Probearbeitstag: Das müssen Sie beachten!

Viele Unternehmen laden Bewerber zur „Probearbeit“ oder zu einem „Probearbeitstag“ ein. Kein schlechtes Zeichen! Das sogenannte „Einfühlungsverhältnis“ ist für beide Seiten eine Art Generalprobe für eine mögliche Zusammenarbeit. Es kann aber auch ein fieser Ausbeutungs-Versuch sein. Was Kandidaten an einem Probearbeitstag beachten müssen, plus Tipps wie Sie die Chance und den Praxiseindruck optimal nutzen…

Probearbeit Social Bild

Definition: Was ist ein Probearbeitstag?

Der Probearbeitstag ist kein Arbeitsverhältnis, sondern ein sogenanntes Einfühlungsverhältnis. Bedeutet: Wer nach dem Vorstellungsgespräch zu einem Probearbeitstag oder einer längeren Probearbeit eingeladen wird, geht keinerlei Verpflichtungen ein. Hat aber auch keine Rechte.

Probearbeiten dienen dem beidseitigen Kennenlernen – der Arbeitsweise, dem Arbeitsumfeld und Arbeitsklima. Die Probearbeit ist damit noch Teil des Auswahlprozesses, der Job also noch nicht sicher!

Ist ein Probearbeitstag gesetzlich erlaubt?

Probearbeit ist grundsätzlich erlaubt. Es gibt sie inzwischen in zahlreichen Berufen und Branchen. Allen voran in der Gastronomie und Hotellerie, in sozialen Berufen, im Handwerk und in der Industrie. Auch gibt der Gesetzgeber für Probearbeiten keine Höchstgrenze vor. Üblich sind wenige Stunden bis maximal eine Woche.

Auf längere Probearbeiten – erst recht wenn diese unbezahlt sind – sollten Sie sich nicht einlassen. Das riecht nach Ausbeutung!

Probearbeit oder Probezeit – Unterschied

Beide Begriffe – Probearbeit und Probezeit klingen ähnlich, doch es gibt Unterschiede:

  • Probearbeit wird absolviert bevor ein Arbeitsverhältnis geschlossen wird. Es bestehen keine gegenseitigen Rechte und Pflichten. Wenn es Ihnen dort nicht gefällt, gehen Sie einfach – ohne formale Kündigung.
  • Probezeit beginnt nachdem ein Arbeitsvertrag geschlossen wurde. Mitarbeitende erhalten in der Zeit schon ein volles Gehalt. Gesetzlich darf die Probezeit nicht länger als 6 Monate dauern.

Was muss ich am Probearbeitstag beachten?

Beim Probearbeitstag sind für Sie als Bewerber zwei Fragen wichtig:

  1. Passt das Unternehmen?

    Sie sollten unbedingt herausfinden, ob der Arbeitgeber für Sie infrage kommt: Gefallen Ihnen Betriebsklima und Job?

  2. Wie können Sie überzeugen?

    Wenn das Ihr Traumjob ist, müssen Sie jetzt Ihren künftigen Arbeitgeber von Ihren Fähigkeiten überzeugen. Wer unmotiviert zur Probearbeit erscheint, kann sich den Tag auch schenken.

Das Angebot zum Probearbeiten ist also ein zwiespältiges Signal: Zwar offenbaren Personaler generelles Interesse. Gleichzeitig sagt das Unternehmen, dass man noch Zweifel hat. Nutzen Sie daher die Chance, um einen guten ersten Eindruck zu machen und Kollegen und Vorgesetzte zu überzeugen.

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Probearbeitstag Ablauf

Einen festen Ablauf für den Probearbeitstag gibt es nicht. Aus der Erfahrung und Gesprächen mit Personalern wissen wir aber, dass ein typischer Probearbeitstag meist so abläuft:

  1. Begrüßung & Einführung

    Der Tag beginnt mit einer Begrüßung und einer kurzen Vorstellung des Unternehmens, der Arbeitsbereiche und des Teams. Teils werden auch Hinweise zum Arbeitsschutz gegeben.

  2. Betriebsrundgang

    In der Regel folgt danach ein Rundgang durch den Betrieb, bei dem die wichtigsten Abteilungen und Ansprechpartner vorgestellt werden.

  3. Vorstellung der Aufgaben

    Bewerber erhalten anschließend Einblicke in die typischen Aufgaben im Unternehmen und können beobachten, wie diese von erfahrenen Mitarbeitern ausgeführt werden. Teilweise dürfen sie selbst kleinere Aufgaben ausprobieren.

  4. Feedback & Nachbereitung

    Am Ende des Tages gibt es meist ein kurzes Feedbackgespräch. Hier wird gemeinsam reflektiert, wie der Tag gelaufen ist und ob eine weitere Zusammenarbeit infrage kommt.

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Probearbeiten Tipps – Checkliste

Die folgende Checkliste hilft Ihnen bei Vorbereitung und Bestehen des Probearbeitstages.

    Probearbeitstag Vorbereitung

  • Recherche

    Werfen Sie einen Blick auf die Homepage des Arbeitgebers. Ein Mindestmaß an Hintergrundwissen verschafft Ihnen Sicherheit und kann bei ersten Gesprächen mit Chef oder Kollegen Pluspunkte bringen. Bereiten Sie sich auch mental auf unerwarteten Stress oder Testaufgaben vor. So bleiben Sie souverän.

  • Pünktlichkeit

    Erscheinen Sie unbedingt pünktlich. Autopanne, Zugverspätung, Rohrbruch – solche Ausreden kommen nie gut an. Die erste Arbeitsprobe wäre mit Unpünktlichkeit ungenügend.

  • Erscheinungsbild

    Machen Sie sich den Probetag nicht durch ästhetische Flüchtigkeitsfehler kaputt. Bedeutet: Haare waschen, Hemd bügeln, angemessene Kleidung auswählen und gut riechen.

  • Arbeitsamt

    Falls Sie bei der Arbeitsagentur arbeitslos gemeldet sind, melden Sie dort die Probearbeit an. Das erspart Ärger um eine mögliche Rückzahlung erhaltener Leistungen und aktiviert den Unfallversicherungsschutz. Klären Sie mit der Arbeitsagentur auch die Übernahme der Fahrtkosten.

  • Während der Probearbeit

  • Engagement

    Bieten Sie den Kollegen proaktiv Hilfe an. Machen Sie mehr als nötig und stellen Sie viele Fragen oder gehen Sie auf konstruktive Vorschläge ein. All das beweist Interesse und gewinnt Sympathien. Zeigen Sie, dass in Ihnen ein guter Teamplayer steckt, mit dem man gerne zusammenarbeitet.

  • Respekt

    Ihre Wertschätzung für Firma und Kollegen sollte erkennbar sein. Versuchen Sie nicht, sich zu profilieren, indem Sie Arbeitsweisen abwerten. Kurz: Bleiben Sie stets freundlich, höflich, und respektvoll.

  • Smartphone

    Schalten Sie Ihr Smartphone am Probearbeitstag unbedingt aus! Private Anrufe annehmen oder auf Instagram und Whatsapp über die Arbeit oder Eindrücke plaudern – tabu! Man hat Sie nicht als Beobachter eingeladen, sondern als möglichen Mitarbeiter im Wortsinn.

  • Probearbeit Nachbereitung

    Das Feedback zu Ihrem Probearbeitstag erhalten Sie meist einige Tage später. Diese Zeit gibt Ihnen die Möglichkeit, das Erlebte zu verarbeiten und zu analysieren. Bedenken Sie bei der Nachbereitung:

  • Wie war Ihr Bauchgefühl am Probearbeitstag?
  • Machen Ihnen die Arbeitsinhalte Spaß – auch dauerhaft?
  • Welchen Eindruck haben Kollegen und Chef auf Sie gemacht?
  • Welche Aspekte sind Ihnen positiv in Erinnerung geblieben?
  • Welche Faktoren haben Sie gestört oder sind negativ aufgefallen?
  • Welcher Umgangston gehört zur Unternehmenskultur?
  • Haben Sie sich dabei wohlgefühlt?
  • Sehen Sie im Ansatz Probleme oder Konfliktfelder?
  • Ist Ihnen der Chef sympathisch?
  • Spricht etwas gegen die Arbeit im Unternehmen?
  • Welche Punkte wollen Sie in einem Folgegespräch klären?



Die beiden letzten Punkte sind ausschlaggebend, ob Sie einen Arbeitsvertrag annehmen oder nicht. Bei dieser Entscheidung sollten Sie aber bedenken, dass der Eindruck des Probearbeitstages zwar wichtig, jedoch nicht umfassend ist. Manches Problem löst sich im Laufe der Zusammenarbeit von selbst. Darüber hinaus können Sie weitere Bewertungen zum Job in spe online einholen – auf Arbeitgeberbewertungsportalen oder in Fachforen.

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Probearbeiten trotz Arbeitsverhältnis: Ist das erlaubt?

Generell dürfen Arbeitnehmer auch während eines bestehenden Arbeitsverhältnisses Probearbeiten annehmen. Eine Nebentätigkeit dürfen Sie schließlich auch ausüben. Allerdings dürfen Sie dabei nicht gegen den aktuellen Arbeitsvertrag verstoßen und müssen dafür Urlaub nehmen.

Probearbeiten bei einem direkten Wettbewerber, um einen Jobwechsel vorzubereiten, wären ein Verstoß gegen die Treuepflicht aus dem Arbeitsvertrag oder verstoßen gegen ein mögliches Wettbewerbsverbot. Hierbei riskieren Arbeitnehmer eine fristlose Kündigung.

Auch heimliche Probearbeiten mithilfe einer Krankschreibung sind riskant. Kommt das raus, ist das ebenfalls ein Grund für eine außerordentliche Kündigung. Falls Sie sich unsicher sind, fragen Sie besser vorher einen Fachanwalt für Arbeitsrecht.

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Probearbeitstag Aufgaben: Was darf ich machen?

Am Probetag dürfen Sie verschiedene Tätigkeiten ausprobieren und kennenlernen, jedoch nur kleinere Aufgaben übernehmen und auch nur für kurze Zeit. Idealerweise begleiten Sie andere Arbeitnehmer, schauen sich alles an und stellen Fragen.

Zulässige Aufgaben:

  • Teilnahme an Meetings und Workshops als Beobachter
  • Mitarbeit an internen Projekten unter Anleitung
  • Unterstützung bei administrativen Aufgaben

Unzulässige Aufgaben:

  • Jobnahe und eigenverantwortliche Arbeiten
  • Vollständige Bearbeitung von Projekten
  • Verkaufsgespräche oder Vertragsabschlüsse

Sobald der Arbeitgeber Ihnen Aufgaben gibt, die dem späteren Job oder einer verwertbaren Arbeitsleistungen entsprechen, kann aus dem „Einfühlungsverhältnis“ ein festes Arbeitsverhältnis entstehen! Beispiel: Bei einer Speditionsfirma auf dem Beifahrersitz mitfahren ist okay; den Lkw selber lenken, beladen und entladen – auf keinen Fall!

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Bezahlung: Wird die Probearbeit bezahlt?

Probearbeiter bekommen kein Gehalt, sondern maximal eine Aufwandsentschädigung. Diese muss aber nicht bezahlt werden. Auch der Anspruch auf Mindestlohn besteht nicht.

Ob und wieviel Geld Sie für den Probearbeitstag erhalten, ist allein Verhandlungssache. Einige Unternehmen erstatten aber immerhin die Fahrtkosten.

Vorsicht Falle

Falls das Unternehmen Ihnen die Arbeit bezahlen will, sollten sie unbedingt deutlich machen, dass es sich hierbei nicht um eine Bezahlung für geleistete Arbeit handelt! Sonst könnte wieder ein Arbeitsvertrag zustande kommen. Der entsteht übrigens auch bei festgelegten Pausen- und Arbeitszeiten sowie wiederholten und spezifischen Arbeitsanweisungen!

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Bin ich am Schnuppertag versichert?

Bei einem Arbeitsunfall greift in den meisten Fällen die gesetzliche Unfallversicherung – auch wenn es sich nur um ein Probearbeitstag handelt. Laut Bundessozialgericht sind die Bewerber als „Wie-Beschäftigter“ zu werten (Az. B 2 U 1/18/R). Hat der Schnupperkandidat gar auf Anweisung des Arbeitgebers gehandelt, könnte sogar eine Regressforderungen der Berufsgenossenschaft folgen. Denn das sieht wieder nach einem tatsächlich Arbeitsverhältnis und damit nach Schwarzarbeit aus.

Wer haftet für Schäden bei Probearbeiten?

Weil kein vertragliches Verhältnis besteht, haftet der Schnupperkandidat falls der beim Probearbeiten einen Schaden im Betrieb verursacht. In der Regel springt dafür die private Haftpflichtversicherung ein. Bewerber sollten sich deshalb vor den Probetagen kurz mit ihrer Versicherung in Verbindung setzen und – schriftlich – zusichern lassen, dass sie dafür ausreichend versichert sind.

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Was sind die Vor- und Nachteile von Probearbeiten?

Probearbeiten bietet sowohl Arbeitgebern als auch Bewerbern verschiedene Vorteile, bringen aber genauso einige Nachteile und Risiken mit sich. Hier der Überblick:

Aspekt Vorteile Nachteile
Arbeitgeber Unverbindlicher, praxisnaher Eignungstest Aufwand für Einarbeitung & Betreuung, Rechtsrisiken
Bewerber Fähigkeiten beweisen, echte Kultur kennenlernen, Kontakte knüpfen Keine Bezahlung oder Jobgarantie, Ausbeutungsgefahr
Recht Flexibel & zeitlich begrenzt Arbeitsverhältnis-Risiko, Versicherungsfragen



Probearbeiten sind ein wertvolles Instrument im Bewerbungsprozess, wenn beide Seiten die rechtlichen Rahmenbedingungen kennen und einhalten! Die Probearbeit sollte klar kommuniziert und zeitlich begrenzt sein, um Missverständnisse und rechtliche Probleme zu vermeiden.

Ansonsten gilt nach dem Probearbeitstag…

  • Absage

    Sie sind sich sicher, dass der Job nicht der richtige ist, nachdem Sie einen ganzen Tag mit drei Miesmuscheln im Büro verbracht haben? Dann danken Sie dem Unternehmen für die Chance und sagen höflich ab – aber erst, nachdem Sie mindestens eine Nacht darüber geschlafen haben.

  • Einstieg

    Interessante Aufgaben, nette Kollegen, gute Rahmenbedingungen, ein durch und durch gelungener Probetag? Herzlichen Glückwunsch zum neuen Job!

Wie immer Sie sich entscheiden: Wir wünschen Ihnen viel Erfolg am Probearbeitstag!


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