Wie kann ich den Realschulabschluss nachholen?
Wer nicht mehr schulpflichtig ist, geht nicht wie üblich den Weg über die allgemeinbildende Regelschule. In diesem Fall beschreiten die meisten im Erwachsenenalter den sogenannten zweiten Bildungsweg. Grundvoraussetzung ist meist der Hauptschulabschluss. Erwerben können Sie den mittleren Bildungsabschluss an diesen Schulformen und Bildungseinrichtungen:
- Berufsfachschule
- Berufsschule
- Abendrealschule
- VHS-Schule
- Kolleg
- Fernschule
Voraussetzungen, um den Realschulabschluss nachzuholen
Mehrere Wege führen zum Realschulabschluss:
1. Berufsfachschule
Je nach Bundesland gibt es die Möglichkeit, den Hauptschulabschluss innerhalb von zwei Jahren an einer Berufsfachschule zu machen. Sind die Noten gut, erwerben Sie hier gleichzeitig den Realschulabschluss. Wer an der Berufsschule einen Realschulabschluss nachholen will, muss bereits einen Ausbildungsvertrag in der Tasche haben.
2. Ausbildung
Im Rahmen der dualen Ausbildung besuchen Auszubildende an ein bis zwei Tagen die Berufsschule und erhalten die restliche Zeit praktisches Wissen im Ausbildungsbetrieb. Mit Abschluss dieser Ausbildung erwerben sie (sofern noch nicht vorhanden) den Hauptschulabschluss. Bei guten Noten können sich die Berufsanfänger automatisch den Realschulabschluss anerkennen lassen.
3. Abendrealschule
Für eine Abendrealschule muss mindestens der Hauptschulabschluss oder ein gleichwertiger Schulabschluss vorliegen. Dieser kann – sofern nicht in der Regelschule erworben – durch ein Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) oder den Besuch einer Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BvB) erworben werden. Häufig kooperiert die Abendrealschule mit der Volkshochschule (VHS), um ein entsprechend hohes Angebot an Fächern abdecken zu können.
4. Kolleg
Meist richten sich Kollegs an Personen, die ihr Abitur oder Fachabitur nachholen wollen. Im Unterschied zur Abendschule findet der Unterricht – ganz wie bei einer normalen Schule – tagsüber und in Vollzeit statt. Die Schüler müssen mindestens 19 Jahre alt sein und über eine bereits abgeschlossene Ausbildung verfügen. Alternativ müssen Sie mindestens drei Jahre Berufserfahrung vorweisen können.
5. Fernschule
Unabhängig von irgendwelchen Schulformen können Sie im Selbststudium den Realschulabschluss nachholen. Das bedeutet in vielen Fällen ein Fernstudium, bei dem Sie durch den jeweiligen Anbieter die Unterlagen zugeschickt bekommen und sich das erforderliche Wissen selbst aneignen. Der Begriff Fernstudium ist etwas irreführend, da – im Gegensatz zum Studium an Fachhochschulen oder Universitäten – eben keine entsprechende Hochschulreife erforderlich ist.
Wenn Sie auf private Anbieter zurückgreifen, dienen diese genau genommen nur der Vorbereitung auf den Realschulabschluss, denn sie sind nicht prüfungsberechtigt. Es wird eine staatliche Externenprüfung (auch „Nichtschülerprüfung“ oder „Schulfremdprüfung“ genannt) durchgeführt. Das heißt, die eigentliche Prüfung, mit der Sie dann Ihren Realschulabschluss nachholen, legen Sie an einer Schule für Erwachsene vor der Schulaufsichtsbehörde ab. Genauere Informationen, wie diese Prüfung in Ihrem Bundesland abläuft, erhalten Sie beim Schulamt vor Ort.
Realschulabschluss kostenlos nachholen
Der Besuch staatlicher Abendschulen und öffentlicher Einrichtungen (beispielsweise eines Kollegs) ist in der Regel kostenlos. Völlig kostenlos können Sie den Realschulabschluss jedoch nicht nachholen: Für Bücher und Lehrmaterialien müssen Sie Geld einkalkulieren. Auch Fahrtkosten, etwa wenn Sie in einem kleinen Ort wohnen und längere Wege zur nächsten Abendrealschule zurücklegen müssen.
Hinzu kommen Kursgebühren, wenn Sie sich für einen privaten Anbieter im Rahmen des Selbststudiums entscheiden. Kostengünstig können Sie an einer Volkshochschule (VHS) den Realschulabschluss nachholen. Bei privaten Anbietern (meist über Fernschulen) kann es sehr teuer werden
Finanzielle Förderung
Wer aus eigener Kraft die Ausgaben nicht stemmen kann, kann im Rahmen des Bildungspakets finanzielle Unterstützung erhalten. Folgende Voraussetzungen müssen Sie dafür erfüllen:
- Jünger als 30 Jahre alt
- Besuch einer allgemein- oder berufsbildenden Schule
- Keine Ausbildungsvergütung
In diesem Fall können Sie Schüler-Bafög beantragen. Das erhalten Schüler übrigens im Gegensatz zum klassischen (studentischen) Bafög als kompletten Zuschuss, es muss als nicht zurückgezahlt werden. Die Höhe des Schüler-Bafögs hängt von der Schulform und der persönlichen Situation ab.
Wer zum Beispiel eine eigene Wohnung finanzieren muss, da die Schule zu weit vom Elternhaus entfernt ist, um dort wohnen zu bleiben, erhält einen höheren Satz. Honoriert wird auch, wenn bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung vorliegt:
- Keine Ausbildung und bei den Eltern wohnend: 243 Euro im Monat.
- Keine Ausbildung und auswärts wohnend: 580 Euro im Monat.
- Abgeschlossene Ausbildung und bei den Eltern wohnend: 439 Euro im Monat.
- Abgeschlossene Ausbildung und auswärts wohnend: 675 Euro im Monat.
Realschulabschluss nachholen: Jobcenter unterstützt
Wer nicht älter als 25 Jahre alt und ohne Schulabschluss ist, hat grundsätzlich einen Rechtsanspruch auf Förderung. Voraussetzung dafür ist, dass die Vollzeitschulpflicht erfüllt ist. Wer sich entschließt, seinen Realschulabschluss nachzuholen, ist dennoch zur Mitwirkung verpflichtet. Das umfasst unter anderem Abmachungen zur Bewerbung, Wahrnehmen von Terminen und Erreichbarkeit.
Wie lange dauert es, den Realschulabschluss nachzuholen?
Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten, da es verschiedene Wege gibt, um den Realschulabschluss nachzuholen. Abhängig ist die Dauer besonders von den persönlichen Möglichkeiten: Wer sich beispielsweise mit einem Job über Wasser hält und selbst finanziert, hat womöglich nur abends nach der Arbeit Zeit, in seine Weiterbildung zu investieren. Das berufsbegleitende Lernen schränkt nicht nur oft die persönliche Aufnahmekapazität, sondern auch die Zeit ein, die noch zum Lernen zur Verfügung steht.
Grob lässt sich sagen, dass Sie an einer staatlichen Bildungseinrichtung zwischen zwei und drei Jahren veranschlagen müssen. In der Berufsfachschule oder Berufsschule geschieht dies im Tagesunterricht und unterscheidet sich nicht groß von der normalen Regelschule. Fächer, die Sie in jedem Fall lernen müssen, sind die bekannten Hauptfächer Deutsch, Mathematik und eine Fremdsprache (häufig Englisch). Hinzu kommen berufsspezifische Fächer, die von Schule zu Schule variieren. Je nachdem, für welche Fortbildungsform Sie sich entscheiden, hat das verschiedene Vor- und Nachteile.
Vor- und Nachteile unterschiedlicher Optionen
Staatliche Bildungseinrichtungen
- Da es sich um staatliche Bildungsträger handelt, entstehen meist keine oder nur geringe Kosten. Hier haben Sie feste Präsenzzeiten und den persönlichen Kontakt zu Dozenten und Mitschülern. Die festen Zeiten sind vor allem dann vorteilhaft, wenn es darum geht, den Tag sich selbst zu strukturieren. Durch die persönliche Anwesenheit werden neue soziale Kontakte (und sogar Freundschaften) gewonnen. Das kann sehr motivierend und hilfreich beim Lernen für Prüfungen sein.
- Sie sind in Ihrer Flexibilität eingeschränkt. Dadurch, dass sich die Unterrichtsstunden beispielsweise im Falle der Abendrealschule auf viele Tage verteilen, dauert es länger, den Realschulabschluss nachzuholen.
Private Bildungsträger
- Wenn Sie mithilfe eines privaten Anbieters Ihren Realschulabschluss nachholen wollen, ist die freie Zeiteinteilung der größte Pluspunkt. Interessant ist das vor allem für Lernwillige, die kleine Kinder haben oder aus anderen Gründen ihre Zeit sich frei einteilen wollen. Je nachdem, wie schnell Sie den Lernstoff bewältigen, können Sie deutlich schneller Ihren Realschulabschluss nachholen.
- Sie müssen sich alles selbst erarbeiten und tragen je nach Anbieter die Kosten für die Lehrmaterialien.
Welche Variante für Sie letztlich die geeignete ist, müssen Sie für sich herausfinden. Informationen zu Bildungsträgern und Kosten erhalten Sie bei Ihrer Stadt, den jeweiligen Anbietern oder der örtlichen VHS beziehungsweise Abendrealschule. Oftmals finden vor Beginn eines Schuljahres Informationsveranstaltungen statt, bei denen Sie sich unverbindlich informieren können.
Was ist der Realschulabschluss?
Es gibt eine Hierarchie unter den Schulabschlüssen, die mit steigenden Anforderungen erworben werden und mit dem Hauptschulabschluss beginnen. Es folgt der Realschulabschluss, auch als mittlere Reife bekannt. Der Erwerb folgt für gewöhnlich nach zehn Jahren Schulzeit.
Danach kommen die Fachhochschulreife und die fachgebundene Hochschulreife (beides auch als Fachabitur bezeichnet), die zum Studium an Fachhochschulen beziehungsweise zum Studium bestimmter Fächer berechtigen. Und schließlich die (allgemeine) Hochschulreife, meist unter dem Begriff „Abitur“ bekannt. Sie berechtigt die Absolventen zum Studium an Universitäten. Wer einen Realschulabschluss nachholen möchte, hat meist ein konkretes Ziel und eine stärkere Motivation vor Augen als vielleicht noch zu Schulzeiten.
Was spricht für den Erwerb der mittleren Reife?
Da in Deutschland die Schulpflicht gilt, sieht der Idealfall so aus, dass jeder einen Schulabschluss erwirbt. Dennoch kommt es vor, dass Menschen nach Erfüllung der Vollzeitschulpflicht (je nach Bundesland zwischen neun oder zehn Jahren) ohne Schulabschluss von der Schule abgehen. Wer beispielsweise „sitzengeblieben“ ist, also eine Klasse aufgrund schlechter Leistungen wiederholen musste, erfüllt ebenfalls die Bedingungen der Vollzeitschulpflicht.
Eine Ausbildung ohne Schulabschluss ist zwar möglich. Allerdings haben Schulabbrecher meist mit deutlich größeren Schwierigkeiten zu kämpfen, einen Ausbildungsplatz zu finden. Auch wenn für viele Ausbildungen offiziell kein bestimmter Schulabschluss vorgeschrieben ist: De facto können Arbeitgeber die Anforderungen entsprechend hoch setzen. Das ist vor allem bei beliebten Ausbildungsberufen ein Mittel der Bewerberauswahl. Ein Realschulabschluss bringt also mehrere Vorzüge mit sich:
- Stärkere Konkurrenzfähigkeit
Sie haben als Bewerber bessere Chancen gegenüber Hauptschülern und eine größere Auswahl unter den Ausbildungsberufen, je höher Ihr Schulabschluss ist. - Mehr Jobs
Dadurch erhöht sich die Auswahl an unterschiedlichen Berufen nach der Ausbildung. - Höheres Gehalt
Ihre Verdienstmöglichkeiten steigen im Vergleich zu einem Hauptschulabschluss. - Weitere Bildungschancen
Sie eröffnen sich die Möglichkeit zum späteren Fachabitur oder Abitur.
Gut bezahlte Berufe mit Realschulabschluss
Ein wichtiges Kriterium für Arbeitnehmer ist das Gehalt. Je höher der Bildungsabschluss, desto höher später das Einkommen. Dieser Zusammenhang ist auch als Bildungsrendite beziehungsweise Mincer-Koeffizient bekannt. Zu den gut bezahlten Berufen mit Realschulabschluss zählen:
- Kfz-Mechatroniker
- Schiffsmechaniker
- Industriemechaniker
- Polizist
- Bürokaufmann
- Fachinformatiker
- Elektroniker
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