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Selbstüberschätzung: Das gefährliche Syndrom der Überflieger

Ich kann das… Ich weiß das… Ich bin der Beste… – Selbstüberschätzung ist ein verbreitetes Phänomen. Und ob Sie es glauben oder nicht: Die Chancen stehen gut, dass auch Sie Ihr Selbstbild beschönigen. Doch woher kommt der Drang, sich selbst in ein besseres Licht zu rücken? Und noch wichtiger: Welche Auswirkungen hat die Selbstüberschätzung auf das tägliche Leben? Treffen Selbstüberschätzer aufeinander, sind Konflikte programmiert, weil keiner einsehen will, dass er oder sie vielleicht doch nicht so gut ist, wie angenommen. Im Extrem bringt Selbstüberschätzung echte Gefahren mit sich…



Selbstüberschätzung: Das gefährliche Syndrom der Überflieger

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Definition: Was ist Selbstüberschätzung?

Bei der Selbstüberschätzung (siehe: Overconfidence-Effekt) handelt es sich um eine übertrieben positive Fehleinschätzung der eigenen Fähigkeiten oder die Annahme der eigenen Überlegenheit gegenüber anderen. Psychologen sprechen dabei auch von einer kognitiven Verzerrung der Wahrnehmung. Der oder die Betroffne glaubt, mehr zu können, länger durchzuhalten oder größeren Einfluss zu haben, als das tatsächlich der Fall ist.

Damit ist die Selbstüberschätzung eine nahe Verwandte der Arroganz. Entsprechend neigen nicht wenige Betroffene dazu, Erfolge ausschließlich sich selbst, Misserfolge hingegen den Umständen oder anderen zuzuschreiben. Auch dafür gibt es Synonyme und Fachbegriffe: selbstwertverdienliche Attribution oder Vermessenheitsverzerrung.

Selbstüberschätzung Selbstgefällig, Overconfidence-Effekt, Dunning-Kruger-Effekt

Leichtfertige Selbstüberschätzung ist eine Ego-Falle

Neu ist die Ego-Falle nicht. Schon in der griechischen Mythologie wird das Phänomen bei Ikarus beschrieben: Weil der auf der Insel Kreta gefangen war, bastelte er sich einen Flucht- und Flugapparat aus Federn und Wachs. Weil er damit aber zu hoch hinaus wollte, kam er der Sonne zu nah. Folge: Das Wachs schmolz, Ikarus stürzte ins Meer. Hochmut kommt vor dem Fall.

Der Mythos zeigt zugleich: Der Glaube an uns selbst ist zwar ein wichtiger Teil der (Über-)Lebensstrategie. Ohne diese Überzeugung gäbe es kaum Fortschritte, noch Erfolge. Die Grenze zur Selbstüberschätzung verläuft allerdings fließend.

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Selbstüberschätzung: Sind alle wirklich so gut?

Glaubt man Umfragen, dürfte die Bevölkerung nur noch aus Hochbegabten, Scanner-Persönlichkeiten und intelligenten Überfliegern bestehen. So beurteilten bei einer Umfrage unter Lehrern fast 95 Prozent der Befragten, die eigenen pädagogischen Fähigkeiten als überdurchschnittlich. Das Bild sieht bei den Schülern nur geringfügig anders aus: Hier halten 70 Prozent ihre Leistungen für besser als durchschnittlich.

Selbstüberschätzung ist ein Massenphänomen. Egal, ob es sich um einen IQ-Test, die Leistungen am Arbeitsplatz oder das Talent beim Autofahren geht: Die Mehrheit ist davon überzeugt, besser zu sein als der Rest. Der Mensch sieht sich nicht nur als Krone der Schöpfung, sondern ebenso als sehender König thronend über einem Haufen Blinder. Schon 1776 schrieb der schottische Ökonom Adam Smith: „Die Chance, zu gewinnen, wird von jedem Mensch überschätzt; die Chance, zu verlieren, wird von den meisten Menschen unterschätzt.“

Selbstüberschätzung und der Dunning-Kruger-Effekt

Manche sagen, dass Selbstüberschätzung nur das Selbstbewusstsein stärke. Doch das ist ein Kurzschluss: Echtes Selbstvertrauen basiert immer auf tatsächlichen Fähigkeiten, die wir zudem realistisch beurteilen. Der Selbstüberschätzer hingegen bleibt in seinem Inneren stets unsicher und ahnt den Selbstbetrug.

Manch überzogenes Selbstverständnis entpuppt sich im realen Leben als ein Kosmos aus Selbsttäuschung, Schönfärberei und Selbstgerechtigkeit. Besonders inkompetente Menschen neigen dazu, sich selbst zu überschätzen. Dahinter steckt der sogenannte Dunning-Kruger-Effekt.

Selbstüberschätzung und DunningKruger Effekt: 4 Stufen der Überschätzung und Inkompetenz

Man verirrt sich leicht, wie wenn man glaubt, den Weg zu kennen. Georg Christoph Lichtenberg etwa mahnte schon früh: „Der Mensch ist verloren, der sich früh für ein Genie hält.“

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Psychologie: Warum beschönigen wir unser Selbstbild?

Das Syndrom der leichtfertigen Selbstüberschätzung hat oft zwei Ursachen:

Wettbewerb und Konkurrenzdenken

Der erste Grund hat mit unserer Gesellschaft zu tun. In der Schule, im Job, im Sport geht es häufig nicht nur um Leistung, sondern um Wettbewerb. Die Menschen stehen in Konkurrenz zueinander. Teilweise sogar in der Nachbarschaft (Wer hat das größere Haus, das neuere Auto…?). Es ist in unserem Bewusstsein verankert, besser, schneller oder schlauer zu sein als andere. Also hilft uns unser Gehirn dabei und gibt den eigenen Fähigkeiten einen Bonus, um den hohen Anforderungen gerecht zu werden. Wir erzeugen ein schöneres Selbstbild, weil es schlicht schmerzt, wenn die eigenen Talente bestenfalls durchschnittlich sind. Für viele kommt das einem Eingeständnis der eigenen Unzulänglichkeit gleich.

Selbstdarstellung lohnt sich

Die zweite Ursache für Selbstüberschätzung: Weil es sich lohnt. Wer seine Leistungen in den Himmel lobt, kann damit sein Umfeld beeindrucken und fährt in vielen Fällen ganz gut damit – bis der Bluff auffliegt. Die kognitive Verzerrung sei Teil der natürlichen Selektion, sagen die Wissenschaftler James Fowler und Dominic Johnson von der Universität von Kalifornien in San Diego. Sie konnten in Ihren spieltheoretischen Versuchen zeigen, dass sich Selbstüberschätzung gegenüber einer realistischen Selbstanalyse oft durchsetzt.

Es ist wie bei einem Gorilla, der sich auf die Brust trommelt, um Stärke zu demonstrieren und den kräftezehrenden Kampf zu vermeiden: Die Selbstüberschätzung soll Kontrahenten einschüchtern, um das Objekt der Begierde möglichst kampflos zu gewinnen. Zugleich macht sie die Betroffenen ehrgeiziger und mutiger. In der Folge erreichen manche sogar tatsächlich mehr.

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Selbstüberschätzungsgefahr: Übertrieben hoch hinaus

Trotz positiver Nebeneffekte wirkt Selbstüberschätzung in den meisten Fällen aber negativ bis gefährlich. Beispiel Straßenverkehr: In einer kanadischen Studie kam heraus, dass die meisten Autofahrer glauben, besser zu fahren als der Durchschnitt. Derart von den eigenen Fahrkünsten eingenommen, kann das schnell zu Leichtsinn am Steuer, zu gewagten Fahrmanövern und überhöhter Geschwindigkeit führen, weil Betroffene glauben, die Situation kontrollieren zu können. Zahlreiche Unfälle sind darauf zurückzuführen.

Beispiel Wirtschaft: Gerade an der Spitze von Unternehmen ist Hybris keine Seltenheit. Die Effekte sind auch hier verheerend: kostspielige Fehlentscheidungen, Missmanagement, Betrug, Untreue, Verschleierung, Affären, Skandale, Pleiten, Pech und Pannen. Macht verführt auch zum Machtmissbrauch.

Erinnern Sie sich noch an Mark Hurd, CEO des amerikanischen IT-Konzerns Hewlett-Packard? Als Top-Manager verdiente er allein am Tag rund 82.000 Dollar! Im Jahr 2010 musste er jedoch wegen gefälschter Spesenabrechnungen von seinem Posten zurücktreten. Deren Wert damals: nur knapp 20.000 Dollar. Die dumm kann man sein?

Manager sind besonders gefährdet

Studien um Matthew Billett und Yiming Qian von der Universität von Iowa werteten rund 3500 Akquisitionsentscheidungen von mehr als 2000 US-CEOs in den Jahren von 1985 bis 2002 aus. Resultat: Anfängliche Erfolge verleiteten die Manager regelmäßig dazu, sich und den Wert des Firmenzukaufs beim nächsten Mal zu überschätzen – mit hohem finanziellen Schaden für ihr Unternehmen. Schuld daran war oft die sprichwörtliche Einsamkeit an der Spitze.

Auch im Kleinen und bei unseren alltäglichen Entscheidungen kann ein solcher Einschätzungsfehler zum Problem werden. Beispielsweise wenn Sie sich sicher sind, die nötigen Qualifikationen für einen Job mitzubringen und erst im Nachhinein feststellen, dass Sie mit den Aufgaben hoffnungslos überfordert sind (siehe: Peter-Prinzip).

Je leichter die Aufgabe, desto größer die Gefahr

Laut Studien um Don A. Moore von der Carnegie Mellon Universität hängt Selbstüberschätzung häufig mit dem Aufgabenniveau zusammen. Oder anders formuliert: Bei schwierigen Aufgaben neigen wir dazu, unsere Fähigkeiten zu unterschätzen. Bei leichten und alltäglichen Aufgaben besteht dagegen eine Tendenz zur Überschätzung.

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Wer übertreibt häufiger – Männer oder Frauen?

Grundsätzlich gilt: Niemand ist vor der Selbstüberschätzung gefeit. Dennoch lassen sich einige Gruppen identifizieren, die eher dazu neigen, ein positiv verzerrtes Selbstbild zu haben:

  • Männer

    Im Vergleich zwischen den Geschlechtern sind es die Männer, die eher von sich und ihren sachkundigen Fähigkeiten überzeugt sind und sich in ein besseres Licht rücken – nur nicht immer zurecht. Grund: In der Männerwelt sind Selbstbewusstsein, Stärke und Erfolg wichtige maskuline Werte. Wer etwas nicht kann oder weiß, gilt schnell als Loser. Der Hang zur Selbstüberschätzung ist deshalb stärker ausgeprägt.

  • Junge Menschen

    Kinder und Jugendliche neigen häufiger dazu, sich zu überschätzen. Mit dem Alter und den dazugehörigen Erfahrungen lässt dies nach. Das hängt damit zusammen, dass ältere Menschen sich sowohl privat als auch beruflich in eine Hierarchie eingefügt und ihren Sozialstatus gefunden haben. Sie kennen sich und müssen niemandem mehr etwas beweisen.

  • Experten

    Sogenannte Experten überschätzen ihre Fähigkeiten regelmäßig. Das belegen zum Beispiel Studien des Neurowissenschaftlers Kevin Dunbar von der Universität Toronto. Je sicherer wir uns in einem bestimmten Gebiet fühlen, desto schneller tappen wir in die Falle der Selbstverliebtheit und glauben, nur weil wir es als „Papst“ für irgendwas sagen, stimmt es schon.

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Selbstüberschätzung: Das können Sie dagegen tun

Es hat einen einfachen Grund, warum die meisten Menschen nur schwer das Zerrbild von sich korrigieren und die eigene Selbstüberschätzung in den Griff bekommen: Sie wissen nichts davon. Genau das macht die Fehlprognose auch so gefährlich. Weil wir uns unwissentlich für stärker, schlauer oder besser halten, stoßen wir früher oder später auf Probleme. Immerhin: Sie können frühzeitig etwas gegen Ihre Selbstüberschätzung unternehmen – und tun es bereits, indem Sie diesen Artikel lesen.

Darüber hinaus helfen die folgenden drei Schritte:

1. Hinterfragen Sie sich

Kann ich das wirklich? Diese Frage sollten Sie sich immer wieder stellen und ehrlich (!) beantworten. Es ist leicht, dem Irrglauben zu verfallen, etwas besonders gut zu können. Wenn Sie Ihre Fähigkeiten hingegen regelmäßig hinterfragen und ehrlich beurteilen, befindet sich Ihr Selbstbild näher an der Wirklichkeit.

2. Holen Sie sich Feedback

Für eine realistische Selbsteinschätzung sollten Sie sich regelmäßig Feedback von Ihrer Familie, von Freunden oder Kollegen einholen. Bitten Sie diese um eine ehrliche Meinung zu Ihren Fähigkeiten und vergleichen Sie dieses Fremdbild mit der eigenen Wahrnehmung. Treten hier größere Unterschiede auf, haben Sie einen guten Anhaltspunkt, wo Sie womöglich schönfärben.

3. Gestehen Sie sich Fehler ein

Der wichtigste Schritt ist, sich selbst einzugestehen, nicht alles zu wissen oder zu können und nicht perfekt zu sein. Das ist leichter gesagt, als getan – vor allem vor Publikum. Zu den eigenen Schwächen zu stehen, ist ein wichtiger Teil der charakterlichen und emotionalen Reife. Nur so gelangen Sie zu einem gesunden Selbstbild. Kein Mensch besteht nur aus Stärken.

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[Bildnachweis: Doppelganger4 by Shutterstock.com]

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