Lernmythen: 13 Mythen im Check + was wirklich stimmt

Es gibt unzählige Tipps und Methoden, mit denen Schüler oder Studierende besser lernen. Leider gibt es mindestens ebenso viele Lernmythen: weit verbreitet, aber keinesfalls richtig oder effektiv. Wir klären die häufigsten Lernmythen – und was wirklich stimmt…

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Definition: Was sind Lernmythen?

Lernmythen sind weitverbreitete, aber oftmals falsche oder zumindest ungenaue Annahmen darüber, wie das Lernen bei Menschen funktioniert oder verbessert werden kann.

Es sind bekannte Tipps und Lernmethoden, die teilweise aber sogar wissenschaftlich widerlegt sind. Das Problem: Glauben Sie an diese Lernmythen, lernen Sie ineffizient (siehe: effektives Lernen), verschenken Lernpotenzial und Zeit.

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Lernmythen: Was stimmt wirklich?

Manche Lernmythen sind so verbreitet, dass sie fast schon zum Allgemeinwissen gehören. Unzählige Schüler und Studierende kennen sie – und halten sich daran.

Das kostet Zeit und im Endeffekt möglicherweise eine gute Note. Wir zeigen häufige Lernmythen und was wirklich dran ist:

  • Mythos: Großer Druck hilft beim Lernen

    Typischer Satz von Schülern und Studierenden, die auf den letzten Drücker noch Inhalte pauken: „Unter Druck lerne ich am besten.“ Eine Studie der Ruhr-Universität Bochum zeigt das Gegenteil: Druck und Stress behindern zielgerichtetes Lernen. Es reicht vielleicht noch für kurzfristiges Auswendiglernen, echtes Verständnis ergibt sich so aber nicht.

  • Mythos: Langes Lernen bleibt im Gedächtnis

    Sie setzen sich hin, lernen 10 Stunden lang und zementieren das Wissen damit in Ihrem Gehirn? Dieser Lernmythos ist gleich doppelt falsch. In so einer langen Lerneinheit sind Sie nach einiger Zeit nicht mehr aufnahmefähig. Zudem funktioniert der Transfer ins Langzeitgedächtnis nicht durch stundenlanges Lernen an einem Tag. Experten empfehlen die sogenannte Spaced Repetition: regelmäßige Wiederholungen der Lerninhalte mit steigenden Zeitabständen.

  • Mythos: Die besten Ergebnisse bringt der eigene Lerntyp

    „Ich bin ein visueller Lerntyp, nur so nehme ich Informationen auf…“ Es stimmt, dass Menschen unterschiedliche Vorlieben beim Lernen haben. Allerdings ist wissenschaftlich widerlegt, dass die Nutzung des einzelnen Lerntypen die Ergebnisse deutlich verbessert. Studien zeigen hingegen, dass die Kombination verschiedener Lernkanäle (visuell, auditiv, haptisch…) den größten Lernerfolg bringt.

  • Mythos: Abends lernen bringt am meisten

    Regeln zu optimalen Lernzeiten gehören allesamt zu den Lernmythen: „Abends lernt man am besten“ oder „Am Morgen bleibt das meiste im Gedächtnis“ sind so allgemein schlichtweg falsch. Entscheidend ist die individuelle Chronobiologie. Manche Menschen sind schon nach dem Aufstehen besonders lernfähig, andere erreichen die Hochphase des Tages erst am Nachmittag.

  • Mythos: Kinder lernen besser als Erwachsene

    Dieser Lernmythos zeigt sich zum Beispiel in der Redewendung: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“ Doch Kinder lernen nicht grundsätzlich besser oder schneller als Erwachsene. Sie haben in manchen Bereichen Vorteile (zum Beispiel beim Sprache lernen), doch andere Fähigkeiten erlernen Erwachsene genauso gut oder sogar besser. Dabei helfen Erfahrungen, gezielte Lernstrategien und die bereits besser vernetzten Gehirnstrukturen.

  • Mythos: Traubenzucker fördert die Konzentration

    Beim Lernen und auch in Prüfungen greifen viele zu Traubenzucker. Das Ziel: Schnell die Konzentration steigern und mehr Energie haben. Dieser Mythos stimmt – hat aber einen großen Nachteil. Kurzfristig steigt der Blutzucker und kognitive Fähigkeiten können besser sein. Nach 15-20 Minuten ist die Wirkung aber schon wieder verpufft. Länger wirken Nahrungsmittel wie Banane, Nüsse oder Vollkornprodukte.

  • Mythos: Text markieren hilft beim Lernen

    Sie lesen lange Texte, färben mit einem Textmarker wichtige Stellen ein und schon bleiben Inhalte besser im Gedächtnis. Das funktioniert leider nicht. Buntes Markieren hilft nicht beim Merken – und fast komplett eingefärbte Texte geben keinen Überblick. Besser: Nur Schlüsselworte oder eine kurze Phrase markieren und Textpassagen anschließend in eigenen Worten zusammenfassen.

  • Mythos: Chaos macht kreativ und erleichtert das Lernen

    Dieser Lernmythos ist eine gern genutzte Ausrede: „Ich brauche dieses Chaos…“ Bessere Lernergebnisse erzielen Sie in einem strukturierten Umfeld. Ihre Lernumgebung muss nicht klinisch rein sein, zu viel Unordnung ist jedoch schädlich.

  • Mythos: Lernen funktioniert nur ohne Ablenkungen

    Ein häufiger Lernmythos: Sie brauchen absolute Ruhe, wenn Sie lernen wollen – jede Ablenkung schadet Ihrem Lernerfolg. Auch das stimmt nicht. Natürlich sollten Sie nicht alle paar Minuten abgelenkt werden, doch eine gelegentliche Unterbrechung ist nicht schlimm. Gerade bei gedanklichen Blockaden kann ein gezielter Ortswechsel beim Lernen sogar hilfreich sein. In einem neuen Umfeld lernen Sie dann besser als vorher.

Diese Lernmythen stimmen wirklich

Neben vielen falschen Erkenntnissen gibt es auch einige Lernmythen, die tatsächlich stimmen. Dazu gehören:

  • Wahrheit: Durch Fehler lernt man am besten

    Sie müssen beim Lernen nicht perfekt sein. Eine Studie der Universität von Toronto zeigte: Probanden lernten besser, wenn sie falsche Annahmen machten, diese später erkannten und korrigierten. Das funktioniert aber nur, wenn Sie knapp danebenliegen. Haben Sie keinerlei Ahnung und vollkommen falsche Vermutungen, bleibt der Lerneffekt aus.

  • Wahrheit: Vergessen hilft beim Lernen

    Vergessen ist normal und sogar ein notwendiger Prozess für das Lernen. Neechi Mosha und Edwin M. Robertson von der Universität von Glasgow zeigten in einer Studie: Durch die Instabilität des Geistes (dazu zählt auch das Vergessen) transferiert, adaptiert und verknüpft das Gehirn ständig neu. Es entstehen komplexere Synapsenverbindungen und die geistige Flexibilität steigt.

  • Wahrheit: Sport kurbelt die Leistung an

    Absolut kein Lernmythos! Sport baut Stress ab (auch Prüfungsstress) und verbessert die Durchblutung sowie die Sauerstoffversorgung des Gehirns. Informationen werden besser und schneller verarbeitet, die Gedächtnisleistung steigt.

  • Wahrheit: Aufschreiben hilft dem Gedächtnis

    Klingt altmodisch, doch gerade das Aufschreiben mit der Hand hilft beim Lernen und dem Merken von Inhalten. Dahinter steckt letztlich das Lernen durch Wiederholung: Wenn Sie etwas aufschreiben, setzen Sie sich noch einmal damit auseinander. Diese geistige Beschäftigung mit dem Thema ist bei handschriftlichen Notizen besonders groß.

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Wie entstehen Lernmythen?

Lernmythen entstehen, weil Menschen nach möglichst einfachen Regeln für komplexe Prozesse suchen. Dazu klingen die Thesen plausibel und werden als wissenschaftlich und fundiert verbreitet – sind aber genau das nicht. Die typischen Ursachen für Lernmythen im Überblick:

  • Vereinfachung

    Komplexe kognitive Prozesse oder Lerntheorien aus der Pädagogik werden stark vereinfacht und reduziert. Bis an einen Punkt, wo Aussagen verfälscht oder Elemente weggelassen werden.

  • Fehlinterpretation

    Studien und Ergebnisse werden falsch interpretiert, übertrieben oder zugespitzt. Aus minimalen Effekten wird in der Darstellung ein Tipp für das beste Lernen – der es in Wirklichkeit nicht ist.

  • Subjektivität

    Subjektive Erfahrungen werden verallgemeinert. Motto: „Das hat mir geholfen, das muss für alle stimmen!“ Individuelle Unterschiede werden dabei gänzlich ignoriert.

  • Mediale Verbreitung

    Entscheidend für bekannte Lernmythen ist die Verbreitung über Social Media, Bücher oder Artikel. Die Wiederholung stärkt die falsche Botschaft und prägt sich bei immer mehr Menschen weiter ein.

Umso wichtiger ist es, dass Sie Lernmythen erkennen, hinterfragen und durch fundierte und wirklich nützliche Lerntechniken ersetzen.


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