verinnerlichten sie diese besser. Auch konnten sie sich besser auf neue Situationen im Spiel einstellen.

  • Kunst

    College-Studenten lernten die Stile verschiedener Künstler kennen. Eine Gruppe als einzelne Blöcke (erst Bilder eines Künstlers, dann der nächste); die andere Gruppe über Mixed Learning (Bild von Künstler A, dann von Künstler B und C, dann wieder A). Ergebnis: Die Lerngruppe nach dem Interleaving-Prinzip konnte Künstler und Stile anschließend besser erkennen und zuordnen.

Mathe: Best Practice für Gemischtlerner

Besonders erfolgreich ist Mixed Learning in der Mathematik. Der Normallfall: Lehrer erklären ein Thema (zum Beispiel den Satz des Pythagoras), anschließend lösen Schüler Aufgaben dazu. Eins nach dem anderen – danach kommt ein neues Kapitel, eine neue Aufgabenstellung, eine neue Formel.

Die Lerntheorie des Interleavings sagt: Gemischte Themen und Aufgaben im Unterricht sind besser. Eine Studie im Fachmagazin Educational Psychology zeigte: Mixed Learner erzielten bei mathematischen Problemen in einem Test 30 Tage nach der Lernphase 76 Prozent bessere Ergebnisse. Mixed Learning ist nicht nur effektiver, sondern nachhaltiger. Der Lerneffekt ist weitaus länger spürbar. Aber warum ist das so?

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Die Vorteile von Mixed Learning

Eine mögliche Erklärung stammt von Studienautor Doug Rohrer: Mixed Learning verbessert die Fähigkeit des Gehirns, zwischen verschiedenen Konzepten zu unterscheiden. In der Fachsprache heißt das „diskriminierender Kontrast“. Blockunterricht sei dagegen weniger eingängig. Man löst eine Aufgabe und wendet die Formel im Folgenden einfach immer wieder an. Weitere Vorteile von Interleaving:

  • Hohe Konzentration
  • Weniger Langeweile
  • Bessere Gedächtnisleistung
  • Effizientere Problemlösung
  • Tieferes Verständnis
  • Stärkere Transferleistungen

Beim Mixed Learning muss sich das Gehirn immer wieder auf Überraschungen einstellen. Es wird jedes Mal aufs Neue gefordert. Das beinhaltet aber auch: Gemixtes Lernen ist anstrengender, fordernder und härter – dafür lernen Sie besser und behalten das Wissen länger.

Nicht für alle Bereiche geeignet

Das Mixed Learning hat Grenzen, zum Beispiel bei Fremdsprachen: Als nicht Muttersprachler Englisch lernen oder eine völlig neue Sprache lernen – das geht mit Interleaving nur sehr schwer.

Auch das zeigen Studien – etwa rund um die Psychologin Shana K. Carpenter von der Iowa State Universität. Für den Erfolg von Mixed Learning brauchen die Lernenden immer auch Berührungspunkte mit dem Lernstoff. Es bringt also nichts, wenn Sie aus dem Stand in ein völlig fremdes Fachgebiet eintauchen.

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Tipps für Mixed Learning

Mixed Learning ist eine Umstellung. Wenn Sie bisher nur in Blöcken gelernt und Inhalte streng voneinander getrennt haben, fällt gerade der Anfang schwer. Es ist ungewohnt, von einem Thema zum nächsten zu springen und kurz darauf zurückzukehren. Damit Sie das Interleaving gelingt, haben wir deshalb einige Tipps für Sie zusammengestellt:

  • Springen Sie nicht zu häufig zwischen Bereichen

    Mixed Learning bedeutet nicht, dass Sie sich alle 5 Minuten auf einen neuen Bereich konzentrieren. Nehmen Sie sich weiterhin genügend Zeit, um fokussiert etwas Neues zu lernen und ein Thema zu durchdringen. Je nach Komplexität und Dauer der Lerninhalte können Sie beispielsweise Blöcke von einer Stunde planen – bei umfangreichen Lerneinheiten (etwa an der Universität) kann auch ein ganzer Tag für ein Thema genutzt werden, bevor Sie wechseln.

  • Wählen Sie passende Themen aus

    Achten Sie darauf, dass die Themen im Mixed Learning zueinander passen. Sie werden nicht erfolgreich sein, wenn Sie von komplexen mathematischen Formeln zur Geschichte des Mittelalters und anschließend zu einem biologischen Thema springen. Verschachteln Sie nur Themengebiete, die ähnlich sind.

  • Suchen Sie sich einen Lernpartner

    Vermischtes Lernen funktioniert besonders gut im Team. Das kann eine größere Lerngruppe sein, doch auch ein einzelner Lernpartner ist hilfreich. Zusammen diskutieren Sie die unterschiedlichen Inhalte, finden schneller einen Zugang und steigern so den Lerneffekt. Außerdem können gegenseitig Wissenslücken oder Schwierigkeiten beim Verständnis ausgeglichen werden.

  • Kehren Sie bei Unklarheiten zum Thema zurück

    Haben Sie noch nicht jedes Detail verstanden oder haben Sie in einem Bereich Schwierigkeiten, sollten Sie zeitnah zu diesem zurückkehren. Im Interleaving springen Sie zwar zunächst in ein anderes Thema, können die vorherigen Inhalte aber erneut auf Ihren Lernplan schreiben.

Wichtig ist zudem: Nehmen Sie sich Zeit, in der Sie sich an das Mixed Learning gewöhnen. Haben Sie bisher immer im klassischen Blocksystem gelernt, fühlt sich die Verschachtelung anfangs komisch an – viele haben zu Beginn das Gefühl, durch die Themenwechsel schlechter und langsamer zu lernen. Lassen Sie sich nicht abschrecken, sondern bleiben Sie dran.


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