Kritik vom Chef: Was tun?
Kritik ist immer unangehm – egal, von wem sie kommt. Die meisten Menschen haben jedoch Angst, wenn sie ausgerechnet der Chef kritisiert.
Keine Sorge: Dadurch ist weder der Job in Gefahr, noch ist es ein Weltuntergang! Entscheidend ist jetzt allein, dass Sie Ihre Kritikfähigkeit unter Beweis stellen und richtig damit umgehen bzw. angemessen darauf reagieren. So geht’s:
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Prüfen Sie die Kritik
Der erste Schritt ist: Ruhe bewahren, die Kritik nicht sofort persönlich nehmen und hinterfragen, ob die Kritik vom Chef richtig und berechtigt ist. In der Regel stellt der Vorgesetzte nicht Sie als Person infrage, sondern bemängelt lediglich ein Verhalten oder eine Leistung.
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Bitten Sie um konstruktive Kritik
Nicht jeder Chef beherrscht die Kunst der konstruktiven Kritik. In diesem Fall sollten Sie darum bitten, sachlich zu bleiben und konkret mit Beispielen zu benennen, was dem Boss missfällt. Konstruktive Kritik enthält überdies immer noch ein paar Lösungs- und Verbesserungsvorschläge. Fragen Sie danach!
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Bedanken Sie sich für das Feedback
Es ist nicht nur ein Gebot des Respekts und Zeichen von Professionalität, dass Sie sich für ein Feedback bedanken. Sie beweisen damit ebenso Ihre grundsätzliche Offenheit und Lernbereitschaft – unabhängig davon ob die Kritik stimmt oder nicht.
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Erklären Sie Ihr Verhalten sachlich
Falls die Kritik nicht zutrifft oder gar falsch ist, sollten Sie dieser sachlich widersprechen – jedoch in ruhigem und respektvollem Ton! Stellen Sie die Dinge richtig und begründen Sie Ihr Verhalten – ohne sich zu rechtfertigen oder in die Vorwärtsverteidigung zu gehen. Beispiel: „Danke für Ihr Feedback. Ich sehe das jedoch anders und kann Ihnen auch erklären, warum…“
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Kritik annehmen und Lösung vorschlagen
Trifft die Kritik jedoch zu, gibt es nur eine richtige Reaktion: Akzeptieren Sie das Feedback, übernehmen Sie die volle Verantwortung für den Fehler, entschuldigen Sie sich gegebenenfalls und machen Sie einen konkreten Vorschlag, wie Sie den Fehler in Zukunft vermeiden oder was Sie besser machen wollen.
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Lösung fixieren und neues Gespräch vereinbaren
Ist das Feedbackgespräch oder Kritikgespräch zuende, sollten Sie beide das Ergebnis schriftlich festhalten und einen weiteren Termin vereinbaren, um die positive Veränderung zu kontrollieren. Erstens zeigt das, dass Sie sich wirklich bemühen und verbessern wollen; zweitens schaffen Sie die Sache damit endgültig aus der Welt.
Kritik vom Chef: Diese Fehler unbedingt vermeiden!
Kritikfähigkeit ist eine zentrale Fähigkeit im Berufsleben. Privat genauso. Sie gehört zu den wichtigen Soft Skills und sollte unbedingt erlernt werden.
Nicht alle beherrschen diese Kunst auf Anhieb. Deshalb passieren bei der Kritik vom Chef leider oft Fehler, die dann tatsächlich Ihre Reputation, die Karriere und das Verhältnis zum Vorgesetzten beschädigen können. Diese sollten Sie unbedingt beachten und vermeiden:
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Laut werden
Wer kritisiert wird, durchläuft laut Psychologie oft vier typische Phasen (siehe: SARA-Modell). Zu den ersten Reaktionen gehören Schock und Wut. Widerstehen Sie jedoch dem Impuls, Ihrem Ärger laut Luft zu machen und zurückzublaffen. Das sieht weder souverän, noch professionell aus. Behalten Sie stets einen sachlichen Ton!
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Alles abstreiten
Jede Medaille hat zwei Seiten – und Kritikfähigkeit bedeutet nicht, jedes Feedback unkritisch anzunehmen. Schon gar nicht bei unberechtigter Kritik. Sie dürfen jederzeit Ihren Blickwinkel schildern. Was zutrifft, vehement abzustreiten oder zu vertuschen, ist aber tabu und wäre ein schwerer Fehler. Das wird immer zum Bumerang.
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Zurück kritisieren
Auch Chefs machen Fehler, ja. Womöglich vergreift sich der Vorgesetzte im Ton, wird unsachlich, pauschal oder polemisch. Alles nicht okay – aber kein Grund, sofort zurückzuschlagen, Motto: „Sie machen auch nicht alles richtig!“ Es geht jetzt nicht um den Chef, sondern um Ihren Fehler. Punkt. Für die Kritik am Chef finden Sie bitte einen anderen Termin. Jetzt geht es darum, Verantwortungs- und Lernbereitschaft zu zeigen.
Warum fällt es schwer, Kritik anzunehmen
Der Ton macht die Musik. Das gilt ebenfalls im Job und Berufsleben. Es macht einen Unterschied, wie Sie kritisiert werden und welche Absicht dahinter steckt. Reine Vorwürfe ohne Wohlwollen oder Wertschätzung wird kaum jemand bereitwillig annehmen (siehe: Come-to-Jesus-Meeting).
Gleichzeitig kratzt Kritik immer am eigenen Selbstbild und Ego. Sie müssen sich und dem Vorgesetzten eine Schwäche eingestehen. Peinlich. Wenn Sie damit allerdings Probleme haben, sollten Sie das als Indiz nehmen, dass Sie an Ihrem Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl arbeiten sollten.
Generelle Kritikunfähigkeit kann ein Zeichen für starke Minderwertigkeitsgefühle oder gar eine Profilneurose und latenten Narzissmus sein. Daran sollten Betroffene unbedingt arbeiten, weil sie sich sonst im Leben immer wieder im Weg stehen und die eigene Entwicklung blockieren.
Dass Kritik zunächst schmerzt, ist normal. Sofort in eine Verteidigungshaltung zu gehen oder wütend zu reagieren, nicht! Das kann daran liegen, dass die Kritik unsachlich war. Trotzdem sollten Sie einen souveränen Umgang damit üben und sich ein dickeres Fell zulegen. Das wird Ihnen im Job und Privatleben noch viele gute Dienste leisten!
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