Zweites Vorstellungsgespräch: Bedeutung
Die Einladung zum zweiten Vorstellungsgespräch sollte Sie nicht verunsichern. Sie bedeutet: Der erste Eindruck war schon sehr gut – es gibt aber weiterhin Mitbewerber. Deshalb will man sich jetzt einen zweiten Eindruck machen.
Ein zweites oder gar drittes Vorstellungsgespräch gehört in vielen Unternehmen heute zur gängigen Praxis im Bewerbungsprozess. Das erste (Online-)Bewerbungsgespräch dient einer Art Vorauswahl, im zweiten Vorstellungsgespräch werden Sie oft persönlich in das Unternehmen eingeladen. Nehmen Sie das Zweitgespräch trotzdem unbedingt ernst, und bereiten Sie sich gründlich darauf vor – noch stehen die Chancen auf eine Zusage 50:50…
TIPP: Vorab nach dem Ablauf erkundigen!
Sobald Sie die Einladung zum zweiten Vorstellungsgespräch erhalten haben, sollten Sie den Termin telefonisch bestätigen und fragen, was Sie erwartet oder auf wen Sie treffen werden. Die Nachfrage ist völlig legitim und zeigt, dass Sie das Gespräch ernst nehmen. Oft bekommen Sie dabei noch ein paar Tipps.
Zweites Vorstellungsgespräch: Ablauf
Wie läuft ein zweites Vorstellungsgespräch ab? – Grundsätzlich wird der Ablauf ähnlich sein wie beim ersten Vorstellungsgespräch. Dafür geht es beim Inhalt meist mehr in die Tiefe und es können Nachfragen zu einzelnen Stationen im Lebenslauf kommen.
Rechnen Sie im zweiten Vorstellungsgespräch mit folgendem Ablauf:
- Begrüßung
Weil oft neue Teilnehmer dazu kommen, stellen Sie sich nochmal freundlich zur Begrüßung mit Namen und Händedruck vor und halten dabei Blickkontakt. Pluspunkte sammelt, wer sich die Namen aus dem ersten Gespräch gemerkt hat. - Selbstpräsentation
Es ist eher ungewöhnlich, dass Sie nochmal eine Selbstpräsentation halten sollen – kann aber vorkommen. Seien Sie auf jeden Fall darauf vorbereitet! - Fragen
Die bekannten Personaler und neuen Teilnehmer werden Ihnen vertiefende Fragen zu Kompetenzen, Erfahrungen und Ihrer Eignung für die Position stellen. An dieser Stelle dürfen Sie sich nicht in Widersprüche verstricken! - Rückfragen
Auch im zweiten Bewerbungsgespräch sollten Sie eigene Fragen stellen und mehr Details über Ihre künftigen Aufgaben und Arbeitsbedingungen herausfinden. Im Recall wird dann meist auch schon über Arbeitszeiten, Urlaub und Gehaltsvorstellungen gesprochen. - Führung
Auch das ist in Runde 2 üblich: Sie werden durch das Unternehmen geführt, lernen Ihren künftigen Arbeitsplatz und die neuen Kollegen kennen. Achtung: Dies ist immer auch ein Sympathie-Test. Üben Sie daher eine lockere Kurzvorstellung, wenn Sie viele Hände schütteln. - Mittagessen
Je nach Ablauf und Uhrzeit endet der Recall auch schon mal mit einem gemeinsamen Mittagessen. Auch das ist ein Test: Personaler achten dann vor allem auf Ihre Manieren und den Umgang mit dem Personal. - Verabschiedung
Das zweite Vorstellungsgespräch endet mit der Verabschiedung. Jetzt wird man Ihnen sagen, wie es danach weitergeht und was die nächsten Schritte sind. Falls nicht: Fragen Sie nach!
TIPP: Sollte man Ihnen nach dem zweiten Vorstellungsgespräch sofort einen Arbeitsvertrag zur Unterschrift vorlegen, unterzeichnen Sie diesen bitte keinesfalls direkt vor Ort! Bitten Sie um 1-2 Tage Bedenkzeit und prüfen Sie den Vertrag in Ruhe zuhause – im Zweifel mithilfe eines Fachanwalts für Arbeitsrecht.
Zweites Vorstellungsgespräch: Fragen
Was wird in einem zweiten Vorstellungsgespräch gefragt? – Die Vorstellungsgespräch Fragen gehen im Recall deutlich mehr in die Tiefe. Dennoch kann es sein, dass Ihnen im zweiten Interview Fragen gestellt werden, die Sie im Erstgespräch schon beantwortet haben.
Das kann unterschiedliche Gründe haben: Entweder waren einige Teilnehmer beim ersten Mal nicht dabei oder die Personaler prüfen mögliche Widersprüche. Reagieren Sie darauf bitte nie genervt, sondern beantworten Sie alle Fragen gleichbleibend souverän und freundlich. Typische Fragen im zweiten Vorstellungsgespräch sind:
1. Was reizt Sie an dieser Stelle?
Achtung: Die Frage ist ein Wolf im Schafspelz! Wer jetzt nicht ehrlich und glaubwürdig klingt, senkt seine Bewerbungschancen deutlich. Erzählen und beschreiben Sie, wofür Ihr Herz schlägt und was Sie begeistert. Natürlich immer mit Bezug zum Job und dessen Aufgaben. Bleiben Sie dabei unbedingt bei der Wahrheit. Geflunkerte Leidenschaft entlarven geübte Personaler durch Nachfragen.
2. Was ist Ihre größte Schwäche?
Die Frage ist bei Bewerbern verhasst – die Antwort gilt bei Personalern aber als starkes Indiz für einen reifen Charakter, der selbstbewusst und konstruktiv mit seinen Defiziten umgeht und zugleich an sich arbeitet und weiterentwickeln will. Wichtig ist nur, dass Sie keine Schwächen im Vorstellungsgespräch nennen, die für den Job relevant sind – sonst sind Sie raus.
3. Was war Ihre bisher schwerste berufliche Entscheidung?
Die Frage im Vorstellungsgespräch ist tricky, denn dabei geht es nur vordergründig um Ihre Entscheidungsstärke. Was mehr interessiert, sind Ihre Werte dahinter – und ob diese zur Unternehmenskultur des neuen Arbeitgebers passen.
4. Arbeiten Sie lieber alleine oder im Team?
Sie ahnen: Es geht um die Teamfähigkeit – aber nicht nur. Denn man erwartet von Ihnen künftig natürlich, dass Sie ebenso selbstständig arbeiten und Eigenverantwortung übernehmen. Beschreiben Sie also, wie Sie beides im Alltag verbinden.
5. Welche Veränderungen haben Sie in Ihrem letzten Job angestoßen?
Mit Eigeninitiative punkten Bewerber bei jedem Personaler. Auf diese Frage sollten Sie mit praktischen Beispielen antworten. Schildern Sie, welche Projekte Sie wie umgesetzt und zum Erfolg geführt haben – am besten untermauert mit Zahlen.
6. Wie sieht die ideale Arbeitsumgebung aus?
Natürlich sind Sie nicht bei „Wünsch-Dir-Was“. Mit diesen Fragen klären Personaler nochmal ab, ob das Unternehmen Ihre Erwartungen erfüllen kann, welche Strukturen Sie mögen und wie viel Freiheit Sie brauchen. Andernfalls könnte es sein, dass Sie schon bald wieder kündigen – und das will man vermeiden.
7. Was hätten Sie tun können, um den bisherigen Job zu verbessern?
Fiese Fangfrage! An diese Stelle dürfen Sie keinesfalls über bisherige Arbeitgeber lästern. Worum es bei der Frage geht, ist, wie konstruktiv und proaktiv Sie mit Konflikten und Problemen umgehen. Sagen Sie ruhig, was Sie hätten besser machen können – das ist ehrlich – und was Sie daraus gelernt haben.
8. Was würden Sie in den ersten 100 Tagen tun?
Eine klassische Tiefenfrage: Hier wollen Personaler konkret wissen, wie Sie den Job und die neue Stelle füllen: Welche Maßnahmen sind Ihre ersten? Wie gehen Sie vor, um die Herausforderungen des Jobs zu meistern? Eine überzeugende Antwort gelingt nur, wenn Sie Ihre Hausaufgaben machen und sich überlegen, welche Ziele man von Ihnen erwartet und wie Sie diese zügig erreichen können.
9. Wo liegen Ihre Gehaltsvorstellungen?
Spätestens im zweiten Vorstellungsgespräch wird über das Gehalt gesprochen. Sie sollten also Ihren Marktwert kennen und eine möglichst genaue Zahl nennen. Eine erste gute Übersicht geben Ihnen unsere Gehaltstabellen.
10. Gibt es noch Fragen, die im ersten Gespräch offen geblieben sind?
Diese Frage ist der Auftakt für Ihre Rückfragen. Idealerweise haben Sie sich in der Nachbereitung zum Erstgespräch Notizen und Gedanken gemacht. Auch Sie sollten mit den eigenen Fragen jetzt mehr in die Tiefe gehen.
Zweites Vorstellungsgespräch: Chancen steigern
Nachdem Sie den Ablauf und die Fragen im zweiten Vorstellungsgespräch kennen, sind Sie schon gut vorbereitet. Trotzdem haben wir noch ein paar Insider-Tipps, mit denen Sie Ihre Chancen steigern können:
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Informationen auffrischen
Je nachdem, wie lange das Erstgespräch her ist, sollten Sie nochmal alle Notizen aus dem Erstgespräch sowie Ihre Bewerbungsunterlagen durchgehen. Auf keinen Fall sollten Sie Ihren bisherigen Angaben widersprechen.
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Gespräch analysieren
Gehen Sie das bisherige Interview erneut durch: Was ist gut gelaufen – was weniger? Was können Sie im zweiten Gespräch verbessern? Welche Schwerpunkte und Akzente sollten Sie diesmal setzen? Der Recall ist auch die Chance, Kompetenzen oder Stärken herauszuarbeiten, die beim ersten Mal zu kurz kamen.
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Generalprobe abhalten
Übung macht den Meister: Proben Sie das zweite Interview ruhig nochmal zuhause oder vor der Handy-Kamera – Ihre Selbstpräsentation genauso wie die Antworten auf mögliche Fragen. Achten Sie dabei vor allem auf Ihre Körpersprache und nonverbale Kommunikation. Diese muss zu den Aussagen passen.
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Kleidung auswählen
Bleiben Sie auch im zweiten Vorstellungsgespräch Ihrem Stil treu, aber ziehen Sie nicht dasselbe an wie beim ersten Mal. Ein bisschen Abwechslung sollten Sie zeigen! Die Kleidung spiegelt schließlich Ihr Selbstverständnis und Ihre Persönlichkeit.
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Bezug herstellen
Erhöhen Sie die Bewerbungschancen, indem Sie im Gespräch immer wieder auf das erste Interview Bezug nehmen, Fragen oder Geschichten von damals aufgreifen und weiterspinnen. Das Ganze wird so zu einem organischen Dialog, der sich anfühlt wie ein Gespräch mit einem bekannten Kollegen. Und genau diese Vertrautheit steigert Ihre Sympathien.
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Brainteaser üben
Je nach Job und Anforderungen kann es im Recall zu Rollenspielen, Fragen auf Englisch oder sog. Brainteasern kommen. Das sind Logikrätsel, bei denen man sehen will, wie strukturiert Sie an Lösungen arbeiten oder wie ausgeprägt Ihr analytisches Denken ist. Gut daran: Brainteaser & Co. lassen sich vorab üben!
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Anreise planen
Wenn das Erstgespräch nur virtuell oder am Telefon stattgefunden hat, wird man Sie jetzt in die Firmenzentrale einladen. Dort sollten Sie unbedingt pünktlich erscheinen. Als planen Sie die Anfahrt sowie Ausweichrouten bei Stau oder Bahnstreik sowie Parkmöglichkeiten. Um unnötigen Stress zu vermeiden, können Sie auch einen Tag eher anreisen. Hauptsache, Sie planen genug Puffer ein.
Download: Kostenlose Checkliste zur Vorbereitung
Eine kostenlose Checkliste zur Vorbereitung des zweiten Vorstellungsgesprächs können Sie sich hier zusätzlich als PDF herunterladen:
Zweites Vorstellungsgespräch: Fehler!
Wie erwähnt, ist das zweite Interview kein Selbstläufer. Noch gibt es Mitbewerber und damit auch das Risiko, doch noch auszuscheiden. Nicht wenige Kandidaten scheitern an klassischen Bewerbungsfehlern, die sich allerdings leicht vermeiden lassen:
- Vergessene Fragen
Wenn Sie keine eigenen Fragen stellen, wird das als Desinteresse ausgelegt. Im Recall wird erwartet, dass Sie sich noch brennender für die Stelle interessieren und mehr Details wissen wollen. - Gezeigte Selbstüberschätzung
Die Versuchung ist groß, zu glauben, der Job sei Ihnen schon sicher. Selbstüberschätzung hat schon viele Bewerber in der zweiten Runde aus dem Rennen geworfen. - Fehlende Motivation
Auch das Gegenteil ist ein Killer: Keinesfalls dürfen Sie den Eindruck erwecken, einen Pflichttermin zu absolvieren. Diesmal müssen noch mehr Engagement und Begeisterung für den Job zeigen. - Erkennbare Widersprüche
Klar, wenn in der zweiten Bewerbungsrunde Lügen im Lebenslauf oder im Erstgespräch entlarvt werden, sind Sie raus. Bleiben Sie daher stets bei allen gemachten Aus- und Zusagen! - Beleidigte Trotzreaktionen
Im zweiten Gespräch können auch mal Stressfragen gestellt werden, um zu sehen, wie Sie unter Druck reagieren. In dem Fall: unbedingt ruhig bleiben und nicht patzig reagieren! Das war im Zweifel genau die Reaktion, die man sehen wollte, um sich für den anderen Kandidaten zu entscheiden…
Jetzt noch das Vorstellungsgespräch schaffen!
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Zweites Vorstellungsgespräch: Und danach?
Auch nach dem zweiten Bewerbungsgespräch können Sie noch einiges tun, um Ihre Chancen zu steigern. Schicken Sie zum Beispiel ein Dankschreiben. In Deutschland ist das eher die Ausnahme, umso mehr heben Sie sich durch das persönliche Dankeschön per E-Mail oder Brief von der Masse ab.
Auch können Sie bei dem Nachfassen Schiefgelaufenes nochmal gerade zu rücken. Betonen Sie darin zum Beispiel, dass Sie das Gespräch positiv fanden und es Ihren Wunsch verstärkt hat, für dieses Unternehmen zu arbeiten. Wiederholen Sie 1-2 Erkenntnisse aus dem Jobinterview oder beantworten Sie offen gebliebene Fragen – und freuen Sie sich auf eine baldige Antwort. Das alles muss nicht länger als eine halbe Seite sein. Die aber wirkt nochmal positiv auf Ihre zweiten Chancen.
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