Definition: Was bedeutet introvertiert?
Der Begriff „introvertiert“ beschreibt Menschen, die ihre Aufmerksamkeit nach innen richten und von dort ihre Energie beziehen. Introvertierte Menschen bevorzugen Zeit für sich alleine oder in kleinen, vertrauten Gruppen. Sie gelten als ruhig, zurückhaltend und nachdenklich.
Wichtig ist, Intraversion nicht mit Schüchternheit zu verwechseln! Während Schüchternheit eine situationsbedingte Hemmung oder soziale Angst ist, stellt Intraversion ein stabiles Persönlichkeitsmerkmal dar (siehe: Big Five).
Introvertiert Bedeutung, Herkunft und Gegenteil
Die Wortherkunft ist lateinisch: „intro“ bedeutet „nach innen wenden“. Der Begriff wurde von dem Psychoanalytiker Carl Gustav Jung eingeführt und ist das Gegenteil zur Extraversion, die eine nach außen gerichtete Haltung beschreibt.
Introvertiert oder extrovertiert oder ambivertiert?
Die Begriffe introvertiert, extrovertiert und ambivertiert beschreiben verschiedene Persönlichkeitstypen, die sich durch die Interaktion mit dem Umfeld sowie spezifische Vorlieben unterscheiden:
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Introvertiert
Introvertierte Menschen ziehen ihre Energie aus dem Alleinsein und richten ihre Aufmerksamkeit nach innen. Sie sind oft zurückhaltend, meiden große Gruppen und bevorzugen Zeit für sich selbst.
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Extrovertiert
Extrovertierte Menschen gewinnen Energie durch ihre Geselligkeit. Sie sind offen, kontaktfreudig, abenteuerlustig und genießen es, im Mittelpunkt zu stehen. In großen Gruppen fühlen sie sich wohl.
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Ambivertiert
Ambivertierte Menschen vereinen Charaktereigenschaften beider Typen und können – je nach Situation – introvertiertes oder extrovertiertes Verhalten zeigen. Sie genießen die Gesellschaft sowie Zeit alleine.
Übersicht: Die Typen im Vergleich
Merkmal |
Introvertiert |
Extrovertiert |
Ambivertiert |
Energiequelle | Alleinsein | Gesellschaft | Situationsabhängig |
Verhalten | ruhig, zurückhaltend | offen, kontaktfreudig | flexibel |
Vorlieben | Kleine Gruppen, Routine | Große Gruppen, Abwechslung | Mischung aus beidem |
Die meisten Menschen bewegen sich auf einem Spektrum zwischen den beiden Extremen introvertiert-extrovertiert. Ambivertierte Menschen gelten als anpassungsfähig und empathisch, da sie beide Extreme verstehen und nutzen können. Das hat vor allem im Berufsleben zahlreiche Vorteile.
⇨ Lesen Sie dazu: 30 Berufe für Introvertierte
Introvertierte Menschen – Merkmale
Introvertierte Persönlichkeiten zeichnen sich durch eine Vielzahl von Eigenschaften aus, die ihr nach innen gerichtetes Wesen widerspiegeln. Hier eine Übersicht der wichtigsten Merkmale:
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Häufiger Rückzug
Introvertierte Menschen benötigen regelmäßig Auszeiten für sich alleine, um Energie zu tanken, weil sie Sinneseindrücke intensiver verarbeiten und schneller überstimuliert werden.
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Gesteigerte Aufmerksamkeit
Sie sind oft enorm empathisch, nehmen die Gefühle und Bedürfnisse anderer wahr und sind deshalb exzellente, aktive Zuhörer und geben anderen Halt.
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Starke Selbstreflexion
Introvertierte reflektieren gründlich, was andere sagen und denken, bevor sie sich selbst zu Wort melden. Sie hinterfragen vieles, bevor sie handeln. Blinder Aktionismus liegt ihnen fern.
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Soziale Auswahl
Betroffene sind tendenziell kontaktscheu und fühlen sich in kleinen Gruppen und vertrauten sozialen Kreisen wohler als in großen Gruppen oder auf Partys. Auch Freunde wählen sie mit Bedacht.
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Schriftlicher Ausdruck
Introvertierte kommunizieren lieber schriftlich, da sie dabei ihre Gedanken besser ordnen und sich insgesamt dabei besser ausdrücken können.
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Hohe Sorgfalt
Introvertierte Menschen arbeiten meist sorgfältig, planen gewissenhaft und streben häufig nach Perfektion. Das macht sie zugleich zuverlässig und vertrauenswürdig.
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Innere Unabhängigkeit
Weil sie ihr Wohlbefinden weniger von anderen abhängig machen, sind Introvertierte mental unabhängiger als andere. Beruflich bevorzugen sie eigenständiges Arbeiten und weniger Teamarbeit.
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Große Sensibilität
Introvertierte reagieren empfindlicher auf äußere Reize wie Lärm oder Hektik. Sie suchen und schätzen daher ein ruhige Umgebung.
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Tiefgründige Gespräche
Introvertierte Menschen lieben es, gründlich zu analysieren und bevorzugen tiefe Gespräche: Deep Talk statt Smalltalk.
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Analytisches Denken
Durch ihre ausgeprägte Beobachtungsgabe und Nachdenklichkeit sowie häufig analytisches Denken finden sie oft kreative oder unkonventionelle Lösungen.
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Hohe Verlässlichkeit
Introvertierte sind weniger impulsiv in ihrem Handeln. Deshalb halten sie ihre Versprechen und besitzen große Loyalität – als Freund oder Mitarbeitende.
Hauptmerkmale von Introvertierten
Stärken von Introvertierten
Typische Hobbys von introvertierten Menschen sind zum Beispiel: Lesen, Malen, Schreiben, Basteln, Gartenarbeit, Kochen oder Tagträumen. Ebenso gerne beschäftigen Sie sich mit Kino, Theater, Museen oder Bummeln in der Stadt.
9 Grafiken, die Introvertierte nur zu gut verstehen
Introvertierte Persönlichkeiten – Beispiele
Die Eigenschaften introvertierter Menschen sind keineswegs schlecht oder ein Handicap im Job, im Gegenteil: Jemand, der gut zuhören, analysieren und differenzieren kann, ist oft eine eine gute Führungskraft.
Tatsächlich gibt es viele introvertierte Persönlichkeiten in der Geschichte, die große Anführer, Politiker oder Unternehmer waren und sind. Hier einige Beispiele:
- Abraham Lincoln
- Mahatma Gandhi
- Bill Gates
- Warren Buffett
- Helmut Schmidt
- Reinhold Würth
Aber zugegeben: Introvertierte Persönlichkeiten sind selten im Top-Management. Es scheint eher so, dass die Wirtschaft extrovertierte Persönlichkeiten und Narzissten an der Spitze bevorzugt.
Introvertiert Test: Bin ich introvertiert?
Introvertiert oder extrovertiert? Unser Test gibt Ihnen erste Anhaltspunkte, welches Persönlichkeitsmerkmal bei Ihnen überwiegt. Haken Sie gleich online ab, welchen Aussagen Sie zustimmen und zählen Sie anschließend die Zahl der Häkchen zusammen:
- Andere beschreiben mich häufig als ruhig, zurückhaltend oder schüchtern.
- Ich kann mich gut für längere Zeit auf eine Sache konzentrieren.
- Spontan entscheiden? Ich nehme mir lieber Zeit für eine gründliche Analyse!
- Ich stehe nicht gerne im Mittelpunkt und halte ich mich oft im Hintergrund.
- Ich mag keine Überraschungen und schätze Pläne und Routinen umso mehr.
- Ich frage mich oft, was andere von mir halten.
- Ich habe ein gutes Gespür für drohende Konflikte.
- Kommt es zum Streit, halte ich mich raus und beobachte alles aus der Distanz.
- Ich tue mich schwer damit, auf fremde Menschen zuzugehen.
- Es dauert lange, bis ich wirklich Vertrauen zu einer Person aufbaue./li>
- Mir gefällt es, Projekte alleine zu bearbeiten und Probleme zu lösen.
- Ich möchte keine Rede vor Publikum halten und vermeide das nach Kräften.
- Manchmal lasse ich mir Ausreden einfallen, um nicht auf eine Party zu müssen.
- Ich maile lieber, statt zu telefonieren und direkt mit Menschen zu sprechen.
- In stressigen Situationen bleibe ich ruhig und lasse mich nicht mitreißen.
Introvertiert Test – Auswertung
Zählen Sie bitte zusammen, wie vielen Antworten Sie zustimmen konnten:
Sie sind alles andere als introvertiert. Sie suchen die Gesellschaft anderer, haben kein Problem damit, auch einmal die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ihre Offenheit kann Ihnen in vielen Situationen nützlich sein. Vorsicht bei allzu impulsiv getroffenen Entscheidungen!
Wie viele Menschen vereinen Sie in sich die klassische Ambiversion. Der Vorteil: Sie profitieren von den positiven Eigenschaften beider Extreme. Sie fühlen sich in der Gesellschaft anderer wohl, haben aber auch kein Problem damit, gelegentlich allein zu sein und sich zurückzuziehen.
Vieles spricht für einen introvertierten Charakter. Sie wirken eher ruhig, große Menschenmengen und Aufmerksamkeit behagen Ihnen nicht. Das sollten Sie aber nicht als Schwäche deuten, nur weil Extrovertierte sich in den Vordergrund drängen. Nutzen Sie Ihre Ruhe, Konzentration, Auffassungsgabe und Detailorientierung als Ihre Stärken.
Kann ein introvertierter Mensch extrovertierter werden?
Manche introvertierten Menschen wünschen sich extrovertierter zu sein. Aber geht das? Ein kompletter Wandel der Persönlichkeit ist nicht möglich. Sie können aber ihre sozialen Kompetenzen verbessern und die Komfortzone schrittweise erweitern. Hier einige praktische Tipps:
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Kleine Schritte machen
Beginnen Sie mit kleinen Schritten. Nehmen Sie sich zum Beispiel vor, mit einer fremden Person für nur 2 Minuten zu sprechen oder an einem kleinen Treffen teilzunehmen. Die kleinen Erfolge stärken Ihr Selbstvertrauen.
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Aktives Zuhören üben
Introvertierte sind oft gute Zuhörer. Nutzen Sie diese Fähigkeit, um sich in Gespräche einzubringen: Stellen Sie offene Fragen und zeigen Sie Interesse an dem, was andere sagen. Das macht Sie zu einem attraktiven Gesprächspartner.
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Soziale Herausforderungen suchen
Setzen Sie sich das Ziel, in einer Woche zu jeder Einladung „Ja“ zu sagen. Dies kann dazu beitragen, neue Erfahrungen zu sammeln und die bisherige Komfortzone stetig zu erweitern.
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Eigene Stärken nutzen
Nutzen Sie Ihre natürlichen Stärken wie Empathie und Nachdenklichkeit, um tiefere Beziehungen aufzubauen. Teilen Sie Ihre Gedanken und Einsichten in Gesprächen und zeigen Sie, welchen wertvollen Beitrag Ihre Sichtweisen bieten.
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Erholungszeiten einplanen
Haben Sie Geduld: Nach so vielen sozialen Übungen ist es wichtig, sich Zeit zur Erholung zu nehmen. Planen Sie Einkehr-Pausen ein, um Ihre Energien wieder aufzuladen und zu viele Reize zu vermeiden. Veränderungen benötigen Zeit. Feiern Sie lieber kleine Fortschritte.
Indem Sie diese Strategien schrittweise anwenden, können introvertierte Menschen lernen, sich in extrovertierten Situationen wohler zu fühlen, ohne ihre authentische Persönlichkeit aufzugeben.
Häufig Mythen über introvertierte Menschen
Über introvertierte Menschen existieren zahlreiche Vorurteile, die meist falsch sind. Höchste Zeit, mit einigen Mythen über Intraversion aufzuräumen:
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Introvertierte sind hochsensibel
Introvertierte Menschen sind nicht automatisch hochsensibel, obwohl es Überschneidungen gibt. Rund 70 Prozent der hochsensiblen Menschen sind introvertiert, 30 Prozent extrovertiert. Hochsensibilität bedeutet, Reize noch intensiver wahrzunehmen. Sie leiden deshalb stärker unter Überreizung und Überforderung als Introvertierte.
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Introvertierte sind Spaßbremsen
Richtig ist, Introvertierte brauchen weniger Action im Leben und genießen es, allein zu sein. Im Park ein gutes Buch zu lesen, macht ihnen mehr Spaß, als ein lautes Konzert. Absagen zu Partys sind deshalb aber kein Desinteresse, sondern eher Selbstschutz. Dafür haben diese Menschen im persönlichen Kontakt wunderbare Stärken: Sie pflegen lieber tiefe Beziehung zu wenigen Menschen als viele oberflächliche Kontakte.
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Introvertierte sind unnahbar
Ihre stille Art erschwert Mitmenschen oft eine Einschätzung. Tatsächlich reflektieren und hinterfragen ihre Umwelt nur viel stärker. Was auf andere verschlossen und zurückweisend wirkt, ist in Wahrheit nur Ausdruck der mentalen Stärke und emotionalen Unabhängigkeit von ihrem Umfeld.
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Introvertierte sind nicht teamfähig
Nur weil introvertierte Menschen lieber alleine arbeiten, bedeutet das nicht, dass sie nicht im Team arbeiten können. Es fällt ihnen nur schwerer, sich im Team durchzusetzen. Beziehen die Teamkollegen sie nicht aktiv ein, neigen sie dazu, sich zurückzuziehen. Wird ihre Arbeit jedoch wertgeschätzt und ihre Meinung gehört, blühen viele auf und werden zum wertvollen Teil des Teams.
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Introvertierte können keine Beziehung mit Extrovertierten
Zwar fällt Introvertierten die Partnersuche oft schwerer. Dafür führen Sie durchaus intensive und erfüllte Beziehungen – auch mit extrovertierten Menschen (siehe: Gegensätze ziehen sich an). In Sachen Sexualität sind sie ebenso leidenschaftlich wie andere – oft sogar noch empathischer und treuer. Oberflächliche Affären sind nichts für sie.
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